Zum Inhalt springen

Trinität

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. April 2004 um 20:40 Uhr durch 80.134.29.228 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Rublevtrinität.gif
Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rublev

Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität ist die christliche Kirchenlehre (Dogma) von der Dreiheit der Personen (Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist) in der Einheit des Göttlichen Wesens.

Kirchenväter, Theologen und Kirchenhistoriker verwenden die Trinitätslehre, um die aus ihrer Sicht in der Bibel beschriebene Gottheit von Jesus Christus und dem Heiligen Geist auszudrücken.

Die Lehre gehört zu jedem bedeutenden Glaubensbekenntnis in der Geschichte der Christenheit und wurde von Kirchenvätern, Konzilien und allen größeren Konfessionen anerkannt.

Das Wort trinitas kommt in der Bibel nicht vor, sondern wurde im 2. Jahrhundert von dem lateinischen Theologen Tertullian eingebracht. Auch das Wort Person wird in der Bibel nicht im Zusammenhang mit dem Vater, Jesus Christus oder dem Heiligen Geist gebraucht. Von einem Teil der Christen kann die biblische Basis des Dogmas neben dem in der Bibel nicht enthaltenem Vokabular auch inhaltlich nicht gesehen werden (s.u.).

Die Kirchenlehre sieht die Trinität auch als eine spezifisch christliche Gotteslehre, die es so in andern Religionen nicht gibt. Kritiker der Lehre setzen sie oft mit der Triade gleich (s.u.), die es in vielen Religionen gibt.

Die meisten Konfessionen zählen die Lehre von der Trinität zu den christlichen Mysterien, nicht nur weil sie offensichtlich schwer vermittelbar ist sondern vor allem weil sie in ihrer Sicht über die natürliche Einsicht der Vernunft hinausgeht und nur als von Gott offenbarte Wahrheit im Glauben angenommen werden kann. Verschiedene Kirchenväter und Theologen haben daher mit Zugangsmodellen versucht, die Lehre zu veranschaulichen.


Geschichte des Dogmas

Das Problem

Nachdem im vierten Jahrhundert der Druck staatlicher Verfolgung nachließ, wandte man sich stärker theologischen Fragen zu. Eine aufkommende Frage war die des Gottesbildes, das sich zwar auf der einen Seite auf den starken jüdischen Monotheismus des AT zu stützen hatte, auf der anderen Seite aber nun Jesus Christus, den Sohn Gottes, zu integrieren suchte. Sollte man Jesus Christus in gleicher Weise wie Seinen Vater verehren, wie in den damals schon etablierten Religionen (s.u.)?

Unter anderen hatte Arius, ein Gemeindevorsteher aus dem ägyptischen Alexandria, um 317 dem widersprochen und vertreten, dass Jesus Christus als Sohn Gottes ganz klar Gott untergeordnet - also "subordiniert" sei. Besondere Unterstützung erfuhr Arius durch den Bischof Eusebius von Nikomedia (dessen Anhänger wurden Eusebianer genannt). Einwände dagegen gab es unter anderem von seinem eigenen Bischof Alexander von Alexandria.

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa: Jesus soll Gott sein

Der Streit eskalierte auch in der Bevölkerung derart, dass der damalige nichtchristliche Kaiser Konstantin die Stabilität im Reich gefährdet sah. So rief er 325 alle ihm bekannten christlichen Bischöfe (wohl um 318) in Nizäa nahe Konstantinopel zusammen und setzte nach hitzigen Diskussionen die Position des Alexander gegen die Anhänger des Arius, die Arianer, durch. Die Synode verabschiedete das sogenannte "Bekenntnis von Nicäa", in dem es zu Anfang heißt:

Wir glauben an einen Gott,
den allmächtigen Vater,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, d.h. aus dem Wesen des Vaters
Gott vom Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;

[...]

Diejenigen aber, die da sagen "es gab eine Zeit, da er nicht war" und "er war nicht, bevor er gezeugt wurde", und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die verdammt die allgemeine Kirche.

Mit den Formulierungen "wahrer Gott von wahrem Gott" und "gezeugt, nicht geschaffen" wurde somit die Auffassung des Arius abgeschmettert. Arius wurde mit zwei Bischöfen exkommuniziert und verbannt. Zwei weitere Bischöfe wurden kurze Zeit später ebenfalls verbannt. Die Schriften des Arius wurden verbrannt, auf ihren Besitz stand nunmehr die Todesstrafe.

