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Uranmunition

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Uranmunition ist panzerbrechende Munition, deren Projektile Uran enthalten, meist abgereichertes Uran, d.h. es enthält einen geringeren Anteil der Uran-Isotope 234 und 235 als nicht abgereichertes Uran. In diesem Fall wird die Munition auch als DU-Munition (von englisch Depleted Uranium) bezeichnet. Aufgrund der hohen Dichte (19,05g/cm3) des Urans und der großen Härte der verwendeten Uran-Legierungen entfalten diese Geschosse beim Auftreffen auf das Ziel eine große Durchschlagskraft. Die Wirkung beruht nicht auf einer Kernreaktion.

In jüngster Zeit wurden mehrere hundert Tonnen Uranmunition im Kosovo-Krieg, im Afghanistan-Krieg sowie im zweiten und dritten Golfkrieg eingesetzt. Beim Einschlag zerstäuben die Geschosse zu feinsten Uran- und Uranoxid-Partikeln und bilden ein Aerosol, welches bis in die tieferen Atemwege eingeatmet werden kann. Dort lösen sich die Partikel auf, was je nach Partikelgröße und chemischer Zusammensetzung kurze Zeit bis mehrere Jahre dauern kann, und dringen in das Gewebe und die Blutbahn ein. Eine schleichende Bedrohung stellen ebenfalls die in den Boden geschossenen Projektile dar, welche innerhalb von 5-10 Jahren vollständig korrodieren können und so das Uran ins Grundwasser freisetzen.

Neben dem militärisch erwünschten zerstörenden Effekt entfaltet Uran sowohl wegen seiner radioaktiven Strahlung als auch wegen seiner chemischen Giftigkeit (→ Toxikologie) eine schädliche Wirkung auf den menschlichen Organismus. Welche von beiden Wirkungen die schädlichere ist, wird zur Zeit kontrovers diskutiert.

Radioaktive Wirkung

Zwar ist abgereichertes Uran mit einer spezifischen Aktivität von ca. 15Bq/mg (zzgl. ca. 25Bq/mg von den Zerfallsprodukten) nur schwach radioaktiv. Dennoch kann es langfristig das Erbgut schädigen und Krebs auslösen. Die in der Lunge abgelagerten Partikel erzeugen eine lokal erhöhte Bestrahlung durch Alphateilchen.

Über die Bewertung der Schädlichkeit der relativ schwachen radioaktiven Strahlung herrscht Uneinigkeit. Bekannt sind die Auswirkungen hoher Strahlendosen z.B. aus den Atombomben-Abwürfen in Japan. Ein konventioneller Ansatz ist, die Schädigung als proportional zur Dosis anzunehmen. So wurde bisher angenommen, dass bei einem Hundertstel einer Strahlendosis die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken nur ein Hundertstel betrage. Diese Sichtweise ist jedoch nicht allgemein akzeptiert. Einige Wissenschaftler schätzen die Schädigung bei niedrigen Strahlendosen noch geringer ein, andere halten sie für höher, als diese Abschätzung angibt.

Chemische Wirkung

Uran wirkt chemisch wie viele andere Schwermetalle und schädigt als Gift den Stoffwechsel der inneren Organe, v.a. der Nieren. Die chemische Giftigkeit ist besonders in den ersten Wochen nach der Aufnahme einer größeren Uran-Menge von Bedeutung.

Alternativen

Die gleiche panzerbrechende Wirkung lässt sich mit Wolfram (Dichte: 19,25g/cm3) erreichen, das nicht radioaktiv und praktisch ungiftig ist. Allerdings ist Wolfram teurer als abgereichertes Uran; letzteres ist als Abfallprodukt der Atomindustrie leicht verfügbar. Uranmunition wird von den USA, Russland, Großbritannien und Frankreich, nicht jedoch von Deutschland eingesetzt.

s.a.: Waffe, Golfkriegsyndrom