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Charles Dickens

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Charles John Huffam Dickens (* 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth, England; † 9. Juni 1870 auf Gad's Hill Place in Rochester, England) war ein englischer Schriftsteller.

Leben

Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport, einem Vorort von Portsmouth als zweites von insgesamt acht Kindern geboren. Sein Vater John, liebenswert aber finanziell verantwortungslos war Marinezahlmeister. Seine schönsten Kindheitsjahre verlebte er in Chatham-Kent, wo er sich später eine Villa (Gad's Hill Place) kaufte. Der 1822 nach London versetzte Vater konnte die große Familie nicht ernähren und kam 1823 ins Schuldgefängnis von London. Seine Mutter zog mit seinen sieben Geschwistern in das Gefängnis. Nur Charles lebte außerhalb um für die ums finanzielle Überleben kämpfende Familie den Unterhalt zu verdienen. Er arbeitete mit anderen Kindern für 3 Monate in einer Lagerhalle wo er Etiketten auf Flaschen klebte. Einige dieser Erfahrungen in dieser Lagerhalle inspirierten ihn zu einigen Passagen in „David Copperfield“. Bereits mit 12 Jahren musste Dickens als Hilfsarbeiter in einer Fabrik arbeiten, er verpasste deswegen den regelmässigen Schulbesuch. Nachdem sein Vater aus dem Gefängnis entlassen wurde, ging Charles wieder zur Schule und wurde 1827 als Anwaltsgehilfe angestellt. Dickens arbeitete sich zum Parlamentsstenographen hoch und wurde schließlich Journalist beim Morning Chronicle, für den er Reportagen und Feuilletons schrieb. Er heiratete 1831 Catherine Hogarth, von der er sich 1858 trennte. Die 1836 bis 1837, mit 25 Jahren erschienenen humoristischen Pickwick Papers machten ihn einer breiteren Leserschaft bekannt, in dieser Zeit erschien auch Oliver Twist. Seine ersten Romane entstanden als Fortsetzungsgeschichten in Zeitungen, oft schrieb er an mehreren gleichzeitig. Es ging ihm nicht nur um den literarischen Erfolg, sondern er wollte das Gewissen seiner Zeit wachrütteln und den Weg für soziale Reformen ebnen. Schließlich wurde er Herausgeber der großen liberalen Tageszeitung Daily News wie auch der Zeitschrift Household Words.

Wichtigste Werke

Oliver Twist

Die erste Veröffentlichung von „Oliver Twist“ erschien im Jahre 1837 im Bentley´s Magazin „Miscellany“, wo Dickens zu der Zeit als Redakteur arbeitete.

Oliver Twist kommt in einem Armenhaus Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Welt. Die Mutter stirbt kurz nach der Geburt und hinterlässt nur ein kleines geheimnisvolles Medaillon, das eine alte Armenhäuslerin an sich nimmt. So bleibt Olivers Herkunft im Dunkeln und der Junge wächst ohne Wissen um seine Abstammung als Waisenkind im Armenhaus auf. Als Oliver eines Tages, der Junge ist gerade mal zehn Jahre alt, von den anderen Kindern dazu angestiftet wird, um mehr Essen zu bitten, sieht sich das Armenhaus gezwungen, sich dieses unverschämten Burschen, der sicherlich mal am Galgen enden wird, zu entledigen. Oliver wird für 5 englische Pfund an den Leichenbestatter Sowerberry verkauft, sprich in die Lehre geschickt. Doch auch dort meint es das Schicksal mit dem armen Kind nicht gut und bevor er erneut zum Opfer einer Intrige wird, flieht er nach London. Dort angekommen gerät er in die Fänge des Juden Fagin, der Herumstreicher und elternlose Kinder zu Kriminellen ausbildet.

Gemeinsam mit dem "Baldowerer" und dessen Kumpel soll Oliver schließlich das Handwerk des Taschentuchstehlens erlernen, doch obwohl der Junge bei der Tat nur entsetzt zusehen kann, wird er von der Polizei geschnappt. Der Geschädigte, ein gütiger Mann namens Brownlow, spricht sich jedoch für Oliver aus und nimmt sich seiner an. Oliver wird zum ersten Mal gut behandelt, aber sein Glück soll nicht lange anhalten.

Mit "Oliver Twist" prangerte ein Schriftsteller erstmals die gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit an und schaffte es, ein Umdenken der Bevölkerung zu erwirken. Der Waisenknabe Oliver wird körperlich und seelisch misshandelt und erfährt nur von wenigen Menschen Güte und Barmherzigkeit. Die Armen und Kranken sind nicht mehr als Aussätzige in einer Welt der Stärkeren und gesellschaftlich Höhergestellten. Kinderarbeit, Ungerechtigkeit, Hunger und Tod sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Charles Dickens schmückt seine Erzählung in wunderbare, manchmal anstrengende, Schachtelsätze und würzt diese mit einer gehörigen Portion Ironie.

Die Schilderungen der Brutalitäten gegenüber den Armen und Schwachen sind oft so absurd, dass man sie kaum glauben mag. Dennoch wurde nach Erscheinen des Romanes zum ersten Mal das Armengesetz diskutiert. Kinderarbeit wird ebenso thematisiert wie Kinderkriminalität und hat man sich erst einmal an die schier nicht enden wollenden Sätze gewöhnt, so entdeckt man neben dem feinen Sinn für Humor noch etwas anderes: Tiefes Mitgefühl. Oliver Twist und alle Kinder, die so behandelt werden, verdienen alles erdenkliche Mitgefühl dieser Welt. Und für den Anstoß, den Charles Dickens den Menschen damals gab, verdiente er alle erdenkliche Dankbarkeit.

A Christmas Carol

1843 verfasste Dickens den Roman „A Christmas Carol“ in der Absicht, die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Not der Armen in der Gesellschaft Englands zu lenken. Der herzlose Geschäftemacher Ebnezer Scrooge wandelt sich zu einen gütigen, wohltuenden alten Herren. Dickens bedient sich hierfür der Mittel der Groteske: Am Heiligen Abend erscheint dem alten Geizhals der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley und prophezeit Scrooge ein düsteres Ende für den Fall, daß er seinen Lebenswandel nicht grundlegend ändert. Danach zeigt sich der Geist der vergangenen Weihnacht, welcher Scrooge in seine Kindheit zurückversetzt, gefolgt vom Geist der gegenwärtigen Weihnacht, der ihn ins Haus seines ärmlich lebenden Schreibers Cratchit und dessen Familie geleitet. der Geist der künftigen Weihnacht schließlich führt ihn zu seinem einsamen Sterbebett und zeigt ihm seinen Grabstein. "Die Wege der Menschen deuten ein bestimmtes Ende voraus, auf das sie hinführen, wenn man auf ihnen beharrt. Aber wenn man von den Wegen abweicht, ändert sich auch das Ende." erkennt Scrooge und ist fortan ein anderer Mensch. Mit dem Weihnachtsmärchen ist es Charles Dickens gelungen, eine rührseelige und zugleich moralische Weihnachtsgeschichte zu schreiben, die Dank seines großen erzählerischen Könnens nie kitschig wird.