Aber auch nach dem Konzil von Nizäa bildeten die Arianer eine mächtige Partei, die besonders von Konstantins Schwester, Konstantia, unterstützt wurde. So bestand der Arianismus vor allem in Hofkreisen weiter; auch manche Origenisten (Anhänger der Lehre des Origenes) duldeten oder förderten ihn.

337 starb Kaiser Konstantin. Kurz vor seinem Tode ließ er sich noch taufen, und zwar von dem arianischen Bischof Eusebius, den er vorher verfolgen ließ. Nach dem Tode Konstantins wurden der östliche und der westliche Teil des Reiches getrennt verwaltet. Die nun folgende Zeit war geprägt von gegenseitigen Anklagen der nizänischen Partei und der Arianer, von Verleumdungen, Absetzungen und Verbannungen. Es traten verschiedene Synoden zusammen, die ihre Beschlüsse gegenseitig verwarfen.

Dies alles fiel bereits teilweise in die Regierungszeit von Konstantins Nachfolger im Ostreich, Kaiser Konstantius (337—361), der diesmal die Arianer begünstigte. Immer mehr tat sich eine Kluft zwischen dem Morgenland und dem Abendland auf: Der Papst und die abendländischen Bischöfe kämpften für die Beschlüsse von Nicäa, der Kaiser und die morgenländischen Bischöfe für den Arianismus. In welcher Lage sich die Kirche nun befand, zeigt ein Ausspruch des Kaisers Konstantius: "Was ich will, muß als Kirchengesetz gelten."

Kaiser Konstantius machte zweimal den Versuch, endgültige Beschlüsse durch eine ökumenische Synode zu erzielen; beiden Synoden blieb jedoch die ökumenische Anerkennung versagt:

  • Die im Jahre 343 nach Sardika einberufene Reichssynode endete damit, daß sich beide einander befehdende Parteien mit dem Bann belegten.
  • Im Jahre 359 berief der Kaiser erneut eine Reichssynode ein, diesmal die Abendländer nach Armini um, die Morgenländer nach Seleucia. Damit sollte verhindert werden, daß sich die gemäßigten Arianer, die inzwischen Splittergruppen gebildet hatten, mit den Abendländern vereinigten. Die Abendländer bekannten sich weiterhin zu den Beschlüssen von Nicäa; die Morgenländer kamen wegen ihrer Aufspaltungen zu keinem Ergebnis.

Im Jahre 360 bedrohte Konstantius alle Bischöfe des Ostens und des Westens mit dem Bann, wenn sie nicht die Einigungsformel unterschrieben: "Vater und Sohn sind ähnlich gemäß der Heiligen Schrift." Papst Liberius verweigerte diesmal die Unterschrift.

Der Nachfolger Konstantius Julian Apostates (der Abtrünnige, er regierte 362-363), Anhänger des Mithraskults, hob alle Verbannungen auf, allerdings in der Hoffnung, daß sich die Christen durch ihren Streit selber in die Bedeutungslosigkeit bringen würden. Viele gemäßigte Arianer verbündeten sich aber nun mit den Athanasianern. Kaiser Valens (364-378) hing wiederum den radikalen Arianern an, der Arianismus hatte aber durch seine Aufspaltung in einander bekämpfende Gruppen an Schlagkraft und Bedeutung für die Ostkirche verloren und verlosch hier allmählich. Auf zahlreichen Synoden und Konzilen wurden Verdammungen ausgesprochen und Bekenntnisse verabschiedet.

Arianische Gedanken wuchsen aber über Afrika hinaus und sind sogar nach Germanien gelangt. Bischof Wulfila (311-383) trägt arianische Gedanken in gotische Christengemeinden, kommt um 337 mit einer Gesandtschaft nach Konstantinopel und wird dort von Eusebius von Nikomedien zum Missionsbischof bei den Goten geweiht. Sieben Jahre wirkt er nördlich der Donau, übersetzt die Bibel in Gotische, wird dann mit seiner Gemeinde vertrieben und findet Aufnahme im Balkangebirge, wo er noch über 30 Jahre als Bischof und Primas, also geistlicher und weltlicher Herrscher, amtiert. Von dort aus wirkt er auch auf die Goten jenseits der Reichsgrenzen ein, also auf Germanien. Sein eigenes, von einem Schüler überliefertes Glaubensbekenntnis weist ihn klar als Arianer aus.

