Jan Kempdorp
Jan Kempdorp ist eine landwirtschaftliche Kleinstadt in Südafrika. Von 1940 bis 1945 war ihr Vorläufer eines von drei Konzentrationslagern, in dem vor allem Deutsche aus Südwestafrika interniert waren.
Geschichte
Als 1938 die ersten Siedler kamen, entstand die Farm Andalusia. Sie wurde 1953 nach dem burischen General und Minister Jan Kemp († 31. Dezember 1946) benannt. Zeitweise gehörte die Gemeinde sowohl zur Kapprovinz als auch zu Transvaal. 1964 wurde sie ganz der Kapprovinz zugeschlagen. Seit 1967 Stadt, brachte die Neuordnung der Provinzen Südafrikas 1994 die Teilung in Nordwest (Südafrika) und Nordkap (Provinz). Seit 2006 liegt sie ausschließlich in Nordkap.
Nach der Volkszählung von 2001 besteht die Bevölkerung zu 90 % aus Schwarzen und Farbigen und 9 % Weißen. Die Sprachen sind Setswana (60 %), Afrikaans (22 %), isiXhosa (12 %) und Sesotho (3 %).
Lager Andalusia
Gleich nachdem das südafrikanische Parlament sich am 4. September 1939 mit knapper Mehrheit gegen die Neutralität und für die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg auf der Seite des Vereinigten Königreichs entschieden hatte, begann man einen Teil der in Südafrika und Südwestafrika lebenden Deutschen zu internieren. Während die meisten Südafrika-Deutschen in das Lager Baviaaspoort bei Pretoria verbracht wurden, kamen die deutschen Südwester zunächst in das Lager Klein Danzig in der ehemaligen deutschen Funkstation in Windhoek.
Von dort wurden sie im Juni 1940 in das neuerrichtete Lager Andalusia überführt. Es bestand aus Wellblechbaracken, die Holz verschalt waren. Neben den Südwester Deutschen, von denen zuletzt 1600 Personen in Andalusia lebten, waren hier auch eine Gruppe von Ostafrika-Deutschen sowie Angehörige anderer Nationen interniert. Weil nach Baviaanspoort im Laufe der Zeit aber auch deutsche Seefahrer und auf deutschen Schiffen gefangengenommene Passagiere eingeliefert wurden, außerdem Deutsch-Ostafrikaner und Angehörige anderer Nationen hinzukamen, wurden ab Sommer 1940 Deutsche aus der Südafrikanischen Union zusätzlich in Andalusia interniert.
Lagerführer in Windhoek war der Rechtsanwalt Hans Hirsekorn, Mitglied der Südwester Exekutive. Kurz nach der Verbringung der Internierten nach Andalusia wurde er dort von Adolf Gutknecht abgelöst, der einen „Notgau der NSDAP“ gründete. Verboten war so etwas seit 1934 nur in Südwestafrika, nicht in der Südafrikanischen Union. Gutknecht machte sich mit seiner Forderung nach bedingungsloser Unterordnung unter die nationalsozialistische Parteidisziplin sowohl bei den eigenen Kameraden als auch beim Lagerkommandanten unbeliebt. Deshalb wurde er noch Jahres 1940 nach Baviaanspoort strafverlegt, wo er bis nach dem Kriege blieb. Neuer Lagerführer wurde Heinz Beckurts, seit 1938 Vorsitzender des Deutschen Schulvereins Windhoek und Schirmherr der Deutschen Pfadfinder in Südwest.
Koffiefontein
Im August 1945 – fünf Monate nach dem Ende des Weltkrieges – wurde Andalusia aufgelöst; viele Insassen waren damit jedoch nicht frei. Die deutschen Südwester, die sich während des Krieges zur Rückkehr in das Deutsches Reich 1933 bis 1945 gemeldet hatten, wurden nach Baviaanspoort überführt. Alle anderen kamen in das dritte große Lager, nach Koffiefontein im Oranje-Freistaat. Dort waren vor allem Afrikaaner interniert , die mit dem nationalsozialistischen Deutschland sympathisiert hatten. Als im März 1946 auch dieses Lager aufgelöst wurde, kamen nicht alle frei; viele wurden nach Baviaanspoort verlegt, wo durch Entlassungen Platz entstanden war und wo sie noch einmal Monate auf die endgültige Freilassung warten mussten.
Erinnerung
Von dem früheren Internierungslager Andalusia ist nichts erhalten. An die Lagerzeit erinnern nur noch die Gräber von 17 in der Internierung gestorbenen Insassen. 1965 wurde ein großes Teakholzkreuz errichtet, vor dem später eine Platte mit den Namen und Lebensdaten der dort bestatteten Deutschen angebracht wurde.[1]