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Theosophie

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Das Wort Theosophie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Göttliche Weisheit“ oder „Weisheit der Götter“. "Theos" bedeutet Gott und "Sophia" ist die Weisheit.

Theosophie ist eine religiöse Weltanschauung, die mittels Philosophie, Theologie und ähnlichen Lehren versucht, eine höhere Wahrheit zu erlangen, um zu einer höchsten Ethik und einer Vollendung des Seins zu gelangen. Theosophische Lehren gibt es seit der Antike und sie sind teilweise mit Askese, Mystik, Astrologie, Esoterik und Okkultismus verbunden.

Theosophische Einflüsse findet man z.B. in der Gnosis, im Neuplatonismus, in der Kabbala, bei den Rosenkreuzern, den Katharern, bei Paracelsus, bei Hildegard von Bingen und besonders in der russischen Religionsphilosophie (Solowjew, Berdjajew, S.N. Bulgakow)

Theosophie erhebt den Anspruch, dass ihre Lehren auf den geistigen, mentalen und physischen Grundprinzipien und Wirkungsweisen der Natur beruhen. Gemäß der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft, Helena Petrovna Blavatsky, resultieren sie aus den Erkenntnissen und Erfahrungen der großen Weisen des Menschengeschlechts, die der Menschheit in ihrer Evolution bereits weit vorausgingen und das geistige Erbe der Menschheit überliefern. Sie berücksichtigen und umfassen die drei großen Denkrichtungen des Menschen: Wissenschaft, Philosophie und Religion.

Die Theosophie als zusammenhängendes System wurde in den Schriften von Helena Petrovna Blavatsky entfaltet und später von Prof. Dr. Gottfried von Purucker weiter erläutert und vertieft. Zusammen mit Henry Steel Olcott, William Quan Judge und anderen gründete H. P. Blavatsky 1875 die Theosophische Gesellschaft in New York, USA. Anschließend traten Blavatsky und Olcott zum Buddhismus über und ließen sich in Adyar bei Madras in Indien nieder.

Grundlagen der theosophischen Philosophie

Die fundamentalen Grundsätze der Theosophie

In "Die Geheimlehre" stellt H. P. Blavatsky drei fundamentale Sätze auf, auf denen die Theosophie beruht (Bd. I, S. 42-46, 1. Auflage 1999, Hannover). Sie postuliert:

  1. Ein allgegenwärtiges, ewiges, grenzenloses und unveränderliches PRINZIP, über das gar keine Spekulation möglich ist, da es die Kraft menschlicher Vorstellung übersteigt und durch irgendwelche menschliche Ausdrucksweise oder Vergleiche nur erniedrigt werden könnte.
  2. Die Ewigkeit des Weltalls in toto als einer grenzenlosen Sphäre, die periodisch der Spielplatz ist von zahllosen unaufhörlich erscheinenden und verschwindenden Universen‘, den sogenannten ,manifestierenden Sternen‘ und ,den Funken der Ewigkeit‘.
  3. Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universellen Oberseele, welch letztere selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die Verpflichtung für jede Seele - einen Funken der vorgenannten -, den Zyklus von Inkarnation, oder ,Notwendigkeit‘, in Übereinstimmung mit zyklischem und karmischem Gesetz während seiner ganzen Dauer zu durchwandern. Kosmologie und Anthropologie basieren auf fundamentalen Prinzipien der sowohl physischen als auch metaphysischen Natur. In dem anfang- und endlosen Universum ist alles Existierende, jede Wesenheit, in seiner fundamentalen Essenz mit dem kosmischen Bewusstsein verwandt und wird von ihm in allen seinen Teilen belebt und beseelt. Damit sind alle Lebewesen als eine unauflösbare Universale Bruderschaft miteinander verbunden.

Der Mensch ist eine zusammengesetzte Wesenheit

Das physische Vehikel: Der physische Körper, durch den sich die menschliche Seele in der physischen Welt bewegt, diese wahrnimmt und an ihr teilnimmt. Aber der wirkliche Mensch ist nicht der physische Körper.

Das Ätherische Doppel: auch Energiekörper oder Doppelgänger genannt. Er ist der Sitz der Lebensfunktionen und bildet die Brücke zur geistigen Welt. Zieht sich der Ätherkörper vom irdischen Leib zurück, tritt der Tod ein. Seiner Form nach ist er ein exaktes Abbild des physischen Körpers und kann auch unabhängig von diesem, nur in Verbindung mit dem Astralkörper weite Distanzen überwinden (Projektion, Exteriorisation, mentales Wandeln). Anders als der Astralkörper bleibt er jedoch an die irdische Welt gebunden.