Erst Theodosius I., (ab 379 n.Chr. Herrscher über Ostrom) sollte das Blatt zugunsten des alten Bekenntnisses von 325 wieder wenden:

Das Nicäno-Konstantinopolitanum: Der Heilige Geist ist auch noch Gott

Neben den Verwirrungen zum schon beschlossenen Glaubensbekenntnis, kam neuer Klärungsbedarf auf: Die Stellung des Heiligen Geistes. War der Geist Gottes etwa auch Gott?

"Der Heilige Geist ist selbstverständlich kein Gott", so propagierte eine Theologengruppe, die "Pneumatomachen" (Geistkämpfer) genannt wurden. Die Trinitarier waren anderer Meinung. Alle drei sollten eins sein, nur wie sollte das geschehen? Die Bischöfe Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Basilius von Caesarea, "die drei großen Kappadozier", boten eine Lösung an. Flugs wurde 381 ein neues Konzil einberufen, das ersten Konzil von Konstantinopel, um das alte Bekenntnis wieder aufleben zu lassen und Erweiterungen vorzunehmen:

[...]

Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

[...]

Ab sofort wurde also der Heilige Geist also "Herr" bezeichnet, und ging aus dem Vater und Sohn hervor. Der vorherige letzte Absatz zum Thema Präexistenz Jesu (beginnend mit "Diejenigen aber...") wurde komplett gestrichen. Man durfte also wieder sagen, "es gab eine Zeit, da er nicht war", ohne "verdammt" zu werden.

Außerdem wurde nun eine Formel gefunden, die als "Dreieinigkeitsdogma" populär werden sollte:

Dies aber ist der rechte Glaube, dass wir einen einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einer Gottheit ehren. Und nicht die Personen ineinander mengen, noch das göttliche Wesen zertrennen.

Ein Wesen (usia) - drei Hypostasen hieß es nun. Es ist also nicht mehr von "Wesenseinheit" sondern von "Wesensgleichheit" zwischen Vater, Sohn und Heiliger Geist die Rede. Das griechische Wort "Hypostasen" hat dabei ein breites Bedeutungsspektrum: "Wesenheit", "Substanz", aber auch "Person".

Tertullian brachte in der Folge erstmals den Begriff trinitas für das neue Dogma ein und bevorzugte die Metapher Person (von lat. persona = Maske des Schauspielers) für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, die er vom Theater von Karthago übernahm, wo die Schauspieler Masken vor ihr Gesicht hielten, je nach der Rolle, die ihnen zukam. Er verstand die Personen der Trinität als drei "Masken", als drei "Rollen" eines einzigen "Schauspielers", also Gottes.

Das Konzil bedeutete den Durchbruch für die Lehre. Theodosius, der 394 das gesamte Reich vereinigen konnte, gab der Trinitätslehre die Autorität römischen Gesetzes, so dass alle, die nicht an die Trinität glaubten, per römischem Gesetz gezwungen waren, sich entweder von ihrem Glauben loszusagen oder aber die Konsequenzen und Strafe zu tragen. Die Verschmelzung zweier Religionsarten, der hellenistisch-philosophischen und jüdisch-biblischen war in Formeln gegossen.

Unter den Germanen, den Goten und Langobarden hielt sich der Arianismus dank Wulfia aber besonders in der Oberschicht dennoch noch längere Zeit, da für diese Volksgruppen eine trinitarische Gottheit unvorstellbar schien, so konnte Leander von Sevilla erst 589 den arianischen König der Westgoten mit allen Adeligen und Geistlichen in die römische Kirche aufnehmen.

Während sowohl die östliche und die westliche Tradition der Kirche die Trinität mittlerweile als festen Bestandteil ihrer Lehre sehen, gibt es doch Unterschiede: in der östlichen Tradition wird noch etwas mehr Wert auf die drei Personen gelegt, die westliche Tradition betont eher die Einheit. Die unterschiedliche Auffassung führte schließlich zum Filioque-Streit, der eine der Ursachen für das Morgenländische Schisma war und bis heute nicht beigelegt ist.

Es gibt aber weiterhin christliche Theologen und Gruppen, welche die Dreifaltigkeit nicht akzeptieren, u.a. die Quäker, Unitarier, im Arianismus, Deismus und von den Zeugen Jehovas). 1548 - 1574 entstanden in Polen antitrinitarische, arianische Gemeinden, auch Unitarier genannt, die in ganz Europa verfolgt wurden. Im 17. Jh. bildeten sich auch in England und im 19. Jh. in den USA unitarische Gemeinden.

Zugangsmodelle

Analogien zur Trinität, die von Kirchenvätern verwendet wurden:

Tertullian gebrauchte für die Trinität die Bilder eines Baums: Wurzeln, Stamm und Zweige und des Wassers, das von der Quelle zum Bach und dann zum Fluss fließt.

Gregor Thaumaturgus und Augustinus von Hippo verglichen die Trinität mit der dreifachen Stufung der Natur des Menschen in Körper, Seele und Geist.

Basilius von Caesarea verglich das Konzept der Trinität mit dem Regenbogen: Sonne, Sonnenlicht und Farben.

Aus neuerer Zeit gibt es die Analogie von Clive Staples Lewis, der die Trinität mit einem Würfel in seinen drei Dimensionen verglich.

Der Theologe David Clemens verglich die Trinität mit dem mathematischen Konzept von 1 x 1 x 1 = 1.

Andere Beispiele sind die Sonne, ihr Licht und ihre Kraft oder die drei Weisen, wie Wasser erlebt werden kann: als kühlendes Eis, als erfrischendes Wasser, als wärmender Dampf.

Eine andere Vorstellungsmöglichkeit ist die Gottheit in drei Personen, die von daher Liebe und Kommunikation inhärent als unverzichtbaren Teil ihres Wesens hat.

Verschiedene Vorstellungen in der Kirchengeschichte

Die klassische Lehre von der Trinität von "drei Personen in einer einzigen göttlichen Wesenheit", wurde aufgrund der unklaren Formulierung in zwei verschiedenen Richtungen verstanden:

  1. Weil unklar ist, worin sich "Person" von "Gottheit" unterscheidet, sehen viele drei Göttern in der Lehre beschrieben (Tritheismus). Es gibt sogar Extreme einer Art Vier-Gott-Vorstellung: Gott als "eigentlicher" Gott UND als Vater UND als Sohn UND als Geist.
  2. Durch den von Konstantin 325 eingebrachten Begriff der Homousie (Wesen) entsteht eine Öffnung zum Modalismus: Das Verständnis von den drei Formen oder Erscheinungsweisen ("modi") Gottes, hinter denen er sich den Menschen zeigt. Modalismus wurde vertreten vom Sabellianismus, Patripassionalismus, heute z.B. von den Oneness-Pfingstlern.


Dreifaltigkeitsfest

Das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit wird zu Trinitatis, am Sonntag nach Pfingsten gefeiert.


