Bewegung Freies Aceh
Die achinesische Befreiungsbewegung (achinesisch Gerakan Aceh Merdeka, kurz GAM), auch bekannt als Aceh Sumatra National Liberation Front (ASNLF), ist eine bewaffnete islamistische Befreiungsbewegung in Aceh Nordsumatra, die die Unabhängigkeit der Provinz von Indonesien anstrebt. Die indonesische Regierung nennt die Gruppe offiziell „Bewegung zur Zerstörung der Sicherheit von Aceh“. 1959 gewährte die Regierung der Region einen speziellen Status, der islamische Traditionen und Gesetze bevorzugte. Die Zentralisierungstendenzen der Regierung Suharto wirkten dem später entgegen und veranlassten die GAM zur Erhebung in den 1970er Jahren, in dessen Verlauf sie 1976 die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ausrief.
Im Wesentlichen setzte man sich gegen die vermeintliche Bedrohung der achinesischen Religion und Kultur durch die neokoloniale Regierung und die steigende Zahl javanesischer Migranten zur Wehr. Ein anderer Punkt war die ungleiche Verteilung der natürlichen Reichtümer von Aceh. Trotz dieser Probleme verfügt die GAM nicht über die Unterstützung der achinesischen Mehrheit, legt man die Wahlergebnisse zu Grunde.
Zunächst verlief der Guerillakrieg für die GAM erfolglos, und bis 1977 hatten die Regierungstruppen die Gruppe fast vollständig vernichtet. Die Gruppe erneuerte ihre Aktivitäten in den 1980er Jahren, offenbar mit finanzieller Unterstützung Libyens und des Iran und rekrutierte um 3.500 Soldaten. Obgleich sie eine Unterstützung in der Bevölkerung nicht zu erringen vermochte, veranlasste die Regierung Repressionen, die Widerspruch und Feindseligkeit der Bevölkerung erzeugten und so die GAM unterstützten. 1991 bis 1995 erhielt die Region den Status als Militärisches Operationsgebiet.
Vermittlungsbemühungen beider Seiten, obwohl durch den Sturz Suhartos begünstigt, wurden ergebnislos abgebrochen, und sowohl das Militär als auch GAM wurden häufig der Menschenrechtsverletzungen angeklagt.
1996 verkündete die indonesische Regierung das Ende der GAM. Das indonesische Militär (Tentara Nasional Indonesia) zog sich aus der Region nicht zurück; die Berichte von Folter und Ermordungen hielten an. Wohl wurde 1999 ein Truppenrückzug verkündet, aber man schätzt, dass die Zahl der Soldaten während der Regierung von Megawati Sukarnoputri bis 2002 auf 35.000 gestiegen ist. Übergriffe der Sicherheitskräfte 2001 und 2002 forderten einige tausend zivile Todesopfer.
Der GAM-Anführer, Hasan di Tiro und Abgeordneter Zaini Abdullah befinden sich im schwedischen Exil. Der indonesische Sprecher der Gruppe ist Abdullah Syafei'i Dimatang. 1999 wurde berichtet, dass sich die Gruppe in zwei Lager, ASNLF (die ursprüngliche Gruppe) und das Free Aceh Movement Government Council (MP-GAM) gespalten habe. Dieses dementierten GAM-Sprecher, wurde aber in den indonesischen Medien weithin behauptet.
Im März 2003 hatte die Regierung in Jakarta die GAM offiziell zu einer Separatistengruppe erklärt.
Im Zusammenhang mit der Tsunamikatastrophe am 26. Dezember 2004 riefen die GAM einen Waffenstillstand aus. Im Gegenzug zog die indonesische Regierung die Beschränkungen für Hilfsorganisationen und ausländische Journalisten in Nordsumatra zurück.
Über das Vorgehen und das Monopol von GAM als Verhandlungspartner der Regierung gibt es Streit mit anderen separatistische Gruppen auf Aceh.
Am 15. August 2005 haben die Bewegung Freies Aceh und die indonesische Regierung in der finnischen Hauptstadt Helsinki einen Friedensvertrag abgeschlossen. In Aceh sind 30.000 Soldaten des indonesischen Militärs Tentara Nasional Indonesia und 15.000 Polizisten stationiert. In dem Vertragswerk wurde vereinbart, dass die GAM ihr Waffen abgibt. Die „Aceh Monitoring Mission“ und ein Team der EU überwacht die Aktion. Das Militär wird im Gegenzug seine Truppenstärke um die Hälfte verringern.
Siehe auch
- Organisasi Papua Merdeka - Papua Befreiungsbewegung
Literatur
- Antje Mißbach: Freiheitskämpfer oder Geschäftemacher? Der bewaffnete Kampf der Gerakan Aceh Merdeka (GAM) unter Berücksichtigung klassischer und neuer Guerillatheorien ISBN 3-8325-0789-2