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Schützenverein

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Schweiz

Es werden nur die Schützenvereine der 300m und 25/50m Gesellschaften behandelt. Alle anderen Schützenvereine wie Armbrust-, Bogen-, Jagd- oder Kleinkalibervereine werden nicht erwähnt.

Auftrag

Die anerkannten Schützenvereine erfüllen im Auftrag des Bundes diverse Aufgaben.

SR 512.31 Verordnung über das Schiesswesen ausser Dienst
Art. 2, Ziele des Schiesswesens ausser Dienst
Das Schiesswesen ausser Dienst hat den Erfordernissen der Armee zu genügen und erfüllt im Interesse der Landesverteidigung folgende Zwecke:
  • Es ergänzt und entlastet die Schiessausbildung an der persönlichen Waffe in den militärischen Schulen und Kursen.
  • Es erhält die Schiessfertigkeit und fördert das Präzisionsschiessen der Angehörigen der Armee ausser Dienst.
  • Es fördert die Weiterbildung der Schützinnen und Schützen in besonderen Ausbildungskursen.
  • Es ermöglicht die Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der persönlichen Waffe.
  • Es fördert das freiwillige Schiessen.

Der Schützenverein

Die Schützenvereine sind Vereine laut Art. 60ff des Schweizerischen Zivilgesetzbuches.

Die Schützenvereine in den Gemeinden unterstehen den Bezirks-, Kantonal- und dem Schweizerischen Schützenverband.

Die Vereine bestehen aus einem Vorstand, Revisoren, Schützenmeistern, Aktivmitglieder, Freischützen und den Pflichtschützen. Die Schützenvereine organisieren und leiten im Auftrag der Armee die ausserdienstlichen Schiessanlässe wie:

Weiter führen sie eigene Schiessen wie

  • Vereinsmeisterschaften
  • Freundschaftsschiessen
  • Gruppenmeisterschaften

nach dem Vereinskalender durch.

Besodere Funktionen im Schützenverein

Schützenmeister/in

Der Schützenmeister ist ein Schütze welcher über die nötige Erfahrung verfügt, um sein Amt ausführen zu können. Er/Sie wird in einem zwei Tage dauernden Kurs mit den Vorschriften vertraut gemacht. Dieser Kurs wird durch die Kantonale Schiesskommission durchgeführt. Danach muss alle 6 Jahre ein Wiederholungskurs absolviert werden, ansonsten die Berechtigung als Schützenmeister verfällt.

Aufgaben
Der Schützenmeister leitet die Bundesübungen (Obligatorisch- und Feldschiessen) sowie den restlichen Schiessbetrieb. Er ist insbesondere verantwortlich für die Betreuung der schwachen und unerfahrenen Schützen. Der Schützenmeister ist vor, während und nach einem Schiessen dafür verantwortlich das folgende Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden:
  • Absperrungen von Wegen nach den Weisungen des Eidgenössichen Schiessoffiziers;
  • Aufstellen der Warnhinweise wie Warnsack und Schiessgefahrtafeln;
  • Kontrolle unmittelbar vor dem Schiessen ob die Gefahrenzonen frei sind;
  • Das Einhalten der Sicherheitsvorschriften während dem Schiessen (Manipulationen);
  • Periodische Prüfung der Bauten, insbesondere Scheibenstand und Schützenhaus auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften.

Jungschützenleiter/in

Der Jungschützenleiter besitzt die gleiche Ausbildung wie der Schützenmeister. Darüber hinaus wird er ausgebildet, selbständig Kurse zu Leiten und den administrativen Aufwand des Jungschützenwesens zu bewältigen. Die Ausbildung zum Jungschützenleiter dauert drei Tage. In der Regel stehen dem Jungschützenleiter mehrere Hilfsleiter zur Seite.

Aufgaben
  • dito Schützenmeister;
  • Organisieren der jährlichen Jungschützenkurse;
  • Ausbilden der 16 bis 20 jährigen am Sturmgewehr 90;
  • Schiesslehre, Scheibenlehre und Sicherheitsvorschriften;
  • Administrative Arbeiten (Waffenbestellungen, Ausstellen von Leistungsausweisen und Abrechnungen);
  • sollte Mitglied des Vorstandes sein.

Schiessanlagen

Die Schiessübungen dürfen nur auf den dafür vorgesehenen und von den zuständigen Militärbehörden anerkannten Schiessanlagen oder von den Eidgenössischen Schiessoffizieren bewilligten Schiessgeländen durchgeführt werden. Eine Schiessanlage besteht aus dem Schiessstand, dem Scheibenstand und in der Regel einer elektronischen Trefferanzeige (bei 300m Anlagen).

Kontrollorgan

Die Kontrolle der Obligatorischen Schiessanlässe und den Jungschützenkursen wird durch die Mitglieder der Kantonalen Schiesskommission wahrgenommen. Diese sind für die Kontrolle der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und der korrekten Abrechnung gegenüber dem Kanton / Bund verantwortlich.


Deutschland / Östereich

Der Schützenverein (oder Sportschützenverein oder Schützenbruderschaft) in seiner heutigen Form entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die bisherigen freiwilligen Heeresverbände in der Tradition des Lützowschen Freikorps hatten zunehmend ihre Bedeutung verloren. So wandelten sich die ehemals militärisch bzw. paramilitärisch organisierten Bürgerwehren zu mehr traditionsorientierten Vereinen.

Ein wesentlicher Bestandteil war die Pflege der Tradition und des Brauchtums, was durch die Ausrichtung von Schützenfesten und Schützenumzügen zum Ausdruck kam. Heute ist das Schützenfest ein Volksfest und zentraler Bestandteil sozialen und kulturellen Lebens vieler Städte und Gemeinden.

Neben der Pflege der Tradition und des Brauchtums ist vor allem der Zusammenschluss und die Organisation von Schießsportveranstaltungen ein Hauptanliegen von Schützenvereinen. Die meisten Vereine sind heute reine Schießsportvereine. Hauptziel ist nicht mehr das Schützenfest, sondern die Teilnahme und der Erfolg bei Meisterschaften und Turnieren.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Schützenvereine, mangels eigener Schützenhäuser, erst einmal als Saalschießverein neu gegründet. Erst im Laufe der 1960er-Jahre zogen diese vermehrt in eigene Schützenhäuser um.

Einzelne Schützenvereine sind in Deutschland zusammengefasst in einem Kreis- oder Gauverband. Die Kreisverbände sind zusammengefasst in Regional- und Landesverbände und diese sind zusammengefasst im Deutschen Schützenbund.

Es gibt "Schützengilden", "Schützengesellschaften und "Königlich Privilegierte" im BSSB.


Schützenvereine, die Mannschaften zu offiziellen Wettkämpfen nach dem Reglement des Deutschen Schützenbundes melden wollen, müssen als gemeinnütziger Verein (e.V.) im Vereinsregister eingetragen sein.


Über Schützenfeste

Kurz nach Pfingsten beginnen in vielen Städten die Schützenfeste, welche noch ein Stück der guten alten Zeit in unserem schnelllebigen Jahrhundert bilden, nach deren idyllischer Ruhe sich der friedliebende Bürger von heute noch so oft zurücksehnt.

Doch die Schützenfeste haben gar keine so friedliche Abstammung, und es ging oft gar nicht so ruhig zu innerhalb der Schützengilden. Dieselben hingen eng mit der Machtentwicklung der Städte zusammen, deren Besatzung und Wehr die Bürger bildeten. Da gab's gar manch harten Strauß zu bestehen mit den übermütigen Rittern und Junkern, denen manchmal nach den Kassen der reichen Patrizier und Handelsherren in den Städten gelüstete, und der ahnungslose Bürger musste oft auf den Ruf der Sturmglocke zur Armbrust und zur Partisane greifen, um die Troßknechte der Edelleute von den Stadtmauern fernzuhalten.

Freilich heute ist das ganz anders. Da schießen die Schützen anstatt wie früher nach dem Feinde einmal im Jahr nach einem hölzernen Vogel oder nach einer Scheibe, während sie früher in steter Kampfbereitschaft sein mussten. Während die patrizischen Geschlechter Waffen und Rüstung der Ritter annahmen, wählten die übrigen, nach Zünften und Stadtvierteln geordneten Bürger andere Waffen, vornehmlich Bogen und Armbrust, und zur Übung in wirksamer Führung derselben bildeten sich Schützenvereine, in der damals üblichen Form von Gilden. Dieselben hatten Schützenhäuser und Schießbahnen, eine durch Beiträge und Vermächtnisse gegründete und unterhaltene Vereinskasse und hielten jedes Jahr Schützenfeste ab, welche für die Bürger bald dieselbe Bedeutung wie die Turniere für die Ritter gewannen.

