Mohr
Der Begriff Mohr ist eine heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Haut, sei es historisch in Bezug auf Kuschiter, Äthiopier oder Mauren oder später allgemeiner auf einen Schwarzafrikaner.
Wortherkunft
Ursprünglich bezeichnete das Wort mōr einen Mauren (griech. μαυρος, lat.: maurus), womit zwar die Herkunft aus dem Königreich Mauretanien, nicht jedoch die Hautfarbe bezeichnet war.
Mhd. mōr und hellemōr (Höllenmohr) wurden auch als Synonyme für den Teufel (den man sich oft mit schwarzer Hautfarbe vorstellte) verwendet. Dennoch wurde aber zwischen mhd. swarzer mōr (Maure mit dunkler Hautfarbe, engl. blackamoors) und mōr (Maure, engl. moor) differenziert.
Erst im 16. Jahrhundert erwarb das Wort Mohr die allgemeinere Bedeutung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, bis es im 18. Jahrhundert zunehmend durch den Begriff Neger ersetzt wurde.
Die Bezeichnung „Mohr“ für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck „Neger“ kann „Mohr“ als ein diskriminierender Ausdruck verstanden werden, selbst wenn er nicht mit rassistischer Absicht gebraucht wird.
Der Mohr als Stereotyp
Begegnungen zwischen Europäern nördlich der Alpen und Afrikanern hatten bis ins 18. Jahrhundert Seltenheitswert. Zwar lebten und kämpften in der Römerzeit auch dunkelhäutige Afrikaner als Soldaten der römischen Armee in Mitteleuropa, doch endete dies mit der Zeit der Völkerwanderungen. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind bildliche Darstellungen von Menschen schwarzer Hautfarbe nördlich der Alpen daher eine bemerkenswerte Ausnahme, während in den italienischen Staaten wie der Republik Venedig der Kontakt zu Afrika nie abriss.
Selten beruhen mitteleuropäische Darstellungen von „Mohren“ auf tatsächlichen Begegnungen, weit eher auf Reisebeschreibungen und überlieferten Darstellungen. Historische Abbildungen von „Mohren“ folgen daher oft einem Stereotyp: dunkle bis schwarze Haut, dicke Lippen, krauses Haar, oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen „wilder Völker“. Seit der Kolonialzeit bis weit ins 20. Jahrhundert dienten Afrikaner auch als Ausstellungsattaktionen auf Jahrmärkten und speziellen Vorführungen (beispielsweise seitens der Firma Hagenbeck, die heute für ihren Tierpark bekannt ist). Zahlreiche Wortprägungen, historische Namen und Abbildungen haben dieses Bild des „Mohren“ bis heute erhalten, auch wenn der Begriff nicht mehr gebräuchlich ist.
Geographische Herkunft der Mohren
Während man heute allgemein beim Begriff Mohr eher an Menschen aus Schwarzafrika denkt, zielt der historische Sprachgebrauch mehr auf Menschen aus nordafrikanischen Regionen, vor allem aus Nordostafrika (Äthiopien, Eritrea, Abessinien, Aksum) und Nordwestafrika (Mauretanien, Westsahara, Mali, Marokko, Algerien, siehe Bidhan).
Bekannte "Mohren" und "Mohrinnen"
Die Braut des Moses
Luther identifizierte bei seiner Bibelübersetzung die Kuschiter mit Mohren. Dies führte dazu, dass Moses, der eine Kuschiterin heiratete, eine Mohrin zur Frau bekam. So heißt es in Buch Numeri 12,1 bei Luther: Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum daß er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte ...
Die Mohrin im Hohenlied Salomos
Im Hohenlied der Liebe, das allgemein dem König Salomo zugeschrieben wird, ist die Braut eine Mohrin. Es heißt dort (1,5-6): Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. Sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Diese Figur wird der Tradition gemäß mit der Königin von Saba identifiziert.
Serah, der Mohr
Auch beim kuschitischen Heereszug gegen König Asa (2 Chr 14,7-8) ist bei Luther vom Sieg Asas über die Mohren die Rede und von deren Anführer Serah, der Mohr (Einheitsübersetzung: der Kuschiter Serach, King James Bible: Zerah the Ethiopian).
