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Koreanische Sprache

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Koreanisch

Gesprochen in

Nordkorea, Südkorea
Sprecher 78 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Nordkorea, Südkorea
Sprachcodes
ISO 639-1 ko
ISO 639-2 (B) kor (T) –

Die koreanische Sprache (Koreanisch) wird hauptsächlich in Korea (Nord- und Südkorea) von mehr als 78 Mio. Menschen gesprochen.

Die lokalen Namen sind Chosŏn'ŏ (Hangeul 조선어, Hanja 朝鮮語) oder Chosŏnmal (조선말) in Nordkorea und Han-guk-eo (한국어, 韓國語) oder Han-gukmal (한국말) in Südkorea. Die unterschiedlichen Namen kommen von den unterschiedlichen Eigenbezeichnungen Nord- beziehungsweise Südkoreas für ihr Land.

Koreanischsprachige Minderheiten in anderen Ländern

Auf dem Gebiet der Volksrepublik China gibt es eine koreanischsprachige Minderheit (Eigenbezeichnung „Joseonjok“; 조선족). In China hat Koreanisch offiziell den Status einer anerkannten Minderheitensprache. In den zentralasiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion lebt eine koreanischsprachige Minderheit mit der Eigenbezeichnung „Goryeoin“ oder „Goryeosaramdeul“ (고려인, 고려사람들). Weitere größere koreanischsprachige Minderheiten außerhalb Koreas gibt es in Japan und den USA. Die größte koreanische Minderheit in Europa mit rund 10.000 Personen lebt in Deutschland.

Schrift

Die koreanische Sprache wird seit dem 15. Jahrhundert mit Hilfe ihrer eigenen Schrift, dem Hangeul, geschrieben. Ein großer Teil der koreanischen Sprache besteht aus chinesischen Lehnwörtern, so dass auch die chinesischen Zeichen (in Korea Hanja genannt) benutzt werden, auch wenn ihr Gebrauch stark zurückgeht. Sie finden vor allem bei Namen und in wissenschaftlichen Texten Anwendung, um bei Homophonen die gemeinte Bedeutung zu klären. In Nordkorea wird ausschließlich Hangeul benutzt.

Verbreitete Romanisierungen, also Schreibung mit dem lateinischen Alphabet, sind die McCune-Reischauer-Romanisierung und die Revidierte Romanisierung. Letztere wurde erst im Jahr 2000 in Südkorea als offizielle Romanisierung eingeführt, die McCune-Reischauer-Romanisierung ist aber noch weit verbreitet. Eine Variante von McCune-Reischauer ist die offizielle Romanisierung in Nordkorea. Da sich nicht alle Laute der koreanischen Sprache gut auf das lateinische Alphabet abbilden lassen, gibt es für deutsche Leser ein paar Fallen. So werden beispielsweise in der Revidierten Romanisierung die koreanischen Laute ㅓ und ㅕ als eo bzw. yeo romanisiert, jedoch etwa wie das o in offen bzw. wie das jo in Joch, also ohne den Vokal e gesprochen. Noch tückischer ist die Romanisierung von ㅡ als eu, da es diesen Laut im Deutschen nicht gibt. Es handelt sich um einen geschlossenen, hinteren und ungerundeten Vokal, gesprochen etwa wie ein deutsches u ohne Lippenrundung. Er wird nicht wie das eu in Eule ausgesprochen.

Einordnung der Sprache

Die genetische Klassifizierung der koreanischen Sprache ist heikel. Ein großer Teil der Forschergemeinde geht von einer Einordnung des Koreanischen in die Gruppe der altaischen Sprachfamilien aus, aber auch die Meinung, dass es sich um eine isolierte Sprache handle, wird vertreten.

Historisch belastet ist die Annahme einer Verwandtschaft mit dem Japanischen, mit dem das Koreanische auffallende strukturelle Gemeinsamkeiten (wenn auch praktisch keine Übereinstimmungen im Wortschatz) besitzt. Teilweise wird diese mögliche Verwandtschaft aufgrund des schwierigen historischen Verhältnisses (nicht erst seit dem japanischen Imperialismus) zwischen den beiden Nationen nicht weiter verfolgt.

Die gewagte These des deutschen Koreanisten Andre Eckardt, wonach die koreanische Sprache gar der indogermanischen Sprachfamilie zuzuordnen sei, die er mit der auf den ersten Blick beeindruckenden Anzahl von bis zu 500 Vokabelübereinstimmungen zu belegen versuchte, gilt heute nach herrschender Lehrmeinung als vollständig unhaltbar.

