Vietnamkrieg
Der Vietnamkrieg bezeichnet die letzte, besonders verlustreiche Etappe in einem dreißigjährigen bewaffneten Konflikt, der mit dem Widerstand der vietnamesischen Kommunisten und anderer Gruppierungen gegen den Verbleib bzw. die Wiederkehr der französischen Kolonialmacht ab 1945/46 begonnen hatte (Indochinakrieg).


Der Vietnamkrieg war ein Bürgerkrieg, ein Stellvertreterkrieg und zugleich der fortgesetzte Unabhängigkeitskampf gegen die in Südostasien sich formierenden US-Interessen. Er stellt somit eine vom Antikolonialismus geprägte Konfrontation des Kalten Krieges dar.
Auf der einen Seite kämpfte ein Militärbündnis der USA, der Republik Vietnam (Südvietnam), Australiens, Neuseelands und Südkoreas. Auf der anderen Seite stand ein Militärbündnis der Demokratischen Republik Vietnam (Nordvietnam) und der FNL (engl. NLF, in westlichen Ländern meist als Viet Cong bezeichnet), einer südvietnamesischen kommunistischen Guerillaorganisation. Die UdSSR wie auch die Volksrepublik China stellten Nordvietnam und der FNL militärische Hilfe zur Verfügung, griffen aber direkt nicht ein. Ab 1970 weiteten die USA ihre militärischen Aktionen, insbesondere die verheerenden Bombardierungen, auf die Nachbarstaaten Kambodscha und Laos aus.
Kriegsursachen
Der Vietnamkrieg war in vielerlei Hinsicht ein direkter Nachfolger des französischen Indochinakrieges (auch 1. Indochinakrieg genannt), den die Franzosen um ihre Kolonien in Indochina und gegen die Unabhängigkeitsbewegung unter dem Führer der Kommunistischen Partei, Hồ Chí Minh, geführt hatten.
Nachdem die vietnamesischen kommunistischen Streitkräfte (Viet Minh) die französische Kolonialarmee (u.a. die Fremdenlegion) bei der Schlacht von Dien Bien Phu 1954 besiegt hatten, erlangte die Kolonie die Unabhängigkeit. Gemäß der folgenden Genfer Regelung wurde Vietnam vorübergehend in einen kommunistischen Norden und in einen westlich orientierten Süden aufgeteilt. Das Land sollte 1956 durch Wahlen vereinigt werden. Diese wurden jedoch nie durchgeführt. Die südvietnamesische Regierung des Präsidenten Ngô Đình Diệm verhinderte die Wahlen. Darin unterstützt wurde er durch US-Präsident Eisenhower. Beide befürchteten einen Sieg Hồ Chí Minhs.
Als Reaktion auf die Verhinderung der Wahlen wurde die Nationale Befreiungsfront (Front National de Libération, FNL), eine Guerillabewegung, als Opposition zur südvietnamesischen Regierung gebildet. Der Westen nannte die Nationale Befreiungsfront Viet Cong, Abk. für Vietnam Cong San, vietnamesischer Kommunist. Die Befreiungsfront selbst gebrauchte diesen Namen nie.
Auf die Operationen der FNL reagierten die USA zunächst mit der Entsendung militärischer Berater zur Unterstützung der südvietnamesischen Regierung. Sie befürchteten, dass der Sturz des Saigoner Regimes den Fall weiterer Staaten in der Region zur Folge haben würde (Domino-Theorie). Nordvietnam und die UdSSR stützten die Nationale Befreiungsfront mit Waffen und Versorgungsmaterial, Militärberatern und regulären Truppen der nordvietnamesischen Armee, die über ein umfangreiches Wege- und Straßennetz, bekannt als Hồ-Chí-Minh-Pfad, transportiert wurden.
Die US-amerikanische Intervention

Die US-amerikanische Einmischung in den Krieg erfolgte als ein jahrelanger Prozess während der Präsidentschaft von Eisenhower, Kennedy, Johnson und Nixon. Unter Johnson, der selbst enge Kontakte zur Rüstungsindustrie (Kellog, Brown & Root) besaß, eskalierte der Konflikt. Dem offenen Kriegsausbruch ging aber nie eine formale Kriegserklärung voraus. Am 7. August 1964 verabschiedete der US-Kongress stattdessen eine gemeinsame Resolution zum Tonkin-Zwischenfall. Dies war eine Reaktion auf den vermeintlichen Angriff nordvietnamesischer Kanonenboote auf zwei US-Zerstörer im Golf von Tonkin, der jedoch vom US-Geheimdienst NSA manipuliert worden war. Der Vorfall gab dem Präsidenten eine breite Unterstützung für das Eingreifen in einen Bürgerkrieg, der in einem weit entfernten, der US-Öffentlichkeit kaum bekannten Land stattfand. Am 8. März 1965 landeten die ersten 3.500 US-Marines des 7. Marine Regements, 1. Marine Division in Südvietnam; bis 1968 wurden 543.000 amerikanische Soldaten dort stationiert; die Zahl der getöteten amerikanischen Soldaten belief sich durchschnittlich auf über 100 pro Woche. Chef des Pentagons war während dieser Zeit Robert S. McNamara.
