Alfred Klahr
Alfred Klahr (* 16. September 1904 in Wien; † Juli 1944 in Warschau) war ein österreichischer Kommunist und Journalist. Er gilt unter den österreichischen Kommunisten als der „wohl bedeutendste Theoretiker der Kommunistischen Partei Österreichs”.
Er beschrieb in einer 1937 im sowjetischen Exil unter dem Pseudonym Rudolf verfassten Artikelserie die Existenz einer eigenständig österreichischen Nation und überwand damit die bis zu diesem Zeitpunkt gültigen Dogmen.
Seine Theorie läßt sich allerdings nicht außerhalb ihres historischen Hintergrunds, der drohenden Einverleibung Österreichs in das Terrorregimes des Nationalsozialismus, verstehen. Ihre politische Funktion bestand nämlich darin, dem von der KPÖ mobilisierten Widerstand die breitest mögliche politische Basis zu schaffen und so die Eigenstaatlichkeit Österreichs zu retten.
Seine Arbeit wurde am 13. März 1938 im Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs veröffentlicht, mit welchem das “Volk von Österreich und alle Völker Europas und der Welt” zum Widerstand gegen den Faschismus" aufgerufen wurde.
Der Kommunist Klahr verstand Nationen nicht als übergeschichtliche bzw. überstaatliche unveränderliche Tatsachen, sondern ordnete gemäß seiner marxistischen Methode die 'nationalen Probleme' in soziale und klassenmäßige Zusammenhänge ein.
Die Arbeit Klahrs und der maßgeblich von österreichischen Kommunisten geleistete Widerstand schufen eine Grundlage für die Moskauer Deklaration 1943, mit der die Alliierten die Wiedererrichtung eines unabhängigen Österreichs zu einem Kriegsziel erklärten. Seine Arbeit passte vor allem in das Kalkül der Sowjets, die das Deutsche Reich auf Dauer mit der Herauslösung Österreichs schwächen wollten; die Engländer hingegen waren anfangs gegen ein selbständiges Österreich.
Wirken
Klahrs Vater, Salman Klahr, war als Kantor ein kleiner Angestellter der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Als Schüler wurde Klahr Mitglied der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler und trat später zum Kommunistischen Jugendverband über, um 1924 schließlich Mitglied der KPÖ zu werden. 1928 promovierte er an der Universität Wien zum Doktor der Staatswissenschaften und begann anschließend bei der Roten Fahne mit seiner Tätigkeit als Journalist, bei der er bis zu deren Verbot im Sommer 1933 (während der Zeit des so genannten Austrofaschismus) zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg.
Nach dem Februaraufstand zeitweise inhaftiert, emigrierte Klahr zunächst nach Prag und war dann bis 1937 als Lektor im österreichischen Sektor der Internationalen Lenin-Schule in Moskau tätig. Die Artikelserie Zur nationalen Frage in Österreich, in der er sich mit der Frage auseinandersetzte, ob Österreich ein Teil der deutschen Nation sei oder eine eigenständige nationale Entwicklung aufweisen könne, entstand hier und erschien im März und April 1937 in Weg und Ziel, der theoretischen Zeitschrift der KPÖ.
Anschließend kehrte Klahr nach Prag zurück, um als Redakteur von Weg und Ziel zu arbeiten, musste aber schon bald, nach dem Münchner Abkommen, erneut fliehen. In der Folge arbeitete Klahr, ständig auf der Flucht, in mehreren europäischen Ländern im Widerstand, bis er 1941 von der Zürcher Kantonspolizei festgenommen und an das Vichy-Regime ausgeliefert wurde. Im August 1942 wurde er aus dem dortigen Internierungslager Le Vernet ins KZ Auschwitz abtransportiert, von wo ihm Ende Juni 1944 die Flucht gelang. Klahr schaffte es, sich bis nach Warschau durchzuschlagen, wo er dann aber von einer SS-Streife aufgegriffen und erschossen wurde.
Zitate
„Die Auffassung, daß das österreichische Volk ein Teil der deutschen Nation ist, ist theoretisch unbegründet. Eine Einheit der deutschen Nation, in der auch die Österreicher miteinbezogen sind, hat es bisher nie gegeben und gibt es auch heute nicht. Das österreichische Volk hat unter anderen wirtschaftlichen und politischen Lebensbedingungen gelebt als die übrigen Deutschen im Reich und daher eine andere nationale Entwicklung genommen. Wie weit bei ihm der Prozeß der Herausbildung zu einer besonderen Nation fortgeschritten ist bzw. wie eng noch die nationalen Bindungen aus der gemeinsamen Abstammung und gemeinsamen Sprache sind, kann nur eine konkrete Untersuchung seiner Geschichte ergeben.“ Rudolf (d.i. Alfred Klahr): Zur nationalen Frage in Österreich; in: Weg und Ziel, 2. Jahrgang (1937), Nr. 3 (eLibrary Austria, eLib Austria Volltext)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Informationen zu Alfred Klahr bei der Alfred-Klahr-Gesellschaft
- Peter Schwarz: Österreich nach Hitler: Neuordnungspläne des Exils
Personendaten | |
---|---|
NAME | Klahr, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kommunist und Journalist |
GEBURTSDATUM | 16. September 1904 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | Juli 1944 |
STERBEORT | Warschau |