Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Als Widerstand gegen den Nationalsozialismus, auch antifaschistischer Widerstand wird der Widerstand von Einzelpersonen, wie Georg Elser, Gruppen (20. Juli 1944) und Institutionen (Gewerkschaften, Kirchen, Parteien) in Deutschland und in den von Deutschland besetzten Staaten während der Zeit des Nationalsozialismus, 1933 bis 1945, bezeichnet. Der Widerstand setzte teilweise lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein und hielt bis 1945 an.
Was ist "Widerstand" während des Nationalsozialismus
Der politische Widerstand gegen die NS-Diktatur ist nach Richard Löwenthal als "bewusste politische Opposition" zu verstehen, die von der "weltanschaulichen Dissidenz" und der "gesellschaftlichen Verweigerung" abzugrenzen ist.
- "Widerstand [gegen die NS-Diktatur] ist eine Provokation, welche die Toleranzschwelle des nationalsozialistischen Regimes unter den jeweils gegebenen Umständen bewusst überschreitet mit einer Handlungsperspektive, die auf eine Schädigung oder Liquidation des Herrschaftssystems abzielt." (Klaus Schönhoven)
Struktur des Widerstands
Der politische Widerstand gegen die NS-Diktatur ist von ganz unterschiedlichen Menschen und Widerstandsbewegungen geleistet worden. Es hat "keine einheitlich auftretende und handelnde deutsche Widerstandsbewegung" gegeben (Klaus Hildebrand). Der Widerstand formierte sich sowohl unkoordiniert in Einzelaktionen (Attentat Georg Elsers im Bürgerbräukeller) als auch professionell vorbereitet in weitausgreifenden Aktionen (20. Juli 1944).
Waren kurz nach der Machtergreifung der NSDAP vor allem kommunistische und sozialdemokratische Gruppen aktiv, so wurden diese innerhalb weniger Jahre fast vollständig durch die Gestapo und die SS zerschlagen. In den folgenden Jahren waren vor allem religiös und ethisch motivierte Gruppen und Einzelpersonen aktiv. Zu einer sowohl größeren als auch politisch motivierten Widerstandsaktion war erst die Organisation um den 20. Juli fähig, die sich zu einem Großteil aus Funktionseliten des Dritten Reichs rekrutierte.
Allen Gruppen gemeinsam war, dass sie eine verschwindend kleine Minderheit der Bevölkerung darstellten. Abgesehen von den Verschwörern des 20. Juli besaßen sie keine realistische Chance, das System grundlegend zu ändern.
Nach 1945 diente der Bezug auf den Widerstand oft als Identitäts- und Legitimationsgrundlage neu entstandener Organisationen und Systeme. So bezog sich die als Resultat der Wiederbewaffnung entstandene Bundeswehr stark auf den 20. Juli, während der "kämpferische Antifaschismus" der NS-Zeit eine der Hauptlegitimationen der DDR wurde. Dies führte meist zu einer Überbetonung einer Form des Widerstandes im geschichtlichen Erinnern, während andere marginalisiert wurden. Einzelne Widerständler wie Georg Elser oder die Edelweisspiraten verschwanden fast vollkommen aus dem kollektiven Gedächtnis.
Widerstandsgruppen in Deutschland
Wahlplakat der SPD zur
Reichstagswahl vom 31. Juli 1932
als Propaganda gegen Hitler
- Kommunistischer Widerstand (KPD), der vor allem in der Frühzeit des Regimes aktiv war, aufgrund überschaubarer Organisationsstruktur aber schnell zerschlagen wurde.
- Sozialdemokratischer Widerstand (SPD), Verbot der SPD am 22. Juni 1933
- Eiserne Front
- Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
- Sopade, Deutschland-Berichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) aus dem Prager Exil von 1934 bis 1940
- Gruppe Neu Beginnen
- Revolutionäre Sozialisten Deutschlands
- Widerstand anderer sozialistischer Parteien und Organisationen
- KAPD (Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands)
- KPO (KPD-Opposition)
- SAJ (Sozialistische Arbeiter-Jugend)
- SAP (Sozialistische Arbeiter-Partei), Roter Stoßtrupp
- Bündischer Widerstand
- Die Weiße Rose
- Edelweißpiraten - Widerstand der Jugend
- dj 1.11. -- Die "deutsche autonome Jungenschaft vom 1. November 1929 - dj. 1.11".
- Bürgerlicher Widerstand
- Der Kreisauer Kreis
- Widerstand innerhalb der Wehrmacht
- Umsturzversuch am 20. Juli 1944 (Liste der Beteiligten)
- Kirche
- Bekennende Kirche
- KJMV - Katholischer Jungmännerverband
Widerstandsgruppen in Österreich
- Minderheit der Slowenen in Kärnten als Kärntner Partisanen, siehe jugoslawische Partisanen
- O5
Widerstand in den besetzten Ländern
Dänemark
Die Rettung der dänischen Juden durch das dänische Volk.
Frankreich
Die Résistance
Jugoslawien, UdSSR, Polen
In allen von Deutschland besetzten Ländern kam es zu Akten von Sabotage, Direkter Aktion und des zivilen Ungehorsams.
Persönlichkeiten, die den Widerstand trugen
- Herbert Baum (1912-1942)
- Ludwig Beck (1880 - 1944)
- Liane Berkowitz (1923-1943) (Rote Kapelle)
- Dr. Dietrich Bonhoeffer (1902-1945)
- Willy Brandt
- Emil Carlebach (1914-2001)
- Georg Elser (1903-1945)
- David Frankfurter (1909-1982) (Gustloff-Attentäter)
- Jakob Gapp (1897 - 1943)
- Dr. Eugen Gerstenmaier (1906 - 1986) (Kreisauer Kreis)
- Etty Gingold (* 1916)
- Peter Gingold (* 1919)
- Helene Glatzer (1902-1935)
- Erich Gniffke
- Carl Friedrich Goerdeler (1884 - 1945)
- Kurt Goldstein (* 1913)
- Otto Grotewohl
- Hans Bernd von Haeften
- Werner von Haeften (1908 - 1944)
- Arvid Harnack (1912-1942)
- Ulrich von Hassell (1881 - 1944)
- Michael Hirschberg (1889-1937)
- Erich Hoepner (1886 - 1944)
- Erich Honecker
- Franz Jägerstätter (1907-1943)
- Johanna Kirchner
- Erich Klausener (1885-1934)
- Olga Körner (1887-1969)
- Fritz Kolbe
- Adam Kuckhoff (1887-1943) (Rote Kapelle)
- Julius Leber (1891-1945)
- Wilhelm Leuschner (1890 - 1944)
- Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim (1905 - 1944)
- Dr. Carlo Mierendorff (1897 - 1943) (Kreisauer Kreis)
- Dr. Helmut James Graf von Moltke (1907 - 1945) (Kreisauer Kreis)
- Oskar Müller
- Martin Niemöller (1892-1984)
- Friedrich Olbricht (1888 - 1944)
- Giorgio Perlasca (1910-1992)
- Emil Phillip (1887 - 1965)
- Wilhelm Pieck
- Dr. Adolf Reichwein (1898 - 1944) (Kreisauer Kreis)
- Franz Reinisch Weblink: Franz Reinisch
- Oskar Schindler (1908 - 1974)
- Hans Scholl (1918-1943) (Weiße Rose)
- Sophie Scholl (1921-1943) (Weiße Rose)
- Harro Schulze-Boysen (1909-1942)
- Eva Schulze-Knabe (1907-1976)
- Alexander Schwab (1887-1943) (Rote Kämpfer)
- Wolf Graf von Stauffenberg
- Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907-1944)
- Ernst Thälmann
- Henning von Tresckow (1901 - 1944)
- Adam von Trott zu Solz (1909 - 1944)
- Walter Ulbricht
- Raoul Wallenberg
- Lore Wolf (1900-1996)
- Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904 - 1944)
In Yad Vashem, ein bedeutendes Dokumentationszentrum und Museum in Israel, wurde eine Allee von Bäumen zu Ehren derjenigen gepflanzt, die unter Einsatz ihres Lebens Juden zu retten versuchten (Wald der "Gerechten der Völker").
Literatur
- Kießener, Michael (Hrsg.), Widerstand gegen die Judenverfolgung. 1996 ISBN 3-89669-844-1
- Kießener/Brandt/Altgeld (Hrsg.), Widerstand in Europa - Zeitgeschichtliche Erinnerungen und Studien. 1995 ISBN 3-89669-850-8
- Krockow, Christian Graf von, Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944. 2002 ISBN 3-87134-441-9
- Roser, Hubert, Widerstand als Bekenntnis. Die Zeugen Jehovas und das NS-Regime in Baden und Württemberg. 1999 ISBN 3-89669-899-0
- Scholl, Inge, Die weiße Rose. 1993 ISBN 3-59611-802-6
Weblinks
- Gedänkstätte Deutscher Widerstand
- Vorträge, Aufsätze, Forschungsergebnisse zum Widerstand 1933-1945 teilweise PDF-Format
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
- Widerstand von Frauen im Dritten Reich
- Ehrentafel Opfer 20.7.1944 - Gesichter des deutschen Widerstandes [1]
- Der Widerstand der katholischen Jugend im Nationalsozialismus
Siehe auch: Volksgerichtshof