Die Johnson-Regierung verschärfte im Laufe der Jahre ihren Einsatz, obwohl ein echter Erfolg sich nicht einstellen wollte. Die Vereinigten Stabschefs sahen massivere Bombardierungen als Lösung an; Johnson kam ihren Forderungen wegen der internationalen und innenpolitischen Folgen aber nur halbwegs nach. Der stets optimistische Kommandant der US-Streitkräfte in Vietnam, General William Westmoreland, musste der amerikanischen Öffentlichkeit vor beiden Häusern des Kongresses versichern, dass die Truppensteigerungen und die Überlegenheit der Army schon bald den Sieg bringen werde. Der immer schwächer werdende Glaube an ein „Licht am Ende des Tunnels“ (Westmoreland) wurde jedoch durch die Tet-Offensive am 30. Januar 1968 vollends erschüttert. Hierbei traten ca. 84.000 Kämpfer von FNL und Nordvietnamesischer Armee (NVA) zur Eroberung von zahlreichen Provinz- und Distrikthauptstädten an. Insgesamt verloren die NVA und FNL mit über 50.000 Toten und Gefangenen mehr als die Hälfte ihrer eingesetzten Kräfte während der Tet-Offensive. Keine der eroberten Städte konnte gehalten werden, die erwartete Unterstützung durch die südvietnamesische Bevölkerung blieb aus. Militärisch war die Offensive eine schwere Niederlage für die FNL, sie war so stark dezimiert, dass von diesem Zeitpunkt an reguläre nordvietnamesische Truppen die Hauptträger des Kampfes in Einheiten wurden, die nur noch dem Namen nach FNL-Einheiten waren. Psychologisch jedoch war dies der Wendepunkt im Vietnamkrieg, denn die überraschende Offensivkraft des Gegners, den man am Rande des Zusammenbruches glaubte, überzeugte viele Amerikaner von der Unmöglichkeit des Sieges.
Inzwischen wuchs in der amerikanischen Bevölkerung die Stimmung, von der Regierung mittels eines Krieges ohne klaren Anfang oder sicheres Ende in die Irre geführt zu werden. Als General Westmoreland verlangte, weitere Truppen nach Vietnam zu senden, erreichte Clark Clifford, seit dem 1. März 1968 Nachfolger McNamaras im Amt des Verteidigungsministers, dass Präsident Johnson diese Bitte ausschlug. Er ging in seiner Besorgtheit um die Auswirkungen weiterer möglicher Hiobsbotschaften aus Vietnam auf die öffentliche Kriegsmoral in den USA sogar noch weiter. Zu Beginn der Belagerung von Khe Sanh, einem stark befestigten Außenposten der Marines hoch im Norden Südvietnams, nahe der entmilitarisierten Zone, verlangte er von seinen Stabschefs eine schriftliche Garantie, dass dieser Posten gehalten werden konnte. Dies gelang, nach 77 Tagen Belagerung erzielte die Operation Pegasus den Durchbruch von außen. Auch hier war das militärische Ergebnis für die NVA katastrophal: Während die Zahl der Gefallenen und Verwundeten bei den südvietnamesischen und US-Truppen insgesamt unter 2.000 lag, verloren die Nordvietnamesen nach Schätzungen 10.000-15.000 Mann. Doch die nach Ansicht vieler Militärhistoriker einzig strategisch folgerichtige Antwort, um den Krieg siegreich beenden zu können, die Invasion nach Nordvietnam hinein, wagte die amerikanische Regierung, gleichermaßen aus Furcht vor der öffentlichen Meinung und einem offenen Eingreifen Chinas in den Krieg, nicht.
Widerstand gegen den Krieg


Bereits zu Beginn der Auseinandersetzungen ab 1964 gab es eine relativ kleine Oppositionsbewegung gegen den Krieg in den USA, insbesondere in den Hochschulen. Je länger der Krieg andauerte, desto stärker untergruben die täglichen Berichte von der Front die Moral der Zuschauer in den USA und förderten weltweit die Antikriegsbewegungen. In der Bundesrepublik Deutschland bildete der Vietnamkrieg eine wesentliche Voraussetzung für das Aufkommen der oppositionellen, so genannten "neuen Linken". Durch die neuen Medien wirkte der Krieg in besonderer Eindrücklichkeit und Stärke – er wurde der "erste Fernsehkrieg" genannt. Die Journalisten durften in Wort und Bild unzensiert aus den Kampfgebieten berichten.
Ab 1965 wuchs die Antikriegsstimmung in Amerika und erreichte ihren Höhepunkt 1968, infolge der Tet-Offensive.
Die amerikanische Bevölkerung konnte diese und insbesondere die Kämpfe in Saigon vor dem Fernseher mitverfolgen und bekam einen „kollektiven Schock“. Die Bilder der rund 700 Journalisten vor Ort zeigten verletzte Soldaten, mit Leichen übersäte Straßen und zerbombte Städte in Gebieten, die seit längerem von US-Truppen kontrolliert schienen. Vielen wurde auf einmal klar, dass der Krieg keineswegs bald gewonnen sein würde. Der CBS-Nachrichtensprecher Walter Cronkite formulierte dies mit den Worten: „Was um alles in der Welt geht dort vor? Ich dachte, wir wären dabei, diesen Krieg zu gewinnen!“ Je deutlicher sich die öffentliche Meinung gegen den Krieg wendete, desto häufiger zeigten die Berichte auch dessen dunkle Seite. Da die Reporter direkt mit den amerikanischen Soldaten unterwegs waren, erlebten sie die Gräuel des Krieges hautnah mit und berichteten anschließend darüber.
Am 1. Februar 1968 wurde ein FNL-Kämpfer durch den südvietnamesischen Polizeichef Nguyen Ngoc Loan standrechtlich hingerichtet. Loan schoss den Verdächtigen auf offener Straße vor Journalisten in den Kopf. Die filmisch und fotografisch dokumentierte Exekution bewirkte ein weiteres Anwachsen der öffentlichen Kritik in den USA am Krieg und trug maßgeblich dazu bei, die weltweite Antikriegsstimmung zu verstärken. Das Foto erschien auf zahlreichen Titelseiten und der Fotograf Eddie Adams gewann schließlich sogar den Pulitzer-Preis dafür. Jedoch bereute er später, das Foto veröffentlicht zu haben, da es seiner Meinung nach falsch interpretiert worden war, und verteidigte mehrmals öffentlich den ehemaligen Polizeichef. Laut Loan war der FNL-Kämpfer vor seiner Exekution der Anführer einer Gruppe, die die Familie eines Polizeioffiziers ermordet hatte.
Ein anderes Bild, das zwar erst 1972 aufgenommen wurde, gilt heute wohl als das bekannteste Foto des Vietnamkrieges. Es zeigt eine Gruppe von angsterfüllten vietnamesischen Kindern, die vom Ort eines Gefechts, direkt auf den Fotografen Nick Ut zugelaufen kommen. In der Mitte dieses Bildes sieht man Kim Phuc, ein kleines Mädchen, das nach einem Napalm-Angriff schwerste Verbrennungen am ganzen Körper erlitten hatte. Das Foto entstand nahe dem Dorf 'Trang Bang' als ein südvietnamesischer Pilot beim Angriff auf eine nordvietnamesische Stellung fälschlicherweise eigene Soldaten und Zivilisten attackierte. Das Bild wurde zum Symbol für die Grausamkeiten des Vietnamkrieges und gewann ebenfalls einen Pulitzer-Preis. 'Kim Phuc' überlebte ihre schweren Verbrennungen und setzt sich heute als ehrenamtliche UNESCO-Botschafterin für Frieden ein.
In den USA bestand damals noch Wehrpflicht (die seitdem ausgesetzt, aber nicht abgeschafft ist). Viele junge Männer fürchteten, nach Vietnam gesandt zu werden; Hunderte flüchteten nach Kanada oder Schweden, um der Einberufung zu entgehen. Einige ließen sich wehruntauglich schreiben, andere zögerten die Frist studienbedingt hinaus. Wieder andere gingen zur Nationalgarde oder traten dem Friedenskorps bei, um Vietnam zu vermeiden.
Die USA begriffen, dass die südvietnamesische Regierung eine feste Basis im Volk benötigte, wenn sie den Aufstand überleben wollte. Um dieses Ziel, "die Herzen und den Verstand" des vietnamesischen Volkes zu gewinnen, wurden die Einheiten der US-Armee als "Zivilschutz"-Einheiten deklariert. Ein Teil der Truppen sollte sich am "nationalen Aufbau" betätigen: Dem Bau (oder Wiederaufbau) von Schulen, öffentlichen Gebäuden, Straßen und anderer Infrastruktur; medizinische Programme für Zivilisten, die keinen Zugang zu medizinischer Hilfe hatten; Erleichterung von Mitarbeit unter den örtlichen zivilen Verantwortlichen; Hygiene und andere Maßnahmen für Zivilisten etc.
Die NLF bemühte sich nach Kräften, diese Politik, die "Herzen und den Verstand" des vietnamesischen Volkes zu erobern, zu behindern, indem Kollaborateure in der Bevölkerung und Angehörige der Ortsverwaltungen nachts erschossen wurden. Zudem kam es häufig zu Kollisionen mit militärischen Aspekten des Krieges, dem auch viele vietnamesische Zivilisten zum Opfer fielen. Die politischen Richtlinien legten das Hauptgewicht auf das "Leichenzählen" (engl.: body count) als Maß des militärischen Erfolges.
Die südvietnamesische Regierung bekämpfte die politische Opposition durch Maßnahmen wie Folter, politische Gefangenschaft und die Durchführung einer Einmannwahl zum Präsidenten 1971. Die meisten Amerikaner unterstützten zu diesem Zeitpunkt die Fortführung des Krieges. Neben dem antikommunistischen Kampf gemäß der Domino-Theorie sah man in der Verhinderung einer kommunistischen Übernahme der Regierungsgewalt in Südvietnam eine vornehmliche Aufgabe. Viele Amerikaner fürchteten auch einen Gesichtsverlust im Falle eines Ausstiegs aus dem Krieg, was Präsident Nixon allerdings später selbst einen "ehrenvollen Frieden" nannte.
Nicht zuletzt die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere durch Daniel Ellsberg, einen zeitweiligen Mitarbeiter des Pentagon, der an der Planung des Vietnamkriegs teilgenommen hatte, öffnete einer breiten amerikanischen Öffentlichkeit die Augen: Republikanische wie demokratische Präsidenten hatten entgegen den Durchhalteparolen Kenntnis davon, dass das amerikanische Oberkommando und verschiedene Fachleute im Pentagon und State Departement davon ausgingen, dass der Krieg für Amerika nicht zu gewinnen sei, wenn das amerikanische Engagement nicht massiv um ein Vielfaches gesteigert würde. Barry Goldwater, der republikanische Senator von Arizona und Gegenkandidat von Präsident Johnson brachte es auf den Punkt: "Either you fight the war or you better leave it." (Entweder kämpft man den Krieg oder man lässt ihn besser bleiben.)
Das amerikanische Volk wurde durch den Krieg polarisiert:
Unterstützer des US-Engagements befürchteten, dass andere Nationen in Südostasien (gemäß der Domino-Theorie) binnen kurzer Zeit unter kommunistische Kontrolle gelangten, sobald der Süden in kommunistische Hände fiele.
Kriegsgegner brachten vor, dass der verbündeten Regierung von Südvietnam jede politische Legitimität fehle und dass die Unterstützung des Krieges unmoralisch sei. Aus militärischer Sicht betonten Kritiker, dass hier ein eigentlich politischer Konflikt militärisch ausgetragen werde und dem militärischen Vorgehen klare Zielsetzungen fehlten. Einige Antikriegsaktivisten waren selbst Vietnamveteranen, was die Organisation "Vietnamveteran gegen den Krieg" zeigte. Die US-Schauspielerin Jane Fonda besuchte während des Krieges das nordvietnamesische Hanoi, was ihr starke Anfeindungen einbrachte. Inzwischen bereute sie ihre Tat.
