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Imtech

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Imtech N.V.

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Rechtsform Naamloze Vennootschap
ISIN NL0006055329
Sitz Gouda, Niederlande
Branche Energie- und Gebäudetechnik
Website www.imtech.com

Royal Imtech N.V. ist eine international tätige Unternehmensgruppe mit Firmensitz in Gouda, Niederlande. Imtech wird im Euronext Stock Exchange in Amsterdam notiert.

Unternehmensgruppe

Die Internatio Müller N.V. erwarb 1997 das Installationsunternehmen Rudolph Otto Meyer (R.O.M.). Daraus entstand Imtech N.V.

Imtech konnte insbesondere durch Zukäufer weiterer Unternehmen seine Mitarbeiterzahl und seine Umsätze erheblich steigern. HDW-Hagenuk Schiffstechnik ist seit 2005 eine Tochtergesellschaft der Imtech. Seit 2008 ist die Shipbuilding, Machinery & Marine Technology (SMM) ein Teil der Imtech Marine Group. Die Unternehmensgruppe hat weltweit 22.510 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von etwa 6 Mrd. Euro. Sie ist in über 60 Ländern mit Büros, Firmen, und Forschungseinrichtungen vertreten. Bei Imtech Deutschland arbeiten etwa 5.800 Menschen.

Imtech Deutschland GmbH & Co. KG

Imtech Deutschland GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
ISIN NL0000361269
Gründung 9. Juli 1858
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung Jos Graaumans (CEO), Jan van Middelkoop (CFO), Peter Eilers, Jürgen Sautter (Geschäftsleitung)
Mitarbeiterzahl 5.326 (2011)
Branche Energie- und Gebäudetechnik
Website www.imtech.de

Das Unternehmen Imtech Deutschland GmbH & Co. KG ist im Anlagenbau im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung tätig.

Unternehmensprofil

Zu den Unternehmensbereichen gehören Kraftwerks- und Energietechnik, Contracting, Forschung und Entwicklung, Reinraumtechnik, Daten- und Sicherheitstechnik, Automotive Testing Solutions (Prüfstandstechnik) und Schiffbau-/Dockbautechnik. Zum Tätigkeitsspektrum gehören das Planen, Bauen, Betreiben und Warten von Energie-, Klima-, Kommunikations- und Sicherheitstechnik für Stadien, Arenen, Flughäfen, Industrieanlagen und andere Gebäude. Es bestehen mehr als sechzig Niederlassungen in Deutschland sowie in einigen Ländern Osteuropas.

Imtech Schiffbau-/Dockbautechnik, als Unternehmensbereich der Imtech Deutschland GmbH & Co. KG, plant, entwickelt, baut und wartet komplexe Anlagensysteme aller Standards für die Kälte-, Klima- und Umwelttechnik, Dockbau und Offshore-Technologie sowie Brandschutz und Rohrleitungsbau im Schiffbau. Imtech Marine Germany (früher HDW-Hagenuk Schiffstechnik) ist seit 2005 hundertprozentige Tochtergesellschaft von Imtech und seit der SMM 2008 ein Teil der Imtech Marine Group.

Die Tätigkeiten von Imtech Marine Germany sind Planung, Entwicklung, Herstellung, Dokumentation und Service im maritimen Bereich. Die Schwerpunkte dabei sind die Power & Automation, Navigation & Communication und die Elektrische Installation. Imtech Marine Germany ist in Deutschland in Hamburg, Kiel und Bremerhaven vertreten, außerdem sind mehrere ständige Vertretungen auf den Werften wie Blohm & Voss und Nobiskrug in Rendsburg vorhanden. Imtech Marine Germany erwirtschaftet zurzeit den größten Teil des Umsatzes mit Lieferung von elektrotechnischen Paketen nach China (Shanghai) und hat dort eine Tochtergesellschaft gegründet, die für den asiatischen Markt produziert.

Geschichte

Am 6. Juli 1858 gründete Rudolph Otto Meyer seinen Handwerksbetrieb auf der Elbinsel Peute in Hamburg zum Bau von Heizungsanlagen für Gewächshäuser. Seit den 1890er Jahren wurde der Bau von Kesseln und Kraftwerksanlagen und deren Installation betrieben, unter anderem zur Belieferung des neuen Hamburger Rathauses mit Fernwärme. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die internationalen Tätigkeiten stark ausgeweitet. So wurden Heizungsanlagen in den Nahen Osten und Indonesien unter anderem zur Ausrüstung von Krankenhäusern geliefert.

Im Jahre 1997 wurde das Installationsunternehmen Rudolph Otto Meyer (R.O.M.) von den damaligen Gesellschaftern zu 100 % an die Internatio Müller N.V. (heutige Imtech N.V.) verkauft. 2000 folgte die Übernahme der Rheinelektra Technik GmbH. Seit 2002 firmiert der deutsche Standort als Imtech Deutschland GmbH & Co. KG. Imtech Deutschland ist insbesondere auch für die Geschäfte in Polen, Rumänien, Österreich, Finnland und Russland verantwortlich.

Am 20. Juni 2008 feierte Imtech Deutschland sein 150-jähriges Bestehen in Frankfurt am Main.[1]

Imtech war Generalauftragnehmer für die technische Ausrüstung der Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Nach Berichten des Handelsblatts im Februar 2011 wurden die Manager von Subunternehmen unter anderem mit Bordellbesuchen bestochen. Diese wiederum durften schon Anfang 2010 im Gegenzug mehr Arbeitsstunden abrechnen. Das Unternehmen ließ intern ermitteln.[2][3][4]

Imtech Deutschland ist zusammen mit YIT, Bosch und Siemens am Bau der Entrauchungsanlage des Flughafens Berlin-Brandenburg beteiligt; sie wurde entgegen behördlichen Auflagen gebaut und ist ohne aufwändigen Umbau nicht funktionsfähig.[5] Dieses Problem ist eine Hauptursache für den verschobenen Eröffnungstermin.[6]

Imtech Deutschland war von 2012 bis 2013 federführend beim Bau von Abenteuerwelt Warschau.

Krise 2013

Royal Imtech N.V. gab am 4. Februar 2013 bekannt, dass es aufgrund von Verlusten in Polen zu Abschreibungen in der Größenordnung von 100 Millionen € gezwungen sei. Imtech warnte ferner davor, Verpflichtungen gegenüber Kreditgebern nicht mehr bedienen zu können.[7] Konkreter Anlass war das Projekt eines Warschauer Erlebnisparks mit einem skizzierten Volumen von insgesamt etwa 750 Mio Euro.[7][8][7] Dabei handelt es sich um den 240 Hektar großen Themenpark Abenteuerwelt Warschau mit Hotels, Restaurants und einen geplanten Kraftwerk.[9][10] Die Probleme wurden mit Zahlungschwierigkeiten des Kunden und mit vermuteten Unregelmässigkeiten begründet.[7]

Die Staatsanwaltschaft ermittele.[7] Der Geschäftsführer Klaus Betz und Axel Glaß, Leiter des Finanzwesens und Mitglied der Geschäftsleitung, verließen das deutsche Unternehmen.[11] Nachfolger wurden Jos Graauwmans und Jan van Middelkoop.[12] Der Jahresabschluss 2012, durchgeführt von KPMG, konnte nicht wie geplant am 5. Februar 2013 vorgestellt werden.[13][7] Die Hauptversammlung der Aktionäre am 3. April 2013 wurde abgesagt.[7]

Die Nettoschulden des Konzerns betrugen zum 31. Dezember 2012 etwa 800 Millionen Euro[13] bei einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro im Jahr 2011; die Rabobank wurde für die Problemlösung hinzugezogen.[14] Am 10. Februar 2013 teilte Imtech-Sprecher Sebastian Conrad mit: „Es gibt keinerlei Anzeichen für irgendwelche Schwierigkeiten in Deutschland“. Am 27. Februar 2013 gab Imtech bekannt, dass in Polen 150 Millionen Euro und in Deutschland weitere 150 Millionen Euro abgeschrieben werden müssen; zur Verstärkung des Eigenkapitals beabsichtige man eine Bezugsrechtsemission im Wert von 500 Millionen Euro.[15] Am 19. März 2013 wurde der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass Imtech nicht mehr am Freizeitpark-Projekt beteiligt ist; Details wollte man nicht mitteilen.[16]

Die Vereniging van Effectenbezitters droht, die Wirtschaftsprüfer von KPMG zu verklagen.[17] Imtech gab am 23.4.2013 bekannt, dass in Deutschland und in den Niederlanden 1300 Arbeitsplätze gestrichen werden.

