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Arthur Czellitzer

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Arthur Czellitzer (bis 1920: Arthur Crzellitzer; * 5. April 1871 in Breslau; † 16. Juli 1943 in Sobibor) war ein deutsch-jüdischer Augenarzt, der insbesondere als Familienforscher hervorgetreten ist.

Er stammte aus einer Breslauer Fabrikantenfamilie. Sein Cousin war der Berliner Architekt Karl Crzellitzer. Seit 1900 praktiziere Arthur Czellitzer als Augenarzt in Berlin. Im Jahr 1907 gründete er dort eine Privatklinik für Augenkrankheiten. Im Jahr 1924 gründete er die Gesellschaft für jüdische Familienforschung (Berlin W 9, Tirpitzufer 22) und war Herausgeber der Zeitschrift Jüdische Familienforschung (Berlin 1924-1938, erschien monatlich, Auflage 1935 ca. 1000 Expl.; die Hefte bilden zusammen ein umfassendes Nachschlagewerk zum deutschen und internationalen, meist europäischen, Judentum und ihren verwandtschaftlichen Verhältnissen, berücksichtigt sind auch listenmäßig Namensänderungen nach den Stein-Hardenbergschen Reformen uvm. und des Archivs für jüdische Familienforschung.

Er emigrierte vor dem Krieg nach Holland und wurde von dort in das Vernichtungslager Sobibór deportiert, wo er im Juli 1943 ermordet wurde.[1]

Zuvor hatte er noch erleben müssen, dass seine Forschungen, die Familienchroniken in gedruckter und handschriftlicher Form, Memoiren, Stammtafeln usw., von den Nazis als Informationsmaterial für die Judenverfolgung herangezogen wurden.

Werke

Autobiographische Schriften und Erzählungen

Mehrere, teils ausführliche autobiografische Schriften von Arthur Czellitzer befinden sich heute im Leo Baeck Institute New York (innerhalb des Center for Jewish History), unter anderem (Signatur: ME 67, MM 17):

  • Aus dem Drehbuch eines Lebens. Geschichte einer jüdischen Jugend im Deutschland – Fin de Siècle. Niedergeschrieben zwischen meinem fünfzigsten und einundsiebzigsten Jahre, also zwischen 1921 und 1941.
  • Geschichte meiner Familie.
  • Revolution – Zusammenbruch – Heimkehr (Warschau 1918)
  • Pfingstreise (1940)
    • auch in: West- und Nordeuropa 1940 - Juni 1942, Oldenbourg Verlag, 2008 (Band 5 von Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945), S. 183-186
  • Das Leben ein Traum, Digitalisat (Internet-Archiv), Heft 1/13 beim Leo Baeck Institute

Bücher

  • Mein Stammbaum. Eine genealogische Anleitung für deutsche Juden, Philo, Berlin 1934

Fachartikel (Auswahl)

  • Methoden der Familienforschung, in: Zeitschrift für Ethnologie, 41. Jahrg., H. 2 (1909), Seiten 181-198, Dietrich Reimer Verlag,
  • Soziologie der Augenkrankheiten, in: Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge, Band 5: Soziale Physiologie und Pathologie, Julius Springer, Berlin 1927

Literatur

  • Veronika Lipphardt: Biologie der Juden. Jüdische Wissenschaftler über »Rasse« und Vererbung 1900-1935, Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 140-141, S. 208

Einzelnachweise

  1. Zentrale Datenbank von Yad Vashem