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Kleine Festung Theresienstadt

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Plan von Theresienstadt
Festungsplan von 1869
Der Verwaltungshof der Kleinen Festung
Gefängniszelle im Gefangenenlager der Kleinen Festung
Der Nationalfriedhof vor den Mauern der Kleinen Festung

Die Kleine Festung ist ein Teil von Theresienstadt, das Ende des 18. Jahrhunderts als eine Festungsanlage von Kaiser Josef II. erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurde sie als Gefängnis für Kriegsgefangene und politische Gefangene benutzt. Nach der deutschen Besetzung Böhmens und Mährens im Juni 1940 wurde in der "Kleinen Festung" ein Gefängnis der Prager Gestapo eingerichtet.

Im November 1941 errichteten die Nationalsozialisten dann im anderen Teil Theresienstadts, der "Garnisonsstadt", das Ghetto Theresienstadt.

K&K-Monarchie

Die Kleine Festung wurde schon bald als Gefängnis verwendet. Neben zahlreichen Militärgefangenen inhaftierte die K&K-Monarchie hier politische Gefangene, unter anderem den griechischen Freiheitskämpfer Alexandros Ypsilanti, ungarische und tschechische Aufständische von 1848 oder auch die Täter des Attentats von Sarajevo (Gavrilo Princip u.a.), die mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand d'Este den ersten Weltkrieg auslösten.

Zeit des Nationalsozialismus

Während der Okkupation Böhmens und Mährens durch Nazi-Deutschland wurde im Juni 1940 auf Befehl von Reinhard Heydrich, dem Stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, in der kleinen Festung ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet.

Das Gefängnis wurde von der Gestapo-Dienststelle in Prag verwaltet und von dort mit Inhaftierten beschickt; später kamen Gefangene aus ganz Böhmen und ab 1944 auch aus Mähren in das Polizeigefängnis Theresienstadt.

Zu Anfang gab es nur männliche Häftlinge, erst nach dem erfolgreichen Attentat auf Reinhard Heydrich wurde im Juni 1942 eine Frauenabteilung eingerichtet. Zu den bestehenden drei Gefängnishöfen kam 1943 ein vierter hinzu, der für männliche Häftlinge bestimmt war.

Kommandant des Gestapo-Gefängnisses war seit dessen Einrichtung SS-Hauptsturmführer Heinrich Jöckel, der die 1. Kompanie des SS-Wachbataillons Böhmen und Mähren kommandierte.

Zwischen 1940 und 1945 wurden von den verschiedenen Dienststellen der Gestapo rund 27.000 Männer und 5.000 Frauen an das Gefängnis Theresienstadt überstellt, überwiegend Tschechen, zumeist Widerständler gegen das Nazi-Regime.

In den Anlagen der Kleinen Festung besteht eine Gedenkstätte.

Täter

  • Heinrich Jöckel, SS-Hauptsturmführer, Kommandant des Gestapogefängnisses "Kleine Festung", 1946 hingerichtet
  • Stefan Rojko, Aufseher im Gestapogefängnis, 1963 vom Landgericht Graz zu lebenslänglicher Haft wegen Tötung und Mißhandlung mit Todesfolge von politischen Häftlingen und Juden verurteilt
  • Anton Malloth (1912–2002), Aufseher im Gestapogefängnis, 2001 vom Landgericht München wegen Ermordung eines Häftlings zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nachkriegszeit

Nach dem 2. Weltkrieg wurde in der Kleinen Festung ein Internierungslager für Deutsche eingerichtet, die aus Tschechien vertrieben werden sollten. Eine Ausstellung in Räumen der Kleinen Festung behandelt diesen Teil der Geschichte von Theresienstadt.

Auf Initiative ehemaliger Gefangener und Hinterbliebener beschloss die tschechische Regierung 1947 aus der Kleinen Festung eine Gedenkstätte zu machen.

Literatur