Karneval, Fastnacht und Fasching
Als Karneval, Fastnacht (regional auch Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fosnet, Fastelov(v)end) oder Fasching bezeichnet man die Zeit der Ausgelassenheit und Fröhlichkeit und überschäumenden Lebensfreude vor Beginn der österlichen Fastenzeit (Passionszeit). Als Fastnachtszeit hat sich in Deutschland die Spanne vom 11. November, 11:11 Uhr bis zum Aschermittwoch eingebürgert. Jedoch wird im deutschen Südwesten, der schwäbisch-alemannische Fastnacht vielerorts die Fastnacht erst an Dreikönig begonnen.
Fastnachtswoche
Den Höhepunkt erreicht die Fastnacht in der eigentlichen Fastnachtswoche vom schmutzigen Donnerstag (Weiberfastnacht) über den Rosenmontag bis zum Fastnachtsdienstag.
Den Höhepunkt erreicht der Karneval in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Aachen, Mainz und Bonn am Rosenmontag mit einem Rosenmontagsumzug.
In den Stadtteilen, Städten und Dörfern um diese Hochburgen herum gibt es Umzüge am Samstag (Nelkensamstag), Sonntag (Tulpensonntag) und Dienstag (Veilchendienstag). In der Nacht zu Mittwoch um Punkt Mitternacht endet der Karneval und es gibt an vielen Orten die Tradition, das die Karnevalisten in dieser Nacht eine Strohpuppe, den so genannten Nubbel, als Verantwortlichen für alle Laster der karnevalistischen Tage, vor allem wegen des ausgegeben Geldes, verbrennen.
Karnevalshochburgen
Als Fastnachts- bzw. Karnevalshochburgen gelten in Deutschland das Rheinland (der Kölner und Düsseldorfer Karneval sowie die Mainzer Fassenacht) wo einst subversive antifranzösische und antipreußische Spuren aus dem 19. Jahrhundert im Brauchtum noch am frischesten sind (er entstand während der französischen und preußischen Besetzung aus Umzügen der entwaffneten Bürgerwehren, die zum Protest gegen und als Parodie über die Besetzer in komisch bunten Uniformen und Gewehrimitaten mit Blumen im Lauf durch die Stadt marschierten), sowie Baden-Württemberg, Hessen, Rheinhessen und die Schweiz mit der schwäbisch- alemannische Fastnachtstradition, aber auch Norddeutschland, Mark Brandenburg und der Süden der Niederlande.
Der Karneval im Rheinland geht in seiner heutigen Form auf die Gründung eines Karnevalsvereins in Köln 1823 zurück. Da die Fastnacht vorher meist vom niederen Volk oder von den Zünften getragen wurde, übernahm dort die Bürgerschicht die Fastnacht.
Im südwestdeutschen Raum haben sich Formen der mittelalterlichen Fastnacht erhalten, wie sie vor der Kölner Vereinsgründung bestanden. Die ältesten Fastnachten findet man heute in Elzach, Rottweil, und Villingen. Dort springen vor allem an Fastnachtsmontag und -dientag mit Holzmasken maskierte Narren durch die Straßen ihrer Stadt.
International bekannt sind der Kölner Karneval, der Düsseldorfer Karneval und der Aachener Karneval, Karneval wird jedoch in fast allen Dörfern und Städten im Rheinland und teilweise auch im Münsterland mit eigenen Umzügen gefeiert.
Schwerpunkt des Karnevals im Osten Deutschlands ist v.a. Cottbus.
In Österreich wird der Fasching in Form von Gschnasen und Umzügen gefeiert, vielerorts gibt es Faschingsitzungen. Eine der größten und bekanntesten findet sicher in Villach, vgl. Villacher Fasching, statt. Das gesellschaftlich angeblich bedeutendste Ereignis ist der Wiener Opernball, der Prominenz aller Seriositätsgrade anzieht. In Tirol ( z.B. Telfs oder Nassereith) wird alle vier Jahre einer dem schwäbisch-alemannischen Fastnacht ähnelden Fastnacht gefeiert.
Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und ritualisierter Ausgelassenheit lassen sich in allen Kulturen finden. Eine ganz eigenständige, bemerkenswerte Vitalität entwickelte der Karneval auch in Lateinamerika.
Begriffliche Einordnung und Wortherkunft
Das Wort Fastnacht und seine regionalen Abwandlungen werden vor allem in Hessen und Rheinhessen, in der Pfalz und der Kurpfalz, sowie in Baden, Schwaben und der Schweiz verwendet. Es kommt vom Althochdeutschen "Fasta" (Fastenzeit) und "Naht" (Nacht, Vorabend) und bezeichnete ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert auch die Woche davor.
Vom Fasching spricht man vor allem in Bayern, Thüringen und Österreich. Das Wort kommt von Vaschanc, was den Ausschank des Fastentrunks bezeichnete.
Das Wort Karneval bezieht man in Deutschland in erster Linie auf den Kölner Karneval. Die Herkunft des Begriffs ist nicht eindeutig geklärt.
Herleitungen weisen auf
- mittellat.: carnelevale (-levare) die mit der Fastenzeit bevorstehende "Fleischwegnahme";
- lat.: carne vale der Abschiedsruf "Fleisch lebe wohl".
- Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff auch auf das römische, vorchristliche lat. carrus navalis Schiffskarren, ein Schiff auf Rädern, das bei jährlichen Umzügen zum Wiederbeginn der Schifffahrt durch die Straßen geführt wurde, zurückgeführt. Hieraus soll sich die Tradition des Narrenschiffs gebildet haben. Jedoch ergaben Froschungen, dass das Wort carrus navalis im römischen Latein nicht existierten.
Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und ritualisierter Ausgelassenheit lassen sich in allen Kulturen finden. Eine ganz eigenständige, bemerkenswerte Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika.
International sind verschiedene Variationen von Karneval am gebräuchlichsten. Bekannt sind u.a. der Karneval in Rio und der Karneval in Venedig. Auch in den Südstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet hier die französische Bezeichnung Mardi Gras (eigentlich Fastnachtsdienstag).
Der Fastnachts-/Karnevalstermin
325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 führte Papst Gregor I. eine 40tägige Fastenzeit vor Ostern ein, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat. Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern ("Invocavit" oder "Dominicia Quadragesima", im Deutschen auch "Funkensonntag").
Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch.
Noch bis ins 16. Jahrhundert existierten beide Fastnachsttermine, die alte "Burefasnacht" (Bauernfastnacht) und die neue "Herren-" bzw. "Pfaffenfastnacht" konkurrierend nebeneinander.
Insbesondere im badischen Raum als auch in der Schweiz haben sich viele Bräuche der alten Fasnacht erhalten. Am bekanntesten ist davon sicherlich die Basler Fasnacht. Diese beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4.00 Uhr mit dem Morgestraich und endet am folgenden Donnerstag Morgen, ebenfalls um 4.00 Uhr.
Fastnacht und Karneval in der Geschichte
Im alten Rom feierte man vom 17. Dezember bis 19. Dezember die Saturnalien, ein Fest, verbunden mit einem öffentlichen Gelage, zu dem jedermann aus jeder Gesellschaftsschicht eingeladen war. Hinrichtungen wurden während der Saturnalien hinten angestellt. Sklaven und Herren tauschten zeitweise die Rollen. Jedoch werden in der altuellen Forschung Termine wie Saturnalien oder Lupercalien als Urpsrung des Fastnachbrauches stark angezweifelt.
Im mittelalterlichen Europa feierte man - zwar in Kirchen, jedoch nicht kirchlich - "Narrenfeste" vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts um den Epiphaniastag (6. Januar).
Dabei übernahmen die unteren Kleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit. Kirchliche Rituale wurden parodiert; selbst ein Pseudopapst wurde gekürt. In Gestalt von Prozessionen wurden auch die Bewohner der Städte am Fest beteiligt.
Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die augustinischen Lehren vom Zwei- Staaten- Modell zurückgeführt. Die Fastnacht steht daher für die civitas diaboli, den Staat des Teufels. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Herrschaft der civitas dei, des Gottestaates, der über den Teufelsstaat siegreich bleibt. Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass die civitas diaboli wie auch der Mensch vergänglich ist und am Ende Gott siegreich bleibt. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Währen die Kirche bei gotteslästernden Szenen während der Fastnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern der Fastnacht in den Aschermittwoch hinein, streng verfolgt. Insbesondere im ausgehenden 14. und 15. Jahrhundert wurde im deutschen Raum Fastnacht gefeiert, so z.B. die Nürnberger Schembartläufe. Dort fand auch der Narr Einzug in die Fastnacht, der im didaktischen Sinne der Fastnacht auf die Vergänglichkeit hinweisen sollte.
In manchen Fastnachten wird vor diesem Hintergrund bereits am Fastnachtsdiesntagabend zum "Betzeitläuten" die Maske um sechs Uhr abgelegt. Hintergrund zu dieser Uhrzeit ist die mittelalterliche Tradition, dass der neue Tag bereits mit dem Einruch der Nacht beginnt.
Räumliche Einordnung
Interessanterweise ist der Karneval fast ausschließlich in katholischen Gebieten zu finden. Dieses hängt sicherlich nicht nur mit der Fastenzeit zusammen, sondern auch mit dem Katholizismus als Lebensform. Hochburgen sind also in Deutschland das Rheinland (Köln, Düsseldorf, Mainz), Baden-Württemberg, aber auch Südamerika. Mit der Reformation im 16. Jahrhudnert verschwand in den evangelischen Gebieten mit dem Aschermittwoch auch die Fastnacht. Erst im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde in vielen evangelischen Städten wieder eine Fastnacht eingeführt.
Weblinks
- http://www.forstfasching.de/geschichte-fasching-karneval/index.php
- Geschichte Kölner Karneval
- Karneval (Carnaval) in Brasilien
- Karneval in Cajamarca/Peru
- Kölle Alaaf
- ...Helau-Geschichte/n
- Narrenspiegel
Siehe auch
Brauchtum, Fasten, Fest, Purim, islam. Fastenbrechen (Zuckerfest), Halloween, Christopher Street Day, Orden wider den tierischen Ernst, Krätzchensänger, Kölner Karneval, Mainzer Fastnacht, schwäbisch-alemannische Fastnacht, Narr, Jeck