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Broch (Turm)

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Broch Dun Carloway (Isle of Lewis)

Ein Broch ist eine runde, eisenzeitliche Anlage, die in Schottland, insbesondere in Caithness, sowie auf den angrenzenden Inseln (Orkney, Shetlands, Hebriden) zu finden ist. Im südlichen Schottland sind Brochs selten. Der Name leitet sich von der normannischen Bezeichnung für Burg ab, beschreibt aber nicht den ursprünglichen Charakter dieser Bauten. Sie werden auch fälschlich als picts houses bezeichnet. In Schottland gibt es Überreste von etwa 500 Brochs.

Der am besten erhaltene ist der Broch of Mousa auf Mainland (Shetlandinsel). Ursprünglich war er etwa 15 m hoch bei einem Durchmesser von 15,2 m. Andere relativ gut erhaltene Exemplare sind Dun Telve und Dun Troddan in Inverness-shire sowie der Broch Dun Carloway auf Lewis. Relativ gut erhaltene Exemplare auf Orkney befinden sich auf der Halbinsel Aikerness auf Mainland (Orkney), der Broch of Gurness und auf Rousay der Broch of Midhowe.

Herkunft und Entstehung

Datei:BrochMousa.jpg
Grundriss und Querschnitt eines Brochs

Eine verbreitete Theorie über die Entstehung der Brochs besagt, dass die ersten auf Orkney entstanden. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß sie von Irland (als Dun) nach Skye gelangten, wo es sie als so genannte Cliff Forts gibt, die hier auch als Semi-Brochs bezeichnet werden. Zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. entstanden die meisten Brochs, einige waren älter etwa 200 Jahre. Um manche entstand auch andere Bebauung. Bereits vor der Christianisierung in den ersten Jahrhunderten n. Chr. waren die meisten Brochs verfallen oder ungenutzt. Dies deutet darauf hin, dass sie ihre (kultische) Funktion verloren hatten. Die stets als durchschlagend dargestellte Christianisierung hatte aber in Irland und Schottland, ebenso wie im germanischen Bereich (Sachsenkriege, Svea, Wikinger etc.) nur regional Erfolg, sie erlebte Rückschläge und dauerte u. U. Jahrhunderte an. Einige Brochs prosperierten daher bis zur Ankunft der Wikinger in Konkurrenz zu den auf Orkney nicht nachzuweisenden frühchristlichen Bauten. Die Nordmänner belegten die zuvor wohl Dun bzw. Carn (Carn Liath) genannten Türme mit dem Namen Broch, der zwar für Burg (nord. Borg) steht, aber zu dieser Zeit nicht eine militärische Anlage meint. Das geht daraus hervor, dass diese Bezeichnung oft mit Götternamen (Torsborg) kombiniert wird oder Heiligtümer bezeichnet (Viborg). Nordische Götternamen wie Odin und Thor kommen häufig kultplatzbezogen vor, z. B. in Kombination mit Acker (Ager = Thorsager), Berg (Bjerg), Burg (Borg), Hain (Lund), Hügel (Høj), Moor (Mose), Quelle (Kilde), See (Sø) und Ort (By).

Bauweise

Brochs sind kreisrunde Gebäude aus Trockensteinen. Sie haben einen einzigen Eingang. Typisch ist ihre doppelwandige Mauer mit einem Zwischenraum von etwa anderthalb Metern, der begehbar ist. Brochs haben ebenerdig eine oder mehrere T-förmige Zellen oder tote Gänge in der Mauer und stehen sardischen Nuraghen nah. In der Mitte des Innenraumes findet sich eine große von Steinplatten umgrenzte Herdstelle. In einigen Brochs ist die äußere bzw. die innere Wand mit Öffnungen ausgestattet. Die meisten Brochs hatten Durchmesser von 12 bis 15 Meter. Der größte Broch hatte jedoch einen von 30m. Zweistöckige Brochs verfügen im Zwischenmauerbereich über Treppen aus Stein, die bis zur Oberkante führten. Es gibt keine Hinweise auf eine Dachkonstruktion. Eine obere hölzerne Plattform ist jedoch eine Erklärung für die Notwendigkeit der Treppe.

Funktion

Der runde Innenbereich diente als Lebens-, wahrscheinlicher aber als Kultraum, worauf die Herdstelle und Funde im Broch von Bu (Orkney) deuten. Als niedrigere Türme begonnen, haben Brochs sich zu nuraghenartigen Bauten entwickelt. Ihr regionales Vorbild könnten die irischen Duns oder Cashels sein, die ebenfalls für Wehranlagen gehalten werden. Namenszusätze wie Dun oder Carn (Dun Carloway, Carn Liath) deuten ebenso darauf wie eine kulturelle Verbindung zwischen Irland und Schottland, die zu dieser Zeit sehr eng war. Der fortifikative Wert dieser in Irland auch Stoneforts genannten Bauten war aber gering. Duns und Brochs liegen zwar oft in strategisch günstiger Lage, aber an Stellen (auf Anhöhen, auf den Orkney oft am Meer) die nichts zu verteidigen hatten und nie angegriffen wurden. Die meisten waren im 2. Jh. bereits aufgegeben. Das trifft auch Edins Hall (Odins Halle) in Berwickshire zu, den südlichsten und zugleich einem der größten Brochs.

Literatur

  • I. Armit: Towers in the North: The Brochs of Scotland, 2002
  • J. W. Hedges: Bu, Gurness and the Brochs of Orkney (3 vols) 1987
  • L. & J. Lang: The Picts and the Scots. Sutton Publishing Ltd., 1994.
  • E. W. Mackie: The roundhouses, brochs and wheelhouses of Atlantic Scotland c. 700 BC – AD 500: architecture and material culture. Part 1: the Orkney and Shetland Isles. Oxford: BAR (Brit Ser 342) 2002.
  • G. Ritchie, Brochs of Scotland. Shire Archaeology 1988, ISBN 0747803897
  • J. E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Bd. 36 Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3