Einer der heiligen drei Könige

Einer der Heiligen Drei Könige wird seit etwa dem 13. Jahrhundert[1] als Afrikaner dargestellt. Je nach Region und Tradition unterschiedlich wird Caspar, Melchior oder Balthasar als Mohr dargestellt. Die dunkle Hautfarbe, die man ihm zuschrieb, entstammt wohl einer Fehldeutung eines überlieferten Textes. Dennoch hat sich die Darstellung eines Königs als „Mohr“ in der Bildenden Kunst bis heute erhalten und ist, wenn auch zunehmend weniger, an Kostümen beim Dreikönigsfest zu sehen. Eine besonders eindrückliche Darstellung befindet sich im Marienaltar des Elisabethchor in der Elisabethkirche von Marburg.[2]
Schwarzer König beim Schach
In mittelalterlichen Schachbüchern wird der Schwarze König als Mohr charakterisiert, so zum Beispiel im Konstanzer Schachzabelbuch von 1479 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien).[3]
Äthiopischer Kämmerer
In der Apostelgeschichte (Apg 8,26) ist von einem äthiopischen Kämmerer die Rede, der in der christlichen Kunst meist als Mohr dargestellt wird. Schon der Mohr Ebed-Melech war zu Zeiten des Propheten Jeremia als Hofkämmerer beschäftigt.
Königin von Saba und Geliebte Salmomos
Aufgrund der Anspielung im Hohen Lied der Liebe des Alten Testaments, das König Salomo zugeschrieben ist, und in dem er seine Geliebte als dunkelhäutig beschreibt, haben mittelalterliche Künstler geschlossen, dass die Königin von Saba eine Mohrin gewesen sein muss. Eine frühe und recht eindrückliche Darstellung in diesem Sinne findet sich im romanischen "Verduner Altar" in Klosterneuburg aus dem Jahr 1181.[4]
Aber auch Konrad Kyesers Darstellung in seinem "Bellifortis" (1405) zeigt die mittelalterliche Vorstellung der Königin von Saba als Mohrin deutlich. [5]
Schwarze Madonna

Vermutlich in der allegorischen Übertragung des Hohenliedes auf Jesus (Gott) und Maria (Kirche) und in Anlehnung an die Darstellungen der Königin von Saba kam es zu Darstellungen von Maria, der Mutter Jesus von Nazareth, als Mohrin, siehe Schwarze Madonna.
Hl. Mauritius und hl. Katharina

Der hl. Mauritius, der aufgrund seines Namens in langer Tradition als Mohr gesehen wurde. Er war zunächst Schutzpatron Burgunds. Nach der Heirat Otto I. 951 mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, schenkte dieser zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des hl. Mauritius für den Dom in Magdeburg, der der hl. Katharina von Alexandrien und dem hl. Mauritius geweiht ist. Dort befindet sich auch eine der ältesten figürlichen Statuen des hl. Mauritius, auf denen er ebenfalls als Mohr dargestellt ist. Er gilt als zugrundeliegende Figur für das Wappen von Coburg. Mauritius findet sich auf dem ältesten Siegel der Stadt Ingolstadt von 1291, aber wohl nicht als Mohr.[6]
- Im Magdeburger Dom ist aber auch die hl. Katharina als Mohrin dargestellt.[7]
- Matthias Grünewald (1475-1528) malt den heiligen Erasmus und Mauritius im ersten Viertel de 16. Jahrhunderts, letzteren als Mohren.[8]
Belakane
Die schöne Sarazenenkönigin Belakane in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist eine Mohrin.[9]. Ihr und Gahmurets Sohn Feirefiz wird als Elster-Mischling vorgestellt (schwarz-weiß-gescheckt). Der Sohn von Feirefiz und Repanse de Schoye wird dereinst der sagenumwobene Priesterkönig Johannes sein. Die Spekulationen über einen historischen Hintergrund dieser Figuren sind vielfältig und umstritten.
