Neofolk
Neofolk (grch. neos = „neu“) ist eine in den frühen 1980er Jahren aus der Post Punk-Ära heraus entstandene Musikrichtung, die überwiegend auf akustische Gitarren-Instrumentierung aufbaut und diese mit minimalen elektronischen Klängen kombiniert. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen New Folk. Als Hauptvertreter gelten Death in June und Sol Invictus (beide aus der britischen Punk-Band Crisis hervorgegangen), sowie Current93. Ein bedeutendes Subgenre des Neofolk ist der Apocalyptic Folk (auch Dark Folk genannt).
Texte, Musik und Philosophie
Neofolk ist dabei ein Begriff, der nicht als reine Musikrichtung zu verstehen ist, sondern auch etwas über die in den Texten behandelten Themen und eine bestimmte Lebenseinstellung aussagt. Als Themen der "Neuen Folklore" werden u.a. Naturmystik, Heidentum, Christentum, Satanismus, Buddhismus oder Mittelalter, manchmal auch Textvertonungen von beispielsweise Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Ernst Jünger, Novalis und Stefan George sowie bei manchen Bands auch Texte rechtskonservativer oder faschistischer Intellektueller wie Julius Evola, Yukio Mishima und Corneliu Zelea Codreanu zitiert.
Die Verbundenheit zur Natur und eine Fokussierung auf "Kraft" aus "Natürlichkeit" und "Ursprünglichkeit" sind auch Merkmale des Neofolk. Oft wird eine akustische oder "natürliche" Instrumentierung bevorzugt, wie Akustikgitarren, Flöten, Trommeln, Geigen oder Cello. Aber gerade die früheren Vertreter dieser Musikrichtung verwendeten noch eine vielschichtigere Mixtur aus akustischen und aber auch elektronischen Sounds und Keyboard-Klängen, was mitunter wesentlich subtilere und dunklere Impressionen erzeugte, als es in den letzten Jahren der Fall war und damit noch mehr Raum für Stilvariationen offen ließ.
Die Verschränkung und zahlreiche Querverbindungen zu Künstlern aus dem Industrial ist auffällig und ein interessantes Detail, was möglicherweise einen Ursprung z.B. in den frühen, experimentierfreudigen Tagen von Current 93 zusammen mit Nurse With Wound oder Death In June mit Boyd Rice von dem Projekt NON haben mag. Viele der sogenannten "Neofolk-Bands" bestehen oft nur aus einer Person, die entweder allein bzw. mit Kollegen oder Freunden eine Produktion einspielen. Dabei kommt es immer wieder zur Zusammenarbeit zwischen Personen aus dem Bereich des Neofolk selbst, die sich gegenseitig unterstützen. Bei ihren Veröffentlichungen legen die jeweiligen Personen einen hohen Anspruch auf eine anspruchsvolle und programmatische Gestaltung des Tonträgers, der vielfach nur in limitierter Stückzahl oder in aufwendig gestalteten Boxsets vertrieben wird.
Vertreter
Neofolk als Subkultur
Die Neofolk-Szene wird von vielen ihrer Vertreter als eigenständige Szene betrachtet, andere sehen darin eine Teilkultur der Dark Wave-Szene. Grund hierfür sind stilistische Ursprünge sowie viele Überschneidungen hinsichtlich Thematiken oder auch musikalischer Vorlieben.
In England ist das Publikum weitaus heterogener zusammengesetzt, sodass letztendlich nur teilweise vom Neofolk als Subkultur der Schwarzen Szene gesprochen werden kann. Große Bedeutung im Zusammenhang mit der Szene des Neofolk hatte auch der englische (und 2004 in Insolvenz gegangene) Vertrieb World Serpent, dessen Katalog aus einer Vielzahl von Neofolk-Alben bestand.
Veranstaltungen
- Wave-Gotik-Treffen Leipzig
- Flammenzauber Heldrungen
Literatur
Bücher
- Diesel, Andreas und Dr. Gerten, Dieter: Looking for Europe - Neofolk und Hintergründe., Zeltingen-Rachtig 2005, ISBN 3936878-02-1
- Speit, Andreas u.a. (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung: Rechtsextreme Tendenzen in der Dark Wave- und Neofolkszene., Münster 2002, ISBN 3897718049
Zeitschriften
- Zinnober, Zeitschrift für Musik, Subkultur, Literatur und Kulturavantgarde. Hrsg. D. Tischleder u.a., Trier [1]
- Ikonen, Magazin für Kunst, Kultur und Lebensart, Print - & Onlineausgabe. Hrsg. M. Stiglegger, Wiesbaden ISSN 1610-9368 [2]
Weblinks
- Lichttaufe, Online-Magazin und Veranstalter
- Fluxeuropa, Englisches Onlinemagazin, wird seit 2005 nicht mehr aktualisiert, es war allerdings das erste seiner Art und umfasst ein sehr großes Band- und Tonträgerarchiv.
- Funprox (Funeral Procession) Englischsprachiges Onlinemagazin aus Holland, welches einen Grossteil seiner Berichterstattung dem Neofolk widmet.