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Straßenbahn Braunschweig

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Braunschweiger Verkehrs-AG
Logo
Basisinformationen
Unternehmenssitz Braunschweig
Webpräsenz www.braunschweiger-verkehrs-ag.de
Eigentümer Stadt Braunschweig
Vorstand Georg Hohmann
Verkehrsverbund VRB
Linien
Spurweite 1100 mm
Straßenbahn 5
Bus 38
Anzahl Fahrzeuge
Straßenbahnwagen 24 Niederflur-Gelenktriebwagen
27 Gelenktriebwagen
26 Beiwagen
Omnibusse 140, davon
– 80 Gelenkbusse
– 60 Solobusse
Statistik
Fahrgäste 37,8 Mio. pro Jahr
Fahrleistung 10,1 Mio. km pro Jahr
Haltestellen 140 (Straßenbahn)
Einzugsgebiet 192 km²
Einwohner im
Einzugsgebiet
0,25 Mio.
Länge Liniennetz
Straßenbahnlinien 51,1 km
Buslinien 489 km
Betriebseinrichtungen
Betriebshöfe 1 Straßenbahnbetriebshof
1 Omnibusbetriebshof
Länge Gleisanlagen 39.62 km[1]dep1
Kombinierter Bus- und Straßenbahn-Bahnhof vor dem Hauptbahnhof, vorne: Dreischienengleis-Strecke für künftige RegioStadtBahn Braunschweig, Mai 2006

Die Braunschweiger Verkehrs-AG (BSVAG) betreibt den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Stadtgebiet sowie teilweise im Großraum Braunschweig mit mehreren Bus- sowie Straßenbahnlinien zusammen mit anderen Verkehrsunternehmen innerhalb der Verbundtarifs Region Braunschweig (VRB). Die BSVAG beförderte im Jahr 2012 37,5 Mio. Fahrgäste.[2]

Das Unternehmen wurde 1879 unter dem Namen Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft gegründet, aus der die „Elektrizitätswerke und Straßenbahn Braunschweig AG“ hervorgingen, die wiederum 1937 in die Stadtwerke umgewandelt wurden. Seinen heutigen Namen erhielt das Unternehmen 1972.

Geschichte

Anfänge

Die Geschichte des Personennahverkehrs in Braunschweig begann bereits in den 1870er Jahren. Die zu dieser Zeit betriebenen Buslinien wurden zunächst ausschließlich mittels Pferdeomnibussen befahren. Für den 10. Mai 1877 sind bereits drei Linien verzeichnet:

Eröffnungsdatum
Pferdeomnibus Strecken 1877
16.01.1873 Hauptbahnhof – Bankplatz – Kohlmarkt – Schuhstraße – Sack – Höhe – Hagenmarkt – Fallersleber Tor
02.02.1873 Holst Kaffegarten (Badetwete) – Augusttor – Hauptbahnhof – Bankplatz – KohlmarktAltstadtmarkt – Radeklint – Amalienplatz)
10.05.1877 Holst Kaffegarten (Badetwete) – Augusttor – Hauptbahnhof – Bankplatz – Kohlmarkt – Schuhstraße – Höhe – Hagenmarkt – Fallersleber Tor

Nur zwei Jahre später, 1879, wurde die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft, der Rechtsvorgänger der heutigen Braunschweiger Verkehrs-AG gegründet. Im selben Jahr begann die Personenbeförderung mittels Pferdebahnen auf Lochschienen, ab 1881 auf Rillenschienen. Das Schienensystem wurden sukzessive ausgebaut, so dass 1893 bereits vier Strecken mit einer Gesamtlänge von 13,5 km betrieben wurden:

Eröffnungsdatum
Pferdebahn Strecken 1879
unbekannt Nordbahnhof – Bohlweg – Kohlmarkt – Friedrich-Wilhelm-Platz – Westbahnhof
unbekannt Fallersleber Tor – Casparistr. – Münzstr. – Bruchtorwall – Augusttor – Schloss Richmond
unbekannt Hauptfriedhof – Marienstift – Adolfstr. – Steinweg – Altstadtmarkt – Hohetor
unbekannt - KohlmarktAltstadtmarkt – Petritor – Weißes Roß