David Copperfield

Im Jahre 1849 begann Dickens mit der Arbeit an seinem Roman „David Copperfield“, der auf Erfahrungen aus seinem frühen Leben basiert. Wie Dickens, arbeitet auch David, in dem er Etiketten auf Flaschen klebt. Er wird später ebenso Anwaltsgehilfe, Reporter und ein erfolgreicher Schriftsteller. Mr. Micawber ist eine satirische Anspielung auf Dickens Vater. Mit dem stark autobiografisch geprägten Roman David Copperfield, den er selbst als seinen »Lieblingsroman« bezeichnete, schuf Charles Dickens einen der wenigen großen Bildungsromane der englischen Literatur, der sich vor allem durch seine überzeugende Schilderung der Demütigungen und Ängste der Kindheit auszeichnet. Der Titelheld David verbringt nach dem frühen Tod des Vaters und dem der Mutter, die von seinem Stiefvater Murdstone und dessen herrschsüchtiger Schwester Jane allmählich zu Tode gequält wird, einige Zeit in der Schule des brutalen Mr. Creakle. Bereits mit zehn Jahren wird er zur Arbeit in die Fabrik Murdstones geschickt. Den unerträglichen Bedingungen entzieht er sich durch Flucht zu seiner Tante Betsey Trotwood nach Dover, die ihm den Besuch der reformpädagogischen Schule des Dr. Strong in Canterbury ermöglicht. Bei dem Londoner Advokaten Wickfield findet er schließlich herzliche Aufnahme. Nun beginnt Davids beruflicher Aufstieg vom Lehrling bei der Anwaltsfirma Spenlow und Jorkins hin zum Parlamentsreporter und Schriftsteller. Zahlreiche Nebenhandlungen sind in diese Handlung eingewoben. So entführt der adelige James Steerforth, die Verkörperung des Hochmuts höherer Klassen, die Adoptivtochter des Fischers Pegotty, Emilie. Der Verlobte Emilies, Ham, verfolgt die beiden und entdeckt die mittlerweile von dem Entführer Verlassene. Bei dem selbstlosen Versuch, Steerforth vor dem Ertrinken zu retten, ertrinkt Ham selbst. Eine weitere Nebenhandlung befasst sich mit dem Erzschurken Uriah Heep, Wickfields Angestelltem, der gegen seinen Arbeitgeber intrigiert und von Mr. Miccawber entlarvt wird, mit dem David eine enge Freundschaft verbindet. David verliebt sich in die kindliche Tochter seines Arbeitgebers Mr. Spenlow. Nach deren Tod findet David, inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller, die wirkliche Erfüllung in der Ehe mit seiner Jugendfreundin Agnes Wickfield. Wirkung: David Copperfield wird bis heute als einer der bedeutendsten Kindheits- und Ju-gendromane der Weltliteratur angesehen. In diesem Roman, der die deutlichsten autobiografischen Züge aufweist, in dem der Titelheld ähnliche Stationen wie Dickens in seiner Jugend durchläuft, zeigt sich Dickens’ überragendes Talent für die Darstellung von Stimmungen, Erlebnissen und Gefühlen der Kindheit. Mit der Kritik an der Missachtung des Kindes, die der Kritik an sozialen Missständen vorangeht, appellierte er an das Gewissen und wollte den Weg für soziale Reformen ebnen. Er trat 1858 in England und später auch in Amerika als Vorleser seiner eigenen Werke auf, der Andrang war sehr groß. Doch wurde er in den letzten Jahren vor seinem Tod kränklich und rastlos. Und so kaufte er sich zwei Jahre vor seinem Tod den Landsitz Gad's Hill Place in Rochester.

Great Expectations

Zwischen 1860/1861 verfasste Dickens den Roman „Great Expectations“, der thematisch viele Ähnlichkeiten mit „David Copperfield“ aufweist. In diesem Kindheits- und Jugendroman, in dem er seine eigenen bedrückenden Kindheitserlebnisse verarbeitete, thematisiert Charles Dickens das erbärmliche Leben der Menschen im England des 19. Jahrhunderts in außergewöhnlich verdichteter Atmosphäre. Er zeichnet ein lebendiges Gesellschaftsgemälde der Viktorianischen Zeit, in dem sich Charakteristika seiner Werke wie scharfe Beobachtungsgabe, psychologisches Feingefühl und Sozialkritik vereinen. Dickens kritisiert in diesem Spätwerk das Gentleman-Ideal der von Materialismus und Moralheuchelei geprägten viktorianischen Gesellschaft. Die geradezu surrealistisch anmutende Erzähltechnik kündigt eine Hinwendung zur Moderne an.

Der kleine Junge Pip, eine Vollwaise, lebt im öden, nebligen Marschland. Aufgezogen wird er von seiner älteren Schwester und deren Mann, dem biederen Dorfschmied Joe Gargery, in bescheidenen Verhältnissen. Pip begegnet auf dem Friedhof dem geflohenen Zuchthäusler Magwith, dem er hilft, sich von seinen Ketten zu befreien. Eine ihm unbekannte Welt lernt er kennen, als er der exzentrischen Miss Havisham und ihrer Pflegetochter Estella vorgestellt wird. Nachdem Miss Havisham am Hochzeitstag von ihrem Bräutigam verlassen wurde, hat sie der Männerwelt Rache geschworen und Estella zu einem lieblosen Wesen erzogen, das an ihrer Stelle Vergeltung am männlichen Geschlecht üben soll. Pip verliebt sich nichtsahnend in Estella und träumt davon, selbst ein Gentleman zu sein. Im zweiten Drittel des Buchs lebt Pip in London und ist vor allem mit Geldausgeben beschäftigt, hat ihm doch ein unbekannter Wohltäter eine vornehme Erziehung bezahlt und ein großes Vermögen in Aussicht gestellt. Er bricht mit den schlichten Verwandten und führt das Leben eines Snobs. Im letzten Drittel des Romans kehrt Pips Gönner – eben jener Zuchthäusler, dem er einst half – illegal aus der Deportation in Australien zurück, wo er reich geworden war. Nicht nur das Geheimnis um den unbekannten Wohltäter Magwith, der von dem »Gentleman« Compeyson zum Verbrechen angestiftet wurde, wird nun gelüftet, sondern auch mehrere in der Vorgeschichte geschilderte Verbrechen werden aufgeklärt sowie komplizierte Beziehungen zwischen einigen Haupt- und Nebenfiguren beleuchtet. So erfährt Pip, dass Estella, die mittlerweile einen brutalen Nichtsnutz geheiratet hat, Magwiths Tochter ist. Pip versucht Magwith bei der Flucht außer Landes zu helfen, was aber misslingt. Magwith, der zum Tode verurteilt wird, stirbt in Gegenwart Pips an den Folgen seines Fluchtversuchs. Sein Vermögen wird eingezogen und damit enden die »großen Erwartungen« Pips, der sein Geld fortan im Ausland verdient. Als er nach Jahren wieder in Joe Gargerys Schmiede zurückkehrt, finden die verwitwete, mittlerweile geläuterte Estella und Pip schließlich zusammen.

