Ungeloube

Die Ungeloube (für Unglaube) waren Vasallen der Edelfreien von Dornberg zu Burg Dornberg[1] und daselbst seit Ende des 12. Jahrhunderts ansässig.
Herkunft
Nach neuerer Literatur wird ein Siedeln der „Ungeloube“ bereits im 11. Jahrhundert in der Umgebung des Wißberges in Rheinhessen bei Gau-Weinheim angenommen. Ein entsprechender Flurname (ym Ungelupen), der mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen solchen Rufnamen zurückgeht und später entstellt wurde, findet sich in einer Urkunde aus 1340[2] im Mainzer Stadtarchiv.
Name
Der Geschlechtername Ungeloube basiert auf dem gleichlautenden Adjektiv ungeloubo (nicht glaubend), das um 980 in Schriftform durch den Mönch Notger III. von St. Gallen[3] belegt wird. Daraus bildete sich im Verlauf des 11. Jahrhunderts der Rufname Ungeloube(o).

Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung des Geschlechts Ungeloube stammt aus der Zeit um 1178; dort erscheint der Ritter Cuonrad Ungeloubo als Zeuge für Eberhard I. von Dornberg.[4] Wie im Güterverzeichnis des Kloster Eberbach von 1211 verzeichnet, verkauft dieser Cunradus Ungeloubo um 1189 Eigentum (nobis allodium), gelegen am Hof Gehaborn[5] (iuxta curiam), für 2 Mark (II talentis) Silber. Konrad Unglaube erscheint auch in den Jahren um 1198 (1196-1202)[6] und 1209 sowie 1210 zusammen mit seinem Bruder Heinricus als Ministerialen der Herren von Dornberg (De familia domini Eberhardi de Dornburch).[7][8][9] Die Beurkundung von 1210 wird 1261 durch Werner, Erzbischof zu Mainz, in einer Neuausfertigung inhaltlich bestätigt.[10]
Heinricus Ungloubo tritt 1235 erneut alleine als Zeuge für Cunrad von Dornberg in Erscheinung.[11] Die Nonne Guda, Tochter der Gertrudis dicte Ungelouben, schenkte am 23. September 1256 die Allode der Ungeloube zu Immenhusen bei Gerau dem Mariengredenstift zu Mainz.[12] Das Dorf Himmenhausen zusammen mit dem Hof Riedhusen findet schon in 1159 urkundliche Erwähnung,[13] erneut 1166 in einer Bestätigungsurkunde des Kaisers Friedrich Barbarossa.[14][15]
Ab 1266 lassen sich die Ungeloube mit Conrad Ungeleben als Zeugen und Lehensleute im Ritterkanton Odenwald nachweisen. Dort kauften am 8. Februar 1335 die Edelknechte Albrecht d.Ä. von Echter, Stammvater der Herren von Echter, und Wortwin von Ungelaube für 40 Pfund Heller den Zehnten zu Beerfurth.[16] mit lehensherrlicher Bewilligung des Schenken Konrad, Herren zu Erbach. Am 28. April 1336 wurde dieser Verkauf erneut, diesmal für 72 Pfund Heller, beurkundet.[17][18] Damit erwarben sie diesen Zehnt endgültig und wurden vom genannten Schenk von Erbach damit belehnt. Wegen dieser Kaufgemeinschaft wird eine Verwandtschaft mit den Herren von Echter und den Herren von Brensbach vermutet.[19]
Im 14. Jahrhundert treten die Unglaube auch in Schlesien in Erscheinung. In der ersten in Schlesien erfassten Urkunde vom 6. Juli 1338 wird ein Peter (Pecz) Ungeloube als Bürgermeister von Freystadt (Fryginstat) [20] verzeichnet. In dessen Nachfolge finden weitere Bürgermeister, Ratsherren (Konsulen) und Geistliche zu Freystadt, Sagan [21] Glogau [22] und Neisse in schlesischen Urkunden Erwähnung. Urkundlich ab 1349 als Allodien der Unglaube belegt sind die Dörfer Zissendorf (Cisów), Siegersdorf (Podbrzezie) und Reichenau (Słocina) im Umland von Freystadt. Grundherr war Peter Unglowbe, Bürger zu Sagan. Er erwarb ein Teil dieser Allodien noch vor 1349 vom Burggrafen von Freystadt, Peter von Pesna.
