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Museum Angewandte Kunst (Frankfurt am Main)

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Der Museumsneubau (2011)

Das Museum Angewandte Kunst (bis 2012 Museum für Angewandte Kunst Frankfurt) ist ein Museum für Kunsthandwerk und Design am Museumsufer in Frankfurt am Main.

Architektur

Das moderne Museumsgebäude entwarf der amerikanische Architekt Richard Meier. Es wurde 1985 in den Park der Villa Metzler, den heutigen Museumspark, gebaut. Diese Villa ist auch Teil des Museums. Sein Entwurf überzeugte, weil er den Baumbestand des Parks schonte und die Villa in das Gesamtkonzept integrierte. [1] Der Neubau bezieht die klassizistische Villa des Museums mit ein, indem er die Proportionen des bürgerlichen Sommerhauses als Maßstab für die drei miteinander verbundenen weißen Kuben des Neubaus aufnimmt. Ein verglaster Übergang, in der ersten Etage, verbindet ihn rückseitig mit der Villa. Die lichtdurchfluteten, weitläufigen Räumlichkeiten des Richard Meier-Baus eröffnen immer wieder neue Blickwinkel auf historische kunstgewerbliche Artefakte, modernes Raumgefüge und Umgebung. Dauerausstellungen und wechselnde Sonderausstellungen nutzen den Dialog mit der Architektur zu überraschenden Inszenierungen und reflektieren die vielfältigen Sammlungsinhalte zwischen Tradition und Gegenwart.

Richard Meier über das Gebäude: The Museum fur Angewandt Kunst is a project that is very dear to my heart and holds a special place in my design oeuvre, being my first european museum commission; it is a great pleasure and an honor to have my art and object design exhibited in this museum.[2]

Das Museumsgebäude war für die Stadt Den Haag das ausschlaggebende Vorbild, Richard Meier mit dem Entwurf für das neue Rathaus zu beauftragen (eröffnet 1995).

Museumspark

Der auch von Meier gestaltete Museumspark, befindet sich zwischen Schaumainkai und Metzlerstraße (Nord-Süd). Der Park reicht, mit seiner Grünfläche, vom Museum der Weltkulturen bis zum Museum für Angewandte Kunst Frankfurt (West-Ost). Sein besonderes Merkmal ist ein rechtwinkliger, kreuzförmiger Fußweg zur Verbindung der beiden Straßen und beider Museen, sowie ein Brunnenbauwerk in seiner Kreuzungsachse, ebenfalls in weiß gehalten, wie das Museum.

Geschichte

Schon 1877 legte der Mitteldeutsche Kunstgewerbeverein im Zusammenhang mit seinen umfangreichen Bemühungen um die ästhetische Schulung von Kunsthandwerkern und die Verbesserung der Qualität industrieller Produkte den Grundstock der Museumssammlung.

Die Stadt Frankfurt übernahm die Sammlung des Vereins 1921 und schuf einige Jahre später daraus das Museum für Kunsthandwerk. Aufgrund der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Räumlichkeiten musste die Sammlung zwischengelagert werden und fand erst 1966 wieder einen Ausstellungsmöglichkeit in der Villa Metzler. Im Januar 2000 wurde es in Museum für Angewandte Kunst Frankfurt umbenannt. Seit der Wiedereröffnung nach einer Innensanierung trägt es den Namen Museum Angewandte Kunst.[3][4]

Sammlungen/Abteilungen

  • Europäisches Kunsthandwerk
  • Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens
  • Buchkunst und Graphik
  • Design
  • Kunst und Kunsthandwerk des Vorderen Orients (Persien, Mogulindien, Osmanisches Reich)
  • Islamische Kunst

Die Sammlung des Museums umfasst 65.000 Werke aus fünf Jahrtausenden. Ihr Schwerpunkt liegt im europäischen Kunsthandwerk und Design vom 12. bis zum 21. Jahrhundert. Weitere Schwerpunkte sind Buchkunst und Graphik, islamische und ostasiatische Kunst sowie internationales Produktdesign.

Das Museum ist zugleich ein Ort der Erhaltung, Vermittlung, wissenschaftlicher Forschung und Neuorientierung zu allen Fragen der Gestaltung, ihren ästhetischen Kriterien, des Materials sowie der Produktion in ihren kulturellen Zusammenhängen. Ziel des Museums ist es, einen Einblick in die fundamentale Bedeutung der angewandten Künste für die menschliche Kultur herauszustellen, die zahlreichen Wege aufzuzeigen, auf denen menschliches Leben ständig durch künstlerische Moden, technologischen Wandel sowie andere Kulturen beeinflusst wurde und wird sowie Betrachtung und Perspektiven im Hinblick auf Materialgestaltung zu schärfen und bestehende Wahrnehmungs- und Denkstrukturen zu hinterfragen.

Eine Außenstelle des Museums ist das Frankfurter Ikonenmuseum im ehemaligen Refektorium des Deutschordenshauses.

