Bosnische Spurweite
Ein Teil des Eisenbahnnetzes im ehemaligen Jugoslawien wurde als Schmalspurbahn in 760 mm Spurweite errichtet. Die meisten Strecken in dieser Spurweite befanden sich in Bosnien-Herzegowina. Sie entstanden während der österreichischen Verwaltung dieses Gebiets in den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Die Spurweite von 760 Millimetern wird daher heute noch als "Bosnische Spurweite" oder auch als Bosnaspur bezeichnet. Im Volksmund in Jugoslawien nannte man die Schmalspurzüge "Ćiro".
Später wurden im Bereich der gesamten Donaumonarchie Schmalspurbahnen in 760 mm errichtet. Im Kriegsfall sollten dank der einheitlichen Spurweite ausreichend zueinander passende Fahrzeuge für die kuk-Heeresfeldbahnen zu Verfügung stehen. Doch auch außerhalb Österreich-Ungarns fand die Bosnische Spurweite Verwendung, z.B. in Bulgarien, aber auch in Serbien wurde ein umfangreiches Streckennetz in dieser Spurweite errichtet.
Nach Gründung des jugoslawischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg wurden die bosnischen und serbischen Strecken durch eine neue Strecke über das Šargan-Gebirge verbunden, womit ein zusammenhängendes Schmalpurnetz entstand, welches weite Teile Bosnien-Herzegowinas und Serbiens, sowie Teile Montenegros und des dalmatinischen Küstenlandes erschloss. So fuhren durchgehende Schnellzüge von Belgrad über Sarajevo nach Dubrovnik auf schmaler Spur. Ergänzt wurde dieses Streckennetz durch eine Vielzahl von nicht öffentlichen Waldbahnen und Industriebahnen.
Die Schmalspurbahnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach durch Normalspurbahnen (Spurweite 1435 mm) ersetzt oder wegen Unwirtschaftlichkeit gänzlich eingestellt. Die letzte Linie für den Personenverkehr, Sarajevo - Višegrad - Titovo Užice, war auf bosnischer Spur bis Ende der 70er Jahre in Betrieb. Im regulären Betrieb verblieben in Bosnien nur einige kurze Industriebahnen vor allem im Bergbau. Die Teilstrecke über das Šargan-Gebirge in Serbien wurde zwischen 1999 und 2003 als Museumsbahn wieder aufgebaut. Diese "Šarganska osmica" (Šargan-Acht) genannte Bahn von Mokra Gora nach Šargan Vitasi ist Bestandteil eines umfangreichen Tourismusprojektes für Westserbien und soll weiter ins bosnische Višegrad verlängert werden.
Bahnen in Bosnischer Spurweite werden heute noch vor allem in Österreich, Ungarn, Tschechien und im Alltagsverkehr Bulgarien betrieben. In der Slowakei und Rumänien existieren ebenfalls noch jeweils wenige Kilometer Strecke. In Slowenien, Kroatien und Serbien existieren keinerlei Strecken mehr in dieser Spurweite.
Im britischen Kulturkreis gab und gibt es zahlreiche Strecken mit 30-Zoll- (762mm) -Spurweite. Trotz dieser geringen Differenz werden diese nicht zur bosnischen Spur gezählt.