Der Zweig Unglaub(e) siedelte gegen Ende des 16. Jahrhunderts im fränkisch-böhmischen Grenzgebiet zwischen Kronach und Asch. Kaiser Sigismund verlieh ihnen bereits Anno 1422 das Familienwappen.[23]
Wappen
Im scharlachroten Schilde ein silberner, nach rechts gewendeter, schräg abgeschnittener Kopf eines Einhorns, welches die Reinheit der Familie bedeutete. Über dem gekrönten Helm dasselbe Einhorn in Schwarz, das die Stärke des Stammes darstellt. Helmdecken gold-blau.[23]
Persönlichkeiten
- Johannes Unglaube (* um 1445; † um 1520), Propst des Kreuzstiftes zu Neisse
Literatur
- Ludwig Baur: Hessische Urkunden, 2. Band, 1. und 2. Abteilung, Darmstadt 1862 (Google Bücher).
- Wolfram Becher: Anmerkungen zum Versuch einer genealogischen Übersicht der adeligen Familie "Echter" (von Mespelbrunn) im Vergleich mit den mutmaßlichen verwandten Familien "von Brensbach", "von Weckbach", "von Eicholzheim", "von Schöllenbach", "von Hochhausen" ("Ruppel"), "von Freienstein", "Rauch" und "Unglaube". In: Der Odenwald 31, 1984, S. 86–96.
- Siegrid Binngenheimer: Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen, Diss. Uni. Mainz 1994, Franz Steiner Verlag 1996, ISBN 3-515-06216-5, S. 355 und S. 457.
- Georgio Christiano Ioannis: Rerum Moguntiacarum - Volumen Secundum. 1722 (Digitalisat).
- Heinrich Meyer zu Ermgassen: Der Oculus Memorie, ein Güterverzeichnis von 1211 aus Kloster Eberbach im Rheingau. Teil 1, Wiesbaden 1981, ISBN 3922244440 und Teil 2, Wiesbaden 1984, ISBN 3922244602, S. 344 und 354.
- Martin Kempf: Genealogie der Grafen von Ingelheim gen. Echter von und zu Mespelbrunn. In: Aschaffenburger Jahrbuch, Band 20, Aschaffenburg 1999, ISBN 3-87965-081-0, S. 17 ff.
- G. Simon: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes, Frankfurt 1858, S. 126 sowie Urkunden Nr. XXVII und XXVIII (Google Bücher)
- K. Rossel: Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau. Erster Band, Wiesbaden 1862 (Google Bücher).
- Helfrich Bernhard Wenck: Hessische Landesgeschichte - Mit einem Urkundenbuch und geographischen Charten. 1. Band, Darmstadt und Gießen 1783 (Google Bücher).
- Helfrich Bernhard Wenck: Urkundenbuch zum zweiten Band der Hessischen Landesgeschichte. Frankfurt und Leipzig 1789 (Google Bücher).
- Ludwig Falck: Mainzer Regesten 1200 - 1250, Band 35/2 Seiten 190, 213, u. 293
- Uwe Meves: Regesten deutscher Minnesänger des 12. und 13. Jahrhunderts, S. 157
- Petzinger u. Weinheimer: Die Wüstungen im Kreis Gross-Gerau, aus: Lebendige Heimat - Der Kreis Gross-Gerau, 1958, Roetherdruck Darmstadt, S. 116-117.
- Heinrich Meyer zu Ermgassen: Der Oculus Memorie, ein Güterverzeichnis von 1211 aus Kloster Eberbach im Rheingau. Teil 2, Wiesbaden 1984, ISBN 3922244602, Kap. XX A, Gehaborn, S. 348, § 31.
- G. Stenzel: Scrscriptores Rerum Silesiacarum, 2. Band, Breslau, Josef Max & Komp., 1839, daraus: F.C.A. Fuchsz, S. 397–400.
