Andernach
Wappen | Karte |
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Wappen | Lage der Stadt Andernach in Deutschland |
Basisdaten | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Kreis: | Mayen-Koblenz |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 60 m ü. NN |
Fläche: | 53,23 km² |
Einwohner: | 29.416 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 553 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 56626 |
Vorwahl: | 02632 |
Kfz-Kennzeichen: | MYK |
Gemeindekennzahl: | 07 1 37 003 |
Stadtgliederung: | Miesenheim, Eich, Namedy, Kell (Brohltal), Bad Tönisstein |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Läufstraße 11 56626 Andernach |
Website: | www.andernach.de |
E-Mail-Adresse: | stadtverwaltung@andernach.de |
Politik | |
Oberbürgermeister: | Achim Hütten (SPD) |
Lage der Stadt Andernach im Landkreis | |
Andernach am Rhein ist eine Große kreisangehörige Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz. Andernach gehört zu den ältesten Städten Deutschlands; im Jahr 1988 feierte sie ihr 2000-jähriges Bestehen. Sie hat knapp 30.000 Einwohner und ist industriell geprägt (Weißblech, Malz, Medizin, Nahrungsmittelproduktion). Von touristischem Interesse sind heute vor allem die mittelalterlichen Befestigungsanlagen und die Nähe zum Laacher See mit dem Kloster Maria Laach. Stadtteile von Andernach sind Eich, Kell, Miesenheim und Namedy.
Allgemeines
Name
Der ursprüngliche lateinische Name Antunnacum stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen. Das keltische Suffix acum zusammen mit dem - nicht nachweisbaren - Namen Antunnus bedeutet in der Kombination soviel wie Dorf des Antunnus. Erstmals taucht der Namen am Ende des 3. Jahrhunderts auf einem römischen Meilenstein im belgischen Tongern, dem römischen Aduatuca Tongrorum, auf. In einem römischem Straßenverzeichnis erscheint dann später die Bezeichnung Antonnaco.
Wappen
Das Wappen der Stadt Andernach zeigt auf weißem Grund ein schwarzes Kreuz und zwei rote, gekreuzte Schlüssel. Die Schlüssel symbolisieren dabei die politische Herrschaft des Erzbistums Köln, das Kreuz die kirchliche des Erzbistums Trier. Das Wappen ist bekannt seit dem Jahre 1344, die Farben seit 1483. Auf älteren Siegeln wird Maria, auf einem Thron sitzend, als Wappen dargestellt.
Geografische Lage

Die Stadt liegt im Neuwieder Becken am linken Rheinufer zwischen Fornich (heute zu Brohl) im Norden und der Nettemündung im Südosten. Im Norden von Andernach verjüngt sich das Rheintal wieder und bildet den nördlichen Teil des romantischen Mittelrheins. Der schmale Durchlass zwischen dem Andernacher Krahnenberg und dem gegenüberliegenden Engwetter bei Leutesdorf trägt den Namen Andernacher Pforte. Im Nordwesten beginnt die Eifel, im Südwesten die Pellenz.
Andernach liegt auf einer schon in der Antike versandeten Rheininsel, was im Profil der Stadt erkennbar ist. Im Anschluss an die Stadt gehen die Hänge der Berge steil in die Höhe.
Durch die Stadt fließen die Antel (Antelbach), der Kennelbach (Kennelstraße), der Schafbach (Schafbachstraße) und der Deubach, jedoch größtenteils kanalisiert und unterirdisch.
Einwohner

Jahr | Ein- wohner |
Jahr | Ein- wohner |
Jahr | Ein- wohner |
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1790 | 1.790 | 1933 | 12.523 | 2000 | 30.263 |
1794 | 2.150 | 1939 | 14.151 | 2001 | 30.309 |
1797 | 2.179 | 1950 | 15.879 | 2002 | 30.239 |
1810 | 2.159 | 1963 | 21.783 | 2003 | 30.318 |
1812 | 2.451 | 1970 | 27.140 | 2004 | 30.359 |
1813 | 2.524 | 1993 | 30.354 | ||
1850 | 3.500 | 1994 | 30.442 | ||
1858 | 3.942 | 1995 | 30.343 | ||
1871 | 4.482 | 1996 | 30.265 | ||
1895 | 6.583 | 1997 | 30.318 | ||
1905 | 8.789 | 1998 | 30.437 | ||
1925 | 10.771 | 1999 | 30.395 |
Angaben ab 1993: jeweils zum 31. Dezember, Quelle: Stadtverwaltung Andernach
Klima
Andernach liegt in der so genannten gemäßigten Zone mit gemäßigt kühlem Klima und vorherrschenden Westwinden. Innerhalb dieses Klimaraumes sind milde Winder und mäßig warme Sommer typisch. Bedingt durch die Lage im Neuwieder Becken liegen die durchschnittlichen Temperaturen etwa 1 - 1,5 Grad Celsius über denen des mittelrheinischen Raumes insgesamt.