Anders als bei vorhergegangenen amerikanischen Kriegen wurden die vom Vietnamkrieg heimkehrenden Soldaten nicht als Helden verehrt; Soldaten wurden manchmal sogar wegen Kriegsverbrechen verurteilt.
1968 begann Präsident Lyndon B. Johnson seine Wiederwahlkampagne. Ein Mitglied seiner eigenen Partei, Eugene McCarthy, trat gegen ihn mit einer Antikriegsplattform an. McCarthy verlor die erste Vorwahl in New Hampshire, aber er schnitt überraschend gut gegen den Amtsinhaber ab. Im weiteren Verlauf des Vorwahlkampfs hielt der Präsident am 31. März eine überraschende Fernsehansprache, in der er die Pariser Friedensgespräche mit Vietnam ankündigte.
Nach der Niederlage Johnsons im Wahlkampf trat Robert Kennedy für die Antikriegsplattform an. Auch Johnsons Vizepräsident, Hubert Humphrey trat an und versprach, die südvietnamesische Regierung weiterhin zu unterstützen.
Robert Kennedy wurde in jenem Sommer ermordet; Humphrey gewann die Nominierung der Demokraten und trat gegen Richard Nixon zur Wahl an. Während des Wahlkampfes behauptete Nixon, einen geheimen Plan zur Beendigung des Krieges zu haben.
Die Opposition gegen den Vietnamkrieg in Australien verfolgte eine ähnliche Linie wie die der USA, besonders mit dem Widerstand zur Einberufung. Der australische Ausstieg aus dem Krieg begann 1970 unter John Gorton und wurde 1972 unter Gough Whitlam abgeschlossen.
Am 21. Januar 1977 begnadigte Präsident Jimmy Carter diejenigen Amerikaner, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg die Steuerzahlung verweigert oder gekürzt hatten.
Moderne Kriegsführung



Der Vietnamkrieg bot den durch den kalten Krieg hochgerüsteten Vereinigten Staaten die seltene Gelegenheit, ihre neu entwickelten Waffen zu erproben und auch gegen sowjetisches Kriegsgerät einzusetzen, um ihre Wirkung auch für den Fall eines globalen Konflikts mit der UdSSR einzuschätzen.
Die technische Überlegenheit lag zu jeder Zeit des Konflikts auf Seiten der Amerikaner. Jagdbomber wie die F-4 Phantom sicherten die Lufthoheit, strategische Bomber, die in Guam aufstiegen, ermöglichten Flächenbombardements des Dschungels, nicht zuletzt mit dem zu dieser Zeit noch nicht geächteten Napalm. Bereits 1972 setzt die amerikanische Luftwaffe Bomben mit eingebauten Fernsehkameras ein, mit Hilfe deren Bildern sie noch im Flug die Präzision der Zielerfüllung überprüfen kann. Schon zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte die amerikanische Luftwaffe Bilder aus einer amerikanischen Bombe, die gegen eine Brücke in Nordvietnam abgeworfen wurde. All diese Vorteile wurden jedoch zunichte gemacht durch den Dschungel, der den Waffensystemen meist die Sicht nahm und dem Viet Cong perfekte Deckung gab, beispielsweise für Hinterhalte. Des Weiteren neigten die oft unerfahrenen amerikanischen Soldaten dazu, gleich ihre kompletten Magazine im Dauerfeuer zu leeren, was u. a. auch zu einer Änderung des Dauerfeuermodus in einen 3-Schuss-Modus in den nachfolgenden M16 Versionen führte.

Es wird auch immer gesagt, dass pro getötetem Feind 50.000 Schuss benötigt worden sind, hier wurde aber jegliche Art von Patronenmunition gezählt (also auch Gatling Guns in Hubschraubern) und außerdem jeder getötete Feind in diese Rechnung mit einbezogen, gleich ob er durch eine Mine, durch einen Schuss oder eine Bombe starb.
Insbesondere der exzessive Gebrauch von Luft- und Artillerieunterstützung sowie die amerikanische Doktrin der großen Feuerkraft auf mittlere Distanz, welche eingeführt wurden, um die eigenen Verluste möglichst zu minimieren, führten zu hohen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung. Dies hatte wiederum zur Folge, dass jede größere Militäraktion der US-Armee v.a. unter der Landbevölkerung zahlreiche kommunistische Sympathisanten heranzog.
Das militärische Potenzial der Vietnamesen war sehr begrenzt. Die gelieferte Waffentechnik der UdSSR war nicht vergleichbar mit der Waffentechnik der amerikanischen Truppen, zumal eine professionelle Bedienung fehlte. Die (einfallsreichen) Guerilla-Taktiken von General Giap jedoch erwiesen sich als ausgesprochen wirkungsvoll gegen die im Dschungelkrieg unausgebildeten, meist sehr jungen Amerikaner. Daneben müssen die Leidensbereitschaft der kommunistischen Seite und die Kriegsmüdigkeit der südvietnamesischen städtischen Zivilbevölkerung als entscheidende Komponenten hervorgehoben werden.
Die Vietnamisierung

Nach seiner Wahl begann Präsident Nixon seine Politik des langsamen Ausstieges aus dem Krieg. Das Ziel war, die südvietnamesische Armee stufenweise aufzubauen, damit sie den Krieg eigenständig führen konnte. Diese Politik wurde der Grundstein der so genannten Nixon-Doktrin. In Bezug auf Vietnam wurde die Doktrin Vietnamisierung genannt. Das Ziel der Vietnamisierung war, der südvietnamesischen Armee zu ermöglichen, selbst der Nationalen Befreiungsfront und der nordvietnamesischen Armee standzuhalten. Während dieser Periode begannen die USA, nach und nach ihre Truppen aus Vietnam abzuziehen. Die Bombardements wurden jedoch unvermindert fortgesetzt. Allerdings starben immer mehr amerikanische Soldaten, und unter Nixon wurden mehr Bomben geworfen als unter Johnson, so dass eine Lösung der USA aus dem Krieg nicht erkennbar wurde.
