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Drachenboot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ein Drachenboot (Chinese: 龍舟, 龍船; Simplified Chinese: 龙舟, 龙船, Mandarin Pinyin: lóng zhōu, lóng chuán) ist ein relativ großes Paddelboot in Form eines stilisierten Drachen. Drachenboote stammen ursprünglich aus China (siehe Drachenbootfest), haben heute aber fast weltweit Freunde gefunden.

Bis zu 20 Paddler, die paarweise auf Bänken neben einander sitzen, bewegen ein Drachenboot vorwärts. Ein Trommler vorne im Boot nimmt den Rhythmus des vordersten Paddler-Paares ("Schlagreihe") auf und sorgt mit seinen Schlägen für einen gleichmäßigen Takt aller Paddler im Boot. Der Steuermann steht im Heck.


Traditionelle Drachenboote beim Singapore Race

Boote

Traditionsboote (Drachenboote): Die traditionellen Drachenboote sind schwere, aus massivem Holz gearbeitete Kunstwerke. Ihre Erbauer schmücken Sie mit kunstvollen, großen und farbenprächtigen Drachenköpfen und Schriftzeichen, die die besonderen Vorzüge eines Boots zeigen.

Sportboote: Das international genormte Drachenboot hat nur noch wenig mit einem altchinesischen Drachenboot gemein. Die genormten Drachenboote sind ohne Kopf und Schwanz des dekorativen Drachens 12,49 m lang, 1,16 m breit, 250 kg schwer (Europa-Norm). Der Rumpf wird üblicherweise aus GFK gefertigt. Drachenkopf und -schwanz am Boot sind bei allen Booten gleich, abnehmbar und werden üblicherweise nur zu Veranstaltungen am Boot angebracht.

Aufgabenverteilung

Paddler

Datei:Dragon boat5.jpg
nicht-standardisiertes Drachenboot mit 18er Besatzung, inklusive Steuermann und Trommler

Die bis zu 20 Paddler sitzen in Fahrtrichtung, im Gegensatz zu Ruderern, welche mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen. Sie paddeln mit einem Stechpaddel entweder auf der rechten oder linken Bootsseite, abhängig von ihrer Sitzposition auf der mit je zwei Paddlern besetzten Bank. Die Paddler auf der ersten Bank werden auch Schlagleute genannt, sie geben den Takt vor und bestimmen in einem Rennen die Renntaktik. Alle anderen Paddler im Boot paddeln synchron mit ihnen auf Schlag, den der Trommler von den Schlagleuten aufgreift.

Steuermann

Der Steuermann steht hinten im Drachenboot und steuert das Boot mit einem Langruder, das durch einen am Heck befestigten Steuerblock geführt wird. Ein guter Steuermann kann das Boot mit minimalen Steuerbewegungen auf geradem Kurs zu halten. Durch Gewichtsverlagerung des Steuermannes wird die Krängung des Drachenbootes um die Längsachse ausgeglichen. Da der Steuermann auch für die Sicherheit des Bootes mit der gesamten Mannschaft verantwortlich ist, muss er sich gut mit den Sicherheitsregeln und mit den lokalen Bedingungen hinsichtlich Wetter, Vorfahrtsregeln, Strömung, Wellen, Untiefen etc. auskennen. Der Steuermann kann durch laute Instruktionen, Kommandos und Motivationsrufe wesentlich zum Erfolg eines Rennens beitragen. Häufig ist der Steuermann das erfahrenste Mitglied des Teams.

Trommler

Der Trommler sitzt vorne im Boot auf einem speziellen Sitz, mit Blick gegen die Fahrtrichtung. Er übernimmt den Takt der auf Schlag sitzenden Paddler und schlägt in diesem Takt mit einem Holz auf die vor ihm angebrachte Trommel. Er beobachtet aufmerksam den Rennverlauf und das eigene Team und stimmt die Renntaktik mit den Schlagleuten ab.

Organisation

Drachenbootrennen beim Duisburger Innenhafenfest 2005

Sowohl international als auch national ist der Drachenbootsport parallel in zwei Sportverbänden organisiert: International in der International Dragon Boat Federation (IDBF) und dem Internationalen Kanu-Verband (IDV), in Deutschland in dem Deutschen Drachenboot Verband (DDV) und seit 2004 auch dem Deutschen Kanu-Verband (DKV).

Neben den im Verein organisierten Drachenbootfahrern nehmen - vor allem im Rahmen von sommerlichen Volksfesten - oft auch nicht in Drachenboot-Vereinen organisierte Betriebsmannschaften oder andere Sportgruppen an Regatten teil.

Geschichte

ca. 500 v. Chr. In China dienen Drachenboote als Fortbewegungsmittel.

Geschichte der Neuzeit

  • 1987 Drachenboot-Schaurennen in Deutschland als Rahmenprogramm der Kanu-Weltmeisterschaft in Duisburg
  • 1989 Drachenboot-Rennen in Deutschland als Teil des 800. Hafen Geburtstag in Hamburg
  • 1990 Gründung des Deutschen Drachenboot Verband e.V.
  • 1990 Gründung der European Dragon Boat Federation (EDBF) in London
  • 1991 Gründung der International Dragon Boat Federation (IDBF) am 24. Juni in Hongkong
  • 1992 Gründung der Asian Dragon Boat Federation (ADBF)
  • 1995 1. World Championships der IDBF in Yueyang, Hunan province, China
  • 2005 7. Internationale IDBF Drachenboot Weltmeisterschaft in Berlin mit 17 Nationen
  • 2005 1. ICF Drachenboot Club-Weltmeisterschaften in Schwerin mit 2 Nationen

Technik

Drachenbootfahren gehört zu den zyklischen Sportarten, d. h. es gehen gleichartige Bewegungen im fließenden Wechsel ineinander über. Schlag oder Schlagzyklus nennt man den aus zwei Phasen, Haupt- und Zwischenphase (auch Antriebs- und Freilaufphase genannt), bestehenden Bewegungsablauf. Das Wasserfassen und das Ausheben sind die beiden Phasen verbindenden Übergänge, die man zur Zwischenphase rechnet.

Ausgangsposition

Der Paddler sitzt auf der Bank im Drachenboot. Das Stechpaddel wird mit der bootsnahen Seite am Griff gehalten. Die andere Hand greift ungefähr schulterbreit am Schaft an. Die Beckenachse steht senkrecht zur Bootsachse, d.h. quer zur Fahrtrichtung. Der Oberkörper ist über dem festgestellten Beckengürtel zur Zugseite optimal verwrungen und leicht nach vorne gebeugt. Der Zugarm ist gestreckt, der Druckarm leicht gebeugt, die Druckhand befindet sich leicht über Kopfhöhe vor dem Gesicht des Sportlers.

Wasserfassen

Das Paddel wird möglichst weit vorne (ungefähr auf der Höhe des übernächsten Vordermanns) ohne Pause ins Wasser getaucht. Hierfür drückt die Zughand über den gestreckten Arm mit Hilfe der Druckhand das Paddelblatt schnell und spritzerlos vollständig ins Wasser.

Durchzug

Erst wenn das Paddelblatt ganz ins Wasser getaucht ist, wird das Paddel nahe am Drachenboot vorbeigeführt und dabei möglichst senkrecht gehalten. Der Durchzug erfolgte explosiv und mit steigender Geschwindigkeit durch Rückdrehung und gleichzeitigem Aufrichten des Oberkörpers koordiniert mit der Zugbewegung des Zugarmes. Der Druckarm und die Druckhand leisten statische Haltearbeit und wirken als Gelenk und Führungselement. Beckengürtel und Beine sichern durch Beibehaltung der Grundhaltung die Übertragung des durch den Paddelschlag erzeugten Kraftimpuls auf dem Boot. Das Blatt sollte während des Durchzuges im rechten Winkel zur Boots-Mittellinie stehen.

Ausheben

Nach dem Erreichen der Zughand des Oberschenkels des Standbeines heben Zug- und Druckhand das Paddel zügig und spritzerlos aus dem Wasser.

Umsetzen

Die Zughand führt das Paddel in leichtem Bogen in Fahrtrichtung zum Bug, das Blatt bleibt etwa 5 - 8cm über der Wasseroberfläche. Die Druckhand führt den Paddelknauf ganz leicht ins Boot und nach vorne oben vor den Kopf in die Ausgangsstellung. In zeitlicher und räumlicher Koordination zwischen Zug- und Druckarm unterstützt der Rumpf das Vorbringen durch eine optimale Drehung des Schultergürtels zur Zugseite mit einer entsprechenden Verwringung des gesamten Oberkörpers gegenüber dem Beckengürtel. Der Unterköper wirkt als Widerlager und soll möglichst fest stehen und die Kraftübertragung auf das Boot sichern