Benedikt, der Mohr
Benedikt, der Mohr (um 1526 in San Fratello bei Messina in Italien, † 4. April 1589 in Palemero auf Sizilien) war Ordensoberer in Palermo und wurde 1807 von der katholischen Kirche heiliggesprochen.
Der Mohr Peters des Großen
Der Mohr Peters des Großen, ein abbessinischer Fürstensohn und Vorfahr von Alexander Sergejewitsch Puschkin, der dessen Lebensschicksal in einem Roman ausgestaltet hat.
Mohr oder Mohrin als Wappenfigur
Die Mohrin im Wappen der Kirchberger

Bereits ein altes Wappenschild der Grafen von Kirchberg zeigt eine Frauengestalt mit vermutlich drei Rosen (oder Lilien) in der Hand.[10]. Dies legt nahe, dass der "Mohr mit den drei Rosen" (siehe auch Wolffskeeler Mohr) eigentlich die schwarze Madonna mit drei Rosen ist, so wie sie im alten schlesischen Volkslied besungen wird: Es blühen drei Rosen auf einem Zweig, sie blühten all drei ins Himmelreich
- 1488: Illertissen wird von Kaiser Friedrich III. ein Wappen in Anlehnung an das der damaligen Ortsherren, der Grafen von Kirchberg, verliehen. Dieses zeigte eine wachsende schwarz gekleidete Mohrin mit einer schwarzen Bischofsmütze auf dem Kopf, in der Rechten einen grünen Zweig mit drei Blättern und drei Disteln.
- 1555: Mohrin mit Mitra im Wappen von Oberkirchberg.[11]
- Oberkirchberg: Wappen mit Mohrin von 1954.[12]
- Unterkirchberg: Wappen mit Mohrin vor 1972. [13]
- Oberkirchberg: Wappen mit Mohrin nach 1972.[14]
- Illerkirchberg: Mohrin mit Mitra
- Neu-Ulm: Mohrin im Wappen, ebenfalls in Erinnerung an die Grafen von Kirchberg.[15]
- Grafen von Fugger, Kirchberg und Weißenhorn: Aktuelles Wappen mit Mohrin.[16]
Die Mitra erinnert wohl an die vielen Bischöfe, die aus dem Geschlecht der Kirchberger hervorgegangen sind bzw. in der oben vorgeschlagenen Deutung ihnen von der Jungfrau Maria geschenkt worden sind.
Der Mohr im Wappen von Wolffskeel, Grumbach, Uettingen

Vom Kirchberger Ursprungswappen abhängig ist der Wolffskeel-Grumbacher Mohr, da Kirchberger Graf Gottfried I von Dhaun-Grumbach (um 1258-um 1301) mit größter Wahrscheinlichkeit der Ahnherr ist. Wolffskeeler Mohr: Das Wappen der Adelsfamilie Wolffskeel zeigt dabei nicht mehr eine Frau, sondern einen nach rechts schreitender Mohr mit drei roten Rosen. Es erscheint erstmals beim Würzburger Fürstbischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1322-1333)
- Grumbacher Mohr: Davon abgeleitet trägt die mit den Wolffskeel verwandte Adelsfamilie Grumbach ebenfalls einen Mohren mit drei roten Rosen, allerdings schreitet dieser nach links. Heute hat noch Burggrumbach einen solchen Mohren im Ortswappen.[17]
- Einige Ortswappen ehemaliger Besitzungen der Wolffskeels und Grumbachs zeigen daher auch einen derartigen Mohren. Davon abhängig ist zum Beispiel der Uettinger Mohr.