Theologische Auseinandersetzung

Argumente für die Trinität

  • Trinitarier verweisen auf Bibelstellen, wo Jesus in ihrer Sicht als einziger dem Schöpfer gleichgesetzt wird, z.B. Joh 1,1ff oder Phil 2,5ff. Ebenso sei das Wort kyrios(Herr) zu beachten, das in der Septuaginta für Adonai (Gott) verwendet wird, und im Neuen Testament für sowohl für Gott und als auch für Jesus, wobei kyrios (Jesus) im Neuen Testament öfters im gleichen Kontext steht wie kyrios (Gott) im Alten Testament (vgl. Jes 45,23 und Phil 2,10, Joel 2,32 und Röm 10,13, Jes 8,13 und 1 Petr 3,15).
  • Trinitarier meinen, dass Jesus zwar Gott untergordnet sei, aber freiwillig, und dass es sich nicht um ein unterschiedliches "göttliches Wesen" handele. Ebenso sind Aufträge, die Jesus erhalten hat, in ihrer Sicht keine zwingenden Beweise für einen qualitativen Unterschied, denn solche Funktionen kann es ihrer Meinung nach auch unter Gleichrangigen geben, z.B. in einem Team. In Mt 27,43 zitiert Jesus wörtlich den Anfang von Psalm 22. Andererseits gibt es in ihrer Sicht Stellen im Neuen Testament, die deutlich auf die Gottheit von Jesus Christus hinweisen: Jesus erklärte "Ehe Adam war, bin ich" (Joh 8,58) mit einem von den Zuhörern verstandenen klaren Bezug auf das "Ich bin" von 2 Mo 3,14, und "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10,30), was von den Zuhörern in 10,33 so verstanden wurde, dass er sich selbst zu Gott machte, worauf sie ihn wegen Gotteslästerung zu steinigen suchten. Thomas nennt ihn in Joh 20,28 "Mein Herr und mein Gott".
  • Trinitarier sehen, dass es in der Bibel durchaus verschiedene Personifizierungen von Abstrakta wie auch beim Heiligen Geist gibt, weisen aber darauf hin, dass es im konkreten Fall eine Frage der Auslegung ist, ob es sich um eine solche handelt. Vom Heiligen Geist wird aus ihrer Sicht an vielen Stellen konkret als Person gesprochen, die handelt und mit andern Personen in Beziehung tritt. Besonders deutlich sehen sie das z.B. in Joh 16,13f, wo sich ein männliches Pronomen auf das im Griechischen neutrale Wort πνευμα pneuma (Geist) bezieht. In Röm 8,26 tritt der Geist für uns ein, in Apg 8,39 wirkt er Wunder, in Joh 16,8 überführt er von der Sünde. Er kann belogen werden (Apg 5,3), betrübt werden Eph 4,30), gelästert werden (Mt 12,31). Die Apostel verwenden ihn in Apg 15,28 zusammen mit sich selbst als Subjekt des Satzes ("Der Heilige Geist und wir haben entschieden...").
  • Trinitarier betonen die absolute Geistigkeit Gottes. Jesus ist für sie jedoch sowohl Gott als auch Mensch - als Gott absolut geistig, als Mensch körperlich. Hebr 13,8 schreibt Jesus die göttliche Eigenschaft Unwandelbarkeit zu: "Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit". Und gerade der zitierte Hymnus aus Phil 2,4-11 spricht für Trinitarier besonders deutlich von der Gottheit Jesu Christi.
  • Trinitarier beschuldigen Andersdenkende, dass die Ablehnung der Trinität auch die Ablehnung der Gottheit Jesu Christi sei. Sie meinen, da nach Kol 1,17ff nur Gott selbst die Welt mit sich versöhnen kann, müsse der Erlöser Jesus Christus Gott selbst sein. Sie weisen auf die hohe Christologie hin, die bereits im Neuen Testament vielerorts bezeugt ist.


Argumente gegen die Trinität

Die Dreifaltigkeit wurde und wird nach wie vor von Christen abgelehnt, u.a. aufgrund folgender Argumente:

