Drache (Mythologie)
Der Begriff Drache (von griechisch drákon "der starr Blickende") bezeichnet Mischwesen, die zum Beispiel Schlangen-, Krokodil-, Löwen- oder hörnertragende sowie feuerspeiende Charakteristika mit anderen verbinden.

Drachen in der westlichen Mythologie und Kultur
![]() |
![]() |
Geschichten und Darstellungen von Drachen sind älter als das, was wir heute den westlichen Kulturkreis nennen. Das Bild der westlichen Drachen wird oft mit beeinflusst von Darstellungen aus Mesopotamien oder Ägypten. Auch das Drachenbild der nordischen Mythologie soll in der Begegnung mit der römischen Kultur von dieser beeinflusst sein.
In der keltischen Mythologie erschienen zwei Drachen, ein roter und ein weißer. Sie stellen die Energie der Erde und die Kraft des Lebens dar. Ihre Geschichten erscheinen in den Voraussagen von Merlin.
Der keltische Drache steht für Führungsqualität und Reinheit.
Allgemein sind Drachen das Symbol für die vom Menschen überwundenen Urmächte, aber auch nicht überwundene Urängste und Gefahren, die im Untergrund existierten, sowie dem Chaos.
Obwohl Menschen und Dinosaurier nicht gleichzeitig gelebt haben, sehen manche Mythenforscher Drachen als Erinnerung an die Saurierzeit, zum Beispiel begründet in Knochenfunden.
Der Drachenkampf / "Gut" gegen "Böse"
In mythologischen Erzählungen vom Drachenkampf werden Auseinandersetzungen zwischen Schlangenhalsdrachen oder mehrköpfigen Drachen geschildert. Dazu gehören
- die Ninurta-Mythologie, in der Giftdrachen, Löwendrachen und Schlangendrachen besiegt werden,
- der Kampf des Wettergottes Baal gegen das Meer
- Marduk gegen Tiamat
- Apollo gegen Python oder
- Zeus gegen Typhon
- Herakles gegen die Hydra
- Beowulf gegen den feuerspeienden Drachen
- Siegfried gegen Fafnir (Nibelungenlied)
- Thor gegen Jormungandr (Ragnarök)
- die Legende des heiligen Georg, der den Drachen bezwingt und tötet
- und nicht zuletzt der "Endkampf" zwischen Gott und dem "Tier" bzw. dem "Drachen" (auch: die "Schlange", der Teufel, Luzifer oder Satan) mit dem Jüngsten Gericht in der Offenbarung des Johannes
Seit der Antike bis zur Gegenwart wird das Motiv des Drachenkampfs politisch instrumentalisiert, in dem die eigene "gute" Partei gegen die andere Partei des personifiziert Bösen zu Felde zieht.
Mythologische Orte
Orte an denen Drachen gelebt haben, beziehungsweise Drachen besiegt wurden:
- Furth im Wald in Bayern wo der Drachenstich gefeiert wird.
- Geldern - Wichard und Lupold von Pont [1] besiegten einen feuerspeienden Drachen
- Krakau in Polen - Waweldrache, mit Drachenhöhle
- Lemberg in der Ukraine - der Drache wurde von Fürst Lew, dem Gründer und Namensgeber der Stadt, erschlagen
- Ljubljana in Slowenien - ein Drache wurde der Sage nach hier von Iason erschlagen, siehe Stadtwappen
- Murnau am Staffelsee in Bayern, mit Drachenstich
- Rouen in Frankreich - Drache Gargouille, lebte in der Seine, erschlagen von Erzbischof Romanus von Rouen
- Tarascon in der Provence - St. Martha zähmt die Tarasque
- Wales - ein Roter Drache, seither heraldisches Symbol von Wales, diente Merlin zur Vorhersage der walisischen Zukunft.
Drachen in der Bibel
Das Alte Testament kennt die Drachengestalt unter anderem als Leviathan und Behemoth. Die Apokalypse schildert das Böse in Gestalt eines siebenköpfigen Riesendrachen. In der Apokalyptik übernimmt der Erzengel Michael die Rolle des Drachenkämpfers.
Drachen im Christentum
In der nachbiblischen Christentumsgeschichte, das heißt in der Geschichte der Kirche und der Heiligen, ist St. Georg besonders bekannt.
Drachen in der östlichen Mythologie und Kultur
In Asien haben Drachen eine positivere Bedeutung. Hier gelten sie als weise, halbgöttliche Wesen, die Menschen beschützen und beschenken (siehe Long - chinesischer Drache, Mang-gon thailändischer Drache). Darunter sind auch Wasserdrachen, die mit Kräften des Wassers in Verbindung stehen. In China stehen Drachen zudem für Glück, männliche Potenz, und waren ein Zeichen des Kaisers. - Jedoch sind gegen diese mehrheitlich positve Tendenz vereinzelt auch Drachentöter in China bekannt, die Drachen töten, weil sie für Unwetter oder ähnliches Übel sorgen.