Der trotz seiner Komplexität im Handlungsablauf geradlinige Roman kann als reifstes Werk Dickens’ angesehen werden. Mit großem Verständnis erfasste der Autor die kindliche Psyche. Stilistisch gesehen steht der Roman mit seinen differenzierten Stimmungs- und Assoziationsebenen an der Schwelle zwischen der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Formell, fügt sich „Great Expectations“ in ein populäres Genre der Erzähliteratur des 19. Jahrhunderts ein: dem Bildungsroman. Diese Art des Romans stellt das Wachsen und die persönliche Entwicklung des Protagonisten (hier: Pip) von der Kindheit zur Erwachsensein in den Mittelpunkt. Diese Genre wurde populär durch Romane wie Goethe´s „Wilhelm Meister (1794-1796) und wurde in England vorherrschend vor allem durch Werke wie Defoe´s „Robinson Crusoe“, Charlotte Brontë´s „Jane Eyre“, sowie Dicksens´s eigenem „David Copperfield“. Jeder dieser Romane stellt den Prozess der eigenen Reifung und Selbstfindung in den Mittelpunkt, in dem der Protagonist sich von einem Kind zu einem Erwachsenen entwickelt.

Tod

Am 9. Juni 1870 starb Charles Dickens auf seinem Landsitz in Rochester an einem Schlaganfall. Er wurde am 14. Juni in der Westminster Abbey beigesetzt. Seine letzten Worte waren angeblich: "Yes, on the ground." (Ja, auf den Boden) zu seiner Schwägerin Frau Hogarth, die ihn drängte sich hinzulegen.

Gesamte Werke

  • Sketches by Boz, 1836
  • The Pickwick Papers, März 1836 - Oktober 1837
  • Oliver Twist, Januar 1837 - März 1839
  • Nicholas Nickleby, März 1838 - September 1839
  • The Old Curiosity Shop, April 1840 - Februar 1841
  • Barnaby Rudge, Februar 1841 - November 1841
  • American Notes, 1843
  • Martin Chuzzlewit, Januar 1843 - Juli 1844
  • A Christmas Carol, Dezember 1843
  • The Chimes, 1844
  • The Cricket on the Hearth, 1845
  • Pictures from Italy, 1846
  • Dombey and Son, Oktober 1846 - April 1848
  • The Battle of Life, 1846
  • The Life of Our Lord, 1846, erstmals 1934 erschienen (nach dem Tode seines Sohnes Sir Henry Fielding Dickens)
  • The Haunted Man and the Ghost's Bargain, 1848
  • David Copperfield, Mai 1849 - November 1850
  • A Child's History of England, Januar 1851 - Dezember 1853
  • Bleak House, März 1852 - September 1853
  • Hard Times, April 1854 - August 1854
  • Little Dorrit, Dezember 1855 - Juni 1857
  • A Tale of Two Cities, April 1859 - November 1859
  • Great Expectations, Dezember 1860 - August 1861
  • Our Mutual Friend, Mai 1864 - November 1865
  • The Mystery of Edwin Drood, April 1870 - Juni 1870 (unvollendet)

Verfilmungen

Literatur

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