Sponsoring

Am 21. August 2009 gab Imtech Deutschland bekannt, seine Zusammenarbeit mit dem Hamburger SV auszuweiten. Unter anderem wurde Imtech ab Juli 2010 neuer Namensgeber für die Imtech Arena und trat damit die Nachfolge der HSH Nordbank an, welche ihren Sponsoring-Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte. Darüber hinaus ist Imtech „EnergieEffizienz-Partner“ des FC Bayern München und „Business-Partner“ des VfB Stuttgart.

Imtech Deutschland GmbH wird den Fußball-Zweitligisten VfR Aalen als Haupt- und Trikotsponsor bis Juli 2013 unterstützen.[18]

Literatur

  • Imtech Deutschland – Das Unternehmen feiert sein 150-jähriges Jubiläum. In: HANSA – International Maritime Journal, Heft 7/2008, S. 48–50. Schiffahrts-Verlag »Hansa« C. Schroedter, Hamburg 2008, ISSN 0017-7504
  • Sandra Engel, Sven Tode: 150 Jahre Pioniergeist - Imtech Deutschland 1858-2008, Verlag Hanseatischer Merkur, Hamburg 2008 ISBN 978-3-922857-41-9.

Einzelnachweise

  1. 150 Jahre Pioniergeist – Chronik
  2. Sönke Iwersen: Korruption bei Umbau der Deutschen Bank in Frankfurt In: Handelsblatt, 23. Februar 2011 (online)
  3. Imtech: Interne Ermittlungen nach Renovierung der Zwillingstürme. In: Manager-Magazin, 24. Februar 2011 (online)
  4. Steffen Preissler: Bestechung und Bordell-Besuche? Imtech: „Unregelmäßigkeiten“ nach Umbau bei Deutscher Bank. In: Abendblatt, 24. Februar 2011 (online)
  5. Brandschutz und Co. Die lange Mängelliste des Berliner Flughafens. In: Handelsblatt, 9. Januar 2013 (online)
  6. Flughafen-Debakel Brandschutz am BER - es klappt nicht. In: Tagesspiegel, 19. Juli 2012 (online)
  7. a b c d e f g Imtech stürzt wegen polnischem Großprojekt ab. In: Immobilien-Zeitung, 4. Februar 2013 (online)
  8. Imtech plummets on Polish arm troubles. In: Financial Times, February 4, 2013 (online)
  9. Imtech mit höchstem Minus seit 23 Jahren – Abschreibung in Polen. In: Die Welt, 4. Februar 2013 (online)
  10. 45 Prozent Kursverlust. Imtech-Aktie stürzt tief ab. In: Handelsblatt, 4. Februar 2013 (online)
  11. Imtech executives step down. In: Financial Times, February 6, 2013 (online)
  12. Deutscher Imtech-Chef Betz ist zurückgetreten. In: Immobilien-Zeitung, 6. Februar 2013 (online)
  13. a b Imtech untersucht polnische Projekte und verschiebt die Veröffentlichung seines Jahresabschlusses 2012. Pressemitteilung von Imtech, 4. Februar 2013 (online)
  14. Chaos bei Imtech – Deutschland-Chef muss gehen. In: Die Welt, 7. Februar 2013 (online)
  15. Imtech stärkt Eigenkapital durch Bezugsrechtsemission im Wert von 500 Millionen Euro. Pressemitteilung von Imtech vom 27. Februar 2013 (online)
  16. Imtech trifft Vereinbarung mit Adventure World Warschau. In: Immobilien-Zeitung, 19. März 2013 (online)
  17. Mogelijk claim tegen KPMG in Imtech-affair. In: Telegraaf, 6 mrt 2013 (online)
  18. VfR in Not: Imtech hat gekündigt. In: Gmünder Tagespost, 20. März 2013

Koordinaten: 53° 34′ 6″ N, 10° 3′ 42″ O