Zum Inhalt springen

Beutekunst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. März 2013 um 19:40 Uhr durch Alinea (Diskussion | Beiträge) (Quelle fehlt. Änderung 116254837 von Barockhistorik rückgängig gemacht;). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Beutekunst nennt man zusammenfassend Kulturgüter, die sich jemand in einem Krieg oder kriegsähnlichen Zustand widerrechtlich (entgegen Art. 56 der Haager Landkriegsordnung) aneignet (Kunstraub). Dies geschieht gewöhnlich, um den Gegner zu demütigen, sich selbst, die eigene Partei oder den eigenen Staat zu bereichern. Oftmals ist der Kunstraub auch Ausdruck staatlicher Ideologie. Nach den Regeln der Kompositabildung müsste es eigentlich Kunstbeute heißen, da es sich ja um erbeutete Kunst handelt und nicht etwa um eine künstlerische Darstellung von Beute. Der Begriff Beutekunst hat sich jedoch in dieser Form eingebürgert. In der Rechtswissenschaft wird von der Beutekunst der Begriff der Raubkunst abgegrenzt. Unter Raubkunst versteht man ausschließlich Kulturverluste, die dadurch entstanden sind, dass das NS-Regime Sammler – also Privatpersonen – verfolgt, erpresst, ihres Besitzes beraubt und in vielen Fällen ermordet hat. Beutekunst ist ein kulturelles Phänomen, das es als Folge von Kriegen seit jeher gegeben hat.

Beispiele in der Geschichte

Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor wurde auf Befehl Napoléon Bonapartes 1807 als Beutekunst nach Paris geschafft
Johannisfriedhof in Nürnberg, Aquarell von Albrecht Dürer als Beispiel für Beutekunst der Alliierten
Der von Heinrich Schliemann entdeckte Schatz des Priamos (vor dem Zweiten Weltkrieg im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte, heute als Beutekunst im Puschkin-Museum in Moskau)
  • Beutekunst der Alliierten: Die Alliierten, insbesondere die Sowjetunion und Polen, aber auch die Westalliierten nahmen nach der Niederlage des Deutschen Reiches deutsche Kulturgüter in ihren Besitz. Von seiten der Westalliierten wurden die meisten Kunstgegenstände, soweit noch auffindbar, wieder zurückgegeben. In den Nachfolgestaaten der Sowjetunion bzw. in Osteuropa befinden sich noch heute umfangreiche Kunstbestände und Bestände aus deutschen Bibliotheken. Häufig sind diese der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Eines der bekanntesten Beispiele für diese Art Beutekunst ist der Schatz des Priamos (heute in Moskau).

Siehe auch

Literatur

  • Hector Feliciano: Das verlorene Museum. Vom Kunstraub der Nazis. Aus dem Englischen übertragen von Chris Hirte. Aufbau-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-351-02475-4.
  • Gilbert H. Gornig: Kulturgüterschutz – internationale und nationale Aspekte. Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-12525-8, (Staats- und völkerrechtliche Abhandlungen der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht 24).

Waldemar Ritter: "Kulturerbe als Beute", Die Rückführung kriegsbedingt aus Deutschland verbrachter Kulturgüter - Notwendigkeit und Chancen für die Lösung eines historischen Problems. Wissenschaftliche Beibände im Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1997.