1970 ordnete Nixon einen militärischen Überfall auf Kambodscha an, um die an Südvietnam grenzenden Rückzugsgebiete der nationalen Befreiungsfront zu zerstören. Diese Tätigkeit löste weitere Proteste in amerikanischen Hochschulen aus. Am Campus der Kent State Universität kam es ab 1. Mai zu mehrtägigen Demonstrationen. Am 4. Mai wurden dabei vier Studenten von Truppen der Nationalgarde erschossen und weitere neun verletzt (bekannt als „Kent State shootings“).
Eine Absicht des Überfalls auf Kambodscha war, die kommunistischen Streitkräfte tiefer nach Kambodscha zu treiben, um das Land zu destabilisieren, was ein Faktor für den Aufstieg der Roten Khmer war, die 1975 an die Macht kamen. Das Ziel der Angriffe war eigentlich, die Nordvietnamesen an den Verhandlungstisch zurückzubringen, um sie mit in die südvietnamesische Regierung zu holen. Es wurde auch behauptet, dass die Zahl der amerikanischen und südvietnamesischen Opfer verringert werde, wenn die Militär- und Versorgungseinrichtungen der Kommunisten zerstört würden.
Mit amerikanischer Luft- und Artillerieunterstützung drangen südvietnamesische Truppen am 13. Februar 1971 nach Laos ein. Während der Wahl 1972 war der Krieg noch einmal ein Hauptthema in den USA. Der Antikriegskandidat George McGovern trat gegen Präsident Nixon an. Nixons Außenminister Henry Kissinger erklärte kurz vor der Wahl, dass „der Frieden vor der Tür“ stehe, womit er McGovern schlug, der warnend auf eine Eskalation des Krieges hingewiesen hatte. Jedoch wurde ein Friedensvertrag bis zum nächsten Jahr nicht abgeschlossen, woraus viele schlossen, dass Kissingers Ankündigung ein politischer Trick gewesen war.
Kissingers Fürsprecher erklärten, die nordvietnamesischen Unterhändler hätten Kissingers Äußerung als Gelegenheit gebraucht, die Regierung Nixon in Verlegenheit zu bringen, um sie am Vermittlungstisch zu schwächen. Die USA führten das schwere Bombardement Nordvietnams weiter bis zum 30. Dezember 1972.
Das Ende des Krieges

Am 15. Januar 1973 gab es einen Fortschritt in den Friedensverhandlungen: Präsident Nixon verkündete die Beendigung der Offensive in Nordvietnam, der später ein einseitiger Rückzug der US-Truppen aus Vietnam folgte.
Die Pariser Friedensverträge wurden am 27. Januar 1973 unterzeichnet, womit die USA offiziell ihre Einmischung in den Vietnamkonflikt beendeten, sowie ein Waffenstillstand zwischen Nord und Süd hergestellt werden sollte. Die ersten amerikanischen Kriegsgefangenen wurden am 11. Februar von Nordvietnam entlassen.
Die Friedensvereinbarung hielt jedoch nicht lange. Obgleich Nixon Südvietnam versprochen hatte, im Falle einer bröckelnden militärischen Situation Militärunterstützung zur Verfügung zu stellen, stimmte der Kongress gegen jede weitere Finanzierung militärischer Tätigkeiten in der Region. Nixon kämpfte auch um sein politisches Überleben im anwachsenden Watergate-Skandal, also unterblieb die versprochene Militärunterstützung. Die Wirtschaftshilfe wurde zwar weitergeführt, hatte aufgrund der verbreiteten Korruption in der südvietnamesischen Regierung allerdings wenig Verbesserungen für die Bevölkerung zur Folge. Der 94. Kongress stimmte schließlich für ein Beenden aller Hilfen. Anfang 1975 drang der Norden in den Süden ein und brachte das Land unter seine Kontrolle. Saigon wurde am 30. April 1975 eingenommen. Erst gegen acht Uhr am Morgen wurden die letzten Angehörigen des US-Marine-Corps vom Dach der US-Botschaft ausgeflogen. Nordvietnam vereinigte Nord- und Südvietnam am 2. Juli 1976 zur Sozialistischen Republik Vietnam. Saigon wurde in Thành Phố Hồ Chí Minh (Hồ-Chí-Minh-Stadt) umbenannt, zu Ehren des ehemaligen Präsidenten Nordvietnams.
Täter und Opfer
Kriegsverbrechen
Der Vietnamkrieg wurde zum Teil auf äußerst menschenverachtende und grausame aber auch extrem umweltschädigende Weise geführt. So setzten die USA das Herbizid Agent Orange ein, welches als Entlaubungsmittel den Vietcong die Deckung im Dschungel nehmen sollte. Agent Orange ist ein sehr starkes dioxinhaltiges Gift, das krebserregend wirkt und das Erbgut schädigt. Selbst Jahrzehnte später werden dadurch in Vietnam missgebildete Kinder geboren. Weiterhin wurde auch das Gift Dimethylarsinsäure (Agent Blue) eingesetzt, um die Reisernten zu vernichten.
Die USA weigern sich bis heute, der Sozialistischen Republik Vietnam hierfür Reparationen zu zahlen. Stattdessen musste Hanoi 1993 die Schulden des geschlagenen Saigoner Regimes auf sich nehmen, um die Gewährung neuer Kredite und die Aufhebung des US-Embargos zu erreichen.
