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Menander

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Kopf des Menander. Römische Kopie eines griechischen Originals unbekannter Urheberschaft (um 290 v. Chr.), Glyptothek München
Doppelherme von Homer und Menander

Menandros (griechisch Μένανδρος, latinisiert Menander; * 342/341 v. Chr. als Sohn des Diopeithes in Kephisia; † 291/290 v. Chr. vermutlich bei einem Badeunfall;[1] begraben auf dem Weg zwischen Piräus und Athen) war ein griechischer Komödiendichter.

Menandros war an der von Aristoteles gegründeten Philosophenschule Peripatos Schüler des Theophrast und diente gemeinsam mit Epikur als Ephebe in Athen. Er hat nach unterschiedlichen Zeugnissen 105 bis 109 Komödien geschrieben, bekannt sind die Titel von 96 Stücken. Bis ins 19. Jahrhundert existierten nur dürftige Fragmente und Nachdichtungen von Menandros' Werk. Doch nach dem Fund von Papyri zwischen 1905 und 1907 sowie im Jahr 1959, sind 18 Werke, zum Beispiel Das Schiedsgericht, Die Samierin und Der Schild, in Ausschnitten bekannt. Das Werk Dyskolos (deutsche Übersetzungen: Der alte Griesgram, Der Menschenfeind)[2] wurde sogar fast vollständig wiederentdeckt. Im Jahr 2003 fand man eine Handschrift aus dem 9. Jahrhundert davon in der Vatikanischen Bibliothek, neben 200 Versen eines bis dahin unbekannten Werkes.[3]

Menandros wird vielfach als einer der bedeutendsten Dichter der Neuen Komödie bezeichnet, sein Werk beeinflusste Ovid, Terentius Afer und Plautus. In Menandros' Komödien spielt der Chor, anders als zum Beispiel bei Aristophanes, nur noch eine Hintergrundrolle. Er tritt lediglich mit musikalischen Darbietungen zwischen den Akten auf. Menandros' Komödien sind unpolitisch, ihr Sujet sind die kleinen Schwächen des Bürgertums seiner Stadt, die Handlung mündet stets in einem Happy End.

Auf verschiedenen antiken Mosaiken und Wandmalereien in Pompeii, Mytilene und Antiochia werden Szenen aus Menandros' Theaterstücken dargestellt.[4]

Da Plautus[5] und Terentius Afer etliche Kömodien Menandros' adaptiert und so der Nachwelt überliefert haben, beeinflussten dessen Werke mittelbar die neuzeitlichen Komödiendichter Molière [6][7] und Carlo Goldoni.

Werke

Vollständige oder fast vollständige Werke
  • Aspis (Der Schild)
  • Dyskolos (Der Schwierige/Der Griesgram/Der Menschenfeind)
  • Epitrepontes (Das Schiedsgericht)
  • Perikeiromene (Die Geschorene)
  • Samia (Das Mädchen aus Samos)
  • Sikyonios (Der Mann aus Sikyon)


Bruchstücke und verlorene Werke
  • Andria
  • Dis Exapaton
  • Encheiridion
  • Georgos (Der Bauer)
  • Heros (Der Halbgott)
  • Hypobolimaios
  • Iepeia (Die Priesterin)
  • Kolax (Der Schmeichler)
  • Leukadia
  • Misumenos (Der Mann, den sie haßte)
  • Phasma (Das Gespenst)
  • Plokion
  • Philadelphoi
  • Pseudherakles
  • Synaristosai (Frauen beim Mittag)
  • Thais
  • Theophoroumene
  • Trophonios

Ausgaben

Literatur

  • Francesco D’Aiuto: Graeca in codici orientali della Biblioteca Vaticana (con i resti di un manoscritto tardoantico delle commedie di Menandro). In: Lidia Perria (Hrsg.): Tra Oriente e Occidente. Scritture e libri greci fra le regioni orientali di Bisanzio e l'Italia. Dipartimento di Filologia Greca e Latina, Sezione Bizantino-Neoellenistica, Universita di Roma „La Sapienza“, Rom 2003, (Testi e studi bizantino-neoellenici 14, ZDB-ID 1038525-3), S. 227-296 (hier 266-283 mit Tafeln 13-14).
  • W. G. Arnott: Menander and earlier drama. In: John H. Betts u. a. (Hrsg.): Studies in Honour of T. B. L. Webster. Band 1. Bristol Classical Press, Bristol 1986, ISBN 0-86292-193-7, S. 1-9.
  • W. G. Arnott: Humour in Menander. In: Siegfried Jäkel u. a. (Hrsg.): Laughter Down the Centuries. 3. Band. Turun Yliopisto, Turku 1997, ISBN 951-29-1006-3, (Turun Yliopiston julkaisuja Sarja B, Humaniora 221), S. 65-79.
  • Horst-Dieter Blume: Menander. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-10090-5, (Erträge der Forschung 293).
  • Niklas Holzberg: Menander. Untersuchungen zur dramatischen Technik. Carl, Nürnberg 1974, ISBN 3-418-00050-9, (Erlanger Beiträge zur Sprach- und Kunstwissenschaft 50), (Zugleich: Erlangen-Nürnberg, Univ., Diss., 1972).
  • Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie. Artemis & Winkler, Düsseldorf u. a. 1998, ISBN 3-538-07069-5.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. St. Schröder: „Die Lebensdaten Menanders“, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 113, 1996, S. 35-48.
  2. Menander: Der alte Griesgram. Übersetzt von Ernst R. Lehmann-Leander. In: Aristophanes - Menander. Herausgegeben u. eingeleitet von Eberhard Rechenberg. Dieterich, Leipzig 1966
    Menander: Dyskolos / Der Menschenfeind. Herausgegeben und übersetzt von Horst D. Blume. Reclam, Stuttgart 2007
    Menander: Dyskolos. Griechisch und deutsch mit textkritischem Apparat und Erläuterungen. Hrsg. v. Max Treu. Heimeran, München 1960
  3. Dieter Harlfinger, Warten auf Menander im Vatikan. 400 griechische Komödienverse in einer syrischen Palimpsest-Handschrift entdeckt, in: Forum Classicum, 1/2004 (PDF-Datei; 2,91 MB)
  4. Nervegna S.(2010): Menander's Theophoroumene between Greece and Rome
  5. W. G. Arnott: „A note on the parallels between Menander’s Dyskolos and Plautus’ Aulularia“, in: Phoenix 18, 1964, S. 232-7.
  6. etwa bei L`École des maris – zu Deutsch: Die Schule der Ehemänner
  7. Jean Baptiste Molière: Die Schule der Ehemänner beim Projekt Gutenberg
  8. Reihe: Dichtung der Antike in hervorragenden klassischen und neuen Übersetzungen in 11 (12) Bänden. - Dieser Bd. mit 453 S. Enthalten: Menander, Das Schiedsgericht UND Fragmente (Übers. Körte) UND Sentenzen.- Herodas, Der Lehrer (Lehmann).- Plautus, Der Maulheld UND Die Zwillinge UND Amphitruo (Gurlitt) UND Die Goldtopfkomödie (Lehmann).- Terenz, Das Mädchen von Andros UND Die Brüder (Herbst).- Anhänge: Aus dem 'Horribilicribrifax' des Andreas Gryphius.- Aus der Menaechmi-Übersetzung des Albrecht von Eyb
  9. Enthält: Der Menschenfeind. Die Samierin. Der Schiedspruch. Die Geschorene. Der Schild. Der Mann aus Sikyon. Der Mann, den sie hasste. Der Bauer. Insgesamt 18 Stücke, 327 S.- Auch in dies., Menander. Herondas. Werke in 1 Band. Reihe: Bibliothek der Antike. Griechische Reihe. Aufbau-Verlag, Weimar 1980, mit 377 S.
  10. Der alte Griesgram, Übers. Ernst R. Lehmann-Leander; Das Schiedsgericht, Übers. Wolfgang Tilgner. Insges. 510 S.
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