Sturmabteilung
Die Sturmabteilung (SA) war die Kampforganisation der NSDAP in der Weimarer Republik und spielte durch ihre destabilisierende Wirkung eine entscheidende Rolle bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Dritten Reich kurzzeitig auch als Hilfspolizei eingesetzt, verlor die SA im Sommer 1934 den Kampf um Hitlers Gunst gegen SS und Reichswehr. Nach den Säuberungen zur Abwehr eines angeblichen "Röhm-Putsches" wurde sie bedeutungslos.
Die Rolle der SA bei Hitlers Machtergreifung
Ursprünglich als Ordnertruppe gegründet, die die öffentlichen Versammlungen der NSDAP schützen sollte, entwickelte sich die SA zu einem Kampfverband zur Einschüchterung politischer Gegner. 1923 beteiligte sich die zu diesem Zeitpunkt von Hermann Göring geführte SA am Hitler-Putsch und wurde in der Folge - ebenso wie die NSDAP - verboten. Nach der Neugründung der Partei 1925 wurde die SA zu einer schlagkräftigen und straff organisierten Organisation. Aufmärsche, gewalttätige Übergriffe gegen politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch gegen Juden, Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem auf Initiative der Sozialdemokraten gegründeten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold häuften sich, während die SA, begünstigt durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP, immer stärkeren Zulauf erhielt (1930 noch 60-80.000 Mitglieder hatte sie 1932 bereits etwa 220.000 Mitglieder). Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von seinem Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahlen im Juli gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten.
Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit gewaltigen Aufmärschen und Fackelzügen.
Im Umfeld der Reichstagswahlen im März 1933 schreckte die SA auch nicht vor Folter zur Einschüchterung politisch Andersdenkender zurück. Trotz dieser und anderer Repressalien, konnte die NSDAP lediglich 43,9% der Stimmen auf sich vereinen (zum Vergleich die beiden Wahlen von 1932: 37,4% im Juli und 33,1% im November).
"Röhm-Putsch"
Nachdem Hitler im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte - auch dank der SA - entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst und ließ die gesamte SA-Führung um Ernst Röhm ermorden. Am 30. Juni 1934 täuschte Hitler in Bad Wiessee einen Putschversuch des SA-Führers vor, den er außerdem der Homosexualität beschuldigte. In der Parteiführung war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung derartige Neigungen hatten.
Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:
- mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann
- mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle (Röhm hatte Pläne zur Verschmelzung von SA und Reichswehr zu einer Volksmiliz unter seiner Führung)
- mit der Entmachtung der "sozialistisch" angehauchten SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf
- durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 4 Millionen Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert
- außerdem bereitete er den Weg für die Eliteeinheit SS (Schutzstaffel)
Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute - nach Schätzungen gab es bis zu 1000 Tote - wurde die SA bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.
Aufbau und Gliederung
Die SA war ganz ähnlich wie die SS gegliedert, auch die Abzeichen und Ränge glichen sich stark, da die SS ursprünglich eine Untergliederung der SA gewesen war. Stabschef der SA war ein "Oberster SA-Führer" (OSAF). Der bekannteste von ihnen war Ernst Röhm. Nach dessen Ermordung im Rahmen der Säuberungen von 1934 wurde Victor Lutze neuer Stabschef.
Uniformierung und Abzeichen
Die Angehörigen der SA trugen braune Uniformen. Daher wurden diese auch als Braunhemden bezeichnet (hier rührt auch die noch heute gebräuchliche farbliche Bezeichnung "braun" für Rechtsextreme her). Am linken Arm wurde die rote Armbinde mit weißem Kreis und einem schwarzen Hakenkreuz getragen. Weiterhin gehörten zur Uniform die Sturmabzeichen, die am Hemdskragen befestigt waren und je nach Gau (Gebietsgliederung) farblich unterschiedlich gestaltet waren.