Freising

Freisinger Mohr: Auch das Bistum Freising und der Landkreis Freising tragen einen „Mohren“ im Wappen. Der gekrönte Afrikaner („caput aethiopis“) erschien zum ersten Mal 1284 im Wappen des Bischofs Emicho, Wildgraf von Wittelsbach (1283–1311). Nach einer verbreiteten Interpretation entstand der Mohr aus der Fehldeutung einer Darstellung, auf der eigentlich einfach ein gekröntes Haupt dargestellt war, mit dem Bischof Emicho die Reichsunmittelbarkeit seines Gebiets anzeigen wollte. Denkbar ist, dass es sich eigentlich um ein Porträt des Rudolf von Habsburg oder von Emicho selbst handelte. Eine weitere mögliche Herleitung ist der Bezug auf eine Stelle in der Apostelgeschichte, wo ein äthiopischer Kämmerer von dem Apostel Philippus getauft wird (Apg. 8,26). In kolorierter Fassung wurde er dann im Jahr 1316 – eindeutig als „Mohr“ – auf dem Deckblatt des Haus- und Notizbuches von Bischof Konrad III. (1314–1322) abgebildet. Bis zur Auflösung des Hochstifts Freising im Jahr 1803 stand er dauerhaft im Wappen der Bischöfe von Freising. Ab 1846 durfte das neue Erzbistum München-Freising den Mohren wieder im Wappen tragen.
- Wappen mit dem „Freisinger Mohr“ haben einige Städte und Orte, die früher dem Hochstift Freising angehörten:
Bildergalerie
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Wappen des Landkreises Freising
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Wappen von Mittenwald
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Wappen des Landkreises Garmisch-Partenkirchen
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Wappen der Stadt Lauingen
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Ismaninger Wappen
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Wappen Pastettens
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Wappen der Gemeinde Eching
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Wappen von Waidhofen
- Mittenwald (Oberbayern)
- Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
- Lauingen (Schwaben): Dabei findet sich hier bereits ein altes Siegel von 1270 im Stadtarchiv, das einen Männerkopf mit langem Haupthaar, Bart und Bügelkrone zeigt, wobei es sich vermutlich um Friedrich Barbarossa handelt. 1451 wendet sich der seither mehrmals veränderte Kopf nach rechts ins Profil. Dabei ist erstmals deutlich ein Mohrenkopf mit Halskette, Ohrring und Mauerkrone zu erkennen.
- Ismaning (Oberbayern)
- Unterföhring (bei München)[18]
- Innichen (Südtirol)[19]
- Klevevz (Unterkrain)[20]
- Dovje [21]
- Pastetten (Landkreis Erding)
- Fahrenzhausen [22]
- Grossenzersdorf (Österreich). [23]
- Oberwölz (Österreich). [24]
- Hollenburg (Gemeinde Krems) (Österreich). [25]
- Nordistrien. [26]
- Skovja Loka. [27]
- Neuhofen (Österreich). [28]
- Eching (Landkreis Freising).
- Ulmerfeld (Österreich). [29]
- Waidhofen (Österreich).

- Den „Freisinger Mohr“ übernahm auch Papst Benedikt XVI. in sein Wappen. Damit nahm er Bezug auf seine Zeit als Erzbischof und später Kardinal der Erzdiözese München-Freising.
Coburg

Coburger Mohr (14. Jahrhundert): Einen „Mohren“ zeigt das Stadtwappen von Coburg. Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Darstellung des Hl. Mauritius, der auch auf dem Wolffskeelschen Wappen abgebildet sein soll. Ab 1380 hat ein Coburger Münzmeister als Meisterzeichen einen Mohrenkopf. 1493 taucht in alten Akten das erste Mal das Wort "Mohrenkopf" auf, der von der Stadt verpflichtet wurde, neben seinem Meisterzeichen seine Ware auch mit dem Mohrenkopf zu versehen. Aus dem Jahr 1521 stammt schließlich der älteste Abdruck des Stadtsiegels mit dem Mohrenkopf. Nachdem der Mohr während des Nationalsozialismus aus dem Wappen verschwinden musste, wurde er 1953 in veränderter Form wieder aufgenommen [30]
Pappenheim
Pappenheimer Mohr: Das Stadtwappen von Pappenheim zeigt einen Mohrenkopf mit gekräuseltem Haar und einer Stirnbinde.[31] Die Pappenheimer Marschälle haben diese Figur in ihre Helmzier aufgenommen. Auf den ältesten Siegeln findet sich ein edler Männerkopf, der wohl eher das Haupt des Hiero von Syrakus darstellt. Daraus sei dann ein typischer Mohrenkopf entstanden. Zwischendurch findet sich allerdings auch eine Mohrin mit Zöpfen.
