Schloss Ernich


Das Schloss Ernich (auch Haus Ernich) ist ein barockes Schloss in Remagen, einer Stadt im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler, das 1908 fertiggestellt wurde. Es liegt zwischen der Remagener Innenstadt und Oberwinter oberhalb der Bundesstraße 9 und der Schienenstrecke Köln–Koblenz auf der linken Seite des Rheins, gegenüber der Stadt Unkel. Das Schloss ist als Gesamtanlage inkl. Park ein geschütztes Kulturdenkmal.[1]
Lage
Das auf 134 m ü. NN und etwa 85 m oberhalb des Rheins gelegene Gelände von Schloss Ernich mit seinen Parkanlagen ist über eine private, gewundene Zufahrtsstraße von der parallel zum Rhein und zur B 9 verlaufenden Kreisstraße 40 aus zu erreichen. Vor dem Schlossbereich endet außerdem ein Waldweg. Als Haus Ernich bildet es einen Wohnplatz innerhalb des Ortsbezirks Remagen der gleichnamigen Stadt[2].
Geschichte
Das Gebäude, das als Herrenhaus oder Schloss bezeichnet werden kann, wurde in den Jahren 1906 bis 1908 im Neobarock-Stil im Auftrag des Kölner Großindustriellen Arnold von Guilleaume (1868–1939) nach einem Entwurf Ernst von Ihnes erbaut. Bis 1930 diente es als Land- und Sommerresidenz von Arnold und dessen Ehefrau Elisabeth „Ella“ von Guilleaume, geb. Deichmann, wurde aber nach Beendigung des Ersten Weltkriegs ab 1919 für zwei Jahre von der amerikanischen Besatzungsmacht mit 30 Soldaten übernommen. 1933 richtete die Familie Richardsen dort ein besonders bei der Kölner Gesellschaft beliebtes Hotelrestaurant ein, das während des Zweiten Weltkriegs geschlossen wurde. Bis 1945 war das Schloss nun Kriegslazarett. Erneut wurde es von Besatzungstruppen beschlagnahmt, diesmal von französischen, die das Anwesen als Kinderheim nutzten. Anschließend diente es der Internationalen Film-Union als Gästehaus.
Nach diesem Intermezzo richtete die Französische Republik 1949 in Schloss Ernich die Residenz ihres Bonner Hohen Kommissars ein, der für sein Land die Alliierten Kontrollrechte ausübte. Diese Funktion bekleidete André François-Poncet, der auf Schloss Ernich Verhandlungen mit Konrad Adenauer über die Souveränität des nach dem Krieg besetzten Deutschlands führte. Als diese 1955 erreicht wurde und die Alliierte Hohe Kommission sich auflöste, wurde das französische Hohe Kommissariat in Bad Godesberg in eine reguläre Botschaft umgewandelt (→ Botschaft der Französischen Republik (Bonn)). Auch die Botschafter Frankreichs, die noch begrenzte Vorbehaltsrechte gegenüber Deutschland wahrnahmen, hatten fortan auf dem Schloss ihre Residenz. Am Beginn der Zufahrtsstraße entstanden Unterkunftskasernen der französischen Gendarmerie. Einige der französischen Staatsgäste übernachteten ab 1949 in Haus Ernich oder später auf dem Petersberg bei Bonn. 1959 ging das Schloss, das bis dahin noch der Familie Guilleaume gehörte, auch ins Eigentum Frankreichs über.
Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes zog die Botschaft 1999 nach Berlin um. Zwischenzeitliche Überlegungen, das Haus nach dem Umzug als deutsch-französisches Kulturzentrum zu nutzen, scheiterten. Die bisherige Residenz der Botschaft stand nun leer, gehörte aber weiterhin der französischen Republik. Im Dezember 2006 erwarb der deutsche Filmproduzent Ulrich Felsberg das Schloss vom französischen Finanzministerium und begann 2007 mit einer Sanierung. Die Arbeiten wurden 2011 weitgehend abgeschlossen.[3]
Architektur

Das Schloss ist zwei- bis dreigeschossig in rechteckigen Formen errichtet und mit seiner repräsentativen Gartenseite zum Rhein orientiert. Sie umfasst elf Achsen, von denen drei auf einen vorspringenden Mittelrisalit entfallen. Es sticht besonders durch sein vorspringendes Portal an der Gartenseite hervor, auf dem ein Balkon und über dem dreiachsigen zweiten Stockwerk ein klassizistischer Giebel sitzen. Bemerkenswert ist außerdem der Dachreiter auf dem Mansarddach. Der Bau hat kurze Seitenflügel sowie eine mit Risaliten ausgestattete Portalachse. Die westliche Seitenfassade unterteilt sich in zwei Elemente mit größeren Balkonen, an der östlichen ist nur ein großer Balkon angebracht. Zur linken und rechten Seite neben dem Portal hat Schloss Ernich jeweils vier Achsen.
Literatur
- Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 55–57, 103.
Weblinks
- Hermann Josef Fuchs: Auf Schloss Ernich ging eine hohe Diplomaten-Ära zu Ende. Aus Landhaus auf Bergplateau bei Remagen wurde diplomatischer Nobelsitz. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2000, S. 140.
- Matthias Röcke: Schloß Ernich und seine Botschafter. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1985
- Hermann Bauer: Um Kreise Ahrweiler auf diplomatischem Parkett. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1959
Einzelnachweise
- ↑ Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Ahrweiler (PDF; 1,4 MB). Koblenz 2013, S. 36.
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile, Seite 3 (PDF; 2,16 MB)
- ↑ Nach dem „Ende der Welt“ kommt Remagen, General-Anzeiger, 23. Dezember 2006
Koordinaten: 50° 35′ 46,9″ N, 7° 12′ 17,3″ O