Das Massaker von My Lai (oder Massaker von Son My nach dem damaligen vietnamesischen Namen des Dorfes) ist das bekannteste der amerikanischen Einzelverbrechen in Vietnam:
Am 16. März 1968 überfiel eine Einheit der US-Armee unter Leitung von Lieutenant William Calley und Sergeant Walter Faber das der Kollaboration mit den Nordvietnamesen verdächtigte südvietnamesische Dorf My Lai. In wenigen Stunden wurden etwa 400 bis 500 Zivilisten beider Geschlechter und aller Altersstufen umgebracht und danach das Dorf niedergebrannt. Einige Bewohner wurden auch vergewaltigt und gefoltert. Kaum ein Soldat verweigerte den Befehl zum Mord. Lediglich ein Hubschrauberpilot zwang die Soldaten durch die Drohung, seinen Bordschützen mit dem MG auf sie feuern zu lassen, einige Frauen und Kinder zu verschonen, die er evakuierte. Hintergrund dieses Verbrechens war allerdings nicht ein besonderer Blutdurst des Lieutenants Calley. Vielmehr war er als besonders schlechter Offizier bekannt, der unter dem Druck seines Captains Medina glaubte, befehlsgemäß zu handeln.
Später, am 5. Dezember 1969 wurde im Life-Magazin ein ausführlicher Artikel über das Massaker von My Lai veröffentlicht: Die Weltöffentlichkeit reagierte schockiert.
Seymour Hersh, der Journalist, der die Umstände der Tragödie recherchiert hatte, bekam 1970 den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung.
Erst Jahre später wurde nach massivem Druck der Kriegsgegner das Verbrechen in den USA offiziell zur Kenntnis genommen. Lediglich William Calley wurde 1971 zu lebenslanger Haft verurteilt, wovon er aber nur 3 Jahre absitzen musste, um anschließend nur noch unter "Hausarrest" zu stehen. Schon 1974 wurde er von Präsident Nixon auf öffentlichen Druck begnadigt. Calley hat sich bis heute nicht für das Massaker entschuldigt.
Heute weist eine Mahn- und Gedenkstätte auf die damaligen Vorkommnisse hin.
Ein anderes Beispiel für amerikanische Kriegsverbrechen wurde im Jahr 2003 durch die amerikanische Zeitung Toledo Blade im Rahmen einer Artikel-Serie über die Tiger Force enthüllt. Die Zeitung wurde dafür anschließend mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet.
Auch die südvietnamesische Armee beging zahlreiche und regelmäßige Verletzungen der Genfer Konvention zum Schutz von Kriegsgefangenen. Diese reichten von Schlägen beim Verhör bis zu Folter durch Untertauchen in einem Wasserfass und Stromschlägen.
Es gibt ebenfalls Berichte über Kriegsverbrechen von Seiten der Nordvietnamesen, wie die Massaker an Zivilisten in den Städten und Dörfern Südvietnams. Diese sind allerdings weniger gut bekannt, da sie auf Grund der Niederlage des Saigoner Regimes in der Geschichtsschreibung des vereinigten Vietnams keinen Raum finden und der Westen sich zumeist mit der Rolle der USA auseinandersetzt. Doch wurden allein während der Besetzung von Hué, im Rahmen der Tet-Offensive 1968, eine große Zahl von Zivilisten (Schätzungen auf Grund der Auffindung von Massengräbern reichen von einigen 100 bis zu 5.000 Opfern, darunter auch Frauen und Kinder) von den kommunistischen Truppen exekutiert. Die aufgefunden Toten waren teilweise gefesselt, einige wurden der Auffindesituation nach lebendig begraben.
Kriegsopfer


Die Zahl der Kriegstoten ist schwer zu schätzen, da amtliche Aufzeichnungen schwierig zu finden oder nicht vorhanden sind und viele der Getöteten aufgrund der verheerenden Bombardierungen kaum noch zu identifizieren waren. Viele Jahre unterdrückte Nordvietnam aus propagandistischen Gründen die Veröffentlichung der korrekten Opferzahl.
Es ist auch schwierig, genau zu bestimmen, wer als "Vietnamkriegsopfer" gilt; noch heute werden Menschen durch abgeworfene Sprengkörper getötet. Vergiftungen und Umweltschäden durch weitflächigen Einsatz von Agent Orange, gewaltige soziale Probleme, die ein verwüstetes Land mit so vielen Toten mit sich bringt sowie die Verkürzung der Lebenserwartung wirken bis in die Gegenwart.
Die niedrigsten Opferschätzungen, basierend auf zuletzt veröffentlichten nordvietnamesischen Aussagen, belaufen sich auf 1,5 Millionen getötete Vietnamesen. Vietnam gab am 3. April 1995 Zahlen frei, wonach insgesamt eine Million vietnamesische Kämpfer und vier Millionen Zivilisten im Krieg getötet wurden.
58.226 amerikanische Soldaten starben im Krieg oder sind vermisst. Australien verlor ca. 500 der 47.000 nach Vietnam entsandten Soldaten; Neuseeland verlor 38 Soldaten.
Nach dem Krieg führten die rigorosen Maßnahmen der kommunistischen Sieger, einschließlich der Gefangenenlager und "Umerziehung" zu einem Exodus von 1,4 Millionen Südvietnamesen, zumeist chinesischer Abstammung. Viele dieser Flüchtlinge flohen mit nur sehr schmalen Booten über den Pazifik und wurden als Boat People bekannt. Sie wanderten nach Hongkong, Frankreich, Kanada, in die USA und andere Länder aus.
Eine Reihe durch den Vietnamkrieg ausgelöster Traumatisierungen und Krankheiten prägen bis heute das Leben vieler, die diese Zeit erlebt und durchlitten haben.
Zeittafel
- 1945 Im Zuge der militärischen Niederlage Japans im zweiten Weltkrieg, übernahmen die Viet Minh als Folge der Augustrevolution die Macht in Vietnam. Hồ Chí Minh ruft am 2. September in Hanoi die unabhängige Demokratische Republik Vietnam aus und. Britische Truppen landen in Saigon, um mit der Entwaffnung der Japaner zu beginnen. Aus dem gleichen Grund besetzen chinesische Truppen Vietnam vorübergehend bis zum 16. Breitengrad.