  • "Gott" werde in der Bibel als Titel verwendet (im Sinn von Unterordner) und habe verschiedene Träger wie Jesus (Heb 1,8), Mose (2. Mose 4,16, Joh 20,28), andere Menschen (Ps 82,8; Joh 10,34), z.B. Richter (2. Mose 21,6) oder der eigene Körper (Phil 3,19). Nicht alle Träger des Titels seien also gleichzusetzen, wie es das Dogma meint, das ja eigentlich von drei gleich großen Göttern spricht. In absoluter Form ohne Einschränkung (also als Gott über alle und alles) ist dagegen mit Gott in der Bibel immer nur der Vater gemeint: Gott sei nicht teilbar, Er ist Einer (Röm 3:30), ein Gott und Vater aller (Eph 4,6). Für uns ist nur einer Gott, der Vater (1. Kor 8,6).
  • Der Heilige Geist sei in der Bibel nicht genauso unabhängig vom Vater wie der Sohn und dürfe nicht als eigenständige "Person" betrachtet werden. Der Heilige Geist werde auch nie Gott genannt. "Geist" werde in der Bibel zwar des Öfteren personifiziert (Gottes Geist, also der Heilige Geist: Römer 8:9, 14; Christi Geist: 1. Petrus 1:11 und selbst Marias Geist: Lukas 1:47), Personifizierung beweise aber nicht Persönlichkeit. Auch die Weisheit müsste so nach Sprüche 1:20-33; 8:7-15, Mat. 11:19 und Lukas 7:35 eine Person sein. Ebenso wie die Sünde (Römer 5:14, 17, 21; 6:12), der Tod oder die Liebe (nach 1. Kor.13). Die Verwirrung entsteht ihrer Meinung, weil nicht gesehen wird, dass hier Sprachfiguren vorliegen. Gott wirkt mit Hilfe Seines Geistes (also des Heiligen Geistes) in den Herzen der Gläubigen, damit sie durch Gott verändert werden können (z.B. Eph. 3:16ff). Dem Heiligen Geist, also dem Geist Gottes, den gleichen Stellenwert wie dem Vater oder dem Sohn zuzurechnen, kann mit der Bibel also ihrer Meinung nach nicht unterstützt werden. Die Bibel sagt auch ganz klar, dass der Geist Gottes, der Heilige Geist, in der selben Verbindung zu Gott steht wie der Geist eines Menschen in Verbindung zum Menschen steht: "Denn wer unter den Menschen weiß, was im Menschen ist, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist? Also hat auch niemand die Tiefen Gottes erkannt außer dem Geist Gottes. (1. Kor. 2:11)". Also: Wenn jemand den Heiligen Geist betrübt, wird Gott, der Vater betrübt und niemand anderer.
  • Jesus Christus sei nicht genauso "Gott" wie sein Vater und ihm damit gleichrangig. Schon mit dem Ausspruch Jesu "Der Vater ist größer als Ich" (Joh. 14:28) sehen Nichttrinitarier die Annahme der Gleichrangigkeit zwischen dem Vater und seinem Sohn widerlegt. Gott, der Vater, hat Seinen Sohn mit einem Auftrag auf die Erde gesandt, aber Er wird nicht gesandt. Der Sohn wird gesandt, Er aber sendet niemals Seinen Vater. Das ist nicht umkehrbar und ein klares Zeichen von Unterordnung. Wer wäre da, um Gott zu schicken? Mehrfach bezeugt Jesus, dass der Vater Ihn gesandt hat (Joh. 5:39, 6:29, 38, 44; 17:3, 8, 18, 21), und Er stellte fest, dass ein Sklave nicht größer ist als der, der ihn gesandt hat (Joh. 13:16). Auch Paulus schreibt, dass Jesus von Gott gesandt wurde (Römer 8:3). Christus hat einen Gott (Unterordner) und Vater. Er rief Ihn an "Mein Gott, mein Gott!" (Mat. 27:43). Paulus und Petrus schrieben "Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!" (2. Kor. 1:3,16; Eph. 1:3; 1. Pet. 1:3). Auch Paulus bezeugt deutlich "Das Haupt des Christus ist Gott" (1. Kor. 11:3). "[Da ist] ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt" (Eph. 4:6). Unbestritten ist die besondere Harmonie zwischen dem Vater und Seinem Sohn, sie sind eines Geistes (Joh. 10:30), also eins, aber nicht Einer, sondern unterscheidbar mit klarer Rangfolge. Für uns ist nur einer Gott, der Vater (1. Kor. 8:6).
  • Aus Sicht der Nichttrinitarier ist auch die absolute Geistigkeit Gottes zu betonen (Jes. 31:3, Joh. 4:24, Kol. 1:15). Geist ist aber weder sichtbar noch hörbar. So sagte Jesus auch "Weder habt ihr jemals des Vaters Stimme gehört, noch Sein Aussehen wahrgenommen" (Joh. 5:37). "Niemand hat Gott jemals gesehen" (Joh. 1:18). Gott ist unwandelbar (Jes. 41:4b; Jak. 1:17): Er war immer Geist, ist Geist und wird immer Geist bleiben. Allein das schließt schon die Vorstellung aus, dass Gott Mensch wurde. Damit Gott mit Seiner Schöpfung kommunizieren kann, ist also ein Mittler nötig. Dieser Mittler, auch symbolisch "das Wort" genannt (Joh. 1:1), ist mit Gott, dem Vater eins, aber nicht einer (Joh. 10:30), "denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus" (1. Tim. 2:5). Sie sind also zwei, aber in vollkommener Vertrautheit, weil, so wie Jesus sagt, "ich von Ihm bin und derselbe mich ausgesandt hat" (Joh. 7:29). Ein Mittler ist von dem zu unterscheiden, der vermittelt werden soll, er dem Vermittelnden also unterordnet. Nur der Sohn Gottes konnte also seine Gestalt ändern, von der Gestalt Gottes (also Geist) wurde er dem Menschen gleich: "Denn diese Gesinnung sei auch in euch, die auch in Christus Jesus ist: der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht als ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleich gestaltet." (Phil. 2:6-7). Zu beachten ist auch, dass der Vater zuerst da war und Jesus Christus von Ihm gezeugt wurde (Joh. 1:18, 8:42, Sprüche 8:22-24, 30), vor aller anderen Schöpfung, die Gott dann durch Seinen Sohn schuf (Joh. 1:1-3, 10, siehe auch Kol. 1:16; 1. Kor. 8:6; Heb. 1:2).
  • Nichttrinitarier meinen, dass durch das Dogma der Trinität unnötige Unklarheiten und Mißverständnisse geschaffen worden seien, die die einfache Botschaft vom allmächtigen Gott und von Seinem einziggeborenen Sohn, der den besonderen Auftrag bekommen hat, die Welt zu retten (Joh. 3:17), verschleiert. Unwahr ist so nach ihrer Sicht der Bibel, dass der Gott und Schöpfer des Alls hilfloser Mensch wurde und am Kreuz gestorben sei (wenn Jesus Gott gewesen wäre, hätte er auch nicht sterben können, denn Gott ist unsterblich - nach 1. Tim. 6:16). Ihrer Meinung nach wurde mit der Trinität ein altes heidnisches Konzept ins Christentum integriert.

Vergleiche mit dem Heidentum

Göttliche Triaden (Dreiheiten, d.h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), bestehend aus Vater, Mutter und Kind (wobei das Kind der Erlöser ist), sind aus den meisten Mythologien bekannt, wie im Römischen Reich Jupiter, Juno und Minerva oder im Hinduismus die Triade ("Trimurti") aus den Göttern Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Bewahrer) und Shiva (dem Zerstörer).

Daneben gibt es auch das Konzept des Modalismus: Eine Gottheit erscheint in verschiedenen (oft auch drei) Gestalten: So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z.B. die keltische Morrigan) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau ("Liebesgöttin"), als Mutter ("Fruchtbarkeitsgöttin") und als Altes Weib ("Todesgöttin") - jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter - alles Manifestationen derselben Göttin.

Während die Trinität in der Kirchenlehre als eine nur im Christentum vorkommende Gottesvorstellung gesehen wird, weisen Kritiker auf Ähnlichkeiten zum Dogma hin: Es ist meist von drei gleichrangigen Gottheiten (Trinität: "Personen") die Rede, die in sich verbunden sind und in der Gesamtheit wieder eine Bedeutung (Trinität: "Gott") haben.

Weitere Aspekte

Im Islam wird darauf hingewiesen, dass katholische Christen den Schöpfer, Jesus und Maria anbeten. Dem wird entgegengesetzt, dass dies eine "sehr körperliche" Vorstellung der Trinität sei, während der trinitarische Glauben doch die absolute Geistigkeit Gottes betonen würde: Der Sohn wird vom Vater gezeugt nicht auf körperliche, sondern auf geistige Weise. Ebenso geht der Heilige Geist aus der Liebe von Vater und Sohn auf geistige Weise hervor.

Die feministische Theologie übt manchmal Kritik an der Trinität, da es sich nur um männliche Personen handle. Dem halten Christen entgegen, dass Gott weder männlich noch weiblich ist, und entsprechende Personnamen nicht in einseitiger Weise auf das männliche oder aber (wie in der feministischen Theologie) auf das weibliche Geschlecht bezogen werden dürfen. Der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus ist als Mensch freilich männlichen Geschlechts, was jedoch nicht als einseitige Bevorzugung dieses Geschlechts durch Gott zu deuten ist.

Literatur

  • Buzzard, Anthony F., Hunting, Charles F.: Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes als selbst zugefügte Wunde der Christenheit, Verlag Aletheia, Linz, 2001 (Vorwort online)
  • Gisbert Greshake, An den drei-einen Gott glauben, 1998, ISBN 3451266695
  • Jürgen Moltmann, Trinität und Reich Gottes, 1994, ISBN 3579019309
  • Bertram Stubenrauch, Dreifaltigkeit, 2002, ISBN 3786784345