Außerkörperliche Erfahrungen, in denen Menschen an fremden Orten erscheinen oder Eindrücke sammeln, ohne sich jemals physisch dorthin begeben zu haben, nennt man Ätherprojektionen. Man darf sie auf keinen Fall mit Astralreisen verwechseln, die immer in überirdische Dimensionen führen. Nichtsdestotrotz ist natürlich auch an Ätherprojektionen stets der Astralkörper beteiligt, da er zu Lebzeiten fest mit dem Ätherischen Doppel verwoben ist. Es gibt Wesenheiten, die zwar über einen ätherischen und einen Astralkörper, jedoch über keinen physischen Leib verfügen (z.B. Naturgeister)

Der Astralkörper: ist der dem physischen Körper nächstgelegene feinstoffliche Körper. Er umhüllt alle dahinterliegenden geistigen Träger, die meist nur ungenügend entwickelt sind. Beim durchschnittlichen Erdenmenschen ist der Astralkörper in höchster Aktivität und steuert alle seine schicksalshaften Erfahrungen. Er ist der Sitz der Begierden und des Wunschlebens und muss im Laufe der geistigen Evolution von groben Anhaftungen gereinigt werden.

Solange der Astralkörper über irdische Anziehungen verfügt kann die Kette der Wiedergeburten nicht durchbrochen werden, weil es den Menschen immer wieder auf die grobstoffliche Ebene zurückzieht, um seine Wünsche (Macht- und Geltungsstreben, Triebe) auszuleben. Er entspricht dem Unterbewusstsein der Psychologen und korrespondiert mit dem Sexualchakra. Erst wenn sich die Schwingungen des Astralkörpers verfeinert haben, kann der Mensch die höheren Regungen des Mentalkörpers empfangen. Er wird dann zunehmend unabhängig von Schicksal und Fremdbestimmung.

Die natürliche Umgebung des Astralkörpers ist die Astralwelt (Astralebene), die der Mensch im Traumleben erfährt und die sich, ein wenig Mühe vorausgesetzt, auch bewusst betreten lässt. In ihr spiegelt sich die darunterliegende irdische Ebene einschliesslich aller Seeleninhalte; in ihr verschmelzen Zeit und Raum, Kräfte erscheinen stets als Wesenheiten (Naturgeister, Dämonen). Die feinstoffliche Astralmaterie reagiert auf die verhaltendsten gedanklichen Regungen, alle gewünschten Dinge und Szenerien erschenen wie auf "Zuruf". Die Astralwelt ist die instabilste im gesamten geistigen Panorama, sie ist besonders für seelisch ungeschulte und gefühlsbeherrschte Menschen ein bedrohlicher Ort, da Ängste als Schreckbilder erscheinen.

Gereifte und geläuterte Menschen hingegen gewinnen dank ihres entwickelten Astralkörpers Macht über die Verhältnisse, da die Beherrschung der Empfindungen auch Macht über die Materie verleiht. Nach dem "kosmischen Gefälle" beherrscht der konzentrierte Gedanke die Empfindung, diese wiederum die Materie. Um die Astralwelt zu beherrschen muss der Mensch also bereits bewusst im darüberliegenden Mentalkörper wirken, was einen ungewöhnlich hohen Reifegrad voraussetzt. Erreicht wird dieser üblicherweise durch Meditation (Yoga) oder ein durch eine lange Kette von Wiedergeburten erworbenes ethisches Niveau. Vom Astralkörper gehen auch sämtliche Spukerscheinungen und Sinnestäuschungen oder Phänomene wie der Phantomschmerz aus.

Prana - Lebenskraft: Ist im gesamten Universum unter der Sanskrit-Bezeichnung Jiva vorhanden. Wenn es im Menschen wirkt, als die Lebenskraft, wird es Prana genannt. Jede Wesenheit kommt mit einem bestimmten Vorrat an Lebenskraft zur Welt. Dieser wird im Laufe des Lebens benutzt und geht dann in das große Reservoir zurück. Denn - wie schon die Physik sagt: Energie ist unvergänglich. Sie ändert zwar ihren Zustand, aber sie kann nicht aufgebraucht werden.

