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Geheimbund

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Geheimbünde oder Geheimgesellschaften sind Organisationen oder auch Vereinigungen mit einem konspirativen Hintergrund, die nach Entstehung, Organisationsform und Ausrichtung zu unterscheiden sind. Geheime Gesellschaften bilden ein Sammelbecken verschiedener gemeinsamer Interessen, die von aufklärerischen, politischen, ökonomischen, spirituellen, religiösen, mystizierenden, okkultistischen oder esoterischen Zielen motiviert sein können.

Der Begriff Geheimbund

Wesentliches Kriterium von Geheimbünden ist auch heute noch das (eventuell nur vorgebliche) Vorhandensein von Kenntnissen, die nur innerhalb des Geheimbundes weitergegeben werden.

Geheimbünde sind nicht auf bestimmte Zeitepochen, Regionen oder oder Kulturkreise beschränkt. Sie vertreten oder vertraten oftmals Inhalte und Ziele, die den gesellschaftspolitischen Normen der jeweiligen Zeit in einem jeweiligen Land widersprechen oder sich ihnen widersetzten. Darunter waren auch revolutionäre, in der Neuzeit auch demokratische, sozialistische, kommunistische und anarchistische Vereinigungen.

Die Geheimhaltung kann sich zum Beispiel auf die Anzahl und Namen der Mitglieder, die verfolgten Ziele und Absichten, Aktivitäten, Versammlungsorte, Riten und Schriftstücke oder nur auf einige der genannten Aspekte erstrecken. Geheim ist also nicht in erster Linie die Vereinigung selbst, sondern das von ihr geheim gehaltene Wissen.

Geheimbünde organisieren sich entweder hierarchisch oder nach Klassen bzw. Graden mit bestimmten Aufnahme- und Übergangsriten. Bestimmte Teile der Lehren werden dabei nur jeweils innerhalb der „höheren“ bzw. „inneren“ Grade weitergegeben. Einige Geheimgesellschaften des 18. Jahrhunderts übernahmen Konzepte des Neuplatonismus der Renaissance, insbesondere das eines gestuften Aufstiegs zur Erkenntnis.

Historisch berufen sich heutige 'Geheimgesellschaften mitunter auf die Gralsritter, die Templer, die Freimaurer, die Rosenkreuzer oder den Illuminatenorden. Darüber hinaus gibt es christliche geheime Laienbruderschaften mit beschränktem Gelübde wie den Opus Dei oder den Orden vom Goldenen Vlies.

Davon abzugrenzen sind Organisationen, deren Ziel weniger die Bewahrung und Weitergabe von Kenntnissen ist, sondern der geheime Aufbau eines Netzwerkes von Personen mit gleichen Zielen. Bei diesen Organisationen wird in der Regel die Mitgliedschaft, meist auch die Existenz der Organisation möglichst geheim gehalten. Die Bandbreite reicht von relativ harmlosen, kleineren Organisation zum Knüpfen wirtschaftlicher Bande (ähnlich der Funktion mancher Golfclubs) über Organisationen, die gezielt Einfluss auf Politik und Wirtschaft zu nehmen versuchen bis hin zu kriminellen politischen Geheimgesellschaften mit verschiedenen Zielrichtungen wie die Carbonaria, Kalderari, Camorra, die italienische Mafia, die spanischen Comuneros, die irländischen Fenier, die Irische Republikanische Bruderschaft, die chinesischem Boxer, der US-amerikanische Ku Klux Klan und der Propaganda Due. An diesem Ende der Skala ist dann wiederum der Übergang zu terroristischen Gruppierungen fließend.

Geheimbünde neureligiöser Ausrichtung

Bekanntere „Geheimbünde“ als magische Bünde aus Vergangenheit und Gegenwart sind der Hermetic Order of the Golden Dawn und der Ordo Templi Orientis (OTO).

Betrachtet man den OTO und den Golden Dawn mitsamt seinen Splittergruppen, so ist der Übergang zwischen Religionen, Sekten und neuen Religionen fließend und nicht klar abzugrenzen. So sahen sich die ersten Anhänger des Rosenkreuzertums sicher noch als gute Christen. Der sich auf die Rosenkreuzerei berufende Golden Dawn galt bereits als sehr viel sektiererischer. Die davon abgespaltene Ordo Templi Orientis begründete bereits eine eigene Religion (Thelema); diese erlangte nur marginale Bedeutung.

Scientology hat zwar in den USA den Status einer Religion erlangt; in den meisten Ländern der Welt gilt die Organisation aber als Sekte oder als kriminelle Organisation, die unter dem Deckmantel von Religion bzw. Sinnsuche ihre 'Kunden' systematisch ihr Geld aus der Tasche zieht und sie in ein psychisches Abhängigkeitsverhältnis bringt.

Politische Geheimbünde

siehe auch

Politische Geheimbünde gibt es vermutlich, seit es Politik gibt. Unter einigen Herrschern bzw. Regimen waren Formen der politischen Willensbildung nur im Geheimen möglich, andernfalls riskierte man Verfolgung, Inhaftierung, Entrechtung und/oder Hinrichtung.

Die Französische Revolution - von manchen als durch Geheimbünde gesteuert wahrgenommen - ist ein markantes Beispiel dafür, wie gefährlich politisches Tun und Lassen sein kann: in der Zeit des Großen Terrors (1793–1794) wurden Tausende ermordet; ebenso während des Großen Terrors (1936/37–1938) durch Josef Stalin.

Beispiele

  • Der 'Deutsche Bund' war ein Geheimbund , der 1810 unter Führung Friedrich Ludwig Jahns zur Befreiung der deutschen Staaten von der napoleonischen Besatzung entstand.
  • Der Bund der Kommunisten wurde 1847 in London als Geheimbund gegründet. Er war eine revolutionär-sozialistische Vereinigung mit internationalem Anspruch, bestand bis 1852 und gilt als Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien der Welt und als Vorläuferorganisation der (1864 ebenfalls von Marx und Engels inspirierten) 'Internationalen Arbeiterassoziation' (IAA), heute oft „erste Internationale“ der Arbeiterbewegung genannt.
  • Im unruhigen politischen Klima Europas im Jahr 1848 kam am 11. März in Prag der Reappeal-Club zusammen (ein Geheimbund, der sich am Befreiungskampf der Iren gegen die Engländer orientierte).

Siehe auch

Literatur

  • Frank Jacob (Hg.): Geheimgesellschaften: Kulturhistorische Sozialstudien: Secret Societies: Comparative Studies in Culture, Society and History, Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3826049088
  • Marco Frenschkowski: Die Geheimbünde. Eine kulturgeschichtliche Analyse. Marixverlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-926-7 (marixwissen).
  • Thomas Grüter: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer. Wie Verschwörungstheorien funktionieren. Scherz, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-502-15047-8.
  • Norman MacKenzie (Hrsg.): Geheimgesellschaften. Keller, Genf 1969, 1974.
  • Klaus-Rüdiger Mai: Geheimbünde. Mythos, Macht und Wirklichkeit. Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-7857-2148-X.
  • Brad Steiger, Sherry Steiger: Conspiracies and Secret Societies. The Complete Dossier. Visible Ink Press, Canton MI 2006, ISBN 1-57859-174-0 (englisch).
Wiktionary: Geheimbund – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen