Kloster Grobe
Das Kloster Grobe wurde noch vor 1155 von dem Pommernfürsten Ratibor I. und dessen Gemahlin Pribislawa gestiftet.[1] und von Prämonstratenser-Chorherren in oder in unmittelbarer Nähe einer gleichnamigen Siedlung auf der Insel Usedom, nahe der gleichnamigen Stadt Usedom, errichtet. Es war die erste und bedeutendste Niederlassung der Prämonstratenser in Nordostdeutschland.
Geschichte
Das Gründungsjahr ist nicht sicher überliefert und eine Gründungsurkunde ist nicht vorhanden. Die Stifter gaben das notwendige Land für das Kloster und die Kirche, besorgten deren Errichtung und die Bewidmung des Konvents.[2] Auf Anregung des Bischofs Anselm von Havelberg wurde Grobe zuerst mit regulierten Chorherren aus dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg unter der Führung des Propstes Sibrandus besetzt, später dann durch Havelberger Chorherren und einigen Kanonikern aus Pardwin bei Brandenburg verstärkt worden.
Nachdem auch die Pommernfürsten (ab 1170 Herzöge) zum Christentum konvertierten, wurde 1140 das Bistum Pommern mit Sitz in Wollin errichtet. Die ersten Klöster in Pommern, zu denen neben Stolpe auch Kloster Grobe gehörte, wurden von Ratibor I. und seiner Gemahlin Pribislawa gegründet.[1] Das Kloster Grobe wurde am 8. Juni 1159 von Bischof Adalbert von Pommern zu Wollin bestätigt und war Maria und St. Godehard geweiht.[3] Im Jahr 1168 bestätigte Bischof Konrad I. dem Kloster dessen Besitztümer.[4] Während der Däneneinfälle von 1162 bis 1177 wurden dem Kloster schwere Schäden zugefügt und 1177 als verödet bezeichnet. 1175 schenkte der Herzog von Pommern Kasimir I. dem Kloster Grobe das Dorf Slatkoviz und tauschte mit ihm vier der umliegende Dörfer mit dem Dorf Pustkow bei Cammin.[5] Durch Herzog Bogislaw I. wurde das Kloster mit Havelberger Prämonstratensermönchen 1178 neu errichtet. [6]
Das Dorf und Kloster Grobe war ein Teil des damaligen Fleckens Usedom, der vor dem Schloss lag.[7] Als Usedom 1184 wieder von den Dänen heimgesucht wurde, verlegte man das Kloster auf den nahegelegenen Berg Watchow, auch Marienberg (Mons Mariae) und später Klosterberg genannt.[8] [9] Unter Abt Disibodus siedelte die Prämonstratenserabtei nach 1307 von Marienberg nach Pudagla am Schmollensee über. Bischof Heinrich von Kammin gab am 10. Februar 1308 die Genehmigung dazu. In Pudagla entstanden hoch über dem See Klausur, Wirtschaftshof und die Kirche. Das Kloster behielt auch in Pudagla seinen alten Namen Uznam (Usedom).
Zeitweilig hatte der Bischof von Pommern seinen Sitz im Kloster Grobe. Dadurch nahmen Bedeutung und Einfluss des Klosters im 12. Jahrhundert zu. Der Wirkungsbereich erstreckte sich auf die Insel Usedom und Gebiete südlich des Stettiner Haffs, nachzuweisen in vielen urkundlichen Erwähnungen des 12. und 13. Jahrhunderts, in denen die Pommern-Herzöge Bogislaw I., Bogislaw II. und Barnim I. dem Kloster Gemeinden, Kirchen und Besitzungen unterstellen:
- 1159 Dorf Zwilipp („Suelube“, heute Świelubie bei Kolberg)
- 1177 Kirche in Pasewalk und das Dorf „Munichow" (Mönchow, heute Ortsteil von Usedom)
- 1184 Dorf Neuwarp (östlich von Ueckermünde) und die Fischerei in „Warpene“, dem Warper See
1187 starb Herzog Bogislaw I. Er wurde im Kloster Grobe begraben. Im 13. Jahrhundert sind unter Herzog Barnim I. einige Erweiterungen dokumentiert. So wurde im Jahr 1243 die Kirche Ueckermünde dem Kloster unterstellt und im Jahr darauf erhielt das Kloster die Freiheit, in der Ueckermünder Heide Brenn- und Bauholz zu holen und Fischerei im Stettiner Haff zu treiben. Diese gründeten vermutlich am Haff das Dorf Mönkebude, welches 1244 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Auf der Insel Usedom konnte das Einflussgebiet des Klosters 1270 durch eine von Barnim I. veranlasste Tausch-Verfügung geografisch geschlossen werden. Dieser Tausch betraf sechs Gemeinden, die sich im Besitz des Bistums Cammin befanden (Krienke, Suckow, Mellenthin, Balm am Balmer See, Ückeritz und Loddin), die gegen Abtretung von Damerow in Hinterpommern (nahe Naugard) an Grobe fielen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster im Jahr 1535 aufgelöst. Der Standort Pudagla wurde in ein Amt verwandelt.
Heute sind in Pudagla nur einige Mauerreste erhalten, die Klosterkirche wurde 1984 gesprengt. In den Jahren von 1991 bis 1998 führte die Universität Greifswald im Auftrag der Historischen Kommission für Pommern südlich von Usedom bei Wilhelmshof auf dem ehemaligen Klostergelände bauarchäologische Grabungen durch. Mit Hilfe von Luftbildaufnahmen, geoelektischer und geomagnetischer Messungen wurden neben Bodenfunden und Gräbern auch Fundamentreste der der Klosteranlage und der Klosterkirche freigelegt werden.
Beisetzungen
Im Kloster Grobe wurden folgende Pommernherzöge bestattet:[9] Ratibor I., Bogislaw I. und Wartislaw V.
Literatur
- Günter Mangelsdorf: Kloster Grobe bei Usedom, Bericht über die Ergebnisse einer Ausgrabung. In: Greifswalder Mitteilungen. Band 3, 1999, S. 155–190.
- Joachim Wächter: Zur Geschichte der Besiedlung des mittleren Peeneraums. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7.
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 503-529 (Online)
- Franz Winter: Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland. Berlin 1865, S. 183-198 (Volltext) und S. 314-315 (Volltext)
- Eduard Georg Heinrich Zietlow: Das Prämonstratenser-Kloster auf der Insel Usedom von seiner Gründung um das Jahr 1150 bis zu seiner Auflösung im Jahr 1535. Teil I, Anklam 1858 (Online); Teil II, Anklam 1859 (Online).
Links
Neue Ausgrabungen am Prämonstratenserstift Grobe auf Usedom
Einzelnachweis
- ↑ a b Martin Wehrmann: Geschichte Pommerns. 1. Auflage, Band 1, Gotha 1904, S. 79-80.
- ↑ Pommersches Urkundenbuch PUM I. Nr. 48.
- ↑ Friedrich von Dreger: Codex Diplomaticus. Oder Urkunden, so die Pommersch-, Rügianisch- und Caminische auch andere benachbarte Lande angehen. Stettin 1748, Tom. I, S. 5-7.
- ↑ Dreger, S. 7-9.
- ↑ Dreger, S. 18-19.
- ↑ PUM I. Nr. 72.
- ↑ Christian Friedrich Wutstrack: Kurze-historisch geographisch-statistische Beschreibung des königlich-preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, S. 413.
- ↑ PUB I. Nr. 96.
- ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges
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Koordinaten: 53° 51′ 44,8″ N, 13° 55′ 34,3″ O