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Walther von der Vogelweide

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Walther von der Vogelweide

ca. 1170 - 1230 (gest. und begraben in Würzburg) um 1190 am Babenberger Hof in Wien 1198 Tod seines Gönners Friedrich v. Österreich auf dem Kreuzzug; der Nachfolger entzieht W. seine Gunst, sein Wanderleben beginnt (Nordfrankreich, in die Steiermark, Lombardei, Friaul); immer wieder am Hof der deutschen Könige und Kaiser; dazwischen mehrmals Rückkehr ins heimatliche Wien/Klosterneuburg zw. 1198 u. 1201 mindestens einmal am Hof König Philipps von Schwaben zw. 1201 u. 1207 zweimal auf der Wartburg bei Landgraf Hermann von Thüringen 1203 erste Rückkehr nach Wien 12.11.1203 urkundliche Bezeugung in einer Reiserechnung des Passauer Bischofs Wolfger (großzügig bemessene Summe für einen Pelzmantel) 1212 im Dienst des Markgrafen Dietrich von Meißen 1212-13 am Hof Kaiser Ottos IV. 1213-29 immer wieder am Hof Kaiser Friedrichs II. bzw. seiner Reichsverweser 1220 Verleihung eines lêhen durch Kaiser Friedrich II. in oder bei Würzburg (Spruch: ich hân mîn lêhen!...nu entfürhte ich niht den hornunc an die zêhen) 1230 (1228?) Tod

Überlieferung: 500 Strophen in über 110 Tönen bzw. von 90 Liedern, 150 Sprüchen und einem Leich der erfolgreichste Minnesänger und Spruchdichter des MA. Historisch nur in einer einzigen urkundl. Erwähnung faßbar: Der Passauer Bischof Wolfger von Erla schenkte ihm am 12. 11. 1203 "5 Solidi longi" für einen Pelzrock. Als Minnesänger setzte sich Walther zunächst mit der geistig-gesellschaftl. Bedeutung der Hohen Minne (unerfüllbare Liebe zu einer hochstehenden Dame) auseinander, in seiner Wiener Zeit stand er in Konkurrenz mit Reinmar dem Alten. In den sog. Mädchenliedern ("Unter der linden" und "Nemt frowe disen kranz") entwickelte er ein Gegenkonzept der Niederen Minne (erfüllbare bzw. erfüllte gegenseitige Liebe), um schließl. eine Synthese aus ideellem Anspruch und geglücktem Liebeswerben in der sog. Ebenen Minne zu suchen. Damit öffnete Walther dem Minnesang neue ästhet. Wege. Das eindruckvollste Zeugnis für seine Künstlerpersönlichkeit gibt sein relativ klar abgrenzbares Alterswerk ab, allem voran die sog. "Elegie" ("Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr"), die zu den bedeutendsten Texten der dt. Literatur zählt. W. muss den Nachrufen ma. Dichterkollegen gemäß um 1230 in Würzburg (D) gestorben sein, wo er zuletzt ein kleines Lehen innehatte. Walthers Ruhm - schon im 13. Jh. gehört er zu den allerersten Vorbildern, später zu den 12 Meistern der Meistersinger - basiert allerdings zu einem guten Teil auch auf seinen politischen Liedern (Spruchdichtung).

Ein Beispiel: Under der linden Das Gedicht "Under der linden" thematisiert die "Nidere Minne", folglich Abkehr vom Ideal der "Hohen Minne"; diese Phase folgt auf eine längere des klassischen Minnesangs, in der Walther insbesondere als Konkurrent Reimars des Alten - Reimars von Hagenau - auftritt.

     Under der linden
     an der heide,
     dâ unser zweier bette was,
     dâ mugt ihr vinden
     schône beide
     gebrochen bluomen unde gras.
     vor dem walde in einem tal,
     tandaradei,
     schône sanc diu nahtegal.
      
     Ich kam gegangen
     zuo der ouwe:
     dô was mîn friedel komen ê.
     dâ wart ich enpfangen,
     hêre frouwe,
     daz ich bin saelic iemer mê.
     kuster mich? wol tûsentstunt:
     tandaradei,
     seht wie rôt mir ist der munt.
      
     Dô het er gemachet
     alsô rîche
     von bluomen eine bettestat.
     des wirt noch gelachet
     inneclîche,
     kumt iemen an daz selbe pfat.

Innozenz III.