Schauenstein
Schauensteiner Mohr: In der ersten erhaltenen farbigen Zeichnung des Wappens von Schauenstein (Oberfranken) aus dem Jahr 1581 ist der vorher schon traditionelle Mann schwarz und hält einen kleinen roten Stein empor. Es ist eindeutig ein Bergmann mit einem Erzbrocken in der Hand, um den Ortsnamen zu verbildlichen: ein zur Schau gestellter Stein. Seit 1692 wird der Bergmann nun als Mohr fehl gedeutet. Ab 1812 ist der Mann nackt dargestellt mit einem Stück Fleisch in der Hand, es gibt auch Abbildungen, die den Mohren mit einem Spiegel in der Hand zeigen. [32]
Mehring
Mehringer Mohr: Das Adelsgeschlicht der Moringer scheint seit dem 8. Jahrhundert im Besitze von Mehring gewesen zu sein. Sie starben allerdings Mitte des 14. Jahrhunderts aus. Im Wappen trugen sie einen Mohren mit roter Kopfbedeckung. Dieser fand als beredtes Zeichen für den Ortsnamen auch Eingang in das heutige Gemeindewappen.[33]
Eisenberg
Eisenberger Mohr: Der Eisenberger Mohr geht auf eine Sage über einen Mohren als Diener des Grafen von Eisenberg zurück, die sich sowohl in einer Standfigur am Marktplatz[34] als auch im Wappen niederschlug. Die Mohrensage.
Mörlau

Mörlauer Mohren: Die Herkunft der Mohren im Wappen von Ober-Mörlen ist nicht geklärt.[35] An das Wappen angelehnt tritt der Mohr von Mörlau auch seit 1948 als Figur der Ober-Mörler Fassenacht auf; sein „orientalisches“ Fantasie-Kostüm erscheint jedoch eher an den Sarotti-Mohr (siehe unten) angelehnt als an reale Vorbilder.
Riedlingen
Auch die Fasnacht in Riedlingen kennt einen Mohren, die Riedlinger selbst sind die dazugehörigen "Mohrenwäscher". Für diesen Umstand wird folgende Geschichte als Begründung angeführt: In Riedlingen gastierte einmal ein Zirkus, bei denen unter anderem ein Schwarzer, ein "Mohr" war. Da die Einwohner Riedlingens bislang noch nie einen Schwarzen gesehen hatten, glaubten sie, es handle sich dabei um einen Weißen, der sich nicht gewaschen habe. Sie packten ihn, brachten ihn zum Marktbrunnen und versuchten, den Mohr weiß zu schrubben, was jedoch nicht gelingen wollte.[36]
Tucher und Simmelsdorf
Die Nürnberger Patrizierfamilie Tucher hatte sehr bald einen Mohren im Familienwappen, der auch zum Markenzeichen der mit ihr verbundenen Brauerei wurde.[37] Aber auch die Nürnberger Landgemeinde Simmelsdorf hat aufgrund der historischen Verbundenheit mit dieser Familie einen Mohren ins Wappen aufgenommen.[38]
Mohren und Mandach in der Schweiz
Mohrener Mohr:Das Wappen von Mohren in der Schweiz trägt ein besonders aufschlußreiches Kopfbild eines Mohren.[39]
Mandacher Mohr: Das Wappen von Mandach geht auf ein ein Helmschild der Herren von Mandach (13. Jahrhundert) zurück, das der volkstümlichen Deutung nach den hl. Mauritius darstellt, der auch der Schutzpatron der Kirche von Mandach ist. [40]
Aragon, Sardinien und Korsika
Aragonische Mohren: Bereits alte spanische Chroniken berichten davon, dass Pedro I. in der Schlacht von Acoraz vier schwarze Könige enthaupten ließ. Entweder er selbst oder sein Nachfolger hätten diese Köpfe in ihr Wappenschild aufgenommen, als Symbol für die Rückeroberung von vier ehemals maurischer Gebiete.[41] Spätestens 1281 führte Pedro III., König von Aragon (Spanien) endgültig als Hoheitszeichen ein, das dann lange Zeit als Siegel verwendet wurde. Es handelt sich jeweils um ein weißes Schild mit dem roten St. Georgs-Kreuz und den Köpfen von vier Mohren mit weißem Stirnband. [42] und [43]
- Sardische Mohren: Das Landeswappen der italienischen Insel Sardinien zeigt wie das Aragonische Wappen vier maurische Köpfe. Erst im 17. Jahrhundert wurde das ursprünglich aragonische Wappen durch Philipp IV. von Spanien offiziell für Sardinien eingeführt, indem er es auf Münzen prägen ließ.

