Hubschrauberabsturz in Mannheim 1982
Bei einem Hubschrauberabsturz in Mannheim starben am 11. September 1982 46 Menschen. Die CH-47C Chinook stürzte auf die Autobahn Mannheim–Heidelberg.
Ablauf
Anlässlich des 375-jährigen Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Mannheim sollten auf dem Mannheimer Flugplatz in Mannheim-Neuostheim die „Internationalen Luftschiffertage“ stattfinden. Dabei wollten Fallschirmspringer aus Mannheim und den Partnerstädten Toulon und Swansea einen Rekord im Formationssprung aufstellen. Vorher sollte vor Tausenden Zuschauern noch ein Übungssprung absolviert werden. Um 12:30 Uhr startete der Transporthubschrauber der US-Garnison Mannheim mit den Passagieren. Beim Aufsteigen meldete der Pilot in einer Höhe von etwa 9000 Fuß Probleme und bat um Landeerlaubnis. Er kehrte um, doch noch bevor er landen konnte, gerieten die Rotorblätter der beiden Rotoren ineinander und zerschmetterten sich gegenseitig. Aus einer Höhe von 300 Metern stürzte der Hubschrauber auf die A 656 und explodierte. Alle Insassen starben, 23 Franzosen, neun Briten, sechs Deutsche und acht Amerikaner, darunter die fünfköpfige Besatzung und zwei AFN-Reporter.
Reaktionen
Oberbürgermeister Wilhelm Varnholt sagte daraufhin alle weiteren Jubiläumsfeierlichkeiten ab. Die US-Armee erteilte weltweit allen 409 Chinook-Hubschraubern Startverbot. Die Wrackteile wurden in ein Militärdepot nach Corpus Christi (Texas) geflogen. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass Partikel eines Reinigungsmittels aus Walnussöl Schmierdüsen verstopft hatten, was zur Überhitzung eines Getriebes führte. Dadurch war die Synchronisierung der neun Meter langen Rotorblätter, die sich im Regelbetrieb sechs Meter überlagern, nicht mehr gewährleistet und sie konnten gegeneinanderschlagen. Die Angehörigen von neun Opfern verklagten den Hersteller Boeing Vertol. Ein Bezirksgericht verurteilte das Unternehmen wegen eines Konstruktionsfehlers. Doch in der Berufung konnte Boeing Vertol nachweisen, dass der Vorschlag einer Konstruktionsänderung, die den Unfall hätte verhindern können, von der Armee abgelehnt worden war.
Ein Jahr nach dem Unglück wurde vor dem Eingang des Mannheimer Flugplatzes ein Denkmal des britischen Bildhauers Michael Sandle eingeweiht.[1]
Literatur
- Verstopfte Düsen, Der Spiegel 1. November 1982, S. 261
- Rolf Nobel, Rudolf Müller: »Ein Skandal, der zum Himmel schreit«, Stern 1986, S. 110–114
- Wilhelm Dietl, Catherine Mayer, Detlef Sieverdingbeck, Thomas van Zütphen: Lobby für die Opfer, Focus 4. Januar 1999
- Thorsten Langscheid: Gedenken an Mannheims 11. September, Mannheimer Morgen 12. September 2012, S. 20
Einzelnachweise
- ↑ Monika Ryll: Flugplatz Mannheim, www.rhein-neckar-industriekultur.de
Weblinks
- The crash of Boeing's CH-47C Chinook 74-22292 (englisch)
- Mannheimer Hubschrauberabsturz jährt sich zum 30. Mal, Bericht des Rhein-Neckar-Fernsehens 11. September 2012