- Hans Bahlow, Schlesisches Namenbuch (1953) S.140.
Einzelnachweise
- ↑ Burg Dornberg, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>23. Juli 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Oktober 2012.
- ↑ Richard Dertsch: Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz: 1330 bis 1364, Teil 2, 1962, Urk. Nr. 1127 vom 30. November 1340. Originalurkunde im Stadtarchiv Mainz, Urkunden, Kopialüberlieferung Bestand 13 (Stifts- und Klosterarchive), U/1340 November 30 (in 013/0231), Datierung: 30.11.1340 (siehe Archivaliendatenbank, Syst. Liste)
- ↑ Notker von St. Gallen: Übersetzung von Bibeltexten.
- ↑ Wenck (1789), S. 111 f., Urkunde LXXX (um 1178).
- ↑ Gehaborn, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>23. Juli 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 2. Dezember 2012.
- ↑ Meyer zu Ermgassen, Oc. Mem. 2, S. 354 (Druck); Meyer zu Ermgassen, Oc. Mem. 1, Verzeichnis Nr. 51 S. 33. Die Originalurkunde findet sich bei HADIS, Hessisches Hauptstaatsarchiv(HHStAW), Zisterzienserkloster Eberbach(22), Urkunden, Jahre 1039 - 1250, Nr. in 435.
- ↑ Rossel (1862), S. 126 ff., Urkunde 64 (1209), S. 129 f., Urkunde 65 (1209) und S. 142 f., Urkunde 72 (1210).
- ↑ Wenck (1789), S. 131 f., Urkunde XCIV (Februar 1209).
- ↑ Wenck (1783), Urkundenbuch S. 11 f., Urkunde VIII (12. März 1210). Die Originalurkunde findet sich unter HADIS, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Urkunden der ehemaligen Provinz Starkenburg (A 1), 7.2 Gehaborn, Nr. 71/2 mit JPEG der Urkunde.
- ↑ Rossel, UB Eberbach 2 (1870), Urkunde Nr. 359, S. 124 ff. Die Originalurkunde findet sich bei HADIS, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Urkunden der ehemaligen Provinz Starkenburg (A 1) Gehaborn, Hof, 1261-06-25, Nr. 71/9 mit JPEG der Urkunde.
- ↑ Rossel (1862), S. 300, Urkunde 178 (1235).
- ↑ Ioannis (1722), S. 658, Urkunde XIV, Baur (1862), S. 138, Urkunde 146. Die Originalurkunde findet sich bei HADIS, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Urkunden der ehemaligen Provinz Starkenburg (A 1), 7.3 Geinsheim, Nr. 72/4 mit JPEG der Urkunde.
- ↑ Rossel (1862), S. 39 ff., Urkunde 19. Die Originalurkunde findet sich bei HADIS, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Urkunden der ehemaligen Provinz Starkenburg (A 1), 16.10 Riedhäuser Hof, Nr. 191/1 mit JPEG der Urkunde.
- ↑ Originalurkunde bei HADIS, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Urkunden der Prämonstratenserabtei Ilbenstadt (B 6), Nr. 2 mit JPEG der Urkunde.
- ↑ Himmenhausen, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>15. Oktober 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Oktober 2012.
- ↑ Simon (1858), 3. Teil, S. 29, Urkunde XXVII
- ↑ Kirch-Beerfurth, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>23. Juli 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 19. Oktober 2012.
- ↑ Simon (1858), 3. Teil, S. 29 f., Urkunde XXVIII.
- ↑ Becher (1984).
- ↑ Wuttke (1925), Regesten zur Schlesischen Geschichte, Band XXX, S 26-27, Nr. 6118 (6. Juli 1338)
- ↑ Grabner (1927), Regesten zur Schlesischen Geschichte, Band XXXII, S 46,(21. Oktober 1369)
- ↑ Wuttke (1915), Regesten zur Schlesischen Geschichte, Band XXVIII, S 35, Nr. 123 (4. November 1384)
- ↑ a b Wilhelm Altmann: „Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410-1439), Band 11 von Regesta Imperii, Teil 2, Verlag Böhlau, Wien 1900, S. 22