Kama - Wünsche: Das Sanskritwort „Kama“ bedeutet Wunsch. Es ist zusammen mit dem Willen die vorwärtstreibende Kraft in der menschlichen Konstitution. Von Natur aus ist Kama zunächst farblos, weder gut noch schlecht, außer in dem Maße, wie es durch den menschlichen Willen im täglichen Leben benutzt wird. Für Kama wird im Kontext mit Wille oft das Symbol von Pferd und Reiter verwendet, in dem Sinne, dass der Reiter, als Symbol für den Willen, das Pferd, die wildgewordenen Wünsche, regulieren muss und die Richtung vorgibt.

Manas - Denken: Das Denken ist die Stufe, die für Menschen als Denker die wichtigste ist, da er im Manas seine Hauptevolution hat. Was bliebe von einem Menschen ohne seine mentale Tätigkeit noch übrig? Manas ist der Sitz der menschlichen Seele und in sich dual, entweder mehr von niederen Wünschen oder höheren Wünschen beeinflusst.

Buddhi - Unterscheidungskraft: Die Unterscheidungskraft ist im Menschen noch unvollkommen entwickelt. Sie schlägt sich als Intuition in der menschlichen Seele nieder und inspiriert den Menschen zu mehr altruistischen Taten. Über Buddhi ist die menschliche Seele mit der inneren Göttlichkeit, den inneren geistigen Kern verbunden. Frau Blavatsky nannte "Buddhi" den Rettungsanker für die menschliche Seele.

Atman: In Verbindung mit Buddhi die innere Göttlichkeit des Menschen.

Reinkarnation

Die Lehre der Wiedergeburt der menschlichen Seele in menschlichen Körprern. Die zyklische Wiedergeburt der Seele, um sich evolutionsmäßig weiter zu entwickeln und dabei vergangenes Karma (in vergangenen Leben gelegte Ursachen) abzuarbeiten. Durch das Gesetz von Karma wird jede Wesenheit, jedes Individuum, immer wieder dorthin zurückkehren, wo ihre in einem früheren Leben gelegten karmischen Saaten zur Entfaltung gelangen können. Sie wird unweigerlich mit ihren eigenen karmischen Impulsen wieder konfrontiert. Karma in Verbindung mit der Reinkarnation ist somit die Lehre von der unbedingten Gerechtigkeit und Harmonie. Karma auch die Zwillingslehre zur Reinkarnation genannt, weil eine die andere bedingt. Durch das Legen karmischer Ursachen muss der Mensch wieder inkarnieren, um diese wieder auszugleichen.

Karma

Die Lehre von "Ursache und Wirkung" und die Zwillingslehre der "Reinkarnation". Jede Handlung ruft eine ihr entsprechende Wirkung hervor. Diese kommt auf ihren Ausgangspunkt, die verursachende Person zurück. In der Regel wird dies als "negativ" oder "positiv" erfahren, ist aber letztlich nur die in der ursprünglichen Handlung liegende Charakteristik, die vom Menschen entsprechend empfunden wird. Da alles in der Natur miteinander verbunden und gegenseitig ineinandergreift, werden auch andere Personen und Wesen von den Taten eines Einzelnen beeinflusst. Dies ruft demenstprechende Rückwirkungen hervor. Wenn Disteln gesät werden, können nicht Rosen geerntet werden. Somit liegt im Gesetz von Karma eine tiefgehende Ethik. Karma ist kein Fatalismus, da der Mensch immer einen freien Willen besitzt.

Universale Bruderschaft

Theosophie versteht unter Universaler Bruderschaft mehr als eine rein politische oder soziale Verbindung, sondern betrachtet Universale Bruderschaft als eine Tatsache in der Natur, die auf dem Aufbau und der Struktur der Natur basiert. Universale Bruderschaft ist eine spirituelle oder geistige Einheit, die darauf beruht, dass alle Wesenheiten in der Essenz ihre Lebenswurzel im kosmischen Bewusstsein haben. Somit sind alle Wesen durch innere Bande miteinander verwandt, und daraus resultiert, dass die Kooperation und das „Miteinander“ in der Natur eine wesentlich stärkere und natürlichere Komponente in der Evolution ist, als das sogenannte „Überleben des Stärkeren“. In der Universalen Bruderschaft liegt auch das Fundament für menschliche Ethik. Die Anerkennung der „Universalen Bruderschaft“ ist die einzige Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der Theosophischen Gesellschaft.

Evolution

Evolution im Sinne der Theosophie bedeutet ,,Auswickeln, das ,,Entfalten, ,,Ausrollen verborgener Kräfte und Fähigkeiten, die der betreffenden Wesenheit angeboren sind und ihr innewohnen - ihre eigenen essenziellen und charakteristischen Merkmale, oder allgemein ausgedrückt, die Kräfte und Fähigkeiten ihres eigenen Charakters.

Der Mensch (wie tatsächlich alle sich evolvierenden Wesen) enthält alles in sich, was der Kosmos enthält, da er ein untrennbarer Teil von ihm und sein Kind ist. Man kann den Menschen nicht vom Universum trennen. Alles, was das Universum enthält, ist auch in ihm enthalten, latent oder aktiv; und Evolution ist das Hervorbringen dessen, was im Innern ist.

Historisches zur Theosophie

Theosophie, als universelles Bemühen um das Verständnis des Göttlichen, des zugrundeliegenden Planes der Evolution, ist in allen alten Kulturen zu finden. Nach dem Verständnis der Theosophen wurde sie in einer ununterbrochene Kette in Indien gefunden; aber auch im altem Griechenland, wie die Schriften von Plato (427-347 v. Chr.), Plotin und andere Neuplatoniker zeigten, bis hin zu Jakob Böhme (1575-1624).

Einige relevante Zitate:

gefangen sind wir im Körper, wie eine Auster in ihrer Schale., Sokrates bei Plato, "Phaedrus"
Für den Philosophen ist der Körper ein beunruhigendes Element und hindert die Seele am Erwerb der Erkenntnis...,
Was ist Reinigung, wenn nicht... die Freigabe der Seele von den Ketten des Körpers?, Sokrates, bei Plato: "Phaidon"

Die heutige Theosophie, die sich auch als die „Weisheit der Zeitalter“ versteht, beginnt am 17. November 1875 in New York, USA mit der Gründung der Theosophischen Gesellschaft durch Helena Petrowna Blavatsky, Henry S. Olcott, Willam Q. Judge und anderen. Von ihrem Selbstanspruch her ist sie Teil einer universalen, geistigen, intellektuellen und ethischen Bewegung, die zu allen Zeitaltern tätig war. Grundlage dieser Bewegung ist die „Universale Bruderschaft“. 1884 kam es zur ersten Gründung einer Theosophischen Gesellschaft in Deutschland.

Die Ziele der ursprünglichen theosophischen Gesellschaft lauten:

1. Bruderschaft unter den Menschen, ohne Unterscheidung von Rasse, Farbe, Religion oder sozialer Stellung;
2. Studium der alten Weltreligionen mit dem Ziel, sie zu vergleichen und aus ihnen universale Ethik herauszulesen;
3. Studium und Entwicklung der latenten göttlichen Kräfte im Menschen.

Nach dem Tod Blavatskys (1891) kam es innerhalb der Theosophischen Gesellschaft zu Streit über die Lehre und Nachfolgeschaft von Frau Blavatsky, sie spaltete sich dadurch zunächst in zwei grosse Richtungen, die sogenannten "Adyar- bzw. Point Loma Richtungen". 1894 wurden mehrere Logen neu gegründet. In Deutschland ist neben der Adyar- und Point Lomarichtung auch noch die Hartmannrichtung zu nennen. Das deutsche Zentrum der Theosophen befand sich bis zum Verbot durch die Nazis in Leipzig. Rudolf Steiner, der Generalsekretär der deutschen Abteilung der Theosophischen Gesellschaft Adayar war, gründete aus der Theosophie der "Adyar-Richtung" - Stichwort Jiddu Krishnamurtiaffäre - die Anthroposophie.

Ariosophie und Theosophie

Guido von List griff in seiner Ariosophie Inhalte der Theosophie wie die Wurzelrassentheorie, die als rassistisch und fragwürdig interpretiert werden können, auf und verband sie mit der völkischen Runenlehre. Guido von Lists Theorien, obschon teilweise von der Theosophie beeinflusst, unterscheiden sich in vielen Punkten deutlich von denjenigen der Theosophie. Die Guido-von-List-Gesellschaft wurde von der Theosophische Gesellschaft Wien jedoch unterstützt [1]. Guido von List's Lehren sind aber in vielen wesentlichen Grundsätzen verschieden von den theosophischen Lehren und sind eine Missdeutung oder ein Missbrauch der Theosophie.

Literatur

Kontroverse