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Marienkirche (Prenzlau)

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Die Marienkirche (St. Marien) ist die evangelische Hauptpfarrkirche in Prenzlau und eine der bedeutsamsten Werke der Backsteingotik in Norddeutschland.

Geschichte

Mitteltorturm und Marienkirche
Marienkirche

Vorgängerbau

Der Vorgängerbau wurde von 1235 bis 1250 als dreischiffige Feldsteinhalle mit schiffsbreitem Westturm und einem zweijochigem Langhaus, dem Querhaus und einem eingezogenem, geraden Chor erbaut.

Nachfolgebau

Es erfolgte von 1289 bis 1340 der Kirchenneubau als gotische, dreischiffige Hallenkirche im Stil der Backsteingotik unter Einbeziehung des Westteils des Vorgängerbaus mit seinen Feldsteinen. Die großräumige Kirche mit sieben Joche ist 56 Meter lang 26 Meter breit und 22 Meter hoch; der Dachfirst ist heute 43 Meter hoch. Sie wurde in zwei Abschnitten (Grenze bei den Treppenhäusern) errichtet. Sie hat einen relativ geraden aber absidalen Ostabschluss für jedes Schiff. Der Bau gilt als die erste Hallenkirche östlich der Elbe.

Im 14. bzw. 15. Jahrhundert kamen die Anbauten der Christophoruskapelle und der zweischiffigen Margaretenkapelle an der Südseite hinzu. Das Kreuzrippengewölbe der Margaretenapelle blieb erhalten.

Schaufassade

Die prächtige östliche Schaufassade ist wegen ihrer anspruchsvollen Konstruktion „einmalig“ in der Backsteingotik; Dehio schreibt „kolossal“, als „Weiterentwicklung“ der Marienkirche (Neubrandenburg). Die Absiden sind deshalb nur gering ausgebildet mit zwei (Seitenschiffe) bzw. drei (Mittelschiff) Polygonseiten.

Der Giebel ist mit 22 Meter so hoch wie die senkrechte Chormauer. Die sechs Strebepfeiler enden in zierliche Fialen. Eine fensterähnliche Gestaltung mit Stab- und Maßwerk aus rot- und schwarzglasierten Steinen, mit zusammenfassenden Wimpergen (Giebelähnlich) und mit Maßwerkfriesen ergänzen das Bild der Schaufassade.

Seitenwände

Die äußere Seitenwände werden gegliedert durch die vierteiligen Maßwerkfenster und die mehrfach abgetreppten Strebepfeiler. Über die Traufe ragend befinden sich über einem Maßwerkfries und zwischen Fialpfeilern ein tranzparenter Kranz aus durchbrochenen Wimpergen. An den vier West-Jochen der Südseite ein Plattenfriese mit pflanzlichen Motiven.

Vorhalle

Die nördliche Vorhalle vom Angang des 15. Jh. hat einen dreiteiligen Wimperg-Giebel im Brunsberg-Stil

Portale

Das große fünffach abgetreppte West-Portale hatte Kehlen und Rundstäbe in den Abtreppungen. Darüber zum Mittelschiff befindet sich ein Rundfenster. Weitere Portale sind an der Nord- (reichhaltig) und der Südseite.

Wiederaufbau

1945 ist die Kirche ausgebrannt und das Gewölbe eingestürzt; die Wände blieben erhalten. Der Wiederaufbau geschah ab 1970. 1972 war der Montagebeginn des Dachstuhls, 1973/74 erfolgte die Eindeckung des Satteldaches mit Kupferplatten sowie die Instandsetzen der Treppenanlage in den Türmen und die Eindecken der Margaretenkapelle. Von 1972 bis 1988 folgte die Instandsetzen der Turmfassaden, Innenausbau der Südkapellen und die Restaurierung von Ostgiebel und östlicher Südfassade. 1982 war der Nordturm ferig, 1984 das Dach vom Südturm, 1988 die Eindeckung und die Einwölbung der Nordvorhalle und 1990/91 die Fassadensanierung. 1990 fand eine Feierstunde für das Erreichte statt, 1995 die Übergabe der Rosette im Turm und 1997 die Wiederaufstellung des Altars.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Türme

Der Nordturm mit 68 Meter Höhe stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er hatte bis 1945 ein Satteldach in Ost-West-Richtung, dazwischen ein Renaissance-Giebel. Das Dach erstand in einer sehr einfachen Form mit einem Sockel nach 1972 wieder. Vom 20. bis 22. Dezember 1632 wurde im N-Turm der Leichnam des Königs Gustav II. Adolf aufbewahrt. 234 Stufen führen zur Türmerstube.

Der Südturm mit 64 Meter Höhe besteht seit 1776. Er hatte bis 1945 einen sehr spitzen Turmhelm auf einem auf dem vierten Geschoss stehenden kleinerem Turmteil und war ursprünglich 90 Meter hoch. Auch er hat nach 1972 ein Satteldach wie beim N-Turm aber ohne den 4 Meter hohen Sockel. Im oberen Geschoss wurden zwei Uhren installiert.

Beide sechsgeschossige Türme sind bis zum dritten Geschoss in Feldsteinen und darüber aus Backsteinen ausgeführt worden. Die oberen Geschosse sind reichhaltiger verziert mit u.a. spitzbogigen Blenden aus dem 14. Jh. Kunsthistorisch werden turmartige querrechteckige Baukörper am Westende einer Kirche auch als Westbau bezeichnet.

Inneres, Ausstattung und Orgel

Inneres

Im großräumigen, streng gehaltenen Inneren wurde das Kreuzrippengewölbe mit zwischenliegenden Scheidbögen durch die 12 reichgestalteten, kreuzförmigen Pfeiler getragen; die vier stirnseitigen Pfeilervorlagen mit kräftigen Dreiviertelrunddiensten (Vorlagen). Die Seitenwände weisen umlaufende Sockelzonen mit zwei spitzbogigen Blenden pro Joch auf. Darüber befindet sich ein Laufgang.

1847 fand eine umfassende Umgestaltung im Innern der Kirche im neugotischen Stil statt.

Hochaltar

Vom Meister des Prenzlauer Hochaltars wurde um 1512 in Lübeck der spätgotische Marienaltar als Hochaltar geschaffen. Er konnte 1945 gerettet werden. [1]

Orgel

1567/68 wurde die erste Orgel eingebaut. 1743 folgte eine neue Orgel mit II Manualen und ca. 20 Registern durch Johann Michael Röder. 1847, nach der Umgestaltung der Kirche, konnte die neue Orgel mit II Manualen und 33 Registern von Carl August Buchholz aus Berlin eingeweiht werden. 1945 wurde sie zerstört und nicht wieder ersetzt.

1867 wurde Ernst Flügel Organist und Gymnasialgesanglehrer in Prenzlau und er war bis 1879 als Pianist und Organist auch an der Marienkirche tätig.

Lutherdenkmal
Lutherdenkmal

Umgebung

Der Mitteltorturm und die Marienkirche am Marktberg bilden gemeinsam die bekannteste Stadtansicht Prenzlaus.

Vor der Kirche steht ein Lutherdenkmal.

Kirchgemeinde

Die Marienkirche ist die evangelische Hauptpfarrkirche der Kirchengemeinde mit seinen Filialkirchen St. Nicolai, St. Jacobi und St. Sabini und zwölf weiteren Gemeinden. Sie ist Mitglied im Kirchenkreis Prenzlau mit seinen 12 Kirchgemeinden. Der Kirchenkreis wird von einem Superintendenten und dem Kreiskirchenrat geleitet.

Dem Erhalt der Kirche widmet sich der Förderverein Marienkirche Prenzlau.

Bedeutende Persönlichkeiten

  • Johannes Fleck (1559–1628), von 1596 bis 1601 Inspektor (Superintendent) an der Marienkirche

Einzelnachweise

  1. Meister des Prenzlauer Hochaltars. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart., Band 37, S. 277. E. A. Seemann, Leipzig 1950.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Mecklenburg. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1980.
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