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Gilligans Insel

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Vorlage:Infobox Serie

Gilligans Insel (englischer Originaltitel Gilligan's Island) ist eine amerikanische TV-Sitcom, die von 1964 bis 1967 auf dem Fernsehsender CBS lief. Sie schildert die Abenteuer sieben schiffbrüchiger Amerikaner, die auf einer Südseeinsel gestrandet sind und ist so dem Genre der Robinsonade zuzuordnen.

Die 36 Folgen der ersten Staffel wurden noch in Schwarzweiß gedreht, die übrigen 62 dann in Farbe.

Handlung

Die S.S. Minnow, ein Ausflugsboot aus Honolulu, war bei einer auf drei Stunden angelegten Vergnügungsfahrt mit zwei Besatzungmitgliedern und fünf Passagieren in einen tropischen Sturm geraten. Das Boot strandet mit zwei Besatzungsmitgliedern (Skipper Jonas Grumby und sein Maat Willy Gilligan) und fünf Passagieren nach können sich auf eine unbewohnte Tropeninsel retten, und die darauf folgenden Episoden behandlen das Leben der Schiffbrüchigen auf ihrer Insel und ihre vergeblichen Versuche, sie zu verlassen.

Die Vorgeschichte der Serie und ihrer Protagonisten sollte ursprünglich in einer Pilotfolge erzählt werden. Nachdem diese abgedreht war, entschieden sich die Produzenten jedoch, einige Charaktere bedeutend umzuschrieben, und so wurde die Pilotfolge nie ausgestrahlt. Stattdessen begann nun die erste (daher häufig fälschlich als Pilotfolge bezeichnete) Episode am Strand von Gilligan's Insel. Die Gestrandeten kommen zu sich, und ihr Schicksal wird dem Zusachet in einem Voice-Over als Radiomeldung vermittelt. Solche Radiomeldungen kamen als Handlungselemente in den weiteren Folgen häufiger vor - das Funkgerät der M.S. Minnow war bei der Havarie zerstört worde, nicht aber ihr Empfangsgerät.

Traumsequenzen

Traumsequenzen dienten den Machern der Serie häufig dazu, die Genregrenzen der Robinsonade zu überschreiten und andere Genres zu parodieren. Meist träumt sich Gilligan in eine mehr oder minder absurde Figur hinein - Traumavatare Gilligans sind etwa

  • Lord Admiral Gilligan, der gegen Piraten kämpft
  • der Geheimagent 014 (eine Parodie auf James Bond/007)
  • ein dämlicher Vampir, der vor "Inspektor Sherlock" (Der Professor) und Watson (Skipper) auf der Flucht ist
  • Sheriff einer Wildweststadt, der eine Ente beschützt, die jeder essen will
  • in einer Episode wird Gilligan als Dr. Jekyll vor einem Gericht angeklagt; seine Verteidigerin Mary Poppins findet heraus, dass er sich jedesmal in Mr. Hyde verwandelt, wenn über Essen gesprochen wird.

Auch die anderen Charaktere haben Träume. "Lovey" Hurston träumt sich in die Rolle von Aschenbrödel, Gilligan erscheint als die Gute Fee.

Besucher auf der Insel

Gilligans Insel wurde im Laufe der 98 Episoden recht häufig von verschiedenen Besuchern aufgesucht. Es ist dabei eine der unwahrscheinlicher erscheinenden Prämissen der Serie, dass im Gegensatz zu den sieben Schiffbrüchigen alle Besucher die Insel wieder verlassen können, die Außenwelt aber nicht über den Verbleib der sieben Gestrandeten informieren. Unter anderen tauchten folgende Figuren auf Gilligans Insel auf:

  • polynesische Ureinwohner (die im Besitz von Funkgeräten sind; dennoch scheint keinem der Gedanke zu kommen, einen Rettungsruf zu senden)
  • ein Hollywood-Produzent (gespielt von Phil Silvers). Er stiehlt den Schiffbrüchigen die Idee zu einer Musical-Version von Hamlet und lässt sie darauf auf der Insel zurück, um ihnen keine Tantiemen zahlen zu müssen.
  • die Rock'n Roll-Band The Mosquitoes (gespielt von den Wellingtons, die den Titelsong der Serie eingespielt hatten)
  • ein exilierter südamerikanischer Diktator
  • ein Großwildjäger (gespielt von Rory Calhoun)
  • der Flugpionier "Wrong-Way Feldman" (gespielt von Hans Conried; die Figur ist dem realen Flieger "Wrong Way" Corrigan nachempfuden
  • ein japanischer Soldat in einem Ein-Mann-U-Boot, der im Glauben ist, der Zweite Weltkrieg sei noch im Gange (gespielt von Vito Scotti)
  • ein verrückter Wissenschaftler (ebenfalls von Vito Scotti gespielt)
  • sowjetische Kosmonauten
  • in einer an das Dschungelbuch angelehnten Folge trifft Gilligan auf ein Dschungelkind (gespielt vom jungen Kurt Russell)
  • ein Geist (gespielt von Richard Kiel, der später als "Der Beißer" in zwei James-Bond-Film berühmt wurde)

Die Protagonisten

Gilligan

Gilligan ist der erste Maat der S.S. Minnow und der eigentliche Held der Serie - sein Markenzeichen ist eine weiße Matrosenmütze. Er ist gutmütig, aber ausgesprochen einfältig. Er war es auch, der den Schiffbruch mit zu verschulden hat, denn der Skipper hatte ihn angewiesen, den Anker auszuwerfen, was Gilligan auch tat - allerdings ohne zuvor den Anker am Schiff zu vertäuen. Gilligans Dummheiten vereitelen auch ein ums andere Mal die Versuche der Schiffbrüchigen, die Insel zu verlassen. Dennoch wird ihm vor allem von den Damen auf der Insel viel Zuneigung entgegengebracht.

Gilligans voller Name war lange Gegenstand von Spekulationen. Alan Hale Jr. hat mehrfach angegeben, er habe immer geglaubt, dass Gilligans Nachname "Davis" laute. In einer Episode der Serie stellt der Professor Gilligan einer hübschen Südseeinsulanerin vor. Als diese etwas verstört lächelt, fügt er dem Vornamen den Nachnamen "Hohople" hinzu, um die Form zu wahren. Wegen dieser Episode nahmen viele Fans alnge an, Gilligans Familienname sei tatsächlich "Hohople". Im Jahr 2004 wurde der Fall gelöst, als die erste Staffel der Serie auf DVD erschien. In der angefügten Dokumentation (Before the Three Hour Tour) wurde festgestellt, dass Gilligans voller Name Willy Gilligan ist.

Der Skipper

Der Skipper (Kapitän) der M.S. Minnow heißt Jonas Grumby, doch nach der ersten Staffel wurde er grundsätzlich schlicht mit "Skipper" angesprochen. Er ist ein verantwortungsvoller und vernünftiger Mann und wäre wohl am ehesten befähigt, die Führung der Schiffbrüchigen zu übernehmen, muss diesen Anspruch aber meist an den nachgerade grenzdebilen Gilligan abtreten.

Thurston Howell III

Thurston Howell III, ein Millionär, ist so außerordentlich reich, dass er auf die auf drei Stunden angelegte Vergnügungsfahrt mehrere Zehntausend Dollars mitgenomen hatte. Auf Gilligan's Insel wedelt er daher gerne mit Banknotenbündeln, vergisst dabei aber, dass ihm all sein Geld auf der Insel nichts hilft. Andererseits akzeptieren die anderen Schiffbrüchigen wie selbstverständlich, dass Howell sich weigert, irgendwelche Arbeiten zu verrichten.

Eunice Howell

Eunice Howell, genannt "Lovey", ist die Ehefrau Thurston Howells. Als Millionärsgattin erscheint ihr Verhalten gelegentlich versnobbt, doch im Grunde ist sie eine gutmütige und wohlmeinende Person.

Ginger Grant

Ginger Grant ist ein Hollywood-Sternchen mit entsprechenden Allüren. Schon ihr Name deutet auf ihre Rolle hin, denn er setzt sich aus den Namen von Ginger Rogers und Cary Grant zusammen, zwei Stars der "Goldenen Zeit" Hollywoods. Sie lässt sich im Gespräch häufiger über andere (reale) Stars aus, um den Eindruck zu erwecken, sie sei mit ihnen bekannt und befreundet. Ursprünglich hatten die Produzenten der Serie sie als sarkastisch-scharfzüngigen Vamp geplant, doch die Schauspielerin Tina Louise weigerte sich, die Rolle so zu spielen. Man einigte sich schließlich auf einen Charakter, der nach Louises Beschreibung charakterlich zwischen Marilyn Monroe und Lucille Ball lag und deren Styling an Myrna Loy erinnerte.

In mehreren Episoden wird eine mögliche Liebesbeziehung zwischen Ginger und dem Skipper angedeutet oder angebahnt, doch da die moralischen Befindlichkeiten in den 1960er Jahren, zumal bei einer Familiensendung, noch recht beengend waren, durfte aus dieser Tändelei nie ein Verhältnis werden.

Mary Ann Summers

Professor Roy Hinkley, Jr.

Wirkungsgeschichte und Spin-Offs

Gilligan's Island wurde von den Kritikern verrissen, erfeute sich aber großen Zuspruchs beim Publikum und erzielte recht hohe und stabile Einschaltquoten. Dennoch wurde die Serie nach drei Staffeln abgesetzt. CBS hatte zuvor die Einstellung der noch erfolgreicheren Serie Rauchende Colts angekündigt, die Entscheidung aber nach massiven Protesten der Zuschauer zurückgenommen, und so musste Gilligan's Island seinen montagabendlichen Sendeplatz räumen, um für die Fortsetzung des Western-Formats Platz zu scahffen. Die letzte Folge von Gilligan's Island lief am 4. September 1967, und entgegen aller Erwartungen wurden die Protagonisten auch in dieser letzten Episode nicht von ihrer Insel gerettet.

Die Serie lief dann in den folgenden Jahren auf verschiedenen Sendern als Wiederholung. Erst in den siebziger Jahren fiel es Bob Denver nach eigener Aussage auf, dass die Serie nicht vom Bildschirm verschwand, und bis in die heutige Zeit ist sie ein beliebtes Füllsel für Sendelücken vor allem im Vormittagsprogramm geblieben. So sind mittlerweile Generationen von Amerikanern mit der Serie großgeworden, und sie stellt wohl einen der bekanntesten populärkulturellen Mythen der USA dar. So ist etwa die "Ginger or Mary Ann?" eine gängige Frage, wenn darum geht, welchen Frauentyp Männer bevorzugen.

1973 produzierte Sherwood Schwartz die Serie Dusty's Trail, der ähnliche Charaktere wie die von Gilligan's Island in einem Planwagen in der Zeit des Wilden Westens vereinte. Bob Denver spielte wiederum die Hauptrolle. Nach nur 26 Folgen wurde Dusty's Trail jedoch abgesetzt.

1974-77 wurde die recht erfolgreiche Zeichentrickserie The New Adventures of Gilligan ausgestrahlt; sie übertrug das Format recht originalgetreu. Bis auf den Part der Ginger Grant wurden die Charaktere auch von den Schauspielern der aten Serie synchrongesprochen.

Wegen der anhaltenden Popularität der Serie drehte CBS 1978 dann den Fernsehfilm Rescue from Gilligan's Island. Er wurde in zwei Teilen am 14. und 21. Oktober des Jahres ausgestrahlt. Mit Ausnahme von Tina Louise nahm die gesamte ursprüngliche Besetzung der Serie teil. Der Part der Ginger Grant wurde so von Judith Baldwyn gespielt. In dem Film werden die sieben Schiffbrüchigen tatsächlich von der Insel gerettet, stellen aber fest, dass sie sich nicht mehr in ihr Leben vor dem Schiffbruch gewöhnen können oder wollen. Für ein "Klassentreffen" mieten sich die sieben einige Zeit nach ihrer Rettung wieder ein Boot - und geraten wieder in einen Sturm und stranden wieder auf derselben Insel. Sie müssen sich dann sowjetischer Agenten erwehren, die einen auf der Insel abgestürzten Spionagesatelliten suchen. Ursprünglich sollte der Film als Pilot für einen Relaunch der Serie darstellen, doch wurde dieser Plan dann verworfen.

1979 folgte dann der Fernsehfilm The Castaway's of Gilligan's Island, in dem die sieben wiederum gerettet werden. Die Howells eröffnen auf der Insel ein exklusives Ferienresort, die anderen fünf sind als stille Teilhaber vor Ort. Auch dieser Film sollte als Pilot für eine leicht veränderte Version der der Serie darstellen, bei dem (ähnlich wie bei The Love Boat, dem amerikanischen Traumschiff) jede Woche andere von prominenten Darstellern gespielte Gäste auf der Insel logieren sollten, doch wurde auch aus diesem Plan nichts.

Der wohl absurdeste Nachfolger war 1981 der Fernsehfilm The Harlem Globetrotters on Gilligan's Island. Darin tauchen zwei Bösewichte (gespielt von Martin Landau und Barbara Bein, die auch in Mission: Impossible und Space: 1999 gemeinsam auftraten) auf der Insel auf und versuchen eine wertvolle, aber unbekannte Substanz auf der Insel zu finden. Ihr Unterfangen wird aber letztlich von den Harlem Globetrotters durchkreuzt, einer Basketball-Showtruppe. Jim Backus litt zu dieser Zeit bereits an schweren Gesundheitsproblemen und tauchte daher nur für kurze Zeit am Ende des Films auf - diesmal aber mit dem Erben des Familienimperiums, der natürlich den Namen Thurston Howell IV. trägt.

1982 startete mit Gilligan's Planet ein Spin-Off zweiter Ordnung. In dieser Zeichentrickserie gelingt es den Protagonisten von The New Adventures of Gilligan, ein Raumschiff zu bauen und damit die Insel zu verlassen, doch bei ihrem Rettungsversuch stranden sie auf einem unbekannten Planeten. Auch bei dieser Serie waren die Synchronsprecher mit Ausnahme von Tina Louise die Schauspieler der ursprünglichen Serie.

Da Gilligan's Island ein den mesiten Amerikanern gut bekannter Stoff ist, verwundert es nicht, dass die Serie häufig zitiert und parodiert wurde und sich soger mit anderen fiktionalen Welten vermischte. Nachgerade klassisch postmodern anmutende Züge nahm diese Intertextualität in einer Folge von ALF an, einer Serie, die in den 1980er Jahren ein ähnliches Segment der Fernsehunterhaltung wie einst Gilligan's Insel bediente. In einer Folge träumt der Außerirdische ALF darin, wie er mit Gilligan, dem Skipper, Mary Ann und dem Professor auf der Insel gestrandet ist. Der Professor baut einen Fernseher, mit dem die Insulaner dann eine Fernseh-Sitcom über die Familie Tanner (ALFs Gastfamilie) ansehen. In der 1995 ausgestrahlten letzten Folge von Roseanne gibt es eine ähnlich denkwürdige Szene: Die Darsteller dieser Sitcom werden in einer Traumsequenz zu den Darstellern von Gilligan's Insel: Dan wird zum Skipper, Darlene wird Mary Anne, Roseanne zu Ginger, Jackie wird Gilligan, Leon and Bev zu Mr. und Mrs. Howell. In der nächsten Einstellung übernehmen dann im Gegenzug die überlebenden Darsteller von Gilligan's Insel die Rollen im Set von Roseanne ein. Bei diesem Gastauftritt waren zum letzten Mal die überlebenden Cast-Mitglieder vereint. Neben Bob Denver, Russell Johnson, Dawn Wells zeigte sogar Tina Louise Altersmilde und gab sich die Ehre.

Trivia

  • In Folge 96 (The Pigeon) wird die Lage von Gilligans Insel genannt. Demnach befindet sie sich 300 Meilen südöstlich von Honolulu. Dies entspräche in etwa der geografischen Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:18_2_N_154_7_W, 2:18° 2' N, 154° 7' W . Die Insel läge demnach kaum 120 km von der Insel Hawaii entfernt. Es erscheint daher umso erstaunlicher, dass die Insel noch nicht entdeckt wurde.
  • Die Serie wurde im Echo Park] in Los Angeles abgedreht. Heute befindet sich an Stelle der Lagune ein Parkplatz. Die nie ausgestrahlte Pilotfolge wurde hingegen auf der Insel Kauai gedreht.
  • die M.S. Minow wurde nach Newton M. Minow benannt, dem damaligen Vorsitzenden der Federal Communications Commission. Minow hatte 1961 in einer heute berühmten Rede (The Wasteland Speech) das amerikanische Fernsehen als eine "riesige Ödnis" bezeichnet. Sherwood Schwartz, der Produzent der Serie sagte, mit dieser Äußerung habe Minow das Fernsehen ruiniert.