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Criwe

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Criwe oder Kirwaito (u.ä.) war in der prußischen Religion der Titel oder Name des höchsten Priesters, der im Heiligtum von Romowe lebte. Nach Peter von Dusburg wäre der Criwe von den heidnischen Prußen als "Papst" verehrt worden, und seine Macht soll sich bis zu den Litauern und Livländern erstreckt haben. Er war für das ewige Feuer zuständig und sein Bote trug als Zeichen des Criwe einen Stab.

Nach Angaben des von der Wissenschaft als unzuverlässig eingestuften Simon Grunau, sollen dem Kirwaito oder Criwe die Waideler unterstanden haben. Wurde der Kirwaito krank, liess er sich lebend verbrennen und die Waideler wählten danach den neuen Kirwaito.

Deutung

Die Quellen über den Criwe sind wenig glaubwürdig; es bleibt auch unklar, ob „Criwe“ bei Peter von Dusburg einen Eigennamen oder einen Titel bezeichnet. Es wird angenommen, dass der Criwe eine Art Oberpriester mit regionaler Macht war, der einem etwaigen lokalen Zentralheiligtum vorstand.

Der Historiker Johannes Voigt (1786-1863) wies darauf hin, dass der Dorfschulze in Litauen einen kriwule genannten Krummstab herumschickte, um zur Dorfversammlung einzuladen. Voigt meinte, dass dieser Stab nach dem Criwe benannt sei.[1] Die Zusammenhänge werden aber in der modernen Forschung kontrovers diskutiert.

Im Litauischen bedeutet das Wort krivis »krumm«. Diese Etymologie passt gut zum litauischen Krummstab des Schulzen, ist aber problematisch zur Bezeichnung eines Priesters. Denkbar ist allerdings eine Bedeutungsverschiebung von »gebückte, gekrümmte Person« zu »Greis« und weiter zu »Weiser«.[2]

Nach Jaan Puhvel ist der Criwe ein Priester, der mit dem keltischen Druiden und dem indischen Brahmanen verglichen werden könne.[3]

Wilhelm Gaerte meinte gar, dass „Criwe“ ursprüngliche eine Person des Rechtswesen bezeichnet hat und Peter von Dusburg daraus einen Priester gemacht habe.[4]

Einzelnachweise

  1. Johannes Voigt: Geschichte Preussens; Königsberg 1827; p. 602
  2. Wilhelm Mannhardt: Letto-Preussische Götterlehre; Lettisch-Literärische Gesellschaft, Riga 1936. Nachdruck Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1971. p. 95
  3. Jaan PPuhvel: Indoeuropean structure of the Baltic Pantheon; in: G.J. Larson (ed.): Myth in the Indo-European Antiquity; Berkeley 1974.
  4. Wilhelm Gaertw: Sakrale Herrschaftsformen bei den heidnischen Preussen, Litauern und Letten; Leiden 1959.

Literatur

  • Wilhelm Mannhardt: Letto-Preussische Götterlehre; Lettisch-Literärische Gesellschaft, Riga 1936. Nachdruck Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1971.
  • Michael Brauer: Die Entdeckung des ‚Heidentums ‘ in Preußen; Akademie Verlag, Berlin 2011. ISBN 978-3-05-005078-2