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Thessaloniki

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Thessaloniki (auch Saloniki, griechisch Θεσσαλονίκη) ist mit knapp 1 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Griechenlands und Hauptstadt der Provinz Makedonien. Die Stadt liegt an den Ausläufern des 1200 m hohen Chortiatis und grenzt an den Thermäischen Golf. Sie ist eine moderne bedeutende Universitäts-, Messe-, Industrie- und Hafenstadt im Schnittpunkt wichtiger jahrtausendealter nord-südlicher und west-östlicher (Via Egnatia) Verkehrswege. Der Stadtheilige ist Hagios Demetrios. Das Wahrzeichen Thessalonikis ist der Lefkos Pyrgos (der Weiße Turm).

Geschichte

Makedonische Zeit

Thessaloniki wurde 315 v. Chr. von dem makedonischen König Kassandros gegründet durch Zusammenlegung von 26 kleineren Städten an der Stelle von Therme (Thermäischer Golf) und nach seiner Frau Thessalonike, einer Halbschwester Alexanders des Großen, benannt. Der Name Thessalonike erinnert an die Eroberung Thessaliens durch Makedonien (Thessalonike = Sieg in Thessalien [griech. nike = Sieg]). 168 v. Chr. beendeten die Römer das makedonische Königreich und 146 v. Chr. endgültig ein eigenständiges Makedonien.

Liste der makedonischen Könige (540 v. Chr.–168 v. Chr.)

Römische Zeit

Thessaloniki lag an der Via Egnatia, dem Hauptverkehrsweg zwischen Rom und Byzanz. Sie wurde Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia. 58 v. Chr. ging Cicero vorübergehend hierher in die Verbannung. 50 hielt sich der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in Thessaloniki auf und gründete die zweite Christengemeinde Europas nach Philippi. In der Mitte des 3. Jahrhunderts wurden Angriffe der Goten von der Stadt abgewehrt. Um 300 wurde Thessaloniki von Kaiser Galerius zu eine der Kaiserresidenzen des Römischen Reiches und mit bedeutenden Bauwerken ausgestattet, u. a. der Kaiserpalast, die Pferderennbahn (das Hippodrom) parallel zum Palast, der Galeriusbogen (Triumphbogen des Kaisers Galerius neben der Via Egnatia), das Galeriusmausoleum (vielleicht ein Pantheon) und das Forum, die Agora (Pfeiler mit prachtvollen Relieffiguren von einer zweigeschossigen Halle ist heute im Louvre, Paris), mit einem Odeion. 322 ließ Kaiser Konstantin I. (der Große) an der südwestlichen Ecke Thessalonikis ein künstliches Hafenbecken anlegen. 390 erlebte die Stadt einen Aufstand gegen Kaiser Theodosius, den dieser blutig niederschlagen ließ (zur Strafe ließ der Kaiser etwa 7000 Einwohner im Hippodrom ermorden). Nach der Reichsteilung 395 gehörte Thessaloniki zum oströmischen Reich des Kaisers Arcadius.

Liste der römischen Kaiser (27 v. Chr.–476)

Byzantinische Zeit

In den ersten Jahrhunderten der byzantinischen Zeit (550 bis 750) wurde Thessaloniki wiederholt von vordringenden Slawen erfolglos belagert (551, 591, 609, 675). Anfang des 9. Jahrhunderts entstand der byzantinische Militär- und Verwaltungsbezirk Thessaloniki. Im 9. Jahrhundert begann eine lange Friedenszeit, in der Thessaloniki Ausgangspunkt der orthodoxen Christianisierung der Slawen durch Kyrillos (826/827 in Thessaloniki geboren) und Methodios unter Schaffung eines slawischen, "kyrillischen" Alphabets aus dem Griechischen wurde. Thessaloniki war im Byzantinischen Reich in seinen Glanzzeiten zweitwichtigste Stadt neben der Hauptstadt Konstantinopel (dem heutigen Istanbul, von griechisch: eis tin polin = in die Stadt). 904 eroberten Sarazenen die Stadt nach nur dreitägiger Belagerung. 1185 Eroberung und Verwüstung Thessalonikis durch sizilianische Normannen. 1204 wurde Thessaloniki Hauptstadt eines kurzlebigen fränkischen Königreichs unter Bonifatius II., Markgraf von Montferrat, im Rahmen des 4. Kreuzzugs. Hagios Demetrios und die Hagia Sophia wurden vorübergehend zu katholischen Kirchen. Von 1224 bis 1242 residierten in Thessaloniki die Despoten von Epiros. 1246 wurde die Stadt wieder dem Byzantinischen Reich eingegliedert. Für Thessaloniki, der zweiten Stadt im Reich, begann eine glanzvolle Epoche, von der auch heute noch zahlreiche Kirchenbauten zeugen, z. B. die Hagia Apostoloi, Hagia Ekaterini, das Vlatadon-Kloster oder auch die große Mole, die den Hafen schützte und von der sich ein Teil bis heute erhalten hat. Venezianer und Genuesen bauten in dieser Zeit ihren Einfluss aus, Venedig erhielt sogar ein eigenes Stadtviertel. Thessaloniki fühlte sich als ein Zentrum der Wissenschaft: Thomas Magister (1270–1325), Demetrios Triklinios (1280–1340) oder Demetrios Kydones (1324–1397) wirkten hier. 1308 belagerte die Katalanische Kompanie Thessaloniki erfolglos. 1391 und ab 1394 beherrschten zwischenzeitlich Türken die Stadt. 1403 wurde Thessaloniki wieder byzantinisch und kam 1423 an Venedig.

Liste der byzantinische Kaiser (364–1453)

Türkische Zeit

1430 wurde Thessaloniki nach fast zweimonatiger Belagerung durch Sultan Murad II. Teil des Osmanischen Reichs. Aus Thessaloniki wurde "Selanik" und im 17. Jahrhundert wichtigstes Handelszentrum des Balkans. 1821/1822 schlugen türkische Truppen den aufflammenden griechischen Befreiungskampf, der im Süden Griechenlands zum Erfolg führte und dort zur Gründung des Königreichs Griechenland, nieder. Zahlreiche griechische Einwohner Thessalonikis wurden ermordet.

Ende des 19. Jahrhunderts nahm Thessaloniki einen enormen Aufschwung. Während 1865 die Stadt etwa 50.000 Einwohner hatte, waren es 1880 schon 90.000 und 1895 etwa 120.000. 1869 wurden die südlichen Teile der byzantinischen Stadtmauer niedergerissen, um Platz zu schaffen. 1871 wurde nach Norden die Eisenbahnlinie Thessaloniki–Skopje gebaut und 1888 an das europäische Eisenbahnnetz über Serbien angeschlossen sowie 1896 nach Osten bis Alexandropolis fortgeführt. 1893 wurde die erste Straßenbahn installiert, die von russischen und ungarischen Pferden gezogen wurde und zur weiteren Expansion der Stadt beitrug.

Mustafa Kemal (Atatürk), der Begründer der modernen Türkei, wurde 1881 in Thessaloniki geboren (sein Geburtshaus ist heute das türkische Konsulat). 1908 nahm die jungtürkische Revolution mit Enver Pascha und Mustafa Kemal von Thessaloniki aus ihren Anfang. 1909 wurde der abgesetzte Sultan Abdulhamid II. nach Thessaloniki verbannt und in der Villa Alatini unter Hausarrest gestellt.

Liste der Sultane des Osmanischen Reichs (1288–1922)

Neugriechische Zeit

20 Tage nach Erklärung des 1. Balkankrieges erreichten am 26. Oktober 1912, dem Namenstag des Stadtheiligen und Schutzpatrons von Thessaloniki, Demetrios, griechische Truppen wenige Stunden vor Eintreffen der bulgarischen Truppen Thessaloniki und besetzten die Stadt. Während des 2. Balkankrieges 1913 wurden die Bulgaren aus der Stadt vertrieben. Thessaloniki gehörte seither zum Königreich Griechenland, aber 1913 fiel der griechische König Georg I. hier einem Attentat zum Opfer. Im ersten Weltkrieg landeten 1915 durch Förderung des griechischen Ministerpräsidenten Venizelos gegen den Willen des griechischen Königs, alliierte Truppen. Am 18. Oktober 1916 rief Venizelos in Thessaloniki eine Gegenregierung aus. Von 1916 bis 1918 befand sich in Thessaloniki das Hauptquartier der französischen Besatzungstruppen (Orientarmee). Am 15. August 1917 zerstörte ein Großbrand nahezu das gesamte südliche Stadtzentrum. Der nach dem ersten Weltkrieg von Griechenland gegen die Türkei geführte Krieg in Kleinasien führte in die Niederlage und in eine Flüchtlingskatastrophe. Nach 1922 fand ein großer Teil der griechischen Flüchtlinge in und um Thessaloniki eine neue Heimat. Von 1941 bis 1944 war Thessaloniki von deutschen Truppen besetzt. Bis zum zweiten Weltkrieg hatte die Stadt eine bedeutende jüdische Bevölkerung, die hauptsächlich von den im 15. Jahrhundert aus Spanien vertriebene Juden abstammte und von den Deutschen Besatzern in die Konzentrationslager geschickt wurde. Nach Ende des griechischen Bürgerkriegs 1949 begann der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung der Stadt, deren Entwicklung sie in Bedeutung und Größe zur "zweiten Hauptstadt" Griechenlands werden ließ. 1997 wurde Thessaloniki europäische Kulturhauptstadt.