Siehe auch: Kundalini



Drachen im Islam
Der Islam kennt al Hadr als Drachentöter.
Drachen im Schamanismus
Die meisten Schamanen aus den unterschiedlichsten Kulturen kennen aus ihren Visionen und außerkörperlichen Reisen Drachen. Der promovierte Antropologe Michael Harner beschreibt eine Fülle von Drachenerlebnissen unter Schamanen. Manche Schamanen bestimmter Völker, wie der Conibo, kennen zwar kein Wort für Drachen und beschreiben diese als "Riesenfledermäuse". Allerdings ist die Detailbeschreibung der der europäischen und asiatischen Drachen identisch.
Drachendarstellungen heute
Drachen in der Fantasy- (und SF-) Literatur
Drachen als Märchenwesen erleben heute in der Literaturgattung der Fantasy eine Renaissance.
Weiterhin gibt es in der Fantasy(rollenspiel)-Literatur die unterschiedlichsten Formen und Arten von Drachen, häufig auch durch ihre Hautfarbe gekennzeichnet. Beispielsweise ist der schwarze Drache häufig das Symbol für einen äußerst grausamen und bösen Drache, der blaue wird oft mit dem Element Wasser in Verbindung gebracht, Grün ist die Farbe der Walddrachen usw.
- Anne McCaffrey Zyklus "Drachenreiter von Pern": Drachen als Gefährten des Menschen
- Ursula K. LeGuin "Erdsee"-Bücher: Drachen als intelligente, magische Wesen
- J. R. R. Tolkien: The Hobbit "Der kleine Hobbit": Drache als klassisches Ungeheuer (auch typisch in der Mytholgie bewacht dieser einen riesigen Schatz)
- J. R. R. Tolkien: "Das Silmarillion": Drachen als klassische Ungeheuer die vom Bösen erschaffen wurden, aber lediglich der Machtausübung dienen.
- Michael Ende: "Die unendliche Geschichte": Glücksdrachen
- Joanne K. Rowling: in den "Harry Potter"-Geschichten, u.a. Norbert, der Norwegische Stachelbuckel-Drache des Wildhüters Hagrid, den der gerne als Haustier behalten würde, aber nicht darf.
- Walter Moers: "Zamonien"-Romane: Kanaldrachen
- Terry Pratchett: "Scheibenwelt"-Romane: Sumpfdrachen ("wissenschaftlich": draco vulgaris) und noble Drachen (draco nobilis)
- Jane Yolen: "Drachenblut-Trilogie": Drachen als Zucht- und Kampftiere
- Norman Liebold: "Krähe und Nachtigall": Drachen als Träumer der Welt
- Stanisław Lem verfasste mehrere "Abhandlungen" mit, von oder über Drachen:
- Von den Drachen der Wahrscheinlichkeit
- Vom Nutzen des Drachen
- Von der Rechenmaschine, die mit dem Drachen kämpfte
- Barbara Hambly: Trilogie um Morkeleb, den schwarzen Drachen: Drachen als intelligente, mächtige magische Räuber und Reisende zwischen den Sternen
- George Martin: "Das Lied von Eis und Feuer": Drachen als sehr mächtige Verbündete eines Königshauses. Klassisches Bild fliegender, gefährlicher und feuerspuckender Drachen. Sie haben enge Verbindung zu der Magie der Welt
- Christopher Zimmer: "Der Sohn der Drachen": Garuda = Erddrachen, Sirrusch = Feuerdrachen, Mazandar = Wasserdrachen
- Christopher Paolini: "Eragon": Eragon findet in dem Buch einen Stein aus welchem das Drachenmädchen Saphira schlüpft, zusammen bekämpfen sie das Böse.
- Cornelia Funke: "Drachenreiter"
- Drachen als intelligente magische Wesen und Drahtzieher im Hintergrund in den "Shadowrun"-Romanen
Drachen im Film
- Pete's Dragon (deu. Titel: Elliott das Schmunzelmonster)(1977) im gleichnamigen Film von Walt Disney ist wohl der bekannteste Drache überhaupt, gleichwohl es sich hierbei lediglich um eine Zeichentrickfigur handelt, die in reale Szenen hineingemalt wurde
- Dragonslayer (1981) (ungeschickter Zauberlehrling wird zum "Drachentöter" (deu. Titel))
- Fuchur, in "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende, in mehreren Teilen verfilmt
- Draco in "Dragonheart" (1996)
- Drake in "Dragonheart 2" (1999)
- Drachen in "Dungeons & Dragons" - The Movie (2000) können mit Hilfe eines magischen Utensils kontrolliert werden (z.B. rote, goldene Drachen)
- Drachen in "Die Herrschaft des Feuers" (USA 2002, von Rob Bowman) erobern die Erde
- Drache in Shrek (2002), Shrek 3-D und Shrek 2 (2004): weiblicher Drache verliebt sich in einen Esel.
- Dragons World - im Reich der Drachen (USA/England, 2004)
- Drache in Harry Potter (Stein der Weisen, Der Feuerkelch)
Drachen in Videospielen
- Drakan: Order of the Flame (PC)
- Drakan: The Ancients' Gates (PS2)
- Dragon Rage (PS2)
- The I Of The Dragon (PC)
- Die Herrschaft des Feuers (PS2, XBox, GC, GBA)
- Dragonriders - Chronicles of Perm (PC)
Drachen als Figuren in Kinderbüchern und -filmen
Auch als Figuren für Kinder sind Drachen oft zu finden:
- Die Zeichentrickfigur Grisu, der kleine Drache (Zitat: "Ich will Feuerwehrmann werden!")
- Poldi, der Jungdrache aus der TV-Serie Hallo Spencer (Zitat: "Ich will Dir fressen!")
- Tabaluga, eine Fantasiefigur von Peter Maffay und Helme Heine.
- Mushu aus dem Kinofilm Mulan
- Flitze Feuerzahn aus den gleichnamigen Hörspiel- und Zeichentrickserien.
- Drachen hat nicht jeder von der Augsburger Puppenkiste
- Usagi Yojimbo (Kindermanga): hier dient ein kleiner feuerspeiender Drache, Zylla, in mehreren Kurzgeschichten als freundlicher Begleiter der Hauptfigur, eines Hasen und Samurai. Wohl als Zitat und Reprise des Autors auf Godzilla zu verstehen.
- Spyro, ein kleiner frecher Drache aus der gleichnamigen Videospiel-Reihe.
- Glumanda, Glutexo, Glurak und viele weitere aus der Animeserie Pokémon
- Shen-Long aus den Mangas Dragon Ball und Dragon Ball Z
- Frau Mahlzahn, Nepomuk und andere aus Jim Knopf von Michael Ende
- Zahnlos aus dem Buch Drachenzähmen leicht gemacht von Cressida Cowell.
- Chibisuke aus der Animeserie Dragondrive
- Dojo aus der Zeichentrickserie Xiaolin Showdown. Ein Verwandlungsdrache, der seine Größe beeinflussen kann und als einziges Wesen die legendären Shen Gong Wu aufspüren kann.
- Jake Long aus der Zeichentrickserie American Dragon
Psychologische Deutung
Der Analytischen Psychologie in der Tradition Carl Gustav Jungs gelten die in Träumen, Sagen, Mythen und Märchen auftretenden Drachen als Ausprägung des nefasten Aspekts des sog. Mutterarchetyps, also der zerstörenden und verschlingenden Mutter. Soweit der Drache erlegt werden muss, um die Hand einer Prinzessin etc. zu gewinnen, wird er teilweise auch als Form des Schattenarchetyps aufgefasst (der die in der Prinzessin personifizierte Anima gefangen hält).
Siehe auch
Literatur
- Bandini, Ditte und Giovanni: Das Drachenbuch. Marixverlag 2005 ISBN 3-86539-023-4
- Gebhardt, Harald und Ludwig, Mario: Von Drachen, Yetis und Vampiren - Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München, 2005 ISBN 3-405-16679-9
- Müller, Ulrich und Wunderlich, Werner: Dämonen, Monster, Fabelwesen. Mittelaltermythen Band 2, St. Gallen 1999 ISBN 3-908701-04-X
- Probst, Ernst: Monstern auf der Spur. Wie die Sagen über Drachen, Riesen und Einhörner entstanden, Mainz-Kostheim 2001 ISBN 3-935718-07-1
- Steckner, Cornelius: Phantastische Belege oder phantastische Lebensräume? Fabelwesen in frühneuzeitlichen Naturalienkabinetten und Museen. In: Schmutz H.-K.: Phantastische Lebensräume, Phantome und Phantasmen. Basilisken-Presse: Marburg a/Lahn 1997, S. 33-76. ISBN 3-925347-45-3
Weblinks
- Drachenkosmos.de: Multimediale und wissenschaftliche Präsentation mit ethnologischer Bildergalerie und Aufsätzen
- Deutsches Drachenmuseum in Furth
- Drachensagen
- Drachenlegenden der Schweiz
- Das Drachen-Bestiarium
- Dragonslayer.de: Großes Webportal mit vielen Informationen zu den Fabelwesen Drachen