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Industriebahn Halle-Queis

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Industriebahn Halle-Queis - Südbereich der Umfahranlage

Die Industriebahn Halle-Queis (kurz IBHQ) ist eine öffentliche nichtbundeseigene normalspurige Eisenbahninfrastrukturanlage der Stadt Landsberg zur eisenbahntechnischen Erschließung des Industriegebietes Halle-Queis (kurz IGHQ) sowie des Industriegebietes Halle-Saalkreis an der A14 (kurz IGHS) für den Gütertransport. Die Bahnanlage ist an der Hauptstrecke Halle-Guben/Sorau zwischen der Abzweigstelle Peißen und dem Bahnhof Reußen in Kilometer 7,860 mit dem Streckennetz der Deutschen Bahn als Ausweichanschlussstelle (kurz Awanst) angeschlossen und nur wenige Kilometer vom Güterbahnhof für den mitteldeutschen Raum Halle (Saale) entfernt. Die Anschlussbahn ist in Form zweier Stammgleise angelegt und wird bahnverwaltungstechnisch als im Bahnnetzregionalbezirk Halle gelegenes Queiser Industriestammgleis (kurz LQIS ) geführt. Für die Industriebahn Halle-Queis gilt die Bau- und Betriebsordnung für Anschlussbahnen für das Bundesland Sachsen Anhalt.

Entstehung

Die Industriebahn Halle-Queis erschließt seit Ende 1996 das zur gleichen Zeit entstandenen Industriegebietes Halle-Queis der damaligen, zur Verwaltungsgemeinschaft Kabelske-Tal gehörenden, Gemeinde Queis in unmittelbarer Nachbarschaft zum vorhandenem Gewerbegebiet Queis-Dölbau an der Geltestraße mit einem normalspurigen Industriestammgleis. Heute gehört die ehemalige Gemeinde Queis zur Industriebahn betreibenden Stadt Landsberg. Seit 2012 ist auch das multikommunale Industiegebiet Halle-Saalkreis an der A14 durch die IBHQ angebunden.

Gleisanlagen

Stammgleisverlauf

Gleisplan der Industriebahn Halle-Queis
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckengeschwindigkeit:40 km/h
Betreiber: Stadt Landsberg
Bundesland: Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt
Betriebsstelle: LQIS
zweigleisige
                        
Hauptbahn
von Halle
                        
nach Guben/Sorau
Stammgleisanfang
                        
0,0 Schutzweiche Weiche 2
                        
Gleisabschnitt 1
                        
Zwebendorfer Graben
Weg von Peißen
                        
0,891 Bü1 Weg nach Zwebendorf
                        
U-Weiche Nord Weiche 3
Gleisabschnitt 3
                        
Gleisabschnitt 2
                        
Umfahranlage
                        
mit bef. u. bel. Mittelstreifen
Weiche 72 Weiche IGHS 0,0
                        
Weg in Bau Bü3 0,208
                        
U-Weiche Süd Weiche 4
Gleisabschnitt 5
                        
                        
1,695 Bü2 Hohenturmer Weg
                        
Gleisabschnitt 4
Straße B im Bau Bü4 1,004
                        
Weiche 100 GAPweiche 1,093
                        
2,463 Uralitaweiche Weiche 5
Werksanbindung in Planung
                        
Dämmstoffwerk
                        
Werksanbindung nicht realisiert
Werkseinfahrt GAPack Bü5 1,360
                        
                        
öffentliche Ladestelle
Stammgleisende IGHS 1,471
                        
2,767 Stammgleisende IGHQ
Orionstraße
                        
Uralitastraße

Das 1996 angelegte ca. 2,8 Kilometer lange Stammgleis führt abzweigend durch eine Ausweichanschlussstelle von der Hauptbahnstrecke Halle-Guben/Sorau (VzG-Streckennummer: 6345) über eine Umfahranlage mit zwei 487 Meter parallelliegenden Gleisen zu einer an die Uralitastraße angebundene öffentlichen Wagenladeanlage. Das Stammgleis ist in vier betriebliche Nutzabschnitte A1 bis A4 eingeteilt. Dafür wurden fünf ortsbediente Weichen mit den Nummern 1 bis 5 eingebaut. Im Frühjahr 2012 wurde damit begonnen das entstehende benachtbarte Industriegebiet Halle-Saalkreis an der A14 bahntechnisch mit einem 1471 Meter langen, vom vorhandenem Umfahrgleis abzweigenden, zweiten Stammgleis anzuschließen. Das Gleis verläuft vom Umfahrgleis im km 1,361 abzweigend vorbei am Umspannwerk Reideburg entlang der Polarisstraße bis zum Gleisabschluss an der Orionstraße. Dafür wurden zwei Weichen mit den Nummern 72 und 100 eingebaut. Die Weiche 100 ist für die geplante Werksanbindung der in der Gemarkung Dölbau der Gemeinde Kabelsketal liegenden Firma Greatview Aseptic Packaging (kurz: GA Pack) vorgesehen.