Andernacher Dialekt
Der in Andernach gesprochene Dialekt, das so genannte Annenache Platt, gehört zum Moselfränkischen. Es gibt aber eine starke Beeinflussung durch die ripuarisch-fränkische Mundart, die weiter rheinabwärts gesprochen wird. So werden die Vokale noch stärker gedehnt, als dies beispielsweise in Mayen oder Neuwied der Fall ist. Auch das stimmlose r ist kennzeichnend. Auch enthält der Dialekt viele Wörter, die in der Hochsprache nicht existieren. Häufig handelt es sich hierbei um Lehnwörter aus dem Keltischen, dem Lateinischen, dem Niederländischen oder dem Jiddischen. In der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich (1794-1814) flossen auch viele französische Dialektwörter mit ein, z.B. Blümo (Federbett), pareere (gehorchen), Drottewaar (Bürgersteig), Vissemadente (Blödsinn).
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Die Siedlungsgeschichte des Andernacher Raumes umfasst etwa 500.000 Jahre. Im Stadtteil Miesenheim fanden sich Tierknochen und Steinwerkzeuge aus der Zeit des Altpaläolithikum, die ein Alter von etwa 500.000 Jahren habe.
Am Ende der letzten Eiszeit, also vor etwa 15.000 Jahren, siedelten sich erneut Menschen an. Die wichtigsten Fundstücke aus dieser Zeit sind ein Vogel, der aus einer abgeworfenen Stange eines Rentiers geschnitzt wurde, Tier- und Menschendarstellungen auf Schieferplatten sowie Frauenstatuetten aus Elfenbein.
Aus der Jungsteinzeit, also der Zeit ab etwa 5.000 v. Chr. finden sich Spuren der Bandkeramiker, der Michelsberger Kultur und der Becherkultur. Zur Zeit der Urnenfeldkultur ab etwa 1.300 v. Chr. lässt sich für das gesamte Neuwieder Becken eine relativ dichte Besiedlung nachweisen.
Abgelöst wurde die Urnenfeldkultur durch die eisenzeitliche Hunsrück-Eifel-Kultur, die von 600 bis 250 v. Chr. dauerte. Deren jüngerer Abschnitt wird der La-Tène-Kultur zugerechnet, deren Träger die Kelten waren. Für die La Tène-Kultur kann in Andernach nachgewiesen werden, dass spätestens im 3. Jahrhundert vor Christus im Zentrum der Altstadt eine Siedlung existiert hat.
Römerzeit
Andernach gilt als eine der ältesten römischen Siedlungen Deutschlands. Bereits im Gallischen Krieg ließ Caesar 55 v. Chr. in der Nähe von Andernach zwischen dem heutigen Weißenthurm und Neuwied in nur zehn Tagen eine Brücke über den Rhein bauen. 53 v. Chr. wiederholte er diese Leistung oberhalb von Urmitz. Die Siedlung Antunnacum ist eine vorrömische Gründung. In spätaugusteischer/tiberischer Zeit wurde hier ein römisches Kastell errichtet. Zeitweilig war eine Raetercohorte im Kastell stationiert (Kopie des Firmus Grabsteins im Stadtmuseum). Nach dem Bataveraufstand begann dann Kaiser Titus Flavius Domitianus mit dem Bau des Limes, der für 2 Jahrhunderte Frieden schuf. Es entstand eine offene Siedlung mit einem Hafen, in dem Mühlsteine aus Basalt und Tuffsteine aus den Steingruben bei Mayen und der Pellenz verladen wurden. Etwa um 260 brachen die Franken durch den Limes, was die Römer zur Preisgabe des rechten Rheinufers zwang. Es wurde nun notwendig, die bis dahin offenen Städte am Rhein zu befestigen. Es kam jedoch immer wieder zu Germaneneinfällen, bei denen auch Andernach zerstört wurde. 359 wurde die Stadt durch Julianus Apostata ein letztes Mal neu befestigt. In der notitia dignitatum wird Andernach als Kastell bezeichnet in dem eine Abteilung der "legio acincensis" stationiert war. 395 konnte Stilicho noch einmal die Rheingrenze in voller Länge sichern, musste dann aber die Legionen zum Schutz Italiens abziehen. Die rheinischen Gebiete wurden den Franken überlassen, die dann spätestens mit dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig I. über den letzten römischen Heermeister Syagrius im Jahr 486 unbestritten die neuen Herren waren.
Mittelalter

Zur Zeit der Merowinger gehörte Andernach zunächst zu Austrasien und wurde Königssitz. Venantius Fortunatus, der in Metz am Hofe König Sigiberts lebte, berichtet in seinem Gedicht "De navigio suo" aus dem Jahre 588 von einer Fahrt über die Mosel nach Andernach. Die Königsburg dürfte an der Stelle der römischen Kommandantur (am Merowingerplatz) gelegen haben. Nachdem unter den Karolingern Austrasien und Neustrien vereinigt wurden, wurde Andernach eine der königlichen Pfalzen. Im Vertrag zu Meersen fiel Andernach 870 dann an Ludwig den Deutschen und wurde so Teil des entstehenden deutschen Reiches.
Nach dem Tode Ludwigs im Jahre 876 verlangte Karl der Kahle, der Herrscher des Westreiches, von Ludwig III. die Herausgabe der linksrheinischen Gebiete und begann mit der militärischen Eroberung. Zwischen Andernach und Kettig kam es im gleichen Jahr zu einer Schlacht, bei der Karl der Kahle vernichtend geschlagen wurde und die Zugehörigkeit Andernachs zum deutschen Reich sichergestellt wurde.
Im Jahre 883 wurde die Stadt von den Normannen überfallen, die das Suburbium sowie die Klöster und Kirchen außerhalb der Stadt vernichteten.
In den folgenden Jahrhunderten geriet Andernach in den Gegensatz der beiden Erzbistümer Köln und Trier, die beide versuchten, die reichsunmittelbare Stadt unter ihre Herrschaft zu bekommen. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde 1114 unter anderem der alte Königshof vernichtet. Am 1. August 1167 konnte dann Köln sich durchsetzen. Aus Dankbarkeit für den Sieg bei Tusculum verschenkte Kaiser Friedrich Barbarossa den Königshof Andernach an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel. Damit geriet die Stadt dann aber auch in die Auseinandersetzung zwischen Otto IV. und Philipp dem Staufer, der 1198 die Stadt eroberte und in Brand stecken ließ. Dabei wurde auch die alte Stadtkirche bis auf den heutigen Glockenturm vernichtet. 1194 hatte Kaiser Heinrich VI. sie dem Trierer Erzbischof Johann I. geschenkt, was diesen zu einem größeren Neubau der Bischofskirche veranlasste. Andernach gehörte als weltlich zum Erzbistum Köln unterlag aber der geistlichen Jurisdiktion des Erzbischofs von Trier.
In den folgenden Jahren wuchs die Stadt beständig, so dass die römischen Stadtmauern zum Teil niedergelegt und die Stadt nach Osten erweitert wurde. Dort schloss sich die Burg des Kölner Landesherrn an die Stadtmauer an. Fünf Haupt- und Doppeltore, 15 Türme sowie ein 30 Meter breiter und 5 Meter tiefer Graben auf der Landseite sicherten die Stadt.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts verschärften sich zunehmend die Gegensätze zwischen dem Landesherrn und den verbündeten Städten Andernach, Bonn, Koblenz und Köln. Als die Andernacher jedoch ohne Rücksprache mit den Verbündeten die Burg stürmten und niederrissen, hielten sich diese zurück und Andernach wurde 1367 von den Truppen des Landesherrn erobert. Zuvor war bereits 1365 der einträgliche Zoll von Andernach nach Linz verlegt worden.
Reformationszeit
Der Beginn des 16. Jahrhunderts war auch in Andernach in vielerlei Hinsicht eine unruhige Zeit. Spannungen gab es innerhalb der Verwaltung der Stadt. War hier zunächst der Adel vorherrschend, gelang es in den folgenden Jahrzehnten der Bürgerschaft zunehmend Einfluss zu gewinnen, bis es 1522 den Zünften gelang, mit den Achtern eine Vertretung ihrer Interessen gegenüber dem Rat durchzusetzen.
Die Wiedertäufer aus den Niederlanden erregten in der Stadt soziale Unruhen, so dass der Rat strafend gegen sie einschritt. 1543 trat der Kölner Erzbischof Hermann von Wied zum Luthertum über, schickte Prediger nach Andernach und verlangte vom Rat deren Anstellung. Nach der Abdankung Hermann von Wieds im Jahre 1547 gingen dessen Nachfolger gegen die Lutheraner vor, die sich dennoch in der Stadt halten konnten. 1573 überwies Kurfürst Salentin von Isenburg dem Rat 1.000 Gulden zur Erneuerung der bereits 1433 erwähnten Lateinschule. Der Rat hatte seine Bitte mit dem Wunsch begründet, die Kinder in der waren rechten catholischen Religion zu erziehen. Als 1582 dann der Kölner Erzbischof Gebhard I. von Waldburg zum Protestantismus übertrat, kam es erneut zu einer Bedrohung der katholischen Religion. Der Rat ließ das Kölner Tor schließen. Es kam jedoch zunächst zu keinen Auseinandersetzung mit dem Erzbischof, der bereits im Jahr danach abgesetzt wurde und vor seinem Nachfolger, Ernst von Bayern, in die Niederlande fliehen musste. In der Folge kam es dann aber während des Kölner Kriegs (1583-88), auch truchsessischer Krieg genannt, zu einem Überfall auf die Stadt durch niederländische Truppen Oliviers van den Tempel, auch Oliviers de Tempel genannt. Der Angriff auf die Kornpforte (Rheintor), die dabei teilweise zerstört wurde, scheiterte am Widerstand der Andernacher Bürger. Dieser Überfall wurde zu einer der Quellen der Bäckerjungensage.
Andernach im 30-jährigen Krieg

Aus der Nichtanerkennung der Gleichberechtigung aller christlichen Religionen entwickelte sich später der 30jährige Krieg. Die ersten 14 Jahre blieb Andernach von direkten Kriegseinwirkungen verschont. Dies änderte sich aber, als 10. November 1632 der schwedische General Wolf Heinrich von Baudissin von der Stadt Unterhaltsleistungen für die schwedische Armee verlangte. Als die Stadt dies nicht sofort zusagte, wurde Andernach in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1632 besetzt und ausgeplündert. Als im März 1633 der Graf von Isenburg die Stadt beschoss, zerstörten die Schweden die Befestigungsanlagen, steckten die Stadt in Brand und zogen sich zurück. Als sie am 15. Dezember des gleichen Jahres erneut versuchten die Stadt zu besetzen, wurden jedoch von den Bürgern der Stadt daran gehindert. Ein letztes Mal geriet die Stadt in Gefahr, als 1646 der französische Marschall Turenne die Stadt 5 Tage lang beschießen ließ, die Belagerung dann aber aufgab, da er auf unerwarteten Widerstand stieß.
Zerstörung der Stadt 1689
Der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688 - 1697) führte erneut zu schweren Belastungen der Stadt. Im Kampf um das Erzbistum Köln hatte Ludwig XIV. Andernach besetzen lassen. Als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg sich 1689 der Stadt nur langsam aus Richtung Bonn näherte, plünderten die französischen Truppen die Stadt, zerstörten das kurfürstliche Schloss und schleiften alle Befestigungen. Allein der Runde Turm widerstand einem Sprengversuch. Nur ein gewaltiges Loch erinnert heute noch an dieses Ereignis. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1689 wurde die Stadt dann in Brand gesteckt, nachdem alle Löschwerkzeuge vernichtet worden waren. Von 400 Häusern wurden nur 74 verschont.
Das folgende 18. Jahrhundert war zu Beginn geprägt vom langsamen Wiederaufbau der ruinierten Stadt, wobei neue Besatzungen und Truppendurchzüge während des Spanischen Erbfolgekrieges letztlich zu einer völligen Verschuldung und Verarmung der Stadt führten. Am Ende des Jahrhunderts stand eine Stadt, in der die wirtschaftliche Entwicklung durch mittelalterliche Zünfte und hohe Zölle behindert wurde und eine allgemeine Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen den Boden für die kommenden Ereignisse bereitete.
Französische Zeit

Im Frieden von Lunéville fiel Andernach am 9. Februar 1801 mit allen linksrheinischen Gebieten an Frankreich. Obwohl diese Periode nur bis 1814 dauerte, fand in dieser Zeit doch eine völlige Umwälzung der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse statt. Die Vorrechte des Adels und der Kirche wurden beseitigt, die noch weitgehend mittelalterliche Verwaltungsstruktur der Stadt aufgehoben.
Dieser Wandel vollzog sich aber nur allmählich. Am 22. Oktober 1794 wurde Andernach von französischen Truppen besetzt. Als aber am 4. Oktober 1797 Andernacher Patrioten einen Freiheitsbaum errichten wollten, wurde dies von der Bürgerschaft verhindert. Auch verweigerten viele alte Beamte der französischen Republik den Treueid. Der von den Franzosen eingesetzte Bürgermeister forderte sogar die Wiedereinsetzung von Adel und Kirche in ihre Besitztümer. Hinter einer revolutionären Fassade blieb also die alte Ordnung zunächst bestehen. Dies ändert sich grundlegend erst mit der Schaffung der Kantonsverwaltung. Zusammen mit 22 umliegenden Gemeinden wurde Andernach zu einem Kanton zusammengeschlossen, wobei die Stadt als Kantonshauptort keinerlei Sonderstatus hatte.
Mit dem Verwaltungsgesetz vom 17. Februar 1800 wurde dann die Mairie Andernach geschaffen, zu der neben Andernach die Gemeinden Brohl, Eich, Miesenheim, Namedy und Nickenich gehörten. Mit der Säkularisation der Klöster, Stifte und kirchlichen Körperschaften wurden auch die letzten Reste der alten Ständeordnung beseitigt. In Andernach blieb lediglich der Dom als Pfarrkirche übrig. Als dann aber in der Nacht zum 1. Januar 1814 russische Truppen Andernach besetzten, wurde dies keineswegs von allen Bürgern als Befreiung empfunden.
Preußische Zeit

Mit dem Ende des Wiener Kongresses wurde die Stadt dann am 5. April 1815 ein Teil Preußens. Für die Verwaltung der Stadt hatte dies zunächst keine Folgen. 1816 lehnten die rheinischen Städte eine Übernahme der Steinschen Städteordnung ab, da sie hinter die mit der französischen Ordnung erreichten Fortschritte und Freiheiten zurückfiel. Bis zum Inkrafttreten der preußischen Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845 blieb daher die französische Munizipalverwaltung im Wesentlichen unverändert bestehen. 1857 erhielt Andernach dann durch königliche Kabinettsordre wieder ein selbständiges Stadtrecht.
Bis zu den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die wirtschaftliche Entwicklung weitgehend stagniert. Zwar hatte die Familie Remy 1797 die Fabrikation von Walzblech von Neuwied nach Andernach verlegt, um Zugang zum französischen Markt zu bekommen. Spätestens 1841 wurde die linksrheinische Produktion jedoch wieder eingestellt. Auch andere Industrien wanderten ab oder verschwanden, als die Vorteile der Anbindung an Frankreich endeten. Übrig blieb nur eine leistungsfähige Landwirtschaft.
Es begann aber schon eine Ausdehnung der Stadt. 1819 fiel die Stadtmauer zur Rheinseite. In den folgenden Jahren verschwanden die Tore Richtung Mayen und Köln. 1852-1854 erfolgte der Bau der privatwirtschaftlich finanzierten Mayen-Andernach-Neuwieder Aktienstraße. 1858 erhält Andernach einen Bahnhof an der neu gebauten Rheintaleisenbahn. 1878 - 1880 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Andernach - Mayen. Langsam kam es zur Ansiedlung neuer Betriebe: 1861 die Trasswerke Meurin, 1864 die Mälzerei Weissheimer, 1865 die Leistenfabrik Wagner. Besonders die Mälzereien entwickelten sich mit 17 Betrieben zur wichtigsten Industriesparte am Ende des 19. Jahrhunderts. Es handelte sich jedoch grundsätzlich um arbeitsintensive Industrien mit geringen Produktivitätszuwächsen.
Das 20. Jahrhundert

Diese Entwicklung wurde aber dann durch den 1. Weltkrieg, die bis 1929 dauernde amerikanische und französische Besatzung, durch Inflation und Weltwirtschaftskrise abrupt gestoppt, auch wenn 1921 das Bandstahlwerk Remy, van der Zypen & Co. die Produktion aufnahm. Stärkste Partei ist in den Jahren zwischen 1919 und dem März 1933 das Zentrum. Aber auch die linken Parteien SPD und KPD hatten noch einen großen Wählerstamm. Erst bei den Wahlen im März 1933 wurden die Nationalsozialisten zur zweitstärksten Partei.
1933 kam es dann auch in Andernach zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Am 30. Mai 1933 wurde noch die neue Synagoge in der Güntherstraße geweiht, doch auch sie brannte in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 bis auf die Grundmauern ab. Soweit sie nicht fliehen konnten, wurden die Andernacher Juden verschleppt und bis auf wenige Ausnahmen ermordet. Neben der jüdischen Bevölkerung hatten besonders die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt zu leiden. Diese war als Zwischenanstalt Sammelort für den südlichen Teil der Rheinprovinz. Von hier gingen die Transporte nach Hadamar bzw. nach 1941 in den Osten, wo die Patienten als lebensunwertes Leben im Zuge der Euthanasie durch Vergasung ermordet wurden.
Während des 2. Weltkrieges verloren über 500 Männer, Frauen und Kinder aus Andernach ihr Leben. Die Stadt selbst wurde Ende 1944 und Anfang 1945 durch Luftangriffe in Teilbereichen zerstört - wobei der Altstadtkern aber weitgehend verschont wurde. Am 9. März 1945 rückten amerikanische Truppen in Andernach ein. Auf den Rheinwiesen entstanden große Gefangenenlager für bis zu 40.000 deutsche Soldaten.
Am 10. Juli 1945 übernahmen die Franzosen Andernach von den Amerikanern als Teil ihrer Besatzungszone. Ab dem 30. August 1946 gehörte die Stadt zu dem durch Verordnung der französischen Besatzungsmacht eingerichteten Land Rheinland-Pfalz. In der ersten Stadtratswahl am 25. Oktober 1946 wurde Egon Herfeldt als Kandidat der CDP - einer Vorläuferpartei der CDU - zum Bürgermeister gewählt.
Ab 1949 begann dann auch in Andernach, das was heute als Wirtschaftswunder bezeichnet wird. Neben dem Runden Turm wuchsen die Silotürme der Malzfabrik Weissheimer. Gleichzeit boomte seit den 1950er Jahren die Bimsindustrie.
Gleichzeitig mussten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten wurden als Neubürger integriert werden. Neue Baugebiete wurden erschlossen, ganz neue Stadtbezirke entstanden. Neue Kirchen entstanden: 1954 St. Albert, 1956 St. Peter, 1964 Kreuzkirche und 1968 St. Stephan.
Im Dezember 1955 rückten dann im Zuge der Wiederbewaffnung und der Gründung der Bundeswehr die ersten 240 Soldaten in das ehemalige Luftwaffenlazarett ein, denen im Januar 1956 weiter 1.000 folgten. Am 20. Januar 1956 fand die erste offizielle Besichtigung dieser ersten Einheit durch den Bundeskanzler Konrad Adenauer statt. Der insbesondere bei Auslandseinsätzen sehr geschätzte deutsche Radiosender für Bundeswehrangehörige heißt noch heute Radio Andernach.
Zwischen 1965 und 1970 wurde im Osten der Stadt ein neues Hafenbecken gebaut. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969/70 wuchs die Stadt durch die Eingemeindung der Orte Namedy, Eich, Kell und Miesenheim um 6.500 Einwohner.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
Runder Turm
Das Wahrzeichen der Stadt bildet der so genannte "Runde Turm", der den nordwestlichen Eckpunkt der Stadtmauer bildet. Erbaut wurde er in den Jahren 1440-1453 von dem städtischen Werkmeister Meister Philipp Preudemann. Bei einer Höhe von 56 Metern bis zur Turmspitze und bis zu 4 Meter dicken Mauern ist er einer der größten mittelalterlichen Wehrtürme und war durchaus als städtisches Gegenstück zu der im Südosten gelegenen Bischofsburg gedacht. 1689 widerstand der Turm einem Sprengversuch der abrückenden französischen Truppen Ludwig XIV.. Was blieb, war ein Ausbruch an der westlichen Seite des Turms.
Maria Himmelfahrt (Liebfrauenkirche)
Die katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, eine mächtige Basilika mit vier Türmen, Westbau und Chor liegt, am westlichen Rand der Stadt, dort wo sich in römischer Zeit das Kastell Antunnacum befand, aus dem dann die spätere Siedlung hervorging. Karolingische Grabstellen unter der heutigen Kirche belegen, dass es sich um eine frühere Gründung handelt. Über das Aussehen dieser Kirche und auch des Nachfolgebaus aus dem frühem 12. Jahrhundert, von dem der Nordostturm erhalten ist, ist nichts bekannt. Besonders bemerkenswert ist die reich gestaltete Westfront, die eines der schönsten Beispiele der kölnisch-rheinischen Architektur vom Beginn des 13. Jahrhunderts bildet. 1194 vom Kaiser dem Erzbischof von Trier geschenkt, war die Kirche immer Stadtkirche und Bischofsdom zugleich.
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Westfassade des Domes
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Südportal
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Chor und Sakristei
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Nordostturm aus dem frühen 12. Jahrhundert
Alter Krahnen
Für 6.700 Gulden in den Jahren 1554-1561 an Stelle eines Schwimmkrans erbaut, diente der direkt am Rhein errichtete Krahn der Verladung von Weinfässern und der aus dem Eifelraum angelieferten Mühl- und Tuffsteine. Noch bis 1911 wurde er zum Verladen genutzt. Die Mechanik ist bis heute intakt. Die Krahnsäule kann mit Hilfe von Hebeln mitsamt dem Dach und dem Auslegearm 360° gedreht werden, während die Last mittels zweier großer Treträder emporgehoben wird.
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Der alte Krahnen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
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Blick in Richtung Leutesdorf
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Eingangstür des Alten Krahnens
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Blick Richtung Leutesdorf
Christuskirche

Die heutige evangelische Christuskirche hieß früher Nikolauskirche und war bis 1802 Klosterkirche des Franziskanerklosters. Die Gründung dieses Klosters um das Jahr 1240 geht auf eine Stiftung der Grafen von Virneburg zurück. Erbaut ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bis etwa 1450 handelt es sich um eine spätgotische Anlage mit dem Langhaus entlang der Hochstraße und einem über die volle Länge des Hauptschiffes hingezogenen Seitenschiff, das im Inneren vollständig in den Raum des Langschiffes integriert ist. Die Länge beträgt 50,60 Meter, die Breite des Langhauses 14 Meter. Die Kirche gilt als eine der wichtigsten und eindrucksvollsten rheinischen Minoritenkirchen und war über Jahrhunderte Begräbnisstätte der Stifterfamilie, des mittelrheinischen Adels und wohlhabender Bürger der Stadt. 1633 wurde die Kirche zerstört, jedoch 1709 wieder aufgebaut. 1803 wurde das Kloster dann im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Kloster und Kirche dienten zunächst den Franzosen, später den Preußen als Kaserne, Depot und Pferdestall. 1854 wurde sie von König Friedrich Wilhelm IV. der evangelischen Kirchengemeinde übergeben und erhielt ihren heutigen Namen. Zur Errichtung des Wehrbezirkskommandos wurde bis 1905 der größte Teil der Klosteranlage abgerissen. Erhalten blieben lediglich der nördliche Teil des ehemaligen Kreuzgangs und ein Teil des früheren Dormitoriums, in dem heute der Gemeindesaal untergebracht ist.
Rheintor (Kornpforte, Korenporzen)
Das Rheintor wurde um das Jahr 1200 als Hauptzugang der Stadt vom Rheinufer her errichtet. Es ist die älteste Doppeltoranlage des Rheinlandes. In die Zeit der Erbauung gehören nur noch der Grundriss und Teile des unteren Mauerwerks. Der Rundbogenfries auf halber Höhe stammt aus der Zeit der Spätgotik. Im 18. Jahrhundert erhielt das Torhaus große Fenster und ein Mansardendach. 1899 erhielt das Tor dann seine heutige Gestalt. Da die Durchfahrtshöhe durch Aufschüttungen zu niedrig geworden war, wurde der vordere Teil abgetragen und 1,50 Meter höher neu aufgebaut. Dies geschah zunächst gegen den Willen der Stadtverwaltung, die schon 1894 das Tor insgesamt abreißen lassen wollte. Die beiden überlebensgroßen Figuren über der Durchfahrt zur Stadt stammen wohl aus der Spätromanik und werden als Bäckerjungen aus der Bäckerjungensage bezeichnet.
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Zustand des Rheintores 1844, Zeichnung von John Kindler
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Rheintor (Kornpforte)
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Bäckerjungenfiguren im Inneren des Rheintores
Weitere Sehenswürdigkeiten
Mittelalterliche Stadtmauer, Koblenzer Tor (Burgpforte), Ruine der kurfürstlichen Burg, Bollwerk (Zollburg), Historisches Rathaus mit jüdischem Bad (Mikwe), Michaelskapelle, Hospitalkirche St. Joseph (vorm. Annuntiatenkirche St. Nikolaus und Maria), Abtei Maria Laach (10 km westl.), Vulkanpark Osteifel.
Im Ortsteil Bad Tönisstein gibt es Kohlensäurequellen (Kurfürstenbrunnen aus 80 m, Angelikaquelle aus 102 m Tiefe).
Des weiteren bietet Andernach den Besuchern ab vsl. 2006 eine weitere Sehenswürdigkeit, den Geysir Andernach auf dem Namedyer Werth (Krummenwerth), der mit ca. 55 - 60 m der höchste Kaltwassergeysir der Welt ist. Der Sprudel sprang bereits erstmalig 1903 nach einer Bohrung, wurde kommerziell als Mineralquelle genutzt und 1957 während eines Straßenneubaues zugeschüttet.
Kulinarische Spezialitäten
Döppekooche (Döbbekuchen, Topfkuchen), Kribbelscher (Kartoffelpuffer, Krüppelsche), Rheinischer Sauerbraten, Nussecken und Schokobrötchen
Sagen
Andernach Schach
Eine Schachvariante, die ihren Namen seit einem der jährlichen Treffen von Freunden von Schachvarianten 1993 in Andernach führt: die Figur, die schlägt, wechselt die Farbe. Siehe den Artikel Andernach chess in der englischen Wikipedia.
Politik
Aktueller Stadtrat
Die letzten Stadtratswahlen vom 13. Juni 2004 mit einer Wahlbeteiligung von 50,38 % ergaben folgendes Ergebnis:
Partei | Sitze im Stadtrat | Wahlergebnis |
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CDU | 17 | 45,27 % |
SPD | 12 | 31,25 % |
FWG | 5 | 12,48 % |
Bündnis 90/Die Grünen | 2 | 6,08 % |
Oberbürgermeister: Achim Hütten, SPD
Bürgermeister: Josef Nonn, CDU
Städtepartnerschaften
- Saint Amand les Eaux (fr) (Frankreich), seit 1959
- Stockerau (Österreich),
- Ekeren (Belgien),
- Farnham (en) (Großbritannien),
- Dimona (Israel),
- Zella-Mehlis (Thüringen)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Verkehrsanbindung
- B9, Anschluss an die A48 (Koblenz) und A61 (Kruft)
- Intercitybahnhof auf der linken Rheinseite zwischen Bonn und Koblenz
- Pellenz-Eifel-Bahn
- Personen-Rheinschifffahrt, KD (Köln-Düsseldorfer)
- Luftanbindung erfolgt durch die etwa eine Autostunde entfernten Großflughäfen Köln-Bonn und Frankfurt und durch den relativ nah gelegenen Flughafen Frankfurt-Hahn.
- In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1895-1941) gab es eine Standseilbahn auf den Krahnenberg
Hafen
Bei Rheinkilometer 611,7 linkes Ufer liegt das Hafenbecken, der Stromhafen zwischen Rheinkilometer 611,7 und 612,6 + 56 linkes Ufer. Das Hafenbecken hat eine Länge von 650 m und ist 90 m breit. Die bebaute Uferlänge beträgt 1065 m, davon sind 500 m mit Gleisanschluss und 400 m ohne Gleisanschluss, dem Umschlag dienend. 2004 wurden 2.882.000 Tonnen umgeschlagen, wobei 50,2 % auf Steine und Erden, 20,7 % auf Eisen, Stahl und NE-Metalle, sowie 24,4 % auf Mineralöl entfielen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Hans Belting, deutscher Kunstwissenschaftler und Medientheoretiker
- Lorenz Betzing, deutscher Spion (DDR)
- Walter Betzing, deutscher Realschuldiktator, Vorreiter postnazisistischer Erziehungsmethodiken
- Charles Bukowski, US-amerikanischer Dichter und Schriftsteller
- Rainer Castor, Science-Fiction-Autor für die Perry-Rhodan-Serie
- Jürgen Gerhards, deutscher Soziologe
- Werner Metzen, deutscher Unternehmer
- David Wagner, deutscher Schriftsteller
- Ralf Walter, deutscher-Politiker
Literatur
- Peter Adams: Kurzgefasste Geschichte der Stadt Andernach, Andernach 1955
- Stadtverwaltung Andernach (Hrsg.): Andernacher Wörterbuch, Andernach 1984
- Franz-Josef Heyen (Hrsg.): ANDERNACH Geschichte einer rheinischen Stadt, Andernach 1988
- Dr. Wolfgang P. Fischer: Spurensuche 2000 - Spuren von Christentum in Andernach, Andernach 2000
- Frauke Gränitz, Luise Grundmann (Hrsg.): Das Mittelrheinische Becken", Köln 2003, ISBN 3-412-10102-8