Eine Verwandtschaft mit dem Chinesischen kann ebenso ausgeschlossen werden, da das Koreanische keinerlei strukturelle Gemeinsamkeiten mit den sino-tibetischen Sprachen besitzt. Bei den mit chinesischen Zeichen geschriebenen sino-koreanischen Wörtern handelt es sich um Lehnwörter, die aufgrund der engen kulturellen Beziehung zu China übernommen wurden, ohne dass zwischen den Sprachen der beiden Länder eine verwandtschaftliche Beziehung bestand. Für die Einordnung der koreanischen Sprache in die Gruppe der altaischen Sprachfamilien sprechen folgende Gemeinsamkeiten mit den Sprachen dieser Familie:

  1. Vokalharmonie
  2. Restriktion des Konsonantensystems am Wortanfang
  3. Agglutination
  4. fehlende Vokal- und Konsonantenalternation
  5. fehlende Relativpronomina und Konjunktionen
  6. Vorhandensein einer Konverbalform

Geschichte

Das Koreanische ist heute eine einheitliche Sprache, die sich außer in den Dialekten regional nicht unterscheidet. Im Altertum war diese Einheitlichkeit der koreanischen Sprache noch nicht gegeben. Es wird angenommen, dass sich die Sprachen, aus denen sich das heutige Koreanisch entwickelte, zu Beginn unserer Zeitrechnung in die Gruppe der Buyeo-Sprachen (夫艅) im Norden und der Han-Sprachen (韓) im Süden aufteilten. Chinesische Quellen aus dem 3. Jahrhundert bestätigen diese Einteilung.

Urformen: Sprachen der Buyeo-Stämme

Aus der Buyeo-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Reiches Goguryeo (1. Jahrhundert n. Chr. bis 668 n. Chr.). Einzig aus der Goguryeo-Sprache sind schriftliche Zeugnisse aus der Buyeo-Gruppe erhalten geblieben. Aus der Analyse des vorhandenen Wortschatzes lässt sich schließen, dass es sich bei der Goguryeo-Sprache um eine dem Tungusischen nahestehende Sprache mit deutlich altaischem Charakter handelt. Die Goguryeo-Sprache weist erstaunliche Parallelen zum Mittelkoreanischen einerseits und zum Altjapanischen andererseits auf. So entspricht Goguryeo *tan, *tuan dem altjapanischen tani (Tal) und Goguryeo *usaxam entspricht auf Altjapanisch usagi (Hase). Aufgrund dieser und anderer Übereinstimmungen (etwa in den Zählwörtern) wird teilweise von der Hypothese einer Verwandtschaft des Koreanischen mit dem Japanischen über das Bindeglied der Goguryeo-Sprache ausgegangen. Gleichzeitig kann die Goguryeo-Sprache als Beleg für die Einordnung des Koreanischen in die altaische Sprachfamilie gesehen werden.

Urformen: Sprachen der Han-Stämme

Aus den Sprachen der Han-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Baekje-Reiches (18 v. Chr. bis 660 n. Chr.). Die heute erhaltenen Fragmente der Baekje-Sprache zeigen, dass diese Sprache dem Mittelkoreanischen beziehungsweise der Sprache des folgenden Silla-Reiches sowohl im Wortschatz als auch morphologisch sehr nahe stand.

Vereinheitlichung durch Silla

Als das Königreich Silla im 7. Jahrhundert die anderen Reiche der koreanischen Halbinsel unterwarf und zur absoluten kulturellen Hegemonialmacht wurde, löschte es nicht nur die sonstigen Vorgängersprachen des Koreanischen aus, sondern einte auch erstmals die Stämme Koreas politisch. Dieser für die Entwicklung der koreanischen Sprache gar nicht hoch genug einzuschätzende Vorgang kann geschichtlich mit der Übernahme des Lateinischen, einer ursprünglich von Hirten aus der Umgebung der späteren Stadt Rom gesprochenen Sprache, auf dem gesamten Gebiet Italiens verglichen werden, nachdem Rom diese Gebiete eroberte. Im Grunde kann erst seit der Periode des vereinigten Silla-Reiches von einer gemeinsamen koreanischen Sprache gesprochen werden. Aus der Sprache des Silla-Reiches entwickelte sich das Mittelkoreanische.

Mittelkoreanisch

Die Entwicklung des Mittelkoreanischen begann etwa im frühen 10. Jahrhundert. Bis zur Einführung einer eigenen koreanischen Schrift im 15. Jahrhundert, dem Hangeul, sind sprachliche Zeugnisse allerdings nur fragmentarisch und in der damals üblichen chinesischen Schrift erhalten. Etwa gegen Ende des 16. Jahrhunderts (zur Zeit der Hideyoshi-Invasion) kann man allerdings phonologische und morphologische Veränderungen nachweisen, die etwa im 17. Jahrhundert (zur Zeit des Joseon-Reiches) abgeschlossen waren. Das nun entstandene Koreanisch weicht vom vorher üblichen Mittelkoreanisch teilweise erheblich ab und stellt im Grunde die heute in Korea gesprochene Sprache dar.