- Korsische Mohr: Das Landeswappen der französischen Insel Korsika zeigt ebenfalls einen Kopf eines „Mohren“ oder Mauren (Testa Maura). 1762 wurde der Mohrenkopf mit Stirnband von Pascal Paoli und der von ihm geleiteten Consulta zum offiziellen Wappen und Symbol für den Freiheitskmapf der Korsen bestimmt. Der Legende nach geht dieses Symbol auf einen Kampf zwischen einem arabischen Herrscher, ein Maure, und einem korischen Verlobten um dessen Verlobte zurück, die der Maure entführt hat. Im Kampf blieb der Korse siegreich und er schlug dem Mauren den Kopf ab, spießte ihn auf eine Lanze und reckte ihn hoch in den Himmel. Das Stirnband geht dagegen auf eine andere Legende zurück. Nach dem Sieg der Pisaner und Genueser über die Mauren sollte ein maurischer Gefangener hingerichtet werden, dem dazu die Augen mit einem weißen Tuch verbunden wurden. Der Maure wollte aber sehenden Auges sterben und schob daher das Tuch hoch zur Stirn. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich bei der Flagge um eine Einführung durch den König von Aragon handelt. Aragons Flagge wies bereits vier Mauren, verteilt um ein Kreuz auf (siehe heutiges Symbol von Sardinien). Vincentellu d’Istria, der für Aragon und gegen die pisanischen und genuesischen Besatzer kämpfte, brachte es bis zum Vize-König. Er wurde dann aber von den Besatzern geschlagen und in Genua hingerichtet wurde, dennoch wird dieser Kampf heute als Beginn der korsischen Monarchiebewegung angesehen. Als dann Theodor von Neuhoff zum ersten und einzigen König Korsikas wurde, verwundert es nicht, dass eine zeitgenössischen Darstellung von 1736 den König mit dem Wappen zeigt, auf dem nur noch ein Maure abgebildet ist, allerdings mit verbundenen Augen. Vermutlich hat erst Paoli das Tuch als Zeichen der Freiheit zum Stirnband umfunktioniert.
Literatur und Kunst
Literatur und Theater

Bekanntester „Mohr“ der Weltliteratur ist wohl William Shakespeares tragischer Held Othello, auch als "Mohr von Venedig" bekannt. Nach heutigen Interpretationen soll Othello ein Maure sein, dessen Hautfarbe im Stück jedoch als black (schwarz) beschrieben wird.
Das geflügelte Wort „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ lautet im Original: „Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen.“ Friedrich Schiller legte diesen Satz in den Mund von Muley Hassan, dem Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua).
Bekannt ist auch die Moritat aus dem Kinderbuch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann: „Es ging spazieren vor dem Tor / ein kohlpechrabenschwarzer Mohr (...)“, in der sich Kinder über einen Mohren wegen seiner Hautfarbe lustig machen, dann jedoch zur Strafe vom „großen Nikolas“ in ein Tintenfass getunkt werden. Die Geschichte dient der antirassistischen Erziehung, auch wenn der schwarze Knabe als stereotyper Schwarzafrikaner (barfuß, dicke Lippen, krauses Haar, nackt bis auf eine kurze Hose) dargestellt wird.
Die Mohrin spielt außerdem in folgenden Werken eine bedeutende Rolle:
- Giambattista Basile: Das Pentameron
- Lukas Hartmann: Die Mohrin. Roman, 1995
- Trankred Dorst: Die Mohrin. Theaterstück, 1964
- Friedrich Hildebrand von Einsiedel: Die Mohrin. Lustspiel. Übersetzung nach Terenz
- Friedrich Wilhelm Ziegler: Die Mohrin. Schauspiel
Musik
Nicht vergessen werden sollte auch der Mohr Monostatos aus der Zauberflöte von Mozart und Antonio Salieris Musikkomödie Il Moro.
Malerei und Skulptur
Im Bereich der bildenden Kunst ist "Die Mohrin Katherina" von Albrecht Dürer (1521)[44] und Erasmus Grassers Mohr im Ensemble von 16 Moriskentänzern (1480) [45] besonders hervorzuheben.
Um 1720 schuf Johann Melchior Dinglinger einen "Mohr mit Perlenschale", der heute in der Kurfürstlich-Königlichen Sächsischen Schatzkammer zu bewundern ist.[46]
Und Balthasar Permoser hat 1724 seinen "Mohr" mit der Smaragdstufe gestaltet, der heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgestellt ist. [47]
Werbung

Der Sarotti-Mohr findet sich im Firmenlogo des Schokoladenherstellers Sarotti. Die Figur wurde 1920 von Julius Gipkens als Werbefigur erfunden, wohl in Anlehnung an die erste Adresse der Firma Sarotti in der Mohrenstraße 10, Berlin und wurde 1922 zum eingetragenen Marke. Der erste Sarotti-Mohr trat dabei noch als Dreiergrüppchen auf. Die Werbefiguren trugen einen Turban und ein Tablett und sollte wohl ursprünglich auf die traditionelle Funktion von Mohren als Bedienstete des Hochadels anspielen. Möglicherweise sollen sie auch auf den Anbau von Kakao in Afrika verweisen (der meiste Kakao kam zu der Zeit allerdings aus Südamerika). Denkbar ist auch, dass damit Sinnlichkeit und gesteigerte Genussfähigkeit assoziert werden sollen, wie sie in stereotypen Vorstellungen den Bewohnern südlicher Länder zugeschrieben werden. (Wichtig ist in diesem Kontext der Kolonialismus, der in Europa Fantasien vom „sinnlichen Süden“ anregte; siehe Exotismus). Der Mohr trat von Anfang an auf Produktverpackungen, in der Print-Werbung wie auch ab 1964 in der Fernsehwerbung auf und wurde seither in zahlreichen Formen als Souvenir vermarktet. Seit 2004 wird der Sarotti-Mohr von der Firma Stollwerck offiziell als „Sarotti-Magier aus 1001 Nacht“ bezeichnet. Die Figur wurde niedlicher gestaltet und jongliert nun mit Sternen, statt ein Tablett zu tragen.
Auch im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl findet sich ein „Mohr“. Der Meinl-Mohr trinkt Kaffee, trägt einen hohen roten Fez und die Uniform eines Hotelpagen oder Dienstboten. Er wurde 1924 von dem Grafikdesigner Joseph Binder entworfen und 1965 zu einer abstrakteren Darstellung modernisiert. Auch mit ihm sollten Sinnlichkeit und eine „weltoffene“ und „exotische“ Atmosphäre von südländischen Hotels oder Kolonialherren-Anwesen assoziiert werden. Für die USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch Gold ersetzt und begründet dies mit der dortigen Political correctness. In Europa präsentiert sich Meinl weiterhin mit dem traditionellen „Mohren“ mit rotem Fez. Allerdings gibt die Firma offiziell an, der Mohr ähnele einem „sympathischen Barockengel“ und stehe daher für „die europäische Komponente“ der Firma.