Stammgleiserweiterung für IGHS im Juni 2012
Gleisabschnitt Nutzlänge Nutzung Lage Neigungsverhältnisse Wagensicherung
A1 900m Industriestammgleis von W2 bis W3 -1.570°/00 -4.65°/00 Abstellverbot
A2 487m Industriestammgleis von W3 bis W4 Ostgleis 1.5°/00 Einheitshemmschuh
A3 urp. 487m Umfahrgleis von W3 bis urp.W4 Westgleis 1.5°/00 Einheitshemmschuh
A4 1000m Industriestammgleis IGHQ von W4 bis W5 -2.660°/00 -8.145°/00 Abstellverbot
Verladegleis 175m Zuführung/Verladung von W5 bis Abschluss Uralitastraße 1.000°/00 -1.000°/00 Einheitshemmschuh
gepl.Werksanschluss unvolle. Werksanschluss von W5 bis Werkszaun Uralita Einheitshemmschuh
A5 1471m Industriestammgleis IGHS von W72 bis Abschluss Orionstraße
Werksanschluss in Planung Werksanschluss GA Pack von W100

Werksanschlüsse

Gleisende vorm Zaun des Dämmstoffwerks URSA
vorgesehene Weiche für Greatview Aseptic Packaging

Der ursprüngliche anstoßende Grund der Errichtung des Industriegleises war die Forderung des 1997 entstandenen Dämmstoffwerkes URSA Deutschland GmbH, der spanischen Uralita Gruppe, zur Ansiedlung im Industriegebiet. Die Kommune als Industriegebietserschließer im Zusammenarbeit mit den Landesbehörden kamen dieser Forderung nach. Das Gleis wurde bis zum Werkszaun errichtet und endet dort. Der Dämmstoffhersteller hat jedoch bis heute keine Gleisanlage auf Firmengelände errichtet und befördert keine Güter per Bahn vom Werksstandort, obwohl nach eigenen Angaben jährlich 440000 m³ XPS Dämmstoffplatten, das entspricht ca. fünftausend LKW Ladungen, hergestellt wurden (Zahlen von 2011). Die Firma Eisenbahnlaufwerke Halle (kurz ELH) nutzt den Bahnanschluss in besonderer Weise. Das ELH hat das Grundstück unmittelbar neben dem öffentlichen Ladegleis erworben und 1999 ihr Firmengelände errichtet. Mit einer Krananlage auf Firmengelände wird das Ladegleis über den Zaun von westlicher Seite zum Be- und Entladen von Güterwagen erreicht. Aufgrund der Ansiedlung der Firma Greatview Aseptic Packaging wurde 2012 ein zweites Stammgleis mit Weiche Richtung Firmengelände errichtet. Eine Weiterführung des Gleises auf Firmengelände ist bis heute nicht zu erkennen. Im Industriegebiet gibt es mittlerweile vier weitere großlogistische Unternehmen ohne Bahntransport.


Bauliche Anlagen

Bahnübergänge

Bahnübergang 1 am km 0,891

Im Bereich der IBHQ befinden sich fünf nichttechnisch gesicherte Bahnübergänge gekennzeichnet mit Andreaskreuzen. Bahnübergang 1 befindet sich im km 0,891 und überquert einen Rad- und Feldweg zwischen Peißen und Zwebendorf. Bahnübergang 2 befindet sich am km 1,695 des ersten Stammgleises und quert den Hohenturmer Weg, ein Feldweg der ursprünglich die Orte Naundorf mit Hohenturm verband und heute vorwiegend von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt wird. Die am zweiten Stammgleis befindlichen Bahnübergänge 3 am Umspannwerk, 4 an der Erschließungsstraße B und 5 an der Werksnebeneinfahrt der Firma Greatview Aseptic Packaging waren Anfang 2013 noch im Bau.

Ladeanlage

Ladestellengleis Nordansicht
öffentliche Ladestelle des Industriegebietes in der Uralitastraße

Die öffentliche Wagenladestelle für den Umschlag von Gütern befindet sich auf einem Gelände an der Uralitastraße, Ecke H.-D.-Genscher Straße. Das Anschlussgleis befindet sich im Bahnabschnitt 4, beginnend ca. 100 Meter hinter der Weiche 5. Die Nutzlänge des Gleises beträgt ca.105 Meter und endet am Gleisabschluss. Auf der östlichen öffentlichen Zugangsseite steht eine 80 Meter lange, ebenerdige betonbefestigte Freiladefläche mit angrenzender Aufstellfläche für Güterumschlagprozesse zur Verfügung. Westlich des Ladegleises befindet sich die Umschlaganlage mit beweglicher Krananlage der mitbenutzenden anliegenden Firma Eisenbahnlaufwerke Halle.

Elektrische Anlage

Die IBHQ ist vollständig an allen bestimmenden Punkten mit einer bedarfsgerecht zuschaltbaren Außenbeleuchtungsanlage ausgerüstet und ist dadurch auch bei Dunkelheit, also rund um die Uhr bedienbar. Im einzelnen befinden sich dafür am Hauptbahnabzweig 6, an den Bahnübergängen 4, an der Umfahranlage 23, an der 5. Weiche 2 und an der Ladestelle 5 Beleuchtungsmasten.

Bedienung

Schottertransportzug am Freiladegleis während der Bauarbeiten im Juni 2012

Zur Befahrung der Anschlussbahn durch ein EVU ist ein Infrastrukturnutzungsvertrag mit dem EIU zu schließen. Es gelten die Regelungen für die Bedienung des Gleisanschlusses der IBHQ der Stadt Landsberg und die betriebliche Regelung für die Bedienfahrt zur Awanst Queis der DB Netz AG Rb Südost, Produktionsdurchführung Halle.