Geschütz

Der Ausdruck Geschütz (urspr. die Waffe des Schützen, d.h. Bogen) bezeichnet im Militärwesen eine schwere, zum Handgebrauch nicht verwendbare Waffe. Die Geschütze sind in der Truppengattung der Artillerie zusammengefaßt. Die Entwicklung der Geschütze war sehr stark abhängig von der allgemeinen technischen Entwicklung, sei es die Erfindung des Schießpulvers, die Gußtechniken, die Motorisierung usw. Reichweite und Feuerkraft wurden immer weiter gesteigert.
Geschichtsüberblick
- In der Antike waren Geschütze mechanische Wurfmaschinen, wie
- Die ersten Feuerwaffen waren die "pot de fer", die etwa fünfzig Jahre nach Erfindung des Schießpulvers (Francis Bacon ca. 1260) gebaut wurden. Die erste Abbildung stammt aus dem Jahr 1326, zuerst eingesetzt wurde es 1324 in Metz. Es waren bauchige Töpfe, die schwere Pfeile verschossen. Diese ersten Geschütze waren jedoch noch taktisch bedeutungslos, auch wenn mit dem ribauldeqin für Edward III. schon eine Art Orgelgeschütz gebaut worden ist.
- Die nächste Fortentwicklung war die Bombarde. Ein jetzt zylindrisches Rohr aus Bronze verschoß zunächst ca. 200 Pfund schwere Stein- später dann auch Metallkugeln. 1415 benutzte Heinrich V. zehn Geschütze, um die Mauern von Harfleur einzuschießen. 1453 wurde die bis dahin uneinnehmbare, doppelte Mauer mit Wassergraben um Konstantinopel von den Türken sturmreif geschossen. Ebenso wurden die Lafetten entwickelt und in den Hussitenkriegen erstmals Geschütze auf Fahrzeugen montiert, außerdem bereits als Schiffsgeschütze auf Schiffen eingesetzt.
- Im 16. Jahrhundert wurden Mörser und Feldschlangen als erste Feldgeschütze entwickelt. Zusammen mit der (pferdebespannten) Lafette waren diese Geschütze erstmals mobil einsetzbar. Der Mörser war ein Steilfeuergeschütz, der erstmals auch explodierende Munition einsetzen konnte. Leichte Hinterlader wurden auf Pivots montiert.

- Mitte des 19. Jahrhunderts kam es infolge der industriellen Revolution zu weitreichenden Neuerungen: Der gezogene Hinterlader konnte Langgeschosse verschießen, die durch die Züge in eine Rotationsbewegung versetzt wurden und die Zielgenauigkeit entscheidend verbesserten. Damit konnte erstmals die sinnvolle Reichweite über die Kernschußweite hinaus gesteigert werden. Die Entwicklung teilte sich jetzt auf Kanonen für Flachbahn- und Haubitzen für Flachbahn- und Bogenschuß. Ebenso führte die Erfindung der Eisenbahn auch zu Eisenbahngeschützen
- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand nach der Erfindung des rauchschwachen Pulvers und des Rohrrücklaufes 1897 das Schnellfeuergeschütz.
- Im ersten Weltkrieg wurden als Infanteriebegleitwaffe der Granatwerfer und Minenwerfer entwickelt, die im Verhältnis zum Kaliber leicht waren und eine geringe Reichweite hatten.
- Nach Entwicklung des Kraftfahrzeuges werden Geschütze zunächst durch Kraftwagen gezogen und später sehr mobil und z. T. gepanzert auf Panzern oder Selbstfahrlafetten angebracht.
Mystik
Seit der Erfindung des Schießpulvers hatten Geschütze auch immer etwas mystisches. Aus dieser Zeit sind einige Sinnsprüche überliefert, die in das Hinterstück der damaligen Geschütze eingegossen wurden. Ähnlich wie bei der Feldschlange wurde dem einzelnen Geschütz eine mythische Bedeutung zugeordnet:
- Scharpff Hierss
- Ich bin genannt der scharpffe Hierß
- Wo ich zu einem Schloß ein Pierß
- Stoß ich nyder mit meym gehürn
- Pollwerck mawer prustwer vnd thuern
- Ercker vnd Zynnen fell ich nyder
- Kum ich dreyen malen wyder
- So wird das schloß von mir erschellt
- Das es über den pergk ab fellt.
- Scharpffe Metz
- Ich bin ein scharpffe Metzs genant
- Wo ich wirdt in ein S(t)att gesant
- Do thu ich übern Graben tantzen
- Durch rinckmawr zwinger vnd schantzen
- Durch kirche häuser keller kuche
- Gewelb stuben kammer thu ich suche
- Vnd was mich irrt am wyderprallen
- Das küssz ich so das es mueß fallen.
Die Tradition der Namensgebung für besondere Geschütze der Artillerie läßt sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Poulär waren dabei immer wieder weibliche Vornamen. Im ersten Weltkrieg belegte man den 42 cm-Mörser der Firma Krupp mit dem Namen Dicke Berta. Ein weniger bekanntes Beispiel sind die beiden Kanonen Silvia und Lucrezia der Festung Crestawald in der Schweiz aus der Zeit vor dem zweitem Weltkrieg.