Auswahl an Ausstellungen

  • 1962: Meisterwerke koreanischer Kunst.
  • 1985: Türkische Kunst und Kultur aus osmanischer Zeit.
  • 2006: DER Souvenir. Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken.
  • 2007: Ornament ohne Ornament. Franz Bette – Schmuck.
  • 2007: Kveta Pacovska – Maximum Contrast.
  • 2008: Mangamania. Comic-Kultur in Japan 1800–2008
  • 2009: RAYS OF LIGHT Rita Grosse-Ruyken.
  • 2009: Sit in China. Ein Streifzug durch 500 Jahre Kultur des Sitzens.
  • 2009: André Charles Boulle (1642–1732). Ein neuer Stil für Europa.
  • 2010: Less and More. Das Design Ethos von Dieter Rams.
  • 2010: Tobias Rehberger – flach. Plakate, Plakatkonzepte und Wandmalereien.
  • 2010: Tradición Argentina – Argentinische Silberschmiedekunst von präkolumbianiascher Zeit bis heute und Visión Argentina – Argentinisches Produktdesign.
  • 2011: Sammlung István Heller – Goldschmiedekunst 16. bis 20. Jh. in der „Villa Metzler“
  • 2011: Der i-Kosmos. Macht, Mythos und Magie einer Marke.
  • 2011: Lack – Meisterwerke aus dem China des 12. bis 18. Jahrhunderts. Sammlung Barbara Piert-Borgers und Walter Borgers aus Münster und eigene Stücke des Museums[5]
  • 2011: Randscharf – Design in Island.
  • 2012: Tokyo Art Directors Club. Wettbewerb japanisches Kommunikationsdesign.

Ein Rundgang durch die verschiedenen Epochen und Weltregionen angewandter Kunst führt zu Möbeln, Teppichen, Schmuck, Graphik oder zu Exponaten der Tisch- und Tafelkultur. Dabei repräsentieren die Objekte die jeweiligen ästhetischen Ansprüche einer Epoche und ihre Schönheitsideale. Zugleich bezeugen sie die hohe Qualität des künstlerischen, des technischen und des ökonomischen Könnens. Die Präsentation der Exponate ist der grundsätzlichen Fragestellung eines Museums für angewandte Kunst verpflichtet, nämlich die „Dinge“ in ihrer künstlerischen Besonderheit zur Ansicht zu bringen. Die Verbindung von Schönheit und Funktionalität als ein weiteres wesentliches Merkmal angewandter Kunst findet in dem außergewöhnlich breiten Spektrum unterschiedlicher Objekte ihren Ausdruck. Diese bestimmen die Sammlung und werden von den Besuchern in den Ausstellungen als die reiche Spannbreite dessen erlebt, was angewandte Kunst sein kann: etwa von dem Unikat einer Glasvase und ihrer kostbaren Ornamentik bis zu einer eleganten elektrischen Zahnbürste als Produktdesign. In wechselnden Ausstellungen zeigt und diskutiert das Museum Künstler, Designer und Entwicklungen aller Sparten der angewandten Kunst.

Die Historische Villa Metzler

Villa Metzler, der Altbau

Ein Schmuckstück ist die 2008 sanierte und wieder eingerichtete Historische Villa Metzler. Sie ist Bestandteil des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt und diente Richard Meier als Ausgangspunkt für Proportionen und Maßstab des 1985 entstandenen Neubaus. Mit den Epochenzimmern ist sie ein glänzendes Beispiel historischer Wohnkultur, vom Barock bis zum Jugendstil. Sie macht Kunstrichtungen und Zeitempfinden aus über zweihundert Jahren sinnlich erfahrbar.

Das Programm

Die museumspädagogische Abteilung des Museums bietet Führungen und Workshops zu den Dauer- und Sonderausstellungen an, die auch in verschiedenen Sprachen individuell gebucht werden können.

Corporate Design

Das Logo und das graphische Erscheinungsbild des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt entwickelte das Pariser Designbüro Vier5, hinter dem die Künstler Marco Fiedler und Achim Reichert stehen.

Die Freunde

Der Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e.V. ist ein Tochterverein des ältesten Vereins Frankfurts, der im Jahr 1816 gegründeten Polytechnischen Gesellschaft, in der sich engagierte Frankfurter Bürger „zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ zusammenschlossen. Die Freunde unterstützen das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt bei Neuerwerbungen, Publikationsvorhaben, Ausstellungen und Sondervorhaben wie der Restaurierung der Historischen Villa Metzler. Die Mitglieder werden über aktuelle Projekte und Neuerwerbungen informiert, unternehmen Reisen auf den Spuren der Kunst und erhalten freien Eintritt in die Dauerausstellungen des Museums sowie spezielle Führungen und Vorführungen.

Siehe auch

Literatur

Commons: Museum Angewandte Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Richard Meier: Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Einführung von Norbert Huse. Ernst, Berlin 1985, ISBN 3-433-02245-3
  2. The Undiscovered Richard Meier: The Architect as Designer and Artist. (Ausstellungsbericht vom 3. März 2003, englisch)
  3. Michael Hierholzer: Museum für Angewandte Kunst: Frankfurter Zimmer, koreanisches Design, das pralle Leben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. April 2013
  4. Sylvia Staude: Museum Angewandte Kunst: In Rekordgeschwindigkeit fertig. In: Frankfurter Rundschau. 25. April 2013
  5. Geschnitzte Pfingstrosen und geschwungene Gänsehälse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Juni 2011, S. 44

Koordinaten: 50° 6′ 23″ N, 8° 40′ 53″ O