Im 15. und 16. Jahrhundert war die Glanzzeit dieser Festlichkeiten und noch bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden sie mit großem Pompe gefeiert. Selbst Fürsten und Adelige hielten es nicht unter ihrer Würde sich an den Festen zu beteiligen. Auf denselben wurden Bündnisse geschlossen und befestigt, so dass dieselben eine politische Bedeutung erhielten. Mit der Erfindung des Pulvers kam das Feuergewehr auf und die Handhabung der Waffen erfuhr eine Änderung. Doch die Schützenvereine behielten trotzdem ihre alten Rechte bei und haben sich erhalten bis auf den heutigen Tag, wo sie nur noch als Überbleibsel aus dem romantischen Mittelalter bestehen.

Heute ziehen in kleinen Städten die Schützen in ihren altmodischen Uniformen mit dem Federstutze und unter den Klängen militärischer Musik hinaus auf den grünen Plan vor die Stadt, um sich dort gleich den Altvorderen im Schießen zu üben. Der beste Schütze ist natürlich König und wird auf alle mögliche und unmögliche Weise gefeiert. Seine besondere Huld bringt er seinen Untertanen gegenüber gewöhnlich durch die Stiftung eines Fäßchens Bier zum Ausdruck, da wird dann weidlich gezecht und die Haltung der mutigen Schützen beim Rückmarsch soll manchmal nichts weniger als militärisch sein.

(Artikel der MENDENER ZEITUNG vom 27. Mai 1892)


Es gibt natürlich auch "etwas andere" Schützenfeste, so z. B. das historische Schützenfest in Hemeringen. das seit 1842 in fast unveränderter Form, alle vier Jahre gefeiert wird. Hierbei handelt es sich um die Nachstellung der Schlacht um die Feste Königsstein, während der napoleonischen Kriege. Bei diesem Schützenfest nehmen eine Vielzahl verschiedener Kompanien teil.

Die Schützenkompanie beim historischen Schützenfest in Hemeringen, ist die älteste teilnehmende Kompanie. Sie wurde anlässlich des ersten, im Jahre 1842 stattfindenden Schützenfestes, gegründet. Sie stellt wahrscheinlich eine Bürgerwehr dar, die wegen der geschlagenen Franzosen, die in losen Gruppen versuchten sich nach Frankreich durchzuschlagen, in Hemeringen gegründet wurde. Auch durch Hemeringen zog so ein Trupp, und verbreitete Angst und Schrecken. Ein Hemeringer kam ums Leben.

Die beim Schützenfest als Gegner der Schützen auftretenden Räuber, stellen die Franzosen dar. Diese hatten sich natürlich ihrer Uniformen entledigt, um nicht als französische Soldaten erkannt zu werden. Auch heute trägt die Räuberkompanie, mit Ausnahme der Offiziere, keine regulären Uniform. Das ist bei den Schützen natürlich anders. Ihre Uniform ist den Uniformen der damaligen Zeit nachempfunden, und wird, wie es alte Bilder beweisen, fast unverändert seid 1842 getragen.

Geführt werden die Schützen von ihrem Hauptmann Wilhelm Heuer. Natürlich hat Hauptmann Heuer auch einen Kampfnamen, wie fast alle Offiziere im Bataillon. Er wird während der Manöver und der Schlacht, Hauptmann Pinsel genannt.

Die Schützenkompanie untersteht direkt der Befehlsgewalt des Schützenkönigs. Außerdem hat sie innerhalb des Bataillons eine Menge Sonderaufgaben. Sie stellt die Königswache und sie stellt die Wachen, welche die Königin während der Umzüge und der Schlacht begleitet.

Tirol

Im historischen Tirol geht das Schützenwesen auf das Landlibell zurück, einer Urkunde von Maximilian I. von 1511, die die Verpflichtung zur Selbstverteidigung des Landes durch alle Stände regelte.

Das Schützenwesen, dem nach 1918 keine militärische Bedeutung mehr zukommt, wurde 1919 in Südtirol von den italienischen Behörden verboten und erst 1959 wiedergegründet. In Nordtirol war das Schützenwesen unter den Nationalsozialisten verboten.

Die Tiroler Schützen dienen heute hauptsächlich der Traditionspflege, der Vermittlung von Werten und der (geistigen) Verteidigung der Landesinteressen, wobei eher konservative Positionen eingenommen werden.