Die südwestdeutsche Bezeichnung „Mohrenkopf“ (auch „Negerkuss“) für einen Schokoladenkuss (Schaumwaffelgebäck mit Schokoladenüberzug) stammt vermutlich ebenfalls aus den 20-er Jahren. Sie leitet sich von der dunklen Farbe der Schokolade und der damals gängigen Assoziation von „Mohren“ mit Schokolade her. Die offiziellen Namensgebungen mit rassistischer Tendenz wurden mittlerweile abgeändert; der Alltagssprachgebrauch blieb erhalten.
Weitere Verwendungen
„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien sowie Straßen, vgl. z. B.:
- die Erzählung Die Leute aus der Mohrenapotheke von Ernst Penzoldt)
- die Mohrenstraße in Berlin, aber auch in Coburg, Köln, Radebeul, Wuppertal etc.
- den Mohrenplatz in Gera, Willisau, Garmisch-Partenkirchen
- der Mohrenbrunnen (Freising)
- die österreichische Mohrenbrauerei in Dornbirn: Sie ist die älteste Brauerei in Vorarlberg (als Brauerei gesichert seit 1834) und hat seit langer Zeit einen Mohren im Firmenwappen.[48]
Mohrenfalter

Von den Mohrenfaltern (Erebia), so aufgrund ihrer schwarzen Flügel genannte Schmetterlinge gibt es mehrere Arten, unter anderem:
- Grauband Mohrenfalter bzw. Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops), meist Waldteufel genannt.
- Weißband Mohrenfalter bzw. Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia Ligea), meist auch Milchfleck-Mohrenfalter genannt.
- Gelbband Mohrenfalter bzw. Gelbbindiger Mohrenfalter (Erebia meolans)
- Rundaugen Mohrenfalter (Erebia medusa), auch Frühlings-Mohrenfalter genannt
- Gelbäugiger Mohrenfalter (Erebia alberganus), auch Mandeläugiger Mohrenfalter genannt.
- Grünschillernder Mohrenfalter (Erebia tyndarus)
- Graubrauner Mohrenfalter (Erebia pandrose)
- Kleiner Mohrenfalter (Erebia melampus)
- Gelbgefleckter Mohrenfalter (Erebia manto)
- Lorkovi’s Mohrenfalter (Erebia calcaria)
- Lungauer Mohrenfalter (Erebia claudina)
- Styx-Mohrenfalter (Erebia Styx)
Andere "aethiops"-Kennzeichnungen der Biologie
Interessanterweise ist die lateinische Namengebung mit "aethiops" häufig ein Anzeichen für "mohrenhaftes" Aussehen, so bei:
- Mohrengesichtige Affen, wie zum Beispiel die äthiopische Meerkatze (Cercopithecus aethiops) - mitunter auch Mohrenaffe genannt.[49] und die äthiopischeGrüne Meerkatze (Chlorocebus aethiops)
- Schwarzer Käfer, wie der äthiopische Hals- bzw. Schmalbock (Leptura aethiops = Strangalia aethiops))[50], der äthiopische Erdbock (Dorcadion aethiops)[51], der Carinatodorcadion aethiops [52] oder der äthiopische Laufkäfer (Pterostichus Steropus aethiops)[53]
- Schwarze Ameisen, wie die äthiopische Holzameise (Camponotus aethiops)[54]
- Schwarze Vögel, wie die äthiopische Kapuzenwollrücken (Thamnophilus aethiops) [55]
- Schwarze Schnecken, wie die äthiopische Schnecke (Diloma aethiops)[56]
- Schwarze Pflanzen, wie die äthiopische Säulenkaktus (Cereus aethiops)[57] oder der äthiopische Rötling (Entoloma aethiops) [58]
Nachname
siehe Mohr (Name)
Literatur
- Adolf Wilhelm Ziegler: Der Freisinger Mohr: Eine heimatgeschichtliche Untersuchung zum Freisinger Bischofswappen. München 1976
- Eckhard Henscheid, Immanuel Kant: Der Neger (Negerl). München 1982. ISBN 3-921499-58-5
- Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2004, ISBN 3-89771-424-8