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Gebärmutter

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Schematische Darstellung der inneren weiblichen Geschlechtsorgane des Menschen: Gebärmutter (Uterus) mit Gebärmutterhals (Zervix), oben Eileiter und Eierstöcke (Ovarien), unten Vagina

Die Gebärmutter[1] oder medizinisch der Uterus (lat. uterus; griech. mētra, hystera) ist der Teil der weiblichen Geschlechtsorgane, in dem die befruchteten Eizellen zum geburtsreifen Fötus heranreifen. Alle weiblichen Säugetiere sowie zahlreiche weitere lebendgebärende (vivipare) Wirbeltiere besitzen paarige oder unpaare Uteri.

Prozesse, die innerhalb der Gebärmutter ablaufen, werden mit dem Adjektiv intrauterin bezeichnet.

Die Gebärmutter der Frau

Gebärmutter mit anhängenden Eileitern und Eierstöcken

Die Form der Gebärmutter der Frau ähnelt einer auf dem Kopf stehenden Birne und geht am oberen Gebärmutterende, dem Fundus uteri, in die Eileiter (Tuben) über. Neben dem Fundus uteri ist sie unterteilt in den Gebärmutterkörper (Corpus uteri), einen Isthmus und den Gebärmutterhals (Cervix uteri), welcher sich in die zapfenartig in die Scheide hervorragende Portio vaginalis und die darüberliegende Portio supravaginalis gliedert. Bei der Nullipara (Frau ohne vorhergehende Geburten) ist die Gebärmutter im Durchschnitt ca. 7 cm lang und bei der Multipara (Frau nach mehreren Geburten) ist eine Länge bis 8 cm normal.

Die normale Lage ist die sogenannte Anteversio, das heißt, die Gebärmutter ist gegenüber der Scheide nach vorn geneigt. Der Grad der Neigung ist abhängig von der Füllung der Harnblase und des Mastdarms. Zudem besitzt die Gebärmutter einen Knick zwischen Körper und Hals, was als Anteflexio bezeichnet wird. Bei vergrößertem Uterus (z. B. im Wochenbett bei längerer Rückenlage, in der Schwangerschaft) kann eine Biegung nach hinten (Retroflexio) auftreten. Eine Rückwärtsneigung der gestreckten Gebärmutter wird als Retroversio bezeichnet, in Kombination mit einer Abknickung nach hinten als Retroversioflexio.

Schematischer Aufbau

Benachbarte Organe der Gebärmutter sind die davor liegende Harnblase, der dahinter liegende Darm und die davor und seitlich liegenden Eierstöcke. Seitlich der Gebärmutter liegen die Beckengefäße, unterhalb liegt der Beckenboden. Der bindegewebige Halteapparat der Gebärmutter, bestehend aus mehreren Bändern, wird Parametrium genannt.

Die Blutversorgung des oberen Teils des Organs erfolgt auf jeder Seite über die aus der Bauchschlagader (Aorta abdominalis) abgehende Eierstockarterie (Arteria ovarica), der untere Teil wird über die aus der inneren Beckenschlagader (Arteria iliaca interna) abgehende Gebärmutterarterie (Arteria uterina) versorgt. Die Venen bilden ein weitmaschiges Netz in der Gebärmutterwand (Plexus uterinus), welches über die Vena uterina abfließt.[2]

Die arterielle Blutversorgung von Gebärmutter, Muttermund (Portio vaginalis uteri), Eileiter und Eierstock

Schichten

Endometrium mit Drüsenöffnung einer Hündin, REM-Aufnahme. Auf der Oberfläche der Epithelzellen sind zahlreiche Mikrovilli zu sehen.

Die Gebärmutter ist, wie alle Hohlorgane, aus drei Schichten aufgebaut. Außen liegt das Perimetrium, ein glatter glänzender Überzug der Serosa. Den Hauptteil der Wand bildet eine Schicht aus glatter Muskulatur, das Myometrium. Die Innenauskleidung ist eine Schleimhaut, die als Endometrium bezeichnet wird. Die innere Höhle wird Cavum uteri genannt.

Zyklische Veränderungen des Endometriums

Das Endometrium lässt sich beim Menschen in ein Stratum basale (auch Basalis genannt) und ein Stratum functionale (auch Functionalis genannt) gliedern. Im Stratum functionale lässt sich außerdem ein zur inneren Höhle gelegene Stratum compactum und ein locker gebautes Stratum spongiosum einteilen. Das Stratum functionale wird im monatlichen Zyklus hormonell gesteuert auf- und abgebaut.

In der Proliferationsphase beginnt, gesteuert durch das Hormon Östrogen der Aufbau des Stratum functionale ausgehend vom Stratum basale. Es proliferieren die Drüsen und Arterien wachsen spiralförmig in die neu entstehende Schicht ein, man spricht von Spiralarterien.

Auf die Proliferationsphase folgt die Sekretionsphase, eingeleitet durch das Hormon Progesteron. Die Drüsen im Endometrium bekommen einen gezackten, sägeblattartigen Verlauf und die Drüsenzellen beginnen mit der Sekretion von Proteinen und Schleim. In der ersten Hälfte der Sekretionsphase ist bei Betrachtung in einem normalen mikroskopischen Präparat eine retronukleäre Vakuole in der unteren Zellhälfte unter dem Zellkern sichtbar. Dort befand sich, bevor das Gewebe fixiert wurde, Glykogen. Des Weiteren entstehen in der Umgebung der Arterien im Startum compactum Prä-Dezidualzellen, Vorläufern von Dezidualzellen in der sich bei Einnistung eines Embryos bildenden Plazenta.

Kommt es in diesem Zeitraum nicht zur Befruchtung, folgt die Desquamationsphase, die durch sinkende Östrogen- und Progesteronspiegel ausgelöst wird. Die Spiralarterien kontrahieren, sodass es im Stratum functionale zur Ischämie kommt. Durch eine Entzündungsreaktion erfolgt der Abbau und die Ablösung dieser Schicht. [3]

Dann erfolgt bei Primaten die Monatsblutung (Menstruation). Nicht-Primaten zeigen ebenfalls zyklische Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut im Verlauf des Sexualzyklus. Eine Menstruation gibt es bei ihnen allerdings nicht.

Veränderungen des Endometriums in der Schwangerschaft

Bei einer Befruchtung und erfolgreichen Einnistung der befruchteten Eizelle (Zygote) wächst die Gebärmutterschleimhaut weiter und stellt die Versorgung des heranwachsenden Embryos sicher. Nach der Geburt wird bei Primaten die Gebärmutterschleimhaut mit der Plazenta als Nachgeburt ausgestoßen.

Entwicklung

Größenveränderung während der Schwangerschaft

Die Gebärmutter entsteht entwicklungsgeschichtlich aus dem paarigen Müller-Gang, wobei linker und rechter beim Menschen und anderen Primaten zu einem einheitlichen Hohlorgan (Uterus simplex) verschmelzen.

Erfolgt diese Verschmelzung nicht komplett, ist dies die Ursache für verschiedene Uterusfehlbildungen. Eine ausbleibende Verschmelzung führt zur Doppelbildung der Gebärmutter, begleitet von einer Fehlbildung der Vagina mit Ausbildung einer Trennwand auch dort (Uterus duplex et vagina duplex). Ein unvollständiger Zusammenschluss (mit ausbleibender Verschmelzung des oberen Abschnitts der Müller-Gänge) führt zu einem Uterus bicornis („zweihörnige Gebärmutter“) mit einfach oder doppelt vorhandenem Muttermund sowie mit oder ohne Scheidenseptum. Der sogenannte Uterus arcuatus kann als abgeschwächte Form eines Uterus bicornis gesehen werden.

Die Gebärmutter ist präpubertär relativ klein, wird nach der Pubertät beim Menschen 5–10 cm groß und dehnt sich während der Schwangerschaft stark nach oben und zu den Seiten aus. Sie reicht am Ende der Schwangerschaft bis an die Rippen. Nach der Entbindung schrumpft sie wieder zusammen. Nach der Menopause wird sie nochmals kleiner.

Untersuchungen an Tier- und insbesondere Mausmodellen konnten aufzeigen, dass Transkriptionsfaktoren der HOX-Gen-Gruppen, hierbei speziell HOX A9, A10, A11 und A13, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Urogenitaltrakts spielen. Es ließen sich die einzelnen HOX-Genabschnitte bestimmten morphologischen Strukturen zuordnen, so etwa dass HOX A10 für die Uterusentwicklung, HOX A11 für den kaudalen Uterus- und Zervix-Anteil, HOX A13 für die obere Vagina und HOX A9 für die Eileiterentwicklung verantwortlich sind.[4][5][6][7]

Gebärmutter der Nicht-Primaten

Bei den meisten Säugetieren verschmilzt während der fetalen Entwicklung nur ein Teil der Müller-Gänge zu einem kompakten Uteruskörper (Corpus uteri). Der bei den Tieren als der vordere Abschnitt bezeichnete Teil wird von vornherein paarig angelegt, was auch hier als Uterus bicornis („zweihörnige Gebärmutter“) bezeichnet wird. Einen solchen Uterus bicornis mit zwei Uterushörnern (Cornua uteri) besitzen beispielsweise alle Raub- und Huftiere.

Bei Hasenartigen, vielen Nagetieren, Riesengleitern, Beutelsäugern und Kloakentieren bleibt der gesamte Uterus paarig (Uterus duplex).

Bei Vögeln wird als „Uterus“ der Abschnitt des Oviductus bezeichnet, in dem die Kalkschale gebildet wird.

Mögliche Krankheitsanzeichen oder Krankheiten

Erkrankungen der Gebärmutter werden als Metropathien bezeichnet. Im Einzelnen versteht man darunter:

Siehe auch

Literatur

  • Uwe Gille: Weibliche Geschlechtsorgane. In: F.-V. Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2., erw. Aufl. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 379–389.

Einzelnachweise

  1. Ältere Form: Bärmutter. Vgl. Hermann Paul et al., Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes, 10., überarbeitete Auflage, Tübingen 2002, S. 374.
  2. Johannes W. Rohen: Topographische Anatomie: Lehrbuch mit besonderer Berücksichtigung der klinischen Aspekte und der bildgebenden Verfahren. 10. völlig neugestaltete Auflage, Schattauer, Stuttgart/ New York 2008, ISBN 9783794526161, S. 417.
  3. Ulrich Welsch: Lehrbuch Histologie, 3. Auflage, Elsevier, München 2010, ISBN 978-3-437-44431-9, S. 434-440
  4. Abbildung über die Zuordnung der HOX-Gene zu den Urogentialabschnitten
  5. Weibliche genitale Fehlbildungen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG),herausgebende Fachgesellschaft. AWMF-Register Nr. 015/052 Klasse: S1 + IDA, S.4 online (PDF; 330 kB)
  6. Evolution of the mammalian vagina Posted by PZ Myers on January 14, 2007 online
  7. Evolution des Urogentialtraktes