- 1946 In Vietnam werden von Frankreich zwei "Hochkommissare" - Georges Thierry d'Argenlieu in Hanoi im Norden und Robert Cedile in Saigon im Süden - eingesetzt, um die Kolonialherrschaft zu restaurieren. Mit der Beschießung Haiphongs durch französische Schiffsartellerie beginnt der französische Indochinakrieg
- 1950 Während die Demokratische Republik Vietnam von der Sowjetunion und China anerkannt wird, unterstützen die USA und Großbritannien den von Frankreich geschaffenen 'Etat Vietnam'. Der Ex-Kaiser Bao Dai wird als Präsident der späteren Republik Vietnam ("Südvietnam") eingesetzt.
- 1954 In Genf wird auf der Indochina-Konferenz ein Abkommen unterzeichnet, dem zufolge die Kriegsparteien "umgruppiert" (voneinander getrennt) werden. Den Viet Minh wird der Teil Vietnams nördlich des 17. Breitengrades zugewiesen, die Franzosen der südliche Teil Vietnams. Auch sieht das Abkommen freie Wahlen vor. Die USA unterzeichnen das Abkommen nicht, erklärten aber "es zu respektieren".
- 1955 Die amerikanische Regierung beginnt Südvietnam militärisch zu unterstützen. (350 Offiziere für die Ausbildung und Organisation der südvietnamesischen Armee). Die Grenze nach Norden wird geschlossen als auch der Telefon- und Postverkehr mit dem Nordteil Vietnams unterbunden.
- 1956 Um den voausgesagten Wahlsieg der Viet Minh zu verhindern, unterbindet der südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm die gesamtvietnamesischen Wahlen. Die letzten französischen Soldaten verlassen Vietnam. Ngô Đình Diệm startet die To-Cong-Kampagne ("Denunziert die Kommunisten!") und läßt zahlreiche echte oder vermeintliche Gegner verhaften.
- 1958 Sporadisch erste bewaffnete Aktionen meistens von Angehörigen der im zentralen Hochland lebenden ethnischen Miderheiten Montagnards.
- 1959' Ngô Đình Diệm erläßt einen Beschluss, welcher die Einsetzung mobiler Sondergerichte anordnet. Erster organisierter bewaffneter Wiederstand und Anschläge auf Vertreter der südvietnamischen Verwaltung.
- 1960 In Südvietnam bildet sich die Guerillaorganisation Front National de Libération, Nationale Front für die Befreiung Südvietnams („Vietcong“).
- 1962 Seitens den USA wird der Bestand an militärischen Beratern von 700 auf 16.000 vervielfacht.
- 1964 Im Golf von Tonking wird der US-Zerstörer "Maddox" von nordvietnamesischen Streitkräften angegriffen. Allerdings befand sich der US-Zerstörer nicht, wie von US-Seite behauptet, in internationalen Gewässern, sondern bereits in von Nordvietnam beanspruchtem Seegebiet. Auf Grund dieses inszenierten Vorfalls beschließt der US-Kongress Präsident Lyndon B. Johnson freie Hand bei Militäreinsätzen in Vietnam zu gewähren.
- 1965 Die Operation Rolling Thunder bildet mit schweren Bombardements in Nordvietnam den Auftakt des Vietnamkrieges. Bis zum Jahresende werden in Südvietnam 200.000 US-Soldaten stationiert.
- 1966 Im Laufe des Jahres wird das amerikanische Truppenkontingent in Südvietnam auf 400.000 Soldaten erweitert. der Massenprediger Billy Graham veranstaltet Truppenbesuche und Großveranstaltungen (so genannte Crusades (engl. für Kreuzzüge)) zu Weihnachten 1966 und in den Folgejahren.
- 1967 Mittlerweile werden in den USA zunehmend Proteste gegen den Krieg registriert. Der Aufmarsch wird jedoch fortgesetzt, so dass sich zum Jahresende 500.000 US-Soldaten in Vietnam befinden.
- 1968 Wendepunkt des Krieges: Während der Tet-Offensive der FNL ("Vietcong") und regulärer nordvietnamischer Verbände geraten amerikanische und südvietnamesische Truppen anfangs in Bedrängnis. Es kommt zu heftigen Kämpfen u.a. um die US-Botschaft in Saigon. Die alte Kaiserstadt Hue wird vorübergehend von der FNL besetzt. Die Offensive wird jedoch schnell gestoppt und ein opferreicher, militärischer Fehlschlag für die FNL, die hiermit eine "allgemeinen Aufstand in den Städten" entfachen will. Dessen ungeachtet entfaltet die Tet-Offensive eine enorme psychologische Wirkung auf die amerikanische Öffentlichkeit. Sie zerstört dort die zuvor verbreitete Illusion einer alsbald möglichen Zerschlagung der FNL. Immer mehr US-Bürger halten den Vietnam-Krieg für überflüssig oder lehnen ihn ab. Präsident Johnson stoppt die Bombardierungen, während in Paris erste Friedensgespräche geführt werden. Richard Nixon wird neuer Präsident der USA. Sein Sicherheitsberater wird Henry Kissinger. In dem Dorf My Lai (Son My) verüben US-Truppen unter Lieutenant William Calley ein Massaker an der Zivilbevölkerung.
- 1969 Unter dem Stichwort "Vietnamisierung" will Nixon die US-Truppen nach und nach aus Vietnam abziehen.
- 1971 Die südvietnamesische Armee marschiert mit Unterstützung der US Air Force in Laos ein. Die Operation scheitert.
- 1972 Die nordvietnamesische Armee überschreitet die Demarkationslinie entlang des 17. Breitengrades und besetzt kurzzeitig die südvietnamesische Provinz Quang Tri ("Osteroffensive"). Die U.S. Air Force verschärft erneut ihre Bombardierungen in Nordvietnam ("Weihnachtsbombardement", Unternehmen Linebaker II).
