Geschichte Kärntens
Die Wurzeln der Geschichte Kärntens reichen bis in die Altsteinzeit zurück, wie Funde auf dem Gebiet des heutigen österreichischen Bundeslands Kärnten beweisen. In der Antike entstand auf kärntner Boden mit dem Noricum das erste Staatengebilde, das später in die römische Provinz Regnum Noricum aufging. Nachdem die Slawen die Römer um das Jahr 600 vertrieben hatten und einen eigenen Staat Karantanien bildeten, gewannen nach und nach auch fränkische Einflüsse in Kärnten an Gewicht. Von 743 bis 897 herrschten fränkische Könige und Kaiser über das Gebiet, anschließend wurde Kärnten ein Teil des Herzogtums Bayern, und ab 976 eigenständig. In die Zeit der Eigenständigkeit des Herzogtums Kärnten, die bis 1335 dauerte, fallen auch zahlreiche Klostergründungen sowie der Bau von Schlössern und Befestigungsanlagen. Im 14. Jahrhundert wurde Kärnten habsburgisch und mit Österreich, Steiermark und Krain vereinigt.
In den darauf folgenden Jahrhunderten bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Kärnten zunächst durch die Türkenkriege, Bauernaufstände und eine Heuschreckenplage sowie schließlich durch die Folgen der Konfessionskämpfe in Mitleidenschaft gezogen. Unter Maria Theresia kam es Ende des 18. Jahrhunderts zu Reformen, die die Macht der Stände beschitten den Bauern das Recht an ihrem Besitz zusicherten, allerdings verlor Kärnten auch seine administrative Selbständigkeit, die sie erst 1849 wieder zurückerhalten sollte. Einen erneuten Rückschlag in der Entwicklung des Landest bedeuteten die Franzosenkriege ab 1797, wodurch schließlich 1809 ganz Oberkärnten an Frankreich fiel. Schon 1813 wurde das Land wieder befreit und einem habsburgischen Königreich Illyrien unterstellt. Nach dem Revolutionsjahr 1848 erlangte Kärnten im Jahr 1849 die Selbständigkeit und Landeseinheit zurück.

Vorgeschichte und Römische Zeit
Erste Besiedlungsspuren in Kärnten sind schon für die Altsteinzeit nachweisbar. Der Name „Kärnten“ und auch Carniola, der lateinische Name Krains, kommt von den Karnern, einem wahrscheinlich illyrischen Stamm, der in der Bronzezeit hier siedelte.
In der Eisenzeit, ab ca. 300 v. Chr., bildete sich durch den Zusammenschluss mehrerer keltischer und illyrischer Stämmen unter der Führung der Noriker im heutigen Kärnten das Zentrum des mächtigen keltischen Staates Noricum. Es ist damit das wohl erste politische Gebilde auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, das sich im Lauf der darauf folgenden Jahrhunderte im Norden etwa bis zur Donau erstreckte. Die Noriker waren in dieser Zeit berühmt für den Abbau von Salz und Eisen und standen schon früh mit den Etruskern in Handelsbeziehungen.
Mit den Römern erreichte der norische König Cincibilus ab 170 v. Chr. durch ein „hospitium publicum“ (lat. für „staatliche Gastfreundschaft“) ein freundschaftliches Verhältnis. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erreichte Noricum unter Voccio eine bedeutende Ausdehnung nach Osten und Norden. Die Beziehungen mit den Römern weiteten sich über die Handelstätigkeit hinaus aus, so sandte Voccio 49 v. Chr. Julius Caesar im beginnenden Bürgerkrieg am Rubikon zur Unterstützung 300 Reiter. Die Römer weiteten ihren Einfluss in der Region weiter aus, das gesamte Königreich Noricum wurde schließlich auf friedlichem Weg um 15 v. Chr. eine Provinz (Regnum Noricum) des Römischen Reiches.
Während der Römerzeit entstanden zahlreiche Siedlungen, wichtige Orte der waren Virunum (nördlich des heutigen Klagenfurt) und Teurnia (nahe Spittal an der Drau), Ausgrabungsstätten für diese Zeit sind unter anderem Kleinklein und das Zollfeld (Magdalensberg). Mit der Völkerwanderung setzte im ausgehenden 6. Jahrhundert eine Einwanderung slawischer Stämme in das Gebiet des Noricum ein, gleichzeitig brach das römische Reich zusammen und die Römer wurden durch die Slawen verdrängt.
Mittelalter
Fürstentum Karantanien
Die letzten Siedlungen der Römer in Kärnten wurden von den Slawen in Schutt und Asche gelegt, die um das Jahr 590, von Osten bedrängt durch mongolischen Awaren, in Kärnten einfielen und entlang der Drau immer weiter nach Westen zogen, bis sie um 610 von den Bajuwaren in einer blutigen Schlacht im Raum Lienz geschlagen wurden. Die Slawen ließen sich nun in Kärnten wohnlich nieder. Um das Jahr 600 wurde auf dem Gebiet Kärntens das erste unabhängige slawische Staatsgebilde Europas, Karantanien, gegründet.

Ab 741 wurden die Slawen erneut aus dem Osten von den Awaren bedrängt und riefen die Baiern gegen die Awaren zu Hilfe. Damit begann die baierisch-fränkische Vorherrschaft in Karantanien, schon im Jahr 743 fiel dieses Fürstentum unter die Regentschaft des Fränkischen Reichs.
Arnulf von Kärnten wurde 876 zunächst Präfekt Pannoniens und der Mark Karantanien, dann 887 König des Ostfrankenreiches und 896 Römischer Kaiser. Eine der wichtigsten seiner Pfalzen war die Karnburg („Curtis Carantana“). Als Kaiser vereinigte er für kurze Zeit und zum letzten Mal in der Geschichte die Teile des Frankenreichs unter einer Regentschaft. Er gilt als letzter bedeutender Herrscher aus dem Haus der Karolinger.
Von 897 bis 947 stand Karantanien unter der Herrschaft des Herzogtums Baiern und wurde von der Familie der Luitpoldinger regiert. Aus dieser Zeit stammen auch Fürstenstein und Herzogsstuhl auf dem Zollfeld (siehe hierzu: Kärntner Herzogseinsetzung).
Herzogtum Kärnten
Unter Kaiser Otto II. wurde Kärnten 976 von Baiern abgetrennt und eigenständiges Herzogtum neben den alten Stammesherzogtümern Baiern, Schwaben, Franken und Sachsen, und somit die älteste Ländereinheit auf dem Boden der heutigen Republik Österreich. Mit diesem Herzogtum ist auch Friaul und die Gegend um Verona verbunden.
Als erster Herzog wird Heinrich III. eingesetzt, verliert das Amt aber bereits zwei Jahre später.
Der Sohn von Otto II., Bruno von Kärnten, wird von 996-999 als Gregor V. der erste deutsche Papst.
Das 11. Jahrhundert ist eine Epoche der Klostergründungen: um 1010 Stift St. Georgen am Längsee, vor 1028 Ossiach, um 1070 Millstatt, 1072 Gurk, 1091 St. Paul im Lavanttal.

Herzog Adalbero von Eppenstein, der das Land von von 1011 bis 1035 regierte, begründete die erste einheimische Dynastie. Nach seinem Sturz folgen in raschem Wechsel schwäbische und fränkische Herzoge. Die Eppensteiner starben 1122 endgültig aus, die Nachfolger der Eppensteiner waren bis 1269 die rheinfränkischen Spanheimer.
1180 kam es zur endgültigen Trennung der Steiermark unter der Markgrafenfamilie der Otakare. Zu dieser Zeit wird auch Krain selbständig, Friaul kommt unter das Patriarchat von Aquileia.
Die spätere Hauptstadt Klagenfurt wurde 1193/99 erstmals urkundlich als forum Chlagenuurt erwähnt. Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Wien und Venedig und nicht zuletzt wegen seiner reichen Silbervorkommen im nahen Zeltschach war jedoch Friesach ab 1215 erste und lange Zeit wichtigste Stadt Kärntens.
Das mittelalterliche Kärnten erreichte mit Bernhard von Spanheim (reg. 1202-1256) mit einer Vollentwicklung des Städtewesens seine Blütezeit. Der silberne Friesacher Pfennig war in dieser Zeit auch über die Grenzen Kärntens hinaus wichtiges Zahlungsmittel. Mit dem Tod seines Nachfolgers Herzog Ulrich III. von Kärnten erlosch die letzte einheimische Herzogdynastie; 1279 starb mit seinem Bruder Philipp von Spanheim der letzte seines Geschlechts.
Neben dem Herzogsgeschlecht waren aber auch mehrere andere Adelsfamilien, vor allem aber der Erzbischof von Salzburg, der Bischof von Freising und der Bischof von Bamberg Besitzer bedeutender Ländereien, was die Ausbildung einer geschlossenen Landesherrschaft verhinderte.
1252 wurde der Friede von Lieserhofen, zwischen Philipp, Erwähltem von Salzburg, Albert II. Graf von Tirol, und Meinhard IV. Graf von Görz abgeschlossen, der die Einflusssphären in diesem Raum regelt.
In den Jahren 1269 bis 1276 wurde Kärnten in Personalunion durch König Ottokar II. von Böhmen erstmals mit Österreich vereinigt. Mit Graf Ulrich von Heunburg wurde 1270 zum ersten Mal ein Kärntner Landeshauptmann ernannt.
Die Habsburger Herrschaft
1335 wird Kärnten habsburgisch und mit Österreich, Steiermark und Krain vereinigt. Allerdings werden die Landesfreiheiten (Kärntner Landshandveste) durch Herzog Albrecht II. bestätigt, ebenso wie die Stadtrechte von St.Veit/Glan und Klagenfurt.
Im Jahr 1348 kommt es zu einem verheerenden Erdbeben, das einen Bergsturz des Dobratsch auslöst.
Ernst der Eiserne führt 1414 zum letzten Mal das Ritual der Herzogeinsetzung auf dem Fürstenstein bei der Karnburg durch.
Das älteste erhaltene Kärntner Ständeverzeichnis 1446 nennt als Landstände (Landschaft): 16 geistliche Stände, 2 Herren, 96 Ritter und Knechte, 3 Städte.
Kaiser Friedrich III. unterwarf 1460 im Frieden von Pusarnitz den Kärntner Besitz der Grafen von Görz und der ausgestorbenen Grafen von Cilli seiner landesfürstlichen Hoheit.
Türkenkriege, Reformation und Gegenreformation
Zwischen 1473 und 1483 kam es zu fünf Türkeneinfällen (1473, 1476, 1478, 1480, 1483). Da der militärische Schutz mangelhaft blieb, kam es 1478 zum Großen Bauernaufstand unter der Führung von Peter Wunderlich, der über mehrere Jahrzehnte andauerte und 1525 auch Oberkärnten erreichte.
Da zudem zwischen 1480 und 1490 der Ungarnkönig Matthias Corvinus im Bunde mit Salzburg Friedrich III. bekriegte, kam es zu einer der schlimmsten Notzeiten des Landes durch Söldner, Ungarn und Türken. Dazu kommt 1490 auch eine Heuschreckenplage. Die salzburgischen Besitzungen werden größtenteils der landesfürstlichen Hoheit unterworfen.
1500 erlosch das Geschlecht der Grafen von Görz mit Leonhard von Görz, der Besitz wurde zwischen Kärnten und Tirol (das die Gegend um Lienz erhält) aufgeteilt.
1518 schenkte Kaiser Maximilian I. den Kärntner Ständen die 1514 abgebrannte Stadt Klagenfurt; sie wurde im 16. Jahrhundert als landständische Residenz neu auf- und ausgebaut und folgte Sankt Veit an der Glan, das bislang Sitz der Stände war, als politischer Mittelpunkt und Landeshauptstadt.
In den nächsten Jahrzehnten kam es zu einem starken Anstieg des Protestantismus. Durch das Brucker Libell wurde dem Adel von Erzherzog Karl in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain) Religionsfreiheit gewährt. Kärnten ist bis heute eine Hochburg des Protestantismus in Österreich, der sich vor allem in entlegenen Tälern halten konnte.
Nach der Schlacht bei Mohács 1526 lag Kärnten nicht mehr weit von der Grenze zum Osmanischen Reich, die Türkenkriege nahmen einen guten Teil der Kraft des Landes in Anspruch. Zahlreiche Wehrkirchen und vor allem die damals massiv ausgebaute Burg Hochosterwitz zeugen noch heute von der latenten Gefahr von Plünderungen, Brandschatzungen und Massakern an der Bevölkerung.

Erzherzog Ferdinand III., der spätere Kaiser Ferdinand II. beginnt um 1600 mit der landesfürstlichen Gegenreformation im Bürgertum und Bauernstand. Die Reformationskommission unter der Führung von Bischof Martin Brenner von Seckau zieht durchs ganze Land und erzwingt Bekehrungen. 1628 wird auch die Religionsfreiheit des Adels aufgehoben. Die Auswirkungen der Gegenreformation sind Wirtschaftlicher Niedergang, Erliegen des Edelmetallbergbaues, Abstieg der Ständemacht und massive Auswanderung vor allem nach Süddeutschland.
Der Kärntner Besitz der Bamberger wurde 1649 voll der landesfürstlichen Hoheit unterworfen.
Im 18. Jahrhundert verloren die Konfessionskämpfe an Schärfe, allerdings kommt es noch 1732 zu einer neuen Protestantenverfolgung. Die Protestanten werden nunmehr in die von den Türkenkriegen verwüsteten Gebiete Siebenbürgens und des Banats abgesiedelt.
Kärnten im 18. und 19. Jahrhundert
Unter Maria Theresia kam es zu verschiedenen Reformen in der Verwaltung (Kreiseinteilung) und Steuererhebung (Steuerrektifikation), die das Ziel hatten, die Verwaltung der Monarchie zu vereinheitlichen und die Macht der Stände zu beschneiden. 1772 wurde auch das gesetzliche Erbrecht der Bauern an ihrem Besitz verfügt.
Nach dem Toleranzpatent Kaiser Josephs II. 1781 bekannten sich über 14.000 Geheimprotestanten und bildeten evangelische Pfarren.
1782 verlor Kärnten durch die Unterstellung unter die Regierung in Graz seine administrative Selbständigkeit (mit Unterbrechungen von 1790 bis 1804). Das innerösterreichische Appelationsgericht kommt nach Klagenfurt.
Der Gurker Fürstbischof übersiedelte 1787 nach Klagenfurt. Es entstand die Diözese Gurk-Klagenfurt, die den größten Teil Kärntens umfasste.

1805 kommt es, wie schon 1797 zu einem Durchmasch der Franzosen unter Napoléon Bonaparte, die dem Land schwere Kriegskontributionen auferlegen.
1809 kam es zur Verteidigung der Forts Predil und Malborghet durch die Hauptleute Hermann und Hensel. Der Kärntner Landsturm kämpfte unter Johann Baptist Türk in Oberkärnten. Im Frieden von Schönbrunn musste jedoch der Villacher Kreis an Frankreich abgetreten werden, der innerhalb der "Illyrischen Provinzen" das Département Carinthie bildete.
Nach 1814 war Kärnten Teil des Königreichs Illyrien (Hauptstadt Laibach).
Nach der Revolution von 1848
Im Revolutionsjahr 1848 trat erstmals ein erster frei gewählter Kärntner Landtag zusammen, der die Wiederherstellung der Selbständigkeit und Verwaltungseinheit des Landes fordert und schließlich auch durchsetzte, 1849 wurde das alte Kronland Kärnten wieder hergestellt.
Zudem wurden die Bauern durch die Grundentlastung von allen Abgaben an die Grundherrschaft befreit und Alleineigentümer seines Besitzes. Durch den Anschluss an das nationale Eisenbahnnetz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewannen auch die einheimische Industrie und der Handel an wirtschaftlicher Stärke.
Marburg wurde 1859 Sitz des Bistum Lavant: seine Kärntner Gebiete kommen an das Bistum Gurk-Klagenfurt, das auf diese Weise mit Kärnten deckungsgleich wird.
Kärnten im 20. Jahrhundert
Im Ersten Weltkrieg wird nach dem Kriegseintritt Italiens in den Julischen und Karnischen Alpen gekämpft.
Nach dem Ersten Weltkrieg
Das Ende des Krieges bedeutete zugleich das Ende für das alte Herzogtum Kärnten: Die Kärntner Landesverfassung von 1918 erklärte den Beitritt zur Republik Deutsch-Österreich. Am 5. November 1918 drangen Truppen SHS-Königreichs in Südostkärnten ein und besetzten einen großen Teil des Landes. Am 5. Dezember 1918 beschloss die Kärntner Landesregierung den bewaffneten Widerstand und bis zum 7. Mai 1919 wurden alle bis auf die laut Waffenstillstandsvertrag geräumten Gebiete entsetzt.
Der Friedensvertrag von St. Germain beschloss 1919 eine Volksabstimmung in Südkärnten und teilte das Kanaltal Italien, das Mießtal, Unterdrauburg und die Gemeinde Seeland (Kankertal) dem SHS-Königreich zu. Die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 ergab, dass die Mehrheit der Bevölkerung für einen Verbleib Österreich stimmte, darunter auch ein nicht geringer Anteil an Slowenen, denen seitens der Landesregierung weitgehende Minderheitsrechte zugesichert wurden.
Zwar versuchte der SHS-Staat nach der Volksabstimmung neuerlich, Kärnten zu besetzen, muss aber seine Truppen aufgrund internationaler diplomatischer Proteste bis 22. November 1920 aus dem Abstimmungsgebiet abziehen.
Inflation, Ständestaat und Drittes Reich
In der Nachkriegszeit kommt es zur Inflation, die 1925 ihren Höhepunkt erreicht. Während des austrofaschistischen Ständestaats ist Kärnten eine Hochburg des (illegalen) Nationalsozialismus; 1938 wird Kärnten dem Dritten Reich des österreichischen Landsmannes Hitler angeschlossen und bildet einen eigenen Reichsgau. Viele Kärntner werden verhaftet, verschleppt und hingerichtet. Unzählige Kärntner Bürger kommen in Kampfhandlungen als Soldaten der Wehrmacht oder auch als Partisanen im Widerstand gegen das Naziregime ums Leben. Es finden gezielte Vertreibungen von Kärntner Slowenen statt.
Kärnten nach 1945
Die ab dem 8. Mai 1945 erfolgte Besetzung Kärntens durch die Briten verhindert die bereits angekündigte Annexion Kärntens durch Jugoslawien. Über Druck der britischen Besatzungsmacht müssen die jugoslawischen Truppen Südkärnten räumen. In den Tagen zwischen dem 9. und dem 20. Mai 1945 haben Tito-Partisanen nach amtlichen Darstellungen mindestens 263 Kärntner Zivilpersonen, von denen nur wenige Nazis gewesen waren, verhaftet und nach Jugoslawien verschleppt. Nur ein geringer Teil davon kehrten wieder nach Kärnten zurück, viele werden ermordet. Nach der Wiederherstellung Österreichs wird Kärnten ein Bundesland. Die britische Besatzungsmacht zieht 1955 ab.
Die Umsetzung der im Staatsvertrag der slowenischen Minderheit zugesicherten Rechte sorgt in der zweiten Republik für harte politische Auseinandersetzungen. Am heftigsten sind diese im symbolisch stark aufgeladenen Ortstafelstreit. So wurden im Jahr 1972 die zur Erfüllung von völker- und verfassungsrechtlichen Verpflichtungen aufgestellten zweisprachigen topographischen Aufschriften von deutschnationalen Bevölkerungsteilen wieder entfernt. Das 1977 verabschiedete Volksgruppengesetz legt den slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil mit 25% fest. Dieser Prozentsatz wurde im Jahr 2001 vom österreichischem Verfassungsgerichtshof als zu hoch und damit verfassungswidrig aufgehoben. Eine Lösung der Frage steht noch aus.
In Kärnten stellt von 1945 bis 1989 die SPÖ den Landeshauptmann. Nachdem die SPÖ bei den Landtagswahlen 1989 die absolute Mehrheit verliert, wird mit Jörg Haider erstmals in Österreich ein Mitglied der FPÖ zum Landeshauptmann gewählt. 1991 wird er nach seinem Lob der "ordentlichen Beschäftigungspolitik" im Dritten Reich im Landtag abgewählt. Statt ihm wird Christof Zernatto (ÖVP) Landeshauptmann, bis 1999 wieder Haider das Amt übernimmt. In der Legislaturperiode 1999 bis 2004 regiert seine FPÖ hauptsächlich mit der Unterstützung der ÖVP, seit den Wahlen 2004 mit der SPÖ. Nach der von Haider betriebenen Abspaltung des BZÖ von der FPÖ wird er dessen erster Obmann. Die FPÖ Kärnten, die statutengemäß weitreichende Autonomie genießt, beschließt, unter dem Namen "Die Freiheitlichen in Kärnten" geschlossen ein Teil des BZÖ zu werden.