Heutiges Koreanisch

In der neusten Geschichte gab es – bedingt durch die mit dem Korea-Krieg entstandene Teilung des Landes – sprachpolitisch getrennte Entwicklungen in den beiden Teilen Koreas. In Südkorea orientiert sich die Standardsprache in Aussprache und Rechtschreibung am Dialekt der Hauptstadt Seoul, in Nordkorea wurde der um Pjöngjang gesprochene Dialekt zur Standardsprache. Die Unterschiede zwischen den koreanischen Dialekten sind allerdings marginal, so dass Koreanisch von allen Koreanern (mit Ausnahme des auf der Insel Jeju-do gesprochenen Dialekts) überall auf der koreanischen Halbinsel gleich gut verstanden wird. Die andauernde Teilung von Korea hat aber zu verschiedenen Entwicklungen in Nord- und Südkorea geführt. In Südkorea sind viele Lehnwörter aus der englischen (amerikanischen) Sprache übernommen worden, wie zum Beispiel 뉴스 (News). In Nordkorea hingegen wird bei Wortneubildungen oft versucht, „rein koreanische“ Begriffe zu finden. Überläufer von Nordkorea bekunden anfangs oft Mühe mit den vielen englischen Lehnwörtern, die ihnen fremd sind.

Grammatik

Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich beim Koreanischen um eine agglutinierende Sprache. Weitere Besonderheiten des Koreanischen sind die reich ausgeprägten Regeln zur Morphologie der Verben und das Honorativsystem. Sowohl Verb als auch Nomen können innerhalb des Satzes in ihrer Beziehung zum Aussagegehalt und zum Stellenwert durch morphologische Mittel bestimmt werden. Bei den Verben geschieht das im Wesentlichen durch Affixe (Suffix und Infix), bei den Nomen durch Postpositionen.

Verben

Die Verben gliedern sich im Koreanischen in zwei Hauptgruppen: Prozessive Verben, die Vorgänge oder Tätigkeiten beschreiben (먹다 meogda essen, 감사하다 gamsa hada Dank aussprechen) und die qualitativen Verben, die Eigenschaften oder Zustände bezeichnen und damit von der Funktion den Adjektiven im Deutschen oft nahe kommen (싸다 ssada preiswert sein, 까맣다 ggamada schwarz sein). Eine Sonderstellung nimmt das Verb "이다 ida" ein, das im Deutschen „sein“ entspricht und damit als Kopula fungiert.

Das koreanische Verb besteht in seiner Infinitivform aus einem Stamm und dem Affix "다" -da. Aus dem Stamm wird die Konverbalform (auch erweiterter Stamm) gebildet, die Basis für weitere Verbformen, die sich an sie anschließen können, etwa die Vergangenheitsform.

Beispiel für das Verb 먹다 meogda (essen):

meog Verbstamm
먹다 meogda Infinitivform aus Stamm + 다 -da
먹어 meogeo Konverbalform aus Stamm + 어 eo
먹었다 meogeossda Vergangenheitsform aus Konverbalform + Vergangenheitsform ㅆ ss + Infinitivendung 다 -da: "gegessen haben"

Honorativsystem

Das koreanische System der Höflichkeitsstufen (Honorativ) ist ausgesprochen komplex. Das koreanische Verb stellt durch verschiedene Formen den sozialen Kontext der Kommunikation dar. Dabei nehmen die Höflichkeitsformen bewertende Stellung bezüglich des Verhältnisses des Sprechers zum Gesprächspartner (z. B. Honorativ I und II) oder zum Subjekt des Satzes (z. B. Honorativinfix -si-). Anders als beim deutschen „Sie“ ist es bei der Wahl der Höflichkeitsform im Prinzip nicht von Bedeutung, wie nah oder fremd man dem Angesprochenen gegenüber ist. So hat(te) z. B. auch der ältere Bruder Anspruch auf eine höfliche Ansprache. Im Unterschied zum Deutschen ist es durchaus üblich, dass beide Gesprächspartner unterschiedliche Höflichkeitsstufen benutzen. Parallel mit den Umwälzungen in der Sozialstruktur kommt es auch bei den sprachlichen Höflichkeitsformen zu Nivellierungen und Umbewertungen.

Eine Einteilung der Sprechstufen ist in der Literatur nicht einheitlich geregelt. Die verschiedenen Höflichkeitsformen können zum Teil auch zusammen verwendet werden. Am häufigsten begegnet man im Alltag aber zwei wichtigen Sprechstufen, die als Honorativ I und Honorativ II bezeichnet werden und beide von der Höflichkeit in etwa dem deutschen „Sie“ entsprechen. Sie sollen beispielhaft für das koreanische Honorativsystem vorgestellt werden.

Honorativ I

Diese Form wird durch die Konverbalform des Verbes und das Suffix 요 -yo gebildet. Ursprünglich allein im Seouler Dialekt benutzt, wurde diese Honorativform lange Zeit hauptsächlich von Frauen benutzt, ist aber jetzt überall in Korea bei beiden Geschlechtern verbreitet. Benutzt wird sie meistens (aber nicht ausschließlich) gegenüber Fremden gleicher oder niedrigerer sozialer Rangstufe, aber auch unter befreundeten Erwachsenen.

Honorativ II

Diese Form wird durch den Verbstamm und das Suffix ㅂ니다 / 습니다 -bnida / -seubnida (beziehungsweise ㅂ니까 / 습니까 -bnikka / -seubnikka in Fragesätzen) gebildet. Sie wird meistens (aber nicht ausschließlich) benutzt gegenