Ernest Bevin
Ernest Bevin (* 9. März 1881 in Somerset; † 14. April 1951), war ein britischer Gewerkschaftsführer und Politiker.
Biografie
Bevin stammte aus provinziellen Verhältnissen. Sein Vater verdiente seinen Lebensunterhalt als Landarbeiter, während seine Mutter (die er bereits in seinem 8. Lebensjahr verlor) als Hausmädchen ihr Auskommen suchte. Die Schule in Crediton verließ er bereits mit 9 Jahren 1890. Dementsprechend war seine Bildung - im Sinne traditionell-kanonischer "Schul-" und "Allgemeinbildung" - lückenhaft, welches er jedoch durch intensive Selbstbildung ausgleichen konnte. Mit 11 Jahren war er darauf angewiesen zu arbeiten: zunächst fand er Beschäftigung als Lastwagenfahrer in Bristol. 1910 wurde er Sekretär des britischen Zweiges der Docker's Union. 1914 wurde er nationaler Organisator der Union.
1922 war Bevin einer der Mitbegründer der Transportarbeitergewerkschaft (Transport and General Workers Union [TGWU]), die bald zur größten britischen gewerkschaft werden sollte. Er stieg zum Generalsekretär der Gewerkschaft und somit zu einem der wichtigsten Gewerkschaftsführer Großbritanniens auf. Politisch war Bevin ein eher moderater Sozialist, der sowohl dem Kommunismus wie auch dem gewaltsamen politischen Akt ablehnend gegenüberstand. 1926 nahm er in führender Position aber ohne persönliche Begeisterung am britischen Generalstreik teil. Er gehörte dem pragmatische Flügel der Gewerkschaftsbewegung an, der daran glaubte seinen Mitgliedern durch direkte Verhandlungen unter Androhung von Streikmaßnahmen als Ultima ratio materielle Gewinne zu verschaffen.
Obwohl Bevin von ihrer Gründung an Mitglied der Labour Party und später auch Angehöriger ihrer Unterhausfraktion war, besass er nur geringes Vertrauen in das parlamentarische System. Sein Verhältnis zum ersten Labour-Premier Ramsay MacDonald war denkbar schlecht und die Beziehung verschlechterte sich noch weiter, als MacDonald 1931 eine Zweck-Allianz mit den Konservativen einging.
Während der 30er Jahre, als die Labour Party gespalten und geschwächt war, kooperierte Bevin mit der konservativen Regierung in praktischen Angelegenheiten. Während dieser Zeit intensivierte sich seine Involvierung in die briitsche Außenpolitik. Er war dezidierter Gegner des Faschismus und der britischen Appeasement-Politik gegenüber den faschistischen Mächten. 1935 dankte der Labour-Führer George Lansbury wegen Bevins scharfer Attacken gegen die Pazifisten in der Labour-Party abdanken und wurde in seiner Position als Parteivorsitzender durch Clement Attlee ersetzt.
Minister im Kriegskabinett
1940 ernannte Winston Churchill Bevin zum Minister für Arbeit und Nationalen Dienst in seinem Kriegskabinett. In dieser Position wurde er praktisch Arbeitsdiktator der britischen Binnenwirtschaft. Das Emergency Powers (Defence) Act verlieh ihm die volle Kontrolle über die Arbeitskräfte und die Verteilung des Personals. Während dieser Zeit war Bevin verantwortlich für die Abzweigung von 48, 000 Zwangsverpflichteten vom Militärdienst in die Montanindustrie. Diese Arbeiter wurden als Bevin Boys bekannt. Kurz nach seiner Ernennung zum Arbeitsminister wurde Bevin ohne Gegenbewerber für einen Londoner Wahlbezirk ins Unterhaus gewählt. Bevin verblieb Arbeitsminister bis die Labour-Politiker die Koalitionsregierung 1945 verliess.
Nach dem Krieg
Nach der 1945er Unterhauswahl beabsichtigte Attlee Bevin zum Chancellor of the Execheur (Finanzminister) und Hugh Dalton zum Außenminister zu ernennen, entschied sich aber schließlich die beiden Männer auszutauschen. Bevin wurde Außenminister zu einem Zeitpunkt als Großbritannien beinahe bankrott war und sein überseeisches Empire aufgeben musste. Bevin besass keine sentimentalen Bindungen an das Empire und befürwortete einen schnellstmöglichen britischen Rückzug aus Indien und anderen Gebieten. Obwohl viele Parteikollegen - darunter Richard Stafford Cripps - eine Premierministerschaft Bevins anstelle von Attlee befürworteten, erhob Bevin niemals Ansprüche auf diesen Posten.
Überdies war Bevin ein dezidierter Anti-Kommunist und ein entschiedener Unterstützer der vereinigten Staaten in den frühen Jahren des Kalten Kriegs. Er spielte eine Rolle bei der Schaffung von zwei Schlüsselinstitutionen der Nachkriegswelt, die NATO und der Marshall-Plan-Hilfe.
Die Bildung des Staates Israel lehnte Bevin ab, weil er über die zionistischen Terrormaßnahmen gegen britische Truppen erbost war. Der amerikanische Druck zwang ihn aber letztendlich dem Ansinnen der Vereinten Nationen nachzugeben und die Gründung des Staates Israels hinzunehmen. Trotz schwindender Gesundheit wurde Bevin im März 1951 zum Lordsiegelbewahrer ernannt, starb jedoch im folgenden Monat infolge überarbeitungsbedingter Erschöpfung.
Bevins Mentalität
Bevin, der als einer der größten Redner der britischen Parlamentsgeschichte gilt, demonstrierte als Minister den gleichen eigensinnigen Pragmatismus der auch seine Jahre als Gewerkschaftsführer gekennzeichnet hatte. Auffallend ist die Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit, so war Bevin zugleich britischer Patriot und kosmopolitischer Internationalist, zugleich entschiedener Befürworter der Britisch-Amerikanischen Allianz und der Europäischen Einheit. Bevin sah deutlich, dass Großbritanniens Tage der Imperialen Größe vorüber waren, was er nicht bedauerte, weil die Arbeiterklasse seiner Auffassung zufolge vom Empire ohnehin niemals profitiert hatte.
Personendaten | |
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NAME | Bevin, Ernest |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Gewerkschaftsführer und Politiker |
GEBURTSDATUM | 9. März 1881 |
GEBURTSORT | Somerset |
STERBEDATUM | 14. April 1951 |