Liste der griechischen Könige (1832–1973, für Thessaloniki ab 1912)

Griechenland

Wirtschaft

Thessaloniki besitzt einen bedeutenden Hafen und einen Flughafen (internationaler Flughafen-Code SKG), sowie eine Erdöl-Raffinerie und Tabakindustrie. Die jährlich stattfindende Herbstmesse ist die bedeutendste Messe Griechenlands.

Wenn Sie gut essen gehen wollen, finden Sie in den Ladadika ein lebendiges Viertel mit vielen traditionellen und auch preiswerten Tavernen und Ouzerien.

Sehenswürdigkeiten

  • Archäologisches Museum
  • Museum für byzantinische Kultur
  • Museum für Kunst und Kultur Thessalonikis im Weißen Turm (Lefkos Pyrgos)
  • Jüdisches Museum
  • Städtische Pinakothek
  • Bauwerke der römischen Zeit (Reste des Kaiserpalasts mit einem Oktogon; Kamara [Galeriusbogen] mit Reliefdarstellungen von Szenen aus dem Kämpfen des Galerius gegen die Perser 296/297; Rotonda [Galeriusmausoleum], danach orthodoxe Kirche [Hagios Georgios] und später Moschee [Reste eines Minaretts], heute Museum; Forum [145 m × 90 m] mit unterirdischer Stoa unter der Südstoa und mit einem Odeion [Theater])
  • Zahlreiche bedeutende frühchristliche und byzantinische Kirchen mit teilweise hervorragenden Mosaiken und Malereien (z. B. Hosios David, frühchristliches Mosaik mit der Darstellung eines bartlosen Christus aus dem 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts)
    • Kirche des Heiligen Demetrios (Hagios Demetrios, Stadtheiliger), fünfschiffige Basilika, Mosaiken aus dem 7. und 9. Jahrhundert
    • Kirche der Heiligen Sophia (Hagia Sophia), fünfschiffige Basilika, Mosaiken aus dem 8. und 9. Jahrhundert
    • Kirche der Panagia Acheiropoietos, dreischiffige Basilika
    • Kirche Hosios David (Latomos-Kloster), Vorläufertypus der Kreuzkuppelkirche, Mosaiken und Malereien vom Ende des 5. bis ins 14. Jahrhundert)
    • Kirche der Panagia Chalkeon (Kokkini Ekklisia), kreuzförmige Viersäulenkirche (Vorbild für viele andere Kreuzkuppelkirchen), Darstellungen bis ins 14. Jahrhundert
    • Kirche des Heiligen Panteleimon, Kreuzkuppelkirche, Wandmalereien Ende 13. und Anfang 14. Jahrhundert
    • Kirche der Heiligen Apostel (Hagia Apostoloi), kreuzförmige Viersäulenkirche mit fünf Kuppeln
    • Kirche des Heiligen Nikolaus des Waisen
    • Kirche der Heiligen Katherina (Hagia Ekaterini)
    • Erlöserkirche
    • Vlatadon-Kloster (das einzige noch überlebende Kloster von ursprünglich etwa 20 Klöstern der Stadt)
    • Kirche des Propheten Elias
  • Umfangreiche und teilweise gut erhaltene Befestigungsanlagen mit zahlreichen Türmen (ursprünglich über 8 km, heute noch etwa 4 km) mit Akropolis und der byzantinisch/türkischer Zitadelle Heptapyrgion (griech.: sieben Türme); der Weiße Turm stammt aus venezianisch/türkischer Zeit.
  • Verschiedene Bauwerke der türkischen Zeit (Besesteni [ein überdachter Markt mit 6 Kuppeln, er beherbergte hauptsächlich Tuchhändler und Goldschmiede]; türkische Bäder [Hamam], Giachounti-Hamam; Moscheen: Hamsa-Bey-Tsami, Alatsa-Imaret-Tsami, Yeni-Tsami [von 1902])