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Rundkirche

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Østerlarskirke auf Bornholm

Die Rundkirche ist eine kirchenhistorisch besondere Anlagenart, bei der der Innenraum im Gegensatz zum Langbau oder Kreuzbau einen im Wesentlichen ungeteilten, kreisförmigen Grundriss aufweist.

Die Rundkirche ist eine besondere Form des einfachen Zentralbaus und diente als Tauf-, Grab- oder Wehrkirche. Etwaige Anbauten (z.B. in Dänemark das Karnhaus oder eine Apsis) sind nicht Bestandteil des eigentlichen Kirchenraumes.

Geschichte

Profane Rundbauten sind nicht bekannt, deshalb ist davon auszugehen, dass die Rundkirche als formale Übernahme vorchristlicher Kultbauformen wie den Tholoi und Monopteroi entstand. Besonders in altchristlicher Zeit und im Mittelalter konnte sich diese Bauform gegenüber der christlichen Kreuzbasilika noch gelegentlich behaupten. Die offenbar älteste christliche Rundkirche soll die Grabeskirche in Jerusalem von 326 n. Chr. sein. Auch in der Folgezeit treten Rundkirchen häufig in Form von Tauf- und Grabkirchen oder Schloßkapellen auf. In der Renaissance, wo ja versucht wurde die antike Tradition wieder aufleben zu lassen, kam es dann zum Bau von Rundkirchen in Nachahmung des heidnischen Pantheons in Rom (von 118 n. Chr.) oder älterer Tholosbauten.

Abgrenzung

Rotunden

Die Rotunde ist kein Kirchentypus, sondern ein architektonisches Element. Sie steht entweder alleine (Zentralbau mit kreisförmigem Grundriss) oder ist Teil eines unrunden Gesamtkonzepts (Petersdom) oder sogar ganz vom eigentlichen sakralen Bau separiert (Glockentürme irischer Klöster). Ihre besondere Bedeutung erhalten Rotunden durch vereinzelt sehr große Kuppeln. Große, insbesondere barocke Zentralbauten bezeichnet man nicht als Rundkirchen, weil sie eben nicht vom Typus Tauf-, Grab- oder Wehrkirche sind. Beispiele:

Oktogone

Oktogone von hohem Bekanntheitsgrad (wie etwa der Aachener Dom) werden kaum als Rundkirchen fehlbezeichnet. Wenn jedoch - wie z.B. bei einer Wehrkirche - die geometrische Anlage auf einer kleinen Fläche fast kreisrund wahrgenommen wird, dann kann die Denotation erfolgen. Es gibt Architekturlexika, die in diesen Fällen die Subsumption unter „Rundkirche“ - im touristischen Sprachgebrauch fest eingebürgert - ausdrücklich zulassen. Beispiele dafür:

Sonstige Formen

Aufgrund des Typus stehen folgende Kirchen in der Tradition der Rundkirche, obwohl ihr Grundriss nicht kreisförmig ist:

Rundkirchen im engeren Sinne

Frühchristliche Zeit

Mittelalter

An den dänischen Beispielen, insbesondere auf Bornholm, ist der architektonische Grund-Typus sehr instruktiv zu illustrieren (siehe auch dänische Rundkirchen). Gut erhaltene Beispiele gibt es auch in Ungarn und Siebenbürgen (hier Körtemplom genannt).

  • Thorsager (Jütland)
  • Østerlars Rundkirche (Bornholm)
  • Ols Rundkirche (Bornholm)
  • Nylars Rundkirche (Bornholm)
  • Nyker Rundkirche (Bornholm)
  • Körtemplom Karcsa (11. Jh.), Ungarn
  • Körtemplum Kiszombor, 11. Jh.
  • Körtemplom Szent Anna (1260), Kallósd (Zala-Tal in Ungarn)
  • Jesuskapelle bei Hofmarkt (heute Udvarhely) in Siebenbürgen, Datierung ungeklärt (13. Jh. vermutet, evtl. älter)


Häufig sind mittelalterliche Wehrkirchen nur noch als Ruinen erhalten:

Gute Beispiele für mittelalterliche Rundkirchen, die nicht in der Wehrkirchen-Tradition stehen, finden sich in England:

  • Holy Sepulchre, Kirche des 12. Jh., Cambridge
  • The Templar Round Church, London

Spätere Epochen

  • Saas-Balen, Wallis/Schweiz, 19. Jh.
  • Lenningen (einzige in Luxemburg), 19. Jh.
  • Klassizistischer Körtemplom Szilvásvárad, Ungarn, 1825

Moderne

In den folgenden Bauten wird architektonisch, jedoch nicht funktional, an die alte Tradition angeknüpft: