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Paluxy-River-Fußspuren

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Der Paluxy River ist ein Fluss in Texas, USA.

Einen umstrittenen Aspekt bei der Beschäftigung mit dem Leben der Dinosaurier auf der Erde stellen die Spurenfossilien vom Paluxy River, Texas dar. Neben einer reichhaltigen Ansammlung von Dinosauriertrittsiegeln fanden sich auch verschiedentlich Spuren in den gleichen geologischen Schichten, die denen von Menschen ähnlich sahen und teilweise als Beweis gegen die Evolutionstheorie angesehen werden.


Gegen die Echtheit

In den Kreisen der Kreationisten und zunehmend auch in der (deutschen) Paläo-SETI Szene werden diese Spuren immer wieder als Problem für die Schulwissenschaft dargestellt. Allerdings wird in den unterschiedlichen Darstellungen gerne verschwiegen, dass dort eigentlich kein Problem für die herkömmliche Wissenschaft besteht. Es hat sich nämlich sehr zum Schrecken der amerikanischen Kreationisten herausgestellt, dass es sich auch bei den menschenähnlichen Spuren um die Fußabdrücke von Dinosauriern handelt. Zuvor allerdings waren die sogenannten "Man Tracks" ein gefundenes Fressen für die wachsende Gemeinde der amerikanischen Kreationisten, die endlich einen Fund hatten, der die Evolutionstheorie widerlegen und die biblische Schöpfung sowie die Fossilbildung durch Noahs Flut belegen konnte (Burdick, 1950, Whitcomb & Morris 1961). Dabei soll jetzt keine Rolle spielen, dass manche der frühen kreationistischen Schriften sich auf tatsächlich gefälschte Menschenspuren bezogen (Morris 1980).

In den 1970er Jahren wurden die Menschenspuren des Paluxy River regelmäßig in kreationistischen Schriften behandelt. Besonders hervorzuheben sind hier die Arbeiten aus der Bible-Science-Association (BSA) und dem Institute of Creational Research (ICR). Der Höhepunk war zweifellos das Buch von Morris 1980, der am ICR tätig war. Dieser Morris war im Übrigen der Sohn des Direktor des ICR, Henry Morris, dem Co-Autoren von Whitcomb & Morris 1961.

Die Schulwissenschaft ignorierte diese Schriften und die vermeintlichen Menschenspuren lange Zeit. Wenn sich dennoch mal ein seriöser Wissenschaftler des Problems annahm, dann wurden die Spuren generell als gefälscht, Erosionsspuren oder Fußabdrücke zweibeiniger Dinosaurier angesehen (Langston 1979). Diese Darstellung trifft allerdings nicht voll die Tatsachen. Denn es finden sich neben Fälschungen und deutlichen Erosionsmarken eben auch menschenähnliche Fährten, die deutlich von zweibeinigen Wesen stammen müssen.

Inzwischen wurden einige der dort arbeitenden Kreationisten immer wagemutiger. Ein Baptistenprediger namens Carl Baugh, der angeblich mehrere akademische Titel in Naturwissenschaften und Theologie erlangt haben will, allerdings aber nach Kuban (1989) keinen besitzt, trat in die Bildfläche. Baugh will sogar erkennen können, ob die betreffende Spur von einem Mann oder einer Frau stammt (Baugh 1982).

Als die angeblichen Menschenspuren dann von Paläontologen untersucht wurden, konnten auch hier Dinosaurier als Verursacher dingfest gemacht werden. Allerdings zeigte sich auch, das man über die Fortbewegung von Dinosauriern noch lange nicht alles weiß. Denn die länglichen Spuren machten deutlich, das Saurier nicht nur, wie bislang angenommen, auf den Zehen gingen, sondern einige Spezies zumindest teilweise den gesamten Fuß, also inklusive der Sohle bis zur Ferse, aufsetzten, manche Dinosaurier wechselten sogar ihre Gehweise innerhalb einer Spur (Kuban 1986a).

Hinzu kommt, das sohlengängerische Dinosaurierspuren ohne die charakteristischen Saurierzehen menschlichen Spuren durchaus entfernt ähnlich sehen. Daher dürften auch die frühen Sichtungen sogenannter "Riesenspuren" stammen. Vor allem, wenn man bedenkt, das solche Spuren in der Gegend um Paluxy wohl häufig zu finden sind.

Einige weitere Hinweise darauf, dass Dinosaurier die Urheber der Spuren waren, fanden sich in der sogenannten Taylor Site, wo die Spuren nicht nur durch ihre Topographie begrenzt waren, sondern noch deutlicher durch Verfärbungen, die von blaugrau bis rostrot reichten. Diese Verfärbungen enthüllten nach Kuban (1986b) und Hastings (1987) auch bei den menschenähnlichen Spuren deutliche Saurierzehen eines dreizehigen Dinosauriers. Die Sedimentverfärbungen werden auf sekundäre Sedimentfüllungen der Spuren kurz nach ihrer Bildung zurückgeführt. Je mehr diese sekundären Verfüllungen jetzt aus der Spur herauswittern, desto mehr verwandelt sich die einstmals entfernt menschenähnliche Spur wieder in die ursprüngliche Saurierspur zurück. Inzwischen wurden auch außerhalb des Gebietes um Paluxy Spuren von Sauriern als Sohlengänger gefunden, ebenso wie Spuren mit vergleichbaren charakteristischen Sedimentverfüllungen.

Schon bald nach diesen Veröffentlichungen begannen immer mehr Kreationisten von den Behauptungen Carl Baughs Abstand zu nehmen. Im Laufe der Zeit wurden die angeblichen Menschenspuren von vielen Vertretern kreationistischer Sicht nicht mehr als Beleg für ihre Thesen verwendet (Burrows. 1986, Morris 1986a, b, Scherer & Wiskin 1986). Heute wird nur noch von einigen unentwegten die Behauptung aufrechterhalten, das es sich unter den Spuren im Paluxy Gebiet menschliche Fußabdrücke befinden, zu ihnen gehört neben Carl Baugh (Holden 1996) auch der Solinger Bauingenieur Hans-Joachim Zillmer (1998).

Die Dinosaurierspuren allerdings sind wissenschaftlich interessant, weil sie nach Thomas & Farlow (1998) Szenen einer Dinosaurierjagd zeigen könnten. Datiert werden die Spuren in der Glen Rose Formation in die Unterkreide, an die Grenze von Aptium und Albium mit 113 Millionen Jahren (Young 1974, Bergan & Pittman 1990)

Die Belege waren immerhin so hieb und stichfest, dass der Großteil der amerikanischen Kreationisten ebenso wie die deutschen um die Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" (Scherer & Wiskin 1986) die vermeintlichen Menschenspuren ad acta gelegt haben.

Für die Echtheit

Seit dem erstmaligen Fund von menschlichen Fußspuren neben Trittsiegeln von Dinosauriern im Jahre 1908 im Bett des Paluxy Rivers bei Glen Rose wurden bis in die heutige Zeit kontinuierlich entsprechende Funde in verschiedenen geologischen Schichten der Kreidezeit gemacht und dokumentiert (Burdick 1950, Dougherty 1971, Wilder-Smith 1994, Hefinstine 1994, Baugh 1982, Zillmer 1998, 2005).

Kritiker der menschlichen Fußabdrücke (Kuban 1986) wollen bewiesen haben, dass aus dreizehigen Trittsiegeln von Dinosauriern rudimentäre Abdrücke auf dem Erosionsweg entstehen, die die rudimentäre Form eines menaschlichen Fußes aufweisen sollen. Mit dieser Vorstellung wurden alle seit 1908 und auch alle nach der Veröffentlichung dieser Theorie entdeckten menschlichen Fußspuren unisono als von Dinosauriern stammend deklariert, auch ohne Prüfung des jeweiligen Fundes. Allerdings wurden nicht nur rudimentäre Fußandrücke in menschlicher Form entdeckt, sondern vereinzelt auch solche, die charakteristisch-menschliiche Eigenschaften aufweisen, wie der große Zeh oder sogar der versteinerte Abdruck mehrerer Zehen.

Nachdem der Kritiker der Echtheit der Spuren, Glen Kuban, einen Tag vor Ort am Paluxy River war, fand man den schönsten Fußabdruck, der alle fünf Zehen zeigte, durch Vandalismus zerstört. Kuban widerspricht dieser Darstellung auf seiner Homepage.

Bei Funden von menschlichen Fußspuren aud dem Erdmittelalter (oder sogar älter) handelt es sich in Glen Rose jedoch nicht um einen Einzelfall, da in den letzten einhundert Jahren in mehreren US-Bundesstatten (Kentucky, Missouri, Pennsylvania, Oklahoma, New Mexiko) nicht nur Fußspuren von Menschen in geologischen Schichten aus der Dinosaurierzeit (Erdmittelalter, Mesozoikum), sondern auch menschliche Knochen - sogar in noch in älteren Schichten (Paläozoikum) - gefunden wurden (Cremo/Thompson 1994, Zillmer 2005, S. 134-159).

Literatur

  • Baugh, C. E. (1982): Enemies Survived Together for A While (Video Tape). Creation Evidences Museum, Glen Rose, TX.
  • Burdick, C. C.,( 1950): When Giants Roamed the Earth. Signs of the Times, July 25, p. 6.
  • Bergan, G. R,. Pittman, J.G. (Hrsg) (1990): Nearshore Clastic Carbonate Facies and Dinosaur Trackways in the Glen Rose Formation (Lower Cretaceous) of Central Texas. GSA Field Trip #8, The Dallas Geological Society, Dallas, Texas.
  • Burrows, W. D. (1986): The End of the Paluxy Footprint Story? North American Creation Movement Newsletter. Victoria, B.C., Canada, March, No. 36. p. 3-5.
  • Dougherty, C. N. (1971): Valley of the Giants, Cleburne
  • Cremo, M. A. und Thompson, R. L. (1993): Verbotene Archäologie, Badger
  • Fox, S.W. (1984): Proteinoid Experiments and Evolutionary Theory. In: Ho, M.W., Saunders, P.T. (Hrsg): Beyond Neo-Darwinism. Academic Press, New York. P. 15-60.
  • Fox, S.W. & Dose, K. (1977): Molecular Evolution and the Origin of Life. Marcel Dekker, New York.
  • Hastings, Ronnie J, (1987): New Observations on Paluxy Tracks Confirm Their Dinosaurian Origin. Journal of Geological Education, Vol. 35, No. 1, pp. 4-15.
  • Holden, C. (1996): Anti-Evolution TV Show Prompts Furor. Science 271, p. 1357.
  • Helfinstine, R. F. und Roth, J. (1994): Texas Tracks and Artifakts
  • Kuban, G. J.: (1986a): Elongate Dinosaur Tracks. In Gillette, David D. and Martin G. Lockley, (Hrsg.): Dinosaur Tracks and Traces, 1989, Cambridge University Press, pp. 57-72
  • Kuban, G. J. (1986b): Color Distinctions and Other Curious Features of Dinosaur Tracks Near Glen Rose, Texas. In: Gillette, David D. and Martin
  • G. Lockley, eds., Dinosaur Tracks and Traces, 1989, Cambridge Univ. Press, p. 427-440
  • Kuban, G. J. (1989): A Matter of Degree: An Examination of Carl Baugh's Credentials. NCSE Reports, Vol. 9, No. 6, p. 15- 20. Langston, W., Jr. (1974): Nonmammalian Comanchean Tetrapods. Geoscience and Man, Vol. 8, pp. 77-102.
  • Morris, J. D. (1986a): The Paluxy River Mystery, Impact No. 151 in Acts & Facts, Jan. 1986
  • Morris, J. D. (1986): Follow up on the Paluxy mystery, Origins Research 9/1.
  • Morris, J. D. (1980): Tracking Those Incredible Dinosaurs. San Diego, CA, Creation-Life Publishers, 240 pp.
  • Scherer, S., Wiskin, R. (1986): "Menschliche" Fußabdrücke in der Kreide: Ein Lehrstück für die Schöpfungsforschung. W+W Diskussionsbeitrag 1/86, Baiersbronn.
  • Thomas, D.A,, Farlow, J.O. (1998): Spuren einer Dinosaurierjagd. Spektrum d. Wissenschaft, 2/98, S. 86 - 91.
  • Whitcomb, J. C., and Henry M. Morris (1961): The Genesis Flood. Baker Book House, Grand Rapids, MI, pp. 173-175.
  • Young, K. P. (1974): Lower Albian and Aptian (Cretaceous) ammonites of Texas, In: Perkins, B. F., ed. Aspects of Trinity Geology: Geoscience and Man, School of Geoscience, Louisiana State University, Vol. 8, p. 175-228.
  • Hans-Joachim Zillmer (1998/7. Aufl. 2004)): Darwins Irrtum - Vorsintflutliche Funde beweisen: Dinosaurier und Menschen lebten gemeinsam. Langen Müller, München, ISBN 3-7844-2709-X
  • Hans-Joachim Zillmer (2001, 3. Auflage 2003): Irrtümer der Erdgeschichte. Langen Müller, München, ISBN 3-7844-2819-3; Knaur-Taschenbuch Nr. 77630, München 2003.
  • Hans-Joachim Zillmer (2005): Die Evolutionslüge. Die Neandertaler und andere Fälschungen der Menschheitsgeschichte. Langen Müller, München 2005, ISBN 3-7844-3026-0.