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Mieszko I.

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Herzog Mieszko I. von Polen, Fürst der Polanen (Portrait von Jan Matejko)


Mieszko I., auch Mieczyslaw, (* ca. 935; † 992), er war der erste historisch nachweisbare Fürst der Polanen und damit Vorläufer der Herzöge und Könige Polens. Er gilt als Sohn des legendären Fürsten Siemomyśl, aus der Piasten-Dynastie.

Biographie

Mieszko I. wird erstmals im Zusammenhang mit dem Treueid (Tribut) erwähnt, den er 963 gegenüber Kaiser Otto I. und Gero, Markgraf der Ostmark, ablegte. Letzterer hatte Mieszko zuvor mehrfach in Feldzügen geschlagen. Der Treueid stand am Ende der Expansion des ostfränkisch-sächsischen Reiches nach Osten und des Piastenreiches nach Westen. Mieszko scheint erkannt zu haben, dass er seine Herrschaft nicht weiter nach Westen ausdehnen konnte und unterwarf sich dem überlegenen Nachbarn, um die bereits erworbenen Gebiete zu sichern. Im Namen der Christianisierung versuchte er dann, weiteres Land von noch heidnischen Slawenstämmen zu erobern, insbesondere im Mündungsgebiet der Oder.

Etwa 964/965 heiratete er Dubrawka, die Tochter von Boleslav I., Fürst von Böhmen. Er und sein gesamtes Reich erhielten daraufhin 966 die Taufe und Polen wurde damit in die westlich-christliche Gemeinschaft aufgenommen. Vermutlich wurde zeitgleich die Insel Ostrow Lednicki zum Sitz Jordanes, des ersten Bischofs auf polnischem Gebiet. 967 machte sich Mieszko an die Eroberung der reichen Handelsstadt Wollin. Diese rief Graf Wichmann, den Neffen des Sachsenherzogs Hermann Billung, zu Hilfe. Mit böhmischer Unterstützung gewann Mieszko eine Schlacht, in deren Verlauf Wichmann getötet wurde. Zwar gelang es ihm nicht, Wollin zu erobern, doch konnte der Polenfürst den militärischen Erfolg in Landgewinne umsetzen, durch die er einen Zugang zum Handelsverkehr auf der Ostsee erlangte.

Am 24. Juni 972 schlug er die Truppen des Markgrafen Hodo in der Schlacht bei Zehden in der Nähe der heutigen Stadt Cedynia an der unteren Oder. Zu Ostern 973 nahm Mieszko mit anderen slawischen Fürsten am Reichstag in Quedlinburg teil. Nach dem Tod seiner Frau Dubrawka, heiratete er 978 die Sächsin Oda von Haldensleben, die Tochter von Dietrich von Haldensleben, Markgraf der Nordmark, nachdem er sie, vermutlich mit Zustimmung des Vaters, aus dem Kloster Kalbe an der Milde hatte entführen lassen. Diese Hochzeit bedeutete eine Neuausrichtung der Politik Mieszkos: Nicht mehr das Bündnis mit Böhmen, sondern eine Annäherung an das Heilige Römische Reich bestimmte die letzten Jahre seiner Herrschaft. Die Jahrhunderte anhaltende Konkurrenz zwischen Böhmen und Polen nahm in dieser Epoche ihren Anfang. In den Folgejahren kämpfte Mieszko gegen Wieleten und Wolliner südlich der Ostsee und im später so genannten Pommern.

Die Aufnahme Polens in die christliche Völkergemeinschaft im Jahr 966 durch Böhmen

984 erkannte Mieszko zusammen mit Boleslav II. von Böhmen und dem Abodritenfürst Mistivoj von Mecklenburg in Quedlinburg Heinrich den Zänker als Nachfolger des Verstorbenen Otto II. an. Dennoch spitzte sich der Konflikt zwischen Böhmen und Polen weiter zu: Mieszko war es gelungen, seinen Sohn Bolesław I. Chrobry mit einer Tochter von Rikdag, Markgraf von Meißen, zu verheiraten. Boleslav von Böhmen sah Meißen jedoch als sein Einflussgebiet an und erlangte bei Heinrich dem Zänker die Erlaubnis, die Burg Meißen zu besetzen. Damit waren die Pläne der Pisten durchkreuzt. Boleslaw löste die Ehe mit der Meißnerin und heiratete eine ungarische Prinzessin, um Böhmen durch dieses Bündnis einzukreisen. Allerdings wurden die Ungarn militärisch kaum gegen Böhmen aktiv, so dass Boleslaw 987 die Ehe wieder auflöste und Emnilda, die Tochter des einflussreichen elbmärkischen Adligen Dobromir, heiratete. Auch im Reich änderte sich nun die Lage, da der Thronfolger Otto III. sich gegen Heinrich durchsetzen konnte. Mieszko erkannte dies früher als Boleslav von Böhmen. Der Polenfürst schlug sich rechtzeitig auf die Seite des jungen Königs und unterstützte ihn unter anderem bei den 985 beginnenden Feldzügen gegen die Lutizen. In den ab 990 einsetzenden offenen Grenzstreitigkeiten zwischen Polen und Böhmen unterstützte Otto deshalb eher die polnische Seite.

Kurz vor seinem Tode ließ Mieszko das Dagome Iudex verfassen. Heute existiert kein Originaldokument, nur ein 90 Jahre jüngeres Regest mit einer Zusammenfassung. In diesem Text übereignen Mieszko und seine Gemahlin ihr Reich dem Heiligen Stuhl. Darüber hinaus umfasst es eine Aufzählung der Territorien. Über den Sinn der Übereignung an den Heiligen Petrus wird bis heute spekuliert. Solche Schenkungen, bei denen der Geber das Land als Lehen aus kirchlicher Hand zurückerhielt, waren nicht unüblich, wenn auch in kleinerem Umfang. Eine Erklärung ist die beabsichtigte Absicherung des Fürstentums gegen Eroberungen durch andere Reiche. Möglich ist aber auch, dass Mieszko mit der Schenkung Boleslaw, seinen Sohn aus erster Ehe, aus der Erbfolge ausschließen wollte. Warum dieser dennoch zu seinem Nachfolger wurde, ist unklar.

Neben Bolesław I. Chrobry, hatte Mieszko aus erster Ehe die Tochter Światosława oder Sigrid, später Frau des Königs Erich von Schweden und danach als Gunhild die Frau Sven Gabelbarts von Dänemark. Sie wurde die Mutter von Knut dem Großen, König von Dänemark, Norwegen und England.

Von der Ehe mit Oda von Haldensleben stammen die Söhne Mieszko, Lambert und Światopołk.

Es gab Spekulationen darüber, ob Mieszko I. – auch als Misiko, Misoka, Mistiwoj und Miszislaw beschrieben – Skandinavier, möglicherweise Norweger war. Diese Theorie gilt heutzutage aber als widerlegt. Die Theorie entstand wohl im 19. Jahrhundert, um eine Parallele zur Gründung der Kiewer Rus und damit Russlands durch die Wikinger zu konstruieren. In deutschnationalen Kreisen galt es als ausgemacht, dass es einem slawischen Volk nicht möglich sei, ohne fremden (germanischen) Einfluss einen Staat zu gründen.


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