- 1973 In Paris wird das Waffenstillstands-Abkommen geschlossen und markiert den Austritt der USA aus dem Vietnamkrieg. Bis März 1973 verlassen die amerikanischen Truppen das Land. Die amerikanischen Kriegsgefangenen werden freigelassen und in die USA zurückgeführt. Henry Kissinger gibt Ende des Jahres der Republik Vietnam "noch 18 Monate".
- 1974 Der US-Kongress streicht die Militärhilfen für die Republik Vietnam zusammen. Die War Powers Resolution wird beschlossen. Die Watergate-Affäre führt zum Rücktritt von Präsident Nixon im August 1974.
- 1975 Mit der Einnahme Saigons am 30. April durch nordvietnamesische und FNL-Truppen findet der Vietnamkrieg sein Ende. Die Republik Vietnam hört auf zu existieren.
- 1976 Am 2. September 1976 wird Vietnam als Sozialistische Republik Vietnam wiedervereinigt.
Filme
Der Vietnam-Konflikt wurde zwar in verschiedenen Filmen thematisiert bzw. diente als Handlungskulisse; eine angemessene Aufarbeitung steht jedoch bis heute aus. Kritische US-Filme sind:
- Full Metal Jacket (Stanley Kubrick)
- Apocalypse Now (Francis Ford Coppola)
- Platoon (Oliver Stone)
- Die durch die Hölle gehen (Deer Hunter) (Michael Cimino)
- Geboren am 4. Juli (Oliver Stone)
- Hamburger Hill (John Irvin)
- Wir waren Helden (We Were Soldiers) (Randall Wallace)
- Die Verdammten des Krieges (Brian De Palma)
- Coming Home (Hal Ashby)
- Good Morning, Vietnam (Barry Levinson)
- Tigerland (Joel Schumacher)
- Heimatfront (Emilio Estevez)
- Zwischen Himmel und Hölle (Oliver Stone)
- Jacob´s Ladder (Adrian Lyne)
- In the Year of the Pig (1969) (Emile de Antonio)
- Dien Bien Phu (Pierre Schoendoerfer)
- Dear America (Briefe aus Vietnam) Dokumentation
- Apokalypse Vietnam (Dokumentation von Sebastian Dehnhardt, Jürgen Eike und Wolfgang Wegner für den MDR, 2005, 2 DVDs, ca. 225 Min.) "Die Geschichte des Vietnam-Krieges wird vornehmlich aus westlicher Sicht erzählt. Hollywood entdeckte den Krieg als Filmstoff. Die zweiteilige Dokumentation wertet Filmarchive in Hanoi und Saigon aus, gedreht von vietnamesischen Frontkameraleuten. So ergeben sich völlig neue Einblicke in die Geschichte dieses Krieges."
Es ist bei diesen Filmen, wie auch bei anderen durchaus kritischen amerikanischen Aufarbeitungen des Vietnamkriegs, auffällig, dass durchweg im wesentlichen die Leiden der Soldaten dargestellt werden aber kaum die der vietnamesischen Bevölkerung.
Literatur
- Paul Elliott: Vietnam - Conflict & Controversy, 1998, ISBN 1-85409-320-7
- Seymour Hersh: My Lai 4: A Report on the Massacre and its Aftermath, 1970, ISBN 0-39443-737-3, siehe auch Massaker von My Lai
- Oriana Fallaci: Wir, Engel und Bestien, 1974, ISBN 3-423-10259-4
- Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs, 2002, ISBN 3-40645-978-1
- Michael Herr: An die Hölle verraten, 1979, ISBN 3-8077-0101-X
- Seymour Hersh: My Lai 4: A Report on the Massacre and its Aftermath, 1970, ISBN 0-39443-737-3
- Peter Jaeggi: Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig, 2000, ISBN 3-85787-298-5
- Gabriel Kolko: Anatomy of a War. Vietnam, the United States and the Modern Historical Experience, 2001 (urspr. 1987) ISBN 1-842-12286-X
- Gabriel Kolko: Vietnam: Anatomy of a Peace, 1997, ISBN 0-415-15990-3
- Robert S. McNamara und Brian VanDeMark: Vietnam - Das Trauma einer Weltmacht, 1995, ISBN 3-45511-139-4
- Lt. Gen. Harold G. Moore & Joseph L. Galloway: "We Were Soldiers Once...And Young", 2002, ISBN 0-06-050698-9
- Jonathan Neale: Vietnam. Der amerikanisch Krieg 1960-1975, 2004, ISBN 3-926529-17-2
- Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld, 1981, ISBN 3-54833-022-3
- Neil Sheehan: Die große Lüge, 1992, ISBN 3-20351-149-5
- Rolf Steininger: Der Vietnamkrieg, 2004, ISBN 3-596-16129-0
- William A. Williams: America in Vietnam: A Documentary History, 1989, ISBN 0-38519-752-7
Siehe auch
Vorlage:Commons2 Rote Khmer, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten
Weblinks
- Vietnamkrieg A-Z
- Vietnam-Freunde - Vietnamkrieg
- The Vietnam War
- Geschi.de - Der Vietnamkrieg
- Vietnam Veterans Homepage
- Spartacus schoolnet - Education on the Internet & Teaching History Online
- Napalm-am-Morgen.de
- Vietnam War Bibliography von Edwin E. Moïse
- Der heimliche Krieg der CIA in Laos und Kambodscha
- Der Vietnamkrieg - Propagandakrieg auf Briefmarken
- Der französische Vietnamkrieg - der "amerikanische" Vietnamkrieg. Chronologie zum Vietnamkrieg mit Schwerpunkt der Verbrechen der Kennedy- und Johnsonadministration
- Zusammenfassung von Schülern
- The Historical Sound and Image Archiv - The Vietnam War