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Evangelikalismus

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Evangelikal (vom englischen evangelical evangelisch) bezeichnet Christen, die sich, unabhängig von ihrer Konfession, auf die - aus Sicht der historisch-kritischen Exegese oft naiv verstandene - Bibel als einzige Glaubensgrundlage berufen.

Der Begriff "evangelikal"

Das relativ junge Wort Evangelikal ist heute ein feststehender Ausdruck für ein in seinem Selbstverständis auf ausgezeichnete Weise bibeltreues Christentum geworden, das sich von Traditionalismus, Liberalismus, und Säkularismus abgrenzt.

Die Bezeichnung Evangelical wurde in den Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert immer mehr verwendet um Christen zu bezeichnen, die in der Tradition der bibeltreuen Erweckungsbewegungen stehen, sich aber von den separatistischen Fundamentalisten abgrenzen. Im deutschen Sprachraum konnte die wörtliche Übersetzung evangelisch für den gleichen Begriff nicht verwendet werden, da sie bereits durch andere Konzepte (Landeskirchen, nicht-katholisch, etc.) besetzt ist, also kam es zur Wortschöpfung evangelikal. Dieser Begriff hat sich gegenüber ähnlichen Begriffen wie bibeltreu oder pietistisch durchgesetzt, da er vom Wort her die Verbindung sowohl zum Evangelium als auch zur internationalen Bewegung herstellt.

Verbreitung der Evangelikalen

Evangelikale gibt es in fast allen Konfessionen, wobei der Anteil der Evangelikalen in Freikirchen größer ist als in Landeskirchen. In den evangelischen Landeskirchen sind etwa 7 bis 10 % der Mitglieder Evangelikale, in der katholischen Kirche weniger als 1 %. Mehr oder weniger evangelikal ausgerichtete Kirchen sind Baptisten, Pfingstler, Methodisten, Mennoniten, und Adventisten.

Weltweit gehören heute etwa ein Drittel aller Christen zu den Evangelikalen. Insbesondere in Asien, Afrika, Südamerika und den Vereinigten Staaten ist die Bewegung in starkem Wachstum begriffen, teilweise auf Kosten liberaler und traditioneller Kirchen. International haben sich die Evangelikalen in der Evangelischen Allianz zusammengeschlossen. Bei der Evangelischen Allianz können Kirchen, diakonische und missionarische Werke und einzelne Christen Mitglieder sein.

Was haben Evangelikale gemeinsam

  • Die Bibel: Evangelikale sehen die Bibel als Gottes Wort, von Menschen aufgeschrieben aber von Gottes Geist inspiriert. Die Bibel ist der verbindliche Maßstab des Glaubens und der Lebensführung, an dem sich alles andere messen muss. Sie wird viel gelesen und studiert, und auch Laien haben oft gute Bibelkenntnis. Evangelikale sind sich bewusst, dass die Bibel ausgelegt werden muss, sind aber der Überzeugung, dass auch Nichttheologen die Bibel richtig verstehen können - Wörterbücher, Konkordanzen und Kommentare werden oft verwendet. Den Methoden der liberalen Theologie, z.B. der historisch-kritischen Exegese stehen sie skeptisch gegenüber.
  • Die persönliche Glaubensentscheidung: Christentum basiert für Evangelikale auf der persönlichen, bewussten Entscheidung für den christlichen Glauben und auf einer die persönlichen Beziehung zu Jesus Christus, die auch im Alltag Auswirkungen haben muss ? Kirchenmitgliedschaft allein genügt nicht. Aufgrund ihrer persönlichen Beziehung zu Gott rechnen Evangelikale mit dem direkten Eingreifen Gottes in ihr Leben. Wunder halten sie für möglich oder für nicht ausgeschlossen, aber sie sehen Gottes Wirken auch in alltäglichen Begebenheiten.
  • Kirchen und Konfessionen sind von eher untergeordneter Bedeutung. Evangelikale sehen sich als Teil der weltweiten Christenheit und fühlen sich mit anderen Evangelikalen verbunden, ungeachtet ihrer Kirchenzugehörigkeit.
  • Mission: Evangelikale sehen es als wichtig an, ihren Glauben zu bezeugen - das Wie kann Grossevangelisationen, Freizeiten, oder persönliche Gespräche einschliessen.
  • Mit der Bibel als Maßstab für die Lebensführung stehen Evangelikale dem Zeitgeist eher kritisch gegenüber. Sie sehen zwar durchaus positive Seiten im technischen oder medizinischen Fortschritt, sind aber nicht fortschrittsgläubig. Und dort wo moderne Lebensauffassung und Bibel aufeinanderprallen, halten sie sich an die Bibel: Evangelikale sehen naturwissenschaftliche Weltanschauung oder Relativismus als Widerspruch zur Bibel. Aktive Sterbehilfe, Abtreibung, Homosexualität oder sexuelle Freizügigkeit halten sie für nicht vereinbar mit christlichem Leben. Im Gegensatz zu Fundamentalisten halten die meisten Evangelikalen nichts davon, Nichtchristen ihre Lebensweise per Gesetz aufzuzwingen, würde sie jedoch gerne mit Argumenten überzeugen.

Dokumentation