Bis zum Zweiten Weltkrieg

18 Jahre nach der Gründung fuhr ab 1897 die erste elektrisch betriebene Straßenbahn in Braunschweig. Sie verkehrte unter anderem bis in das nahe gelegene Wolfenbüttel. Zusätzlich zum Personenverkehr wurde die Tram zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel von 1899 bis 1921 für den Güterverkehr genutzt. Das Unternehmen wollte seit 1902 zudem vierachsige Großraumwagen aus den USA auf dieser Strecke betreiben, welche jedoch zu breit waren. Ab 1915 wurden Großraumwagen von Herbrand eingesetzt. Eine Besonderheit der Braunschweiger Straßenbahn ist ihre Spurweite von 1100 Millimetern. In Deutschland gab es diese Spurweite nur noch in Lübeck und Kiel. Bis 1909 wurden zusätzlich weitere Strecken in Betrieb genommen. Damit besaß Braunschweig bereits ein Straßenbahnnetz mit einer Gesamtlänge von 30,6 km:

Eröffnungsdatum
Straßenbahnlinie
Strecke
unbekannt 1 Schloss Richmond – Rathaus – Schützenhaus
unbekannt 2 Hauptbahnhof – Nordbahnhof
unbekannt 3 Ruhfäutchenplatz – Gliesmarode
unbekannt 4 Madamenweg – Rathaus – Marienstift/Hauptfriedhof
unbekannt 5 ÖlperHauptbahnhof – Augusttor
unbekannt 6 Hauptbahnhofsvorplatz – Rathaus – Stadtpark
unbekannt 7 Westbahnhof – Rathaus – Kastanienallee
28. Oktober 1897 A Augusttor – Wolfenbüttel Bahnhof

Die ersten Omnibusse wurden ab 1928 zu Personenbeförderung eingesetzt. Sie bedienen seither sowohl den innerstädtischen Personennahverkehr als auch den in der Region. Am 14. Oktober 1941 wurde der neue Betriebshof in der Georg-Westermann-Allee eingeweiht.

Nachkriegszeit

GT6S-Wagen auf dem Bohlweg, 2012

Obwohl während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Busse und Straßenbahnen, aber auch die Infrastruktur zum Teil schwer beschädigt oder zerstört worden waren, gelang es bereits im Mai 1945, nur wenige Wochen nach der Besetzung der Stadt durch US-amerikanische Truppen (12. April 1945), wieder eine erste Straßenbahnlinie im Stadtgebiet zu betreiben.

Die Verbindung nach Wolfenbüttel wurde 1954 eingestellt, was sich später als Fehlentscheidung herausstellte, wie auch die Einstellung des Schienenverkehrs nach Riddagshausen und nach Ölper (1963). Seit dieser Zeit gibt es keinen Schienennahverkehr über die Stadtgrenze mehr.

Aktuell

Die am 12. Oktober 2008 neu eingeführten Metrolinien, welche sowohl Bus- als auch Straßenbahnlinien sind, wurden am 3. September 2012 von ehemals zehn Linien auf fünf reduziert, außerdem wird ein einheitliches Qualitätsmerkmal der 10-Minuten-Takt tagsüber unter der Woche sein.[3]

Einzelne Linien in der Stadt Braunschweig werden nicht von der Braunschweiger Verkehrs-AG, sondern von anderen Verkehrsunternehmen betrieben:

Fahrzeuge (Omnibus)

MAN-Linienbus der Braunschweiger Verkehrs-AG mit Werbung der Buchhandlung Graff (um 1983).

Im Fuhrpark der Braunschweiger Verkehrs-AG befinden sich zur Zeit moderne Niederflurbusse der drei namhaften Hersteller MAN, Mercedes-Benz und Solaris. Mit der Marke MAN ist die Stadt Braunschweig besonders verbunden, da das MAN-Logo den Braunschweiger Burglöwen zeigt. Das kommt daher, dass MAN den ehemaligen Braunschweiger Hersteller Büssing und somit auch dieses Symbol übernahm. Die Fahrzeuge der Verkehrs-AG haben typische Merkmale wie die rote Bauchbinde und weitere Besonderheiten.

Fahrzeugentwicklung (Straßenbahn)

7756 (Düwag Typ „Mannheim“) am Friedrich-Wilhelm-Platz, Februar 2009
8157 (LHB-GT 6 mit B 6) in BS-Wenden, Dezember 2008
9559 (GT6S) an Endhaltestelle Ottenroder Straße, Januar 2009
0756 (Alstom NGT8D) vor Schloss mit Quadriga, Januar 2009

Wie auch andere Städte in Westdeutschland, begann dieser Verkehrsbetrieb seine Fahrzeugflotte nach dem Zweiten Weltkrieg zu modernisieren. Dem auf Fahrgestellen kriegszerstörter Zweiachs-Wagen hergestellten Aufbauwagen folgte der Verbandswagen, der als Neubau auf neuen Fahrgestellen verwirklicht wurde. Beide Fahrzeugtypen stellten eine Weiterentwicklung des Kriegsstraßenbahnwagens dar. Danach wurde sich ab 1957 dem Großraumwagen zugewandt. Diesen Weg ging auch Braunschweig.

Ab 1957 lieferte Linke-Hoffmann-Busch (LHB), heute Alstom, aus Salzgitter zwölf vierachsige Triebwagen (1–12) und die DWM aus Berlin zehn passende Beiwagen (201–210) an die Stadtwerke Braunschweig, die damals die Straßenbahn betrieben (später BSVAG). Die Triebwagen wurden 1961 und 1962 bei Credé in Kassel und DWM in Berlin in sechsachsige Gelenkwagen umgebaut. Die Triebwagen (Tw) wurden später als 6251–6262 eingereiht, die Beiwagen (Bw) als 5771–5780. Bw 5778 wurde bereits 1976 nach Entgleisung ausgemustert. Die ersten zwei Tw der Serie wurden 1979 verschrottet, das letzte Fahrzeug 1984. Heute ist nur noch Bw 201 (5771) als Museums-Bw vorhanden.

Ebenso ab 1962 kamen die ersten Gelenkwagen von Düwag aus Düsseldorf. Diese Einrichtungswagen des Einheitstyp GT 6 bekamen die Betriebsnummern 31–35, später 6263–6267. LHB war wieder 1969 mit sechs Triebwagen des Typs GT 6 am Zuge. Geliefert wurden sechs Wagen (13–18, später 6951–6956), die im Vergleich zu den Düwag-Tw 6263–6267 bemerkenswerte Innovationen aufwiesen, wie Karosserieteile aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Dennoch setzten sich diese Fahrzeuge nicht durch, lediglich an die Straßenbahn Bukarest in der rumänischen Hauptstadt wurde ein 1971 ein Achtachser geliefert, der dort in vereinfachter Form hundertfach nachgebaut wurde.

Weitere Wagenkäufe gab es dann 1973 bis 1977. Diese verbesserte Version des GT-6-Duewag-Einheitswagens des Typs „Mannheim“ wurde in mehreren Jahreschargen beschafft. Dabei geben die ersten zwei Ziffern der Wagennummer das Beschaffungsjahr an:

  • 1973: 7351–7358
  • 1975: 7551–7556
  • 1977: 7751–7762

Dazu wurden auch Beiwagen (B 4) der „Mannheimer“ Bauart geliefert:

  • 1974: 7471–7476
  • 1977: 7771–7776

Bei der 1977er Lieferserie handelt es sich um LHB-Lizenzbauten.

1981 wurde die neu entwickelte Wagenserie GT 6 und B 4 von LHB als „Stadtbahnwagen Typ Braunschweig“ in Dienst gestellt. Diese Fahrzeuge weisen einen recht eckig wirkenden Wagenkasten auf. Hiervon wurden 15 GT-6-Triebwagen (8151–8165) und vierzehn Beiwagen (8171–8182 und 8471–8472) beschafft.

1995 kamen die ersten Niederflurwagen nach Braunschweig. Zwölf Fahrzeuge des Typs GT6S von Adtranz wurden als 9551–9562 in Dienst gestellt.

2000 wurde nach einem schweren Unfall der LHB-Tw 7762 mit einem Niederflur-Mittelteil ausgerüstet. Er erhielt eine neue Antriebssteuerung und wurde im Fahrgastraum dem Design der 1995er Niederflurwagen angepasst. Ursprünglich war eine Umrüstung weiterer Wagen geplant, wovon man jedoch aufgrund gestiegener Preise Abstand nahm. Somit ist dieser Wagen, der nun die Wagennummer 0051 trägt, ein Einzelgänger. Wegen seines Erscheinungsbildes hat der Wagen den Spitznamen „Hängebauchschwein“ bekommen.

2007 wurden 12 neue Niederflurwagen vom Typ NGT8D des Firmenkonsortiums Alstom LHB und Bombardier angeliefert. Wagen dieser Art verkehren auch in Magdeburg, Gera und Darmstadt. Für diese Wagen wurden einige 1974er DUEWAG-Beiwagen umgebaut (7476 Ende 2007, 7475 Ende 2008, 7472 Mitte 2009 und Wagen 7471 Anfang 2010). Der erste Zug aus NGT8D und B4 (0754 mit 7476) verkehrte ab dem 13. Oktober 2008 regelmäßig im Linienbetrieb. Die Gespanne waren anfangs meist auf der M3 unterwegs. Seit dem Beginn des Neubaus der Brücke "Am Fallersleber Tore" Mitte 2009 (und der zweijährigen Umleitung der Linie M3 zum Inselwall) verkehren die 07er mit Beiwagen praktisch ausschließlich auf der Linie M1. Da der Neubau der Brücke inzwischen abgeschlossen ist fahren auch auf dieser Strecke wieder alle Züge.

Alle Fahrzeuge ab Baujahr 1977 außer 7754, 7760, 7757(verschrottet) und 8163 (verschrottet nach Unfall) sind heute noch in Braunschweig vorhanden. Die beiden letzten originalen DUEWAG-Züge (bestehend aus Tw 7553 und Bw 7474 bzw. Tw 7554 und Bw 7473) fahren nach wie vor im Planverkehr (Stand 25. Januar 2012).

Weiterhin befinden sich die Triebwagen (Tw) 15 (6953; nicht fahrfähig), Tw 35 (6267), Tw 41 (7356; seit 2008), Tw 103 und Tw 113 sowie die Beiwagen (Bw) 201 (5771) und 250 als Museumswagen im Bestand der BSVAG. Für Tw 82 ist eine Restaurierung vorgesehen.

Wie am 30. Mai 2012 bekannt gegeben wurde, wird die Braunschweiger Verkehrs-AG im Jahr 2014 15 vierteilige Solaris Tramino erhalten. Die Kosten für die Beschaffung sind mit 33,1 Millionen Euro angegeben. Die 36 Meter langen Bahnen sollen jeweils 77 Sitzplätze und 124 Stehplätze besitzen.[4]

Künftige Entwicklung

Mit einer geplanten RegioStadtBahn sollte das Braunschweiger Umland nach dem Karlsruher Modell an die Innenstadt angeschlossen werden. In der Stadt sollten Gleise der Braunschweiger Straßenbahn genutzt, im Umland sollten Strecken der Deutschen Bahn befahren werden. Geplant waren Endpunkte in Salzgitter, Goslar, Bad Harzburg, Schöppenstedt, Gifhorn und Uelzen.

Weil die Braunschweiger Straßenbahn eine Spurbreite von 1100 mm hat, wurde die Innenstadtstrecke der RegioStadtBahn in Vorleistung mit einem Dreischienengleis ausgerüstet. Die erste Ausbaustufe der RegioStadtBahn sollte 2014[5] in Betrieb genommen werden. Da die Eisenbahnstrecken des Umlandes nicht elektrifiziert sind, sollten wegen der gemischt befahrenen Durchfahrtsstrecke Hybrid-Fahrzeuge angeschafft, die ihren Fahrstrom sowohl über einen eigenen Dieselgenerator als auch aus der städtischen Oberleitung (15 kV bzw. 600 V) beziehen. Aufgrund stark gestiegener Kosten dieser Fahrzeuge wurde allerdings das Projekt im Jahr 2010 beendet.[6] Stattdessen wird nun ein Alternativkonzept geplant, das ebenfalls zum Jahr 2014 in Betrieb gehen soll und eine bessere Verknüpfung des Bahn-Regionalverkehrs mit dem Braunschweiger Stadtverkehr vorsieht.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Höltge: Die Braunschweiger Straßenbahn. Personen-Nahverkehr in Braunschweig. 1. Auflage. GeraMond-Verlag, München 1997, ISBN 3-932785-00-2.
  • Dieter Höltge: Die Braunschweiger Straßenbahn. Personen-Nahverkehr in Braunschweig. 2., überarbeitete Auflage. GeraMond-Verlag, München 2004, ISBN 3-7654-7195-X.

Einzelnachweise

  1. “Zahlen, Daten, Informationen zur Braunschweiger Verkehrs-AG ” (PDF; 122 kB)
  2. Eintrag auf der Internetseite der Verkehrs-AG, Rubrik Unternehmen
  3. Fahrplananpassungen zum 03. September 2012, Pressemitteilung der Braunschweiger Verkehrs-AG.
  4. Presse-Mitteilung Braunschweiger-Verkehrs-AG, 30.05.2012: PDF
  5. Grüne: Das ist ein politisches Desaster. auf: newsclick.de, 19. August 2009.
  6. zgb.de (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  7. Sven Steinke: ZGB stellt Alternativkonzept zur “RegioStadtBahn” vor. In: Eisenbahnjournal Zughalt.de. 10. November 2010, abgerufen am 8. April 2012.
Commons: Braunschweiger Verkehrs-AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien