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Französische Revolution

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Der Begriff Französische Revolution bezieht sich auf den historischen Zeitraum zwischen 1789 und 1799 in Frankreich, in dem Republikaner die Monarchie stürzten und die römisch-katholische Kirche notgedrungen radikalen Veränderungen unterworfen wurde. Sie markiert eine der wichtigsten Zäsuren in der europäischen Geschichte.

Im Zeitraum vom 14. Juli 1789 bis zum 9. November 1799 vollzog sich der Übergang Frankreichs von der absoluten Monarchie zur Republik. Obwohl die Republik endgültig und dauerhaft erst 1871 etabliert werden konnte, veränderte die Revolution die Gesellschaft Frankreichs und Europas grundlegend. Hier wurde das Modell der modernen Staats- und Gesellschaftsordnung geschaffen. Die Errungenschaften der Revolution wie persönliche Freiheit, Meinungs- und Pressefreiheit und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, eine unabhängige Justiz, eine gleiche Besteuerung, das allgemeine Wahlrecht, das Selbstbestimmungsrecht des Volkes, die Bindung des Staates an eine Verfassung und die Berufs- und Gewerbefreiheit (Grundrechte) sind heute fundamentaler Teil des Bewusstseins der Bürger der westlichen Demokratien und, zumindest auf dem Papier, Grundlage des Rechtes der meisten Staaten der Erde.
Die Zeit des Terrors, der Schreckensherrschaft Robespierres mit der oft willkürlichen Verurteilung zum Tod auf der Guillotine, steht für die negative Seite der Revolution.

Eugène Delacroix: „Die Freiheit führt das Volk“ (1830)

Ursachen

Überblick

Der Umsturz hatte zahlreiche Ursachen, zu den wichtigsten gehörten folgende:

  • Die Autoritätskrise: Die Philosophie der Aufklärung während des 18. Jahrhunderts propagierte teilweise eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung, die allgemeine Geltung von Menschen- und Bürgerrechten, den säkularen Staat sowie den Glauben an die Vernunft. Diese Philosophie entzog dem Herrschaftsanspruch von König (Gottesgnadentum) und Klerus die Grundlage.
  • Das Erstarken des Bürgertums: Die ersten beiden Stände (Klerus und Adel) teilten sich die politische Macht. Bürger und Bauern waren nicht beteiligt, obwohl das Bürgertum wirtschaftlich erstarkt war. Dies und die in den anderen Punkten aufgeführten Missstände führten zu einem dramatisch schwindenden Vertrauen im dritten Stand.
  • Die Krise des Feudalismus: Die traditionell feudale Gesellschaftsordnung, die auf gegenseitiger Abhängigkeit beruhte, war aus dem Lot geraten, da der Adel zwar nach wie vor alle Privilegien genoss, politisch aber durch den Absolutismus keinerlei Aufgaben mehr wahrnahm. Zu einem anderen Bild kam der Historiker Alfred Cobban, der die damalige Gesellschaft nicht als feudalistisch, sondern despotisch einstufte.
  • Die Wirtschaftskrise: Der französische Staat stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Zudem stiegen 1789 die Brotpreise deutlich an (1788er Missernte, strenger Winter 1788/89).

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts beherrschte der kritische Geist der Aufklärung die Gesellschaft. Große Teile des Adels glaubten nicht mehr an die althergebrachten Privilegien, denen sie ihre Stellung verdankten. Die Salons, Zeitschriften, Debattierclubs und Freimaurerlogen wurden Träger der immer kritischer werdenden öffentlichen Meinung. In die breiten Schichten drangen einfache Schlagworte vor, die Gründe für und einen Ausweg aus der desolaten Situation lieferten.

Jean-Jacques Rousseau trug zur französischen Revolution bei, indem er die „Geistesströmung“ im 18. Jahrhundert auslöste. Er sah den Menschen als vernunftbegabtes Wesen.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts bildete sich innerhalb des dritten Standes eine neue gesellschaftliche Schicht heraus. Aus Kaufleuten, industriellen Unternehmern, Finanzpächtern und Beamten entstand das Bürgertum.

Für die Wirtschaft Frankreichs war das Bürgertum von entscheidender Bedeutung. Adligen war es - mit Ausnahme von Kolonialgeschäften - verboten, sich im florierendem Handel zu betätigen, da dies als nicht standesgemäß galt; von den zunehmend unter dem Merkantilismus leidenden Bauern jedoch konnten sie kaum noch Steuern verlangen. Die ökonomische Gewichtung verlagerte sich klar zu Gunsten des Großbürgertums, gerade der niedere Adel verarmte zusehends.

Obwohl die Bürger nun das wirtschaftliche Rückgrat Frankreichs bildeten, spiegelte sich diese Bedeutung nicht in ihren politischen Rechten wieder. Der Adel war noch immer von allen Steuern befreit und vor allem hatten alleine seine Mitglieder Zugang zu öffentlichen Ämtern.

Ausdruck fand das gesteigerte Selbstbewusstsein des Bürgertums beispielsweise in den Ende des 17. Jahrhunderts entstehenden Cafés und privaten bürgerlichen Zirkeln, in denen sich Richter, Rechtsanwälte, Schriftsteller, Ärzte sowie Fachangestellte der zivilen oder militärischen Verwaltung trafen. Bald verbreitete sich in diesem Umfeld eine Diskussionskultur, für die unter anderem Voltaires Schriften zum englischen Parlamentarismus, Montesquieus Ansichten zur Trennung der Staatsgewalten und Rousseaus Forderungen nach Volkssouveränität entscheidend waren.

Auch absolutismuskritische Theaterstücke wie Die Hochzeit des Figaro wurden aufgeführt und nur durch einflussreiche Persönlichkeiten am Hof des Königs von der Zensur verschont.

Das Ende des Feudalismus

Mit dem Aufkommen des Absolutismus war das feudale System schon lange aus dem Lot gekommen. Es basierte darauf, dass Bauern und Bürger an den Klerus und Adel Abgaben leisteten und dafür Schutz und die Aufrechterhaltung der Ordnung erhielten. Dieses Gleichgewicht verschob sich immer mehr: Durch die absolutistische Herrschaftsordnung wurden die ersten beiden Stände von ihrer Regierungsverantwortung immer mehr entlastet, während ihre Rechte fortbestanden. Adel und Klerus hatten also immer weniger Pflichten, bewahrten aber trotzdem ihre Rechte wie Abgaben und Frondienste. Der dritte Stand arbeitete mehr und mehr für Herrscher, die gar nicht mehr ihre Herrscher waren. Dieses fehlende Abhängigkeitsverhältnis wird in vielen späteren Revolutionsschriften, in denen der dritte Stand zur autarken Nation und erster wie zweiter Stand zu „Parasiten“ der französischen Volkswirtschaft erklärt werden, deutlich (vgl. die Schriften von Abbé Sieyès).

Auch das starre Ständesystem verlor zusehends seine Rechtfertigung. Innerhalb des dritten Stands - der von vermögenden Kapitalrentnern bis zu armen Bauern und Tagelöhnern 98 % der französischen Bevölkerung umfasste - kam es zu sehr großen wirtschaftlichen Gegensätzen und damit auch zu unterschiedlichen Interessen. Während die unter dem Merkantilismus leidenden Bauern eine Befreiung von Abgaben und Frondiensten forderten, forcierte die neu entstandene Schicht des reichen Großbürgertums - insbesondere mit Blick auf England, in dem die bürgerliche Oberschicht großen Einfluss ausübte - ihre Forderungen auf politische Mitspracherechte.

Auch im zweiten Stand, der Aristokratie, wurden die Gegensätze deutlicher: Niederer Adel und Hochadel kämpften um die Wiederherstellung beziehungsweise Erhaltung ihrer politischen Mitspracherrechte gegenüber dem König und standen somit prinzipiell in Opposition zum absolutistisch ausgerichteten Herrscher. Gemeinsam war ihnen das Interesse, keinerlei Privilegien an den aufstrebenden Teil des Bürgertums abzugeben. Die Grenze zwischen Adel und Nichtadel verschwamm außerdem, da König und Hof mit Blick auf die finanzielle Lage immer mehr Bürgerlichen gegen entsprechende Zahlungen den Eintritt in den Adelsstand erlaubten.

Das Steuersystem war veraltet und durch viele Mängel und Missbräuche belastet. Von der wichtigsten direkten Steuer, der Taille, waren Klerus und Adel befreit. Die Einziehung der indirekten Steuern lag in den Händen von Generalpächtern. Diese zogen die Steuern gegen Zahlung einer fixen Pacht selbstständig ein. Die Generalpächter versuchten nun, aus den ihnen anvertrauten Gebieten das höchstmögliche Steueraufkommen herauszupressen, um ihren persönlichen Gewinn zu maximieren.

Das Haushaltsdefizit des französischen Staates nahm zwischen 1736 und 1789 rapide zu, so dass schließlich sogar ein Staatsbankrott drohte. Die Unterstützung der Unabhängigkeitskriege amerikanischer Siedler gegen den Erzfeind England traf den französischen Staatshaushalt hart, auch der Friedensschluss mit England brachte keine wirtschaftliche Erholung. Im Gegenteil: Das industriell weiter entwickelte England überschwemmte den französischen Markt mit billigen Textilien, Industriewaren und landwirtschaftlichen Gütern, während die heimische Wirtschaft unter Missernten litt.

Eine Industrie- und eine Agrarkrise Ende der 1780er Jahre steigerten die Unzufriedenheit, und eine Missernte 1788, gefolgt von einem strengen Winter, führte dazu, dass die Brotpreise deutlich anstiegen.

Verlauf

Zusammenfassender Überblick

Als Beginn der Revolution wird oft der so genannte „Sturm“ auf die Bastille in Paris am 14. Juli 1789 (seit 1880 Nationalfeiertag Frankreichs) gesehen, der jedoch weniger ein Sturm war, als eine erzwungene Übergabe, die im Nachhinein von Revolutionshistorikern zum heute berühmten „Sturm auf die Bastille“ umgedichtet wurde. Der eigentliche Auslöser der Revolution war das Zusammenrufen der Generalstände und der Streit über deren Wahlmodus, infolgedessen sich der dritte Stand zur alleinigen Vertretung der Nation erklärte.

Das häufig mit der Revolution von 1789 assoziierte Hauptmotiv, die Trias „Liberté, Egalité, Fraternité“ („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“), wurde erst zu Beginn der Dritten Republik 1871 als Devise eingeführt und im Nachhinein zur Hauptmaxime der Revolution erklärt. Im Verlauf der Revolution war diese nur eine von vielen Dreierformeln wie „Heil, Kraft, Einheit“ und „Kraft, Gleichheit, Gerechtigkeit“, die man in den historischen Dokumenten aus dieser Zeit keinesfalls häufiger findet als die letztgenannten.

Die Französische Revolution markiert die gesellschaftliche Transformation von der feudalen zur kapitalistischen Gesellschaft. Die Monarchie wurde gestürzt und eine Republik geschaffen. Zum ersten Mal übernahm das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum auch die politische Herrschaft vom Adel, der bereits zuvor zunehmend an Bedeutung verlor. In der Geschichtswissenschaft wird die Revolution von 1789 als Datierung für das Ende der Frühen Neuzeit verwendet.

Nach der Erklärung des dritten Standes innerhalb der Generalstände zur Nationalversammlung, verkündeten diese am 26. August 1789 auch die erste Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (französischer Originaltext: [[:fr:D%E9claration des Droits de l%27Homme et du Citoyen de 1789|Déclaration des Droits de l'Homme et du Citoyen]]).

Im Verlauf der Revolution wurde König Ludwig XVI. gestürzt und zusammen mit seiner Frau, Königin Marie-Antoinette zunächst inhaftiert und 1793 durch die Guillotine hingerichtet. Die Verhaftung fand am 10. August 1792 statt und der König wurde am 21. Januar 1793 vor Gericht gestellt und hingerichtet.

Die Französische Revolution brachte dem Volk jedoch nicht die erhoffte Freiheit, sondern endete in einem Terrorregime unter Maximilien de Robespierre (im Juni 1794 hingerichtet) und Danton, das zunächst durch ein Direktorium und nach wenigen Jahren durch die Alleinherrschaft Napoléons abgelöst wurde (1799 beziehungsweise 1804). Napoleon krönte sich letztlich zum Kaiser Frankreichs (1804), behielt aber wesentliche Errungenschaften der französischen Revolution bei und etablierte diese auch in anderen europäischen Staaten (vergleiche zum Beispiel Code Civil als erstes Beispiel eines bürgerlichen Gesetzbuches BGB).

Vorrevolution 1786–1789

König gegen Parlament

Ludwig XVI. und seine Minister hatten längst erkannt, dass eine Haushaltssanierung nur auf der Grundlage weiterreichender Reformen möglich war; vor allem musste die Steuerfreiheit von Adel und Klerus aufgehoben werden. Diese verteidigten im Parlament von Paris und in den dreizehn Regionalparlamenten ihre Privilegien.

Mit der Berufung von Baron Anne Robert Jacques Turgot, einem Vertreter der physiokratischen Wirtschaftstheorie, zum Finanzminister 1775, wurde zunächst eine radikal reformistische Wirtschaftspolitik betrieben. Turgot beendete viele staatliche Eingriffe in die Wirtschaft, schuf eine einheitliche Grundsteuer für alle Stände, befreite die Bauern von einigen Frondiensten, etablierte mit der Abschaffung der Zünfte die Gewerbefreiheit, erhob eine Steuer auf Grundbesitz und gab das Privileg des Getreidehandels für alle Franzosen frei. Mit diesen Maßnahmen stieß er auf den erbitterten Widerstand der Parlamente. Nachdem er außerdem die hohen Hofhaltungskosten des Königs sowie Frankreichs Engagement im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kritisierte, nahm Ludwig XVI. dies zum Anlass, Turgot 1776 zu entlassen.

Jacques Necker, ein bürgerlicher Bankier aus Genf, betrieb eine entgegengesetzte Wirtschaftspolitik. Er nahm hohe Staatsanleihen auf, suchte die Unterstützung der Privilegierten, indem er die Wiedererrichtung der Provinziallandtage unterstützte und beeinflusste die Wirtschaft durch staatliche Eingriffe, indem er beispielsweise die Getreidepreise festsetzte. Da er jedoch - wie bereits Turgot - eine Steuerreform anstrebte, die jedoch mit Unterstützung der Parlamente vollzogen werden sollte, scheiterte er wie sein Vorgänger am Widerstand der Privilegierten und des Hofadels. Als er in einem Rechenschaftsbericht, der 100.000-mal gedruckt wurde, das Haushaltsdefizit Frankreichs veröffentlichte, entließ Ludwig XVI. auch ihn.

Seinem 1783 berufenen Nachfolger Charles Alexandre de Calonne, der ebenfalls eine Steuerreform anstrebte, war klar, dass diese sich nicht im Einverständnis mit den Parlamenten durchsetzen ließ. Daher berief er die Notabeln, ein 144köpfiges, vom König bestimmtes Gremium aus Männern von hoher Bildung, Rang und Vermögen. Diese jedoch verweigerten die Zusammenarbeit und forderten die Zusammenrufung der Generalstände, die der erneut zum Finanzminister berufene Jacques Necker auf Befehl des Königs am 5. Mai 1789 zusammenrief.

Das neue Frankreich

Die Versammlung der Generalstände

Die seit 1614 erstmalige Zusammenrufung der Ständeversammlung Frankreichs durch König Ludwig XVI. im Krisenjahr 1789 gilt heute unter Historikern als der entscheidende Auslöser der französischen Revolution.

Die Einberufung der Generalstände ging bereits mit zahlreichen Zugeständnissen des Königs an den Dritten Stand einher. So besaß zum ersten Mal jeder männliche französische Bürger, der das 25. Lebensjahr vollendet hatte, das passive und aktive Wahlrecht, falls er sich namentlich in die Steuerliste eingetragen hatte, und die Abgeordnetenzahl des dritten Stands wurde auf 621 Delegierte in etwa verdoppelt. Die Wünsche und Beschwerden der Wähler im ganzen Land sollten dabei den Delegierten, die in der klassischen Vorstellung ein imperatives Mandat innehatten, in Form von Beschwerdeheften („cahiers de doléance“) mitgegeben werden.

Wahlverfahren und Zusammensetzung

Die Wahl der Generalstände fand auf der Ebene der königlichen Verwaltungsbezirke in drei getrennten Wahlverfahren statt, die sich für den Klerus in einer Übergewichtung niederer Geistlicher und im dritten Stand in einer Übergewichtung großbürgerlicher Interessen niederschlug. Dementsprechend zeichnete sich die Zusammensetzung des dritten Stands durch eine dominierende Anzahl von Personen aus dem Großbürgertum aus: So waren unter den 585 bis 621 (die Angaben dazu schwanken) Abgeordneten des dritten Stands großbürgerliche Berufe wie Rechtsanwälte, Notare, Grundbesitzer, Händler, Richter, Bürgermeister und Ärzte stark überrepräsentiert. Daneben fanden sich auch Finanzfachleute, Adlige, Angestellte der militärischen Verwaltung und nicht ausübende Priester unter den Vertretern des dritten Stands.

Revolution in Versailles

Der Zusammenrufung der Ständeversammlung wurde von allen Parteien mit sehr stark divergierenden Vorsätzen und Erwartungen entgegengesehen. Während der König den Zweck in der Beschließung neuer Steuern sah, war es das erklärte Ziel von Klerus und Adel, ihre Privilegien nicht nur zu verteidigen, sondern auch ihre politische Bedeutung wiederzugewinnen, also eine Abschwächung des absolutistischen Systems zu erreichen.

Der dritte Stand hoffte dagegen, dass seine gewachsene ökonomische Rolle auch politisch gewürdigt werde und ihm politische Mitspracherechte in Form einer Verfassung garantiert würden. Außerdem gab man sich mit dem traditionellen Wahlverfahren nach Ständen nicht zufrieden. Die erhöhte Abgeordnetenzahl sollte auch bei der Abstimmung berücksichtigt werden, weshalb von führenden Abgeordneten des dritten Standes gefordert wurde, nicht nach Ständen, sondern nach dem Mehrheitsprinzip abzustimmen. Das Mehrheitsprinzip war jedoch nicht erfolgreich, dadurch traten die Abgeordneten zurück. Dadurch erledigte sich das Problem der erhöhten Abgeordnetenzahlen. Die ökonomische Rolle des dritten Standes wurde nach diesem missglückten politischen Vorgang das Mitspracherecht nicht in Form einer Verfassung garantiert.

Der Streit über den Wahlmodus zog sich über Wochen hin, bis sich am 17. Juni 1789 schließlich die Abgeordneten des dritten Stands geschlossen zur Nationalversammlung erklärten, wobei sie die Abgeordneten der anderen beiden Stände aufforderten, sich ihnen anzuschließen. Teile des Adels und des Klerus schlossen sich ihnen an, mehrheitlich blieb ihr Widerstand aber ebenso ungebrochen wie der des Königs. Dabei handelte es sich um fast alle des 1. Standes, bis auf die Bischöfe und einige wenige des 2. Standes. Wegen angeblicher Bauarbeiten wurde somit das Parlamentsgebäude geschlossen, um die Arbeit der neuen selbsternannten Nationalversammlung zu blockieren. Daher zogen die Abgeordneten der neuen Nationalversammlung in das nahe gelegene Ballhaus um, um dort den berühmt gewordenen Ballhausschwur zu leisten, in dem sie unter anderem schworen sich “... niemals zu trennen und sich überall zu versammeln, wo es die Umstände erfordern werden, solange bis die Verfassung geschaffen ist und auf festen Grundlagen beruht“. Als sie sich außerdem weigerten, einen vom König verfassten Beschluss vom 20. Juni, der die Erklärung vom 17. Juni für illegal erklärte, zu folgen, fügte sich Ludwig XVI. den neuen politischen Umständen und erklärte, die Abgeordneten sollten sich der Nationalversammlung anschließen. Da nun die politische Verantwortung wesentlich in den Händen der Nationalversammlung lag, erklärte sie sich am 9. Juli zur verfassungsgebenden Versammlung („Constituante“).

Die Revolte des dritten Standes in Paris

Etwa zeitgleich zur Einberufung der Generalstände begann sich auch die Stimmung in Paris unter dem dritten Stand aufzuheizen. Die Brotpreise waren aufgrund der Missernte im Jahre 1788 nach wie vor hoch. Als der König am 11. Juli 1789 den bürgerlichern Finanzminister Necker entließ, der vielen Bürgerlichen als Garant notwendiger Veränderungen galt, auch wenn seine zögerliche Reformpolitik weit hinter der seiner Vorgänger zurückblieb, gab dies den Anlass zu ersten Zusammenstößen zwischen erregten Handwerkern und königlichen Truppen. Es verbreitete sich schnell das Gerücht, der König wolle seine Truppen zusammenziehen, um die Konstituierung der neuen Nationalversammlung in Versailles gewaltsam zu verhindern. Das in Paris starke Bürgertum übernahm große Teile der Stadtverwaltung und ordnete für jeden Pariser Bezirk die Bildung bewaffneter Bürgerwehren an. Die neue Nationalgarde trug die Farben blau und rot.

„Der Sturm auf die Bastille“
Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789

Am 14. Juli 1789 kam es zum Sturm auf die Bastille. Eine Menge von bewaffneten Pariser Bürgern und Vorstädtern zog zum Pariser Stadtgefängnis, der Bastille, um Kanonen, die von Bastille-Kommandant Marquis de Launay in das Gefängnis gebracht worden waren, für die neue Nationalgarde zu konfiszieren. In der Bastille, einem Gefängnis vor allem für Adlige, wo es diesen teilweise gestattet war, Diener mitzunehmen, waren auch sehr berühmte und für die bürgerliche Revolution symbolträchtige Personen inhaftiert gewesen, wie etwa Voltaire, der dort auch einige seiner Schriften verfasste.

Zu diesem Zeitpunkt allerdings war das Gefängnis, das sich wahrscheinlich bereits in einem schlechten baulichen Zustand befand, mit Ausnahme einiger invalider Wachsoldaten und sieben unbedeutender Gefangener so gut wie leer. Das bürgerliche Rathaus von Paris hatte den kommandierenden Offizier de Launey zuvor gefragt, was er zu tun gedenke, wenn sich das Stadtvolk von Paris die Kanonen mit Gewalt aneignen würde. Dieser erwiderte darauf, dass er dem Pariser Volk zwar keine Waffen aushändigen könne, aber auch keine Gewalt anwenden würde, solange er nicht beschossen würde.

Die aufgebrachte Menge drang mit Gewalt in die Bastille ein, wurde durch die Gegenwehr der darin befindlichen Wachsoldaten überrascht und zog sich bald darauf zurück. Nach einigen Verhandlungen mit Delegationen von Bürgern, in denen die Bastille-Besatzung erklärte, sie werde die Bastille übergeben, falls die Bürger tatsächlich legitime Vertreter der Pariser Stadtregierung seien, kam es dann aus bis heute nicht geklärten Gründen zu einer zweiten kleinen Schießerei, bei der es einige Tote und Verwundete unter den belagernden Bürgern gab.

Die Bürger begannen daraufhin, die Bestallungen, Küchen und Wagenschuppen außerhalb der eigentlichen Festung zu plündern. Um dies zu unterbinden, gab die Bastille-Besatzung einen Schuss mit der Kanone auf die Plünderer ab, woraufhin diese allerdings ihrerseits mit zwei Kanonen zurück schossen, die in der Zwischenzeit mit Hilfe einer Pariser Gardekompanie herbeigeschafft worden waren. Daraufhin hissten de Launey und seine invaliden Wachsoldaten eine weiße Flagge zum Zeichen ihrer Kapitulation. Die Bastille wurde friedlich übergeben. Das Pariser Stadtvolk lynchte den Kommandanten und einen der Wachsoldaten auf dem Weg zum Rathaus und zog als Zeichen des Triumphes mit de Launeys Kopf durch die Straßen von Paris.

Insgesamt hat es mit etwa zehn Toten an diesem Nachmittag bedeutend weniger Tote als bei anderen vorausgegangenen Zusammenstößen zwischen königlichen Truppen und Bürgerlichen gegeben.

Während die Versammlung der Generalstände unter Historikern lange Zeit unterschätzt wurde, kommen heute viele Experten zu dem Schluss, dass der so genannte „Sturm auf die Bastille“ zum Geschichtsmythos stilisiert wurde.

Der König besucht Paris

Am 17. Juli besuchte der König, der über die Vorgänge in Paris sehr besorgt war, die Stadt und heftete sich im Rathaus als Symbol der Verbundenheit zum Volk die blau-weiß-rote Kokarde an seinen Hut. Sie vereinte Weiß, die Farbe des Königsbanners und die Uniformfarbe der königlichen Wachsoldaten sowie Blau und Rot, die Farben der bürgerlichen Nationalgarde von Paris, miteinander. Zu diesem Zeitpunkt scheint eine Revolution mit dem König möglich. Insgeheim arbeitet Ludwig XVI. jedoch schon längst an seiner Flucht und an der Mobilisierung eines antirevolutionären Widerstands im Ausland. Er war entschlossen, wie die später bei der Erstürmung der Tuilerien entdeckte Korrespondenz mit dem Ausland zeigte, die Wiederherstellung der alten Ordnung Frankreichs zu forcieren.

Die Revolution der Bauern in ganz Frankreich

Auch die große Zahl der Bauern in ganz Frankreich, die immer noch unter der großen Missernte von 1788 litten, ließen sich durch die revolutionäre Stimmung und Gerüchten von umherziehenden Räuberbanden anstecken. Die „Große Furcht“ brach aus, in der sich die Bauern bewaffneten, Klöster und Schlösser stürmten und viele Dokumente, wie beispielsweise solche, die zu leistende Frondienste und Abgaben der Bauer regelten, vernichteten.

Die bürgerlichen Mitglieder der Nationalversammlung waren über die Nachrichten vom Land größtenteils schockiert, da sie eines der Prinzipien der frühen Revolution - das Schützen des Eigentums - bedroht sahen.

Etwa 100 Abgeordnete der Nationalversammlung, die sich im Bretonischen Klub zusammengeschlossen hatten, um ihr gemeinsames Vorgehen zu koordinieren, schlugen daher vor, die Eigentumsrechte der Feudalherren zu opfern, um die bürgerlichen Eigentumsrechte zu schützen. In der Nachtsitzung vom 4. August konnten sich die Abgeordneten des Bretonischen Klubs durchsetzen, alle feudalen Privilegien wie das explizite Jagdrecht des Adels, die Leibeigenschaft und die feudale Steuerbefreiung wurden abgeschafft. Jeder Bürger (citoyen) besaß dank dieser formell am 11. August verabschiedeten Augustdekrete gleiche Rechte und Pflichten. Um den Augustdekreten Rechtskraft zu verleihen, musste aber auch der König seine Zustimmung geben, was Ludwig XVI. vorerst verweigerte. Er tat dies erst unter dem Eindruck des Zugs der Poisarden und der Nationalgarde nach Versailles am 5. Oktober, unter deren Geleit er sich am nächsten Tag nach Paris begab. Das „Ancien régime“ war nun endgültig Vergangenheit.

Die Erklärung der Menschenrechte

Am 26. August 1789 verkündet die Nationalversammlung auf Vorschlag des Abgeordneten Marquis de Lafayette die aus 17 Artikeln bestehende Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. In ihr werden die Ideale der Aufklärung als für alle Männer und zu allen Zeiten gültige Gesetze formuliert. Insbesondere wurden darin die Rechte der Freiheit, des Eigentums, der Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegenüber Unterdrückung postuliert. Aber auch moderne staatstheoretische Gedanken wie die Gewaltenteilung, die Volkssouveränität, Meinungs- und Religionsfreiheit und rechtsstaatliche Prinzipien finden Eingang in die Erklärung, die mit großer Mehrheit verabschiedet wird.

Auszüge:

»Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Soziale Unterschiede können nur im Wohle der Gemeinschaft gerechtfertigt sein (§ 1). Der Zweck jeder staatlichen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unverjährbaren Menschenrechte. Diese Rechte sind: Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung (§ 2).«
»Der Ursprung jeder Herrschaft liegt im Prinzip und ihrem Wesen nach in der Nation: Keine Körperschaft und kein einzelner kann eine Autorität ausüben, die sich nicht ausdrücklich von ihr herleitet (§ 3). Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet [...]. Die Grenzen der Freiheit können allein durch das Gesetz bestimmt werden (§ 4).«

Trotz aller progressiven Elemente der Erklärung wurden Menschenrechte damals noch mit Männerrechten gleichgesetzt. Dass sich die Erklärung nur auf Männer bezieht, wird in der Erklärung nicht ausdrücklich erwähnt, verstand sich jedoch von selbst. Als Reaktion veröffentlichte die damalige französische Rechtsphilosophin und Schriftstellerin Olympe de Gouges 1791 die Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne („Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“), in der sie die völlige Gleichstellung der Frau mit dem Mann forderte.

„Links“ und „rechts“ entstehen

Innerhalb der Nationalversammlung war es bis dato noch nicht zur Parteienbildung über die klassische Dreiteilung in Klerus, Adel und dritten Stand hinaus gekommen. Im Zuge der Diskussion um die Menschen- und Bürgerrechte kristallisierten sich aber zunehmend zwei verschiedene Lager im dritten Stand heraus: Das eine Lager forderte eine schnelle und konsequente Durchführung der Revolution und trat für Werte wie Freiheit, Gleichheit und demokratische Prinzipien ein. Diese „Patrioten“ genannte Gruppierung besetzte nach und nach die sich vom Parlamentspräsidenten aus links befindenden Plätze des Gebäudes, um möglichst weit weg von den auf den Ehrenplätzen zur Rechten des Parlamentspräsidenten sitzenden Abgeordneten der ersten beiden Stände zu sitzen. In der obersten Reihe der Patrioten saßen die radikalsten Verfechter revolutionärer Werte wie Robespierre und Danton.

Auf der rechten Seite saßen die monarchistischen Abgeordneten des dritten Stands, die eine konstitutionelle Monarchie befürworteten, in der der König ein absolutes Vetorecht besaß. Ihnen schlossen sich die aristokratischen Abgeordneten am äußersten rechten Rand an, die eine völlige Restaurierung der alten feudalen Ordnung Frankreichs forderten. Die bis heute genutzte Einteilung in linke Politik und rechte Politik stammt aus dieser Zeit.

Die Jakobiner

Angesichts der damals chaotischen Zustände während der Parlamentsdebatten, bei denen auch zahlreiche Zuschauer anwesend waren, setzte sich der gut organisierte Bretonische Klub, der zur Linken gehörte, bei den meisten Entscheidungen durch. Bald taufte er sich in Klub der Jakobiner um, da sie in einem Kloster tagten, das nach dem heiligen Jakob benannt war. In der Satzung des Jakobinerklubs vom 8. Februar 1790 heißt es unter anderem, das Ziel der Jakobiner sei die „Einheitlichkeit von Wünschen, Grundsätzen, und Handeln der Revolution zu vollenden“. Angesichts dieses Zieles und der guten internen Organisation wurde der Jakobinerklub, dem allein rund 400 Abgeordnete der Linken angehörten, im Laufe der Zeit eine Konkurrenz zur Nationalversammlung, in dem viele Anträge zunächst intern besprochen wurden, bevor sie der Nationalversammlung zur Diskussion vorgelegt wurden.

Wahlrecht und Pressefreiheit

In Artikel 11 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte hieß es: „Die freie Mitteilung der Gedanken und Meinungen ist eines der kostbarsten Menschenrechte“. Der Artikel sah zwar bereits auch eine Einschränkung der Meinungsfreiheit vor, die jedoch erst im Herbst 1791 in Kraft trat. Die meist aus nur wenigen tausend Exemplaren pro Auflage bestehenden Zeitungen nutzten die Meinungsfreiheit ausgiebig, teilweise auch in verleumderischer Weise gegen einzelne Abgeordneten und zum Aufruf zu Demonstrationen, um revolutionären Druck auf die Abgeordneten der Nationalversammlung auszuüben.

Über die Rechte eines Bürgers (citoyen) gab es in der Nationalversammlung einen großen Disput zwischen den Anführern der radikalen Linken wie Robespierre, die ein allgemeines Wahlrecht für alle männlichen Bürger forderten und den gemäßigten Linken wie der Abbé Sieyès, die ein Wahlrecht nur für das männliche Besitzbürgertum forderten. Entscheidend für diese Position war die Überlegung, dass nur ein nicht käuflicher und unabhängiger Bürger das Wahlrecht ausüben sollte.

Die Entstehung der Nation

Vor der französischen Revolution wurden die Begriffe Volk und Nation synonym gebraucht, bezeichneten also Angehörige einer durch Sprache, Kultur, und Geschichte verbundene Gruppe von Menschen. So sprach man beispielsweise auch an europäischen Universitäten von einer „deutschen Nation“, „englischen Nation“ aber auch „bretonischen Nation“ als Bezeichnung für die Gruppe der Studenten aus den jeweiligen Ländern.

Mit der französischen Revolution wurde der Begriff einer Neudefinition unterzogen. Ein Teil der Nation war nunmehr jeder Bürger, der sich zu den politisch-gesellschaftlichen Werten der Nation bekannte, die einen Staat bildete. Von nun an gab es also nicht mehr eine bretonische Nation, korsische Nation oder elsässische Nation, sondern nur noch eine französische Nation, die sich zunächst nicht über eine gemeinsame Sprache oder Kultur definierte, sondern über gemeinsame Grundsätze und Werte. Jeder, der sich zu den Werten der Revolution bekannte, konnte französischer Staatsbürger werden.

Im Zuge der Bildung dieser Nation kam es zunächst zu zahlreichen Vereinheitlichungen der Rechtsgepflogenheiten und zu regionalen Bündnissen zwischen benachbarten Städten und Provinzen. Die Entstehung eines so immer dichter vernetzten Geflecht aus befreundeten Städten wurde am 14. Juli 1790 mit dem Fest der Verbrüderung in Paris und vielen anderen Orten gefeiert. Später war dies Ausgangspunkt für eine erneute Umdeutung des Begriffs der Nation, in der die Nation wieder auch über Sprache und Kultur definiert wurde, was in Frankreich zu einer Unterdrückung regionalistischer Sprachen und Gebräuchen führte.

Neben den bis dato bestimmenden Zielen der Revolution - Freiheit, Gleichheit und Eigentum - entstand nun der vierte, später oft assoziierte Leitbegriff der Revolution: die Brüderlichkeit (la fraternité).

Die missglückte Flucht des Königs

Am 20. Juni 1791 versuchte der König samt seiner Familie in das benachbarte Luxemburg, das von seinem Habsburger Schwager Leopold II. regiert wurde, zu fliehen. Er ließ einen an die Franzosen gerichteten Brief zurück, in dem er seine baldige, militärisch geschützte Rückkehr und die gewaltsame Auflösung der Nationalversammlung ankündigte.

Bei einer Poststation in Varennes wurde er jedoch erkannt und aufgehalten, um danach - von Angehörigen der Nationalgarde eskortiert - zur Rückkehr nach Paris gezwungen zu werden. Der so moralisch geschwächte König sah sich genötigt, einen Eid auf die neue, von der Nationalversammlung ausgearbeitete Verfassung von 1791 abzulegen, die die Herrschaft des Königs auf ein suspensives Vetorecht für von der Nationalversammlung ausgearbeitete Gesetze beschränkte.

Konstitutionelle Monarchie oder Republik

Schon in der Verfassung von 1791 war ein klares Bekenntnis zur Volkssouveränität enthalten, da sie die Funktion des Königs auf sein Vetorecht sowie repräsentative Aufgaben beschränkte. Eine Republik ohne König wurde vor dessen Flucht nur von wenigen radikal-linken und demokratischen Gruppierungen wie dem Cordeliers-Klub gefordert, dessen Mitglieder aber mangels Eigentum größtenteils nicht wählbar waren und somit auch kaum politischen Einfluss innerhalb der Patriotischen Partei gewinnen konnten. Um die Errungenschaften der bisherigen bürgerlichen Revolution zu sichern, versuchte ein Teil der Patrioten, also des linken Flügels des Parlaments, einen Ausgleich mit dem König anzustreben und behauptete, der König sei von „Feinden der Revolution“ entführt worden. Während der damals noch gemäßigte Jakobinerklub diese Lüge akzeptierte, forderten radikal-linke Gruppierungen wie der Cordeliers-Klub ein Amtsenthebungsverfahren gegen den König auf Grundlage einer Volksbefragung. Bei einer Demonstration am 17. Juli 1791 versuchten etwa 5000 Handwerker und Arbeiter aus den ärmeren Schichten dieser Forderung Ausdruck zu verleihen und wurden von der revolutionären Garde beschossen. Somit kam es zur blutigen Spaltung der Patriotischen Partei, die bisher recht einvernehmlich den Gang der Revolution bestimmte.

Gefahr einer aristokratischen Gegenrevolution?

Im Ausland sammelten sich zu der Zeit militärische Kräfte, die eine Gegenrevolution anstrebten. Die Möglichkeit eines jeden Menschen, der sich zu den Werten der französischen Revolution bekenne, Teil der französischen Nation zu werden, verängstigte die Adligen ganz Europas genau so wie die zahlreichen politischen Mitbestimmungsrechte, die das Bürgertum sich erkämpft hatte. Man befürchtete, die neu gewonnene Freiheit der Bürger in Frankreich könne die ebenfalls ökonomisch erstarkten bürgerlichen Schichten anderer europäischer Länder ebenfalls zu revolutionären Unruhen anstiften und vermutete als Drahtzieher der Revolution gar den seit 1784 verbotenen aufklärerischen Illuminatenorden, der gar nicht mehr existierte.

Unter anderem sammelten sich in Worms verarmte französische Adlige aus Treue zu ihrem König zu einer militärischen Streitmacht und in Koblenz versammelten sich Mitglieder des vermögenden Hofadels um einen Bruder Ludwigs XVI.. Die in der Bevölkerung kursierenden Gerüchte einer gegenrevolutionären Verschwörung der loyalistischen Adligen schienen sich durch die Flucht des Königs und dessen hinterlassenen Brief zu bestätigen.

De facto hatten jedoch die meisten Fürsten aufgrund anderer kriegerischer Verwicklungen, wie dem Krieg Russlands und Österreichs gegen das Osmanische Reich 1790 und die im Jahr darauf folgenden nationalen Erhebungen Polens, kein Interesse an einem Krieg gegen Frankreich. Dennoch trugen die Verbindungen royalistischer Kreise zum Ausland dazu bei, dass sich Invasionsängste und Verschwörungstheorien in Frankreich massiv ausbreiteten.

Die Paranoia richtete sich nun gegen die Girondisten, die gemäßigten Republikaner. Ihre Führer waren Vergniaud, Brissot, und Roland. Das wohlhabende und von den Ideen der Aufklärung erfüllte Bürgertum in West- und Südfrankreich war in dieser Partei vertreten. Die Girondisten wollten die Revolution möglichst bald beendet sehen, die Jakobiner sie weiterführen, im Sinne eines Klassenkampfes vertiefen und den Kampf gegen das feudale Europa weiterführen. Die Girondisten versuchten das Leben des Königs zu retten. So gerieten sie in Gegensatz zu den Jakobinern, obwohl sie zuvor mit ihnen zusammen das Königtum gestürzt hatten. Im Konvent wurden sie 1793 in die Opposition gedrängt, da man sie ungerechtfertigterweise verdächtigte, sich gegen die Revolution verschworen zu haben. Ihre Führer und viele ihrer Mitglieder wurden 1793/94 während der Schreckensherrschaft Robespierres hingerichtet.

Die Sansculotten erzwingen die Republik

Die Sansculottes

Von den verarmten Ladenbesitzern und Handwerkern Paris' wurde vor allem die verfehlte Finanzpolitik der herrschenden Revolutionäre, speziell die Gruppe der späteren Girondisten, für die erneute Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht. Schnell schlossen sie sich zu einer sozialrevolutionären Volksbewegung, den Sansculotten (von französisch sans culottes - ohne Kniebundhose, der typischen Beinkleidung Adliger), zusammen. Ihre Forderungen waren vor allem eine echte direkte Demokratie ohne Zensuswahlrecht und Eingriffe des Staates in die Wirtschaft, wie beispielsweise die Festlegung eines Höchstpreises für Brot. Im Juli 1792 stürmten Sansculotten die Tuilerien, den Aufenthaltsort des Königs in Paris. Dort zwangen sie den König unter anderem, die phrygische Mütze der Jakobiner aufzusetzen. Bei der zweiten Erstürmung des Tuilierienschlosses am 10. August 1792, bei der sie die Schweizergarden des Königs bezwangen, floh Ludwig XVI. in das Gebäude der Nationalversammlung und wurde dort unter dem Druck der Sansculotten von dieser des Amtes enthoben, da diese bei der Plünderung der Tuilierien Dokumente fanden, die den Verrat des Königs an der Revolution bewiesen.

Von der Revolution zum Terror

Berg und Ebene

Nachdem die Nationalversammlung die Absetzung des Königs beschlossen hatte, verließen die Abgeordneten der Rechten aus Protest geschlossen das Parlament. Die nun noch verbliebene Linke spaltete sich endgültig. Diesmal jedoch nicht in links und rechts, sondern in oben und unten beziehungsweise Berg und Ebene.

Die dritte gewählte Nationalversammlung, der Nationalkonvent, spaltete sich in die Montagnarden (von französisch la montagne, Berg) oder zu deutsch Bergpartei und die aus dem Jakobinerklub ausgetretenen Girondisten, die als gemäßigte bürgerliche Revolutionäre in Opposition zu den Montagnarden standen und von diesen verächtlich als Sumpf bezeichnet wurden.

Die mal mit Montagnarden mal mit Girondisten stimmende Mitte wurde Ebene genannt, da sie in der Nationalversammlung unter den Abgeordneten der Bergpartei aber über den Girondisten saßen. In den obersten Reihen saßen die radikalsten Wortführer der Jakobiner wie Maximilian Robespierre und Georges Danton, die zunehmend auch mit den Sansculotten kooperierten.

Die Enthauptung Ludwig XVI.

Königin Marie Antoinette vor ihrer Hinrichtung am 16. Oktober 1793, Stahlstich um 1850

Für die Republik und gegen die Monarchie stimmte der neue Konvent, eingedenk des aufgedeckten königlichen Verrats, noch geschlossen. Der erste Streit zwischen Montagnarden und Girondisten entbrannte über die Frage, wie der König zu bestrafen sei.

Eine kleine Minderheit um Robespierre forderte die sofortige Behandlung des Königs als Verräter, also dessen Tötung ohne Prozess. Die Mehrheit entschied sich für einen Prozess, wobei der Konvent als Gerichtsinstanz bestimmt wurde. Mitte Januar 1793 sprach der Konvent fast einstimmig den König des Hochverrats schuldig, aber nur eine sehr knappe Mehrheit von einer Stimme entschied sich in einer offenen und namentlichen Abstimmung für die Todesstrafe.

Die Girondisten beantragten zunächst eine Volksbefragung zum Urteil und dann ein Moratorium für die Vollstreckung der Strafe. Beides wurde mit der Stimmenmehrheit der Montagnarden unter Führung der Jakobiner abgelehnt. Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig XVI vor den Augen des Volkes auf der Place de la Revolution, der heutigen Place de la Concorde, hingerichtet.

Der Terror

Konzentrierten sich die Girondisten noch auf die äußeren Feinde der Revolution, vermuteten die von den Jakobinern angeführten Montagnards die Feinde im Innern. Ihre entsprechenden Bemühungen, diese zu bekämpfen führten zur Terrorherrschaft.

Napoléon Bonaparte

Napoléon Bonaparte war ein Kind der Revolution. 1789 war er bereits Offizier in der französischen Armee, ließ sich 1791 auf die Verfassung vereidigen und beteiligte sich im Jahr darauf bei der Erstürmung der Tuilerien in Paris. Zudem war er bei der Rückeroberung aufständischer französischer Städte wie Avignon oder Marseille im Einsatz. So wird er innerhalb von nur zwei Jahren vom Hauptmann zum Brigadegeneral befördert. Als er den 1795 stattfindenden Royalistenaufstand in Paris im Auftrag Barras erfolgreich niederschlägt, erhält er die Kommandantur über die Armee des Inneren und im Jahr darauf den Oberbefehl über die Alpenarmee.

Mit dieser Armee besiegte er 1796 in einem regelrechten Blitzfeldzug von knapp sechs Monaten die österreichischen Truppen in Italien und zwang den Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation Franz II. zum Frieden. Italien erhielt durch Napoléon ein neues Gesicht: aus den vielen monarchischen Kleinstaaten wurden neue größere Republiken, wie die Ligurische oder die Cisalpine Republik, gebildet. Der Kirchenstaat wurde für aufgehoben erklärt und der Papst ging als Gefangener nach Frankreich.

Um die Vormachtstellung der englischen Flotte im Mittelmeerraum zu beschneiden plante Napoléon einen Ägyptenfeldzug, zu dem er im Mai 1798 aufbricht. Innerhalb von nur drei Wochen erobert er zunächst Alexandria und dann Kairo, doch nur eine Woche später schlägt Admiral Nelson die französische Flotte bei Abukir vernichtend. Napoléon bricht 1799 noch zu einem Syrienfeldzug auf, bei dem er zwar Gaza und Jaffa erobert, aber dann aufgrund großer Verluste umkehren muss. Dies tat seiner Popularität in Frankreich jedoch keinen Abbruch, als er 1799 nach Frankreich zurückkehrt, wird er als Nationalheld verehrt.

Nun nutzte Napoléon die Gunst der Stunde, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1799 stürzt er im Rahmen eines Staatsstreiches das Direktorium und ernennt sich selbst zum ersten Konsul und Emmanuel Joseph Sieyès und Roger Ducos zu seinen Mitkonsulen. Er lässt sich sein Amt sogar im Rahmen einer, im Nachhinein durchgeführten, Volksabstimmung bestätigen. Dem Namen nach blieb Frankreich zwar Republik, doch Napoléon herrschte bereits wie ein absoluter Monarch.

Die Nationalversammlung

(5. Mai 1789 - 2. September 1791)

Siehe:

Der Versuch der konstitutionellen Monarchie

(3. September 1791- 20. September 1792)

Siehe:

Der Nationalkonvent und die Terrorherrschaft

Beiträge zu Nationalkonvent und die Terrorherrschaft (21. September 1792 - 25. Oktober 1795)

Siehe:

Das Direktorium

(26. Oktober 1795 - 23. Dezember 1799)

Siehe:

Zeittafel

Siehe: Zeittafel zur Französischen Revolution

Personen

Aufklärer

Phänomene und Begriffe

Parteien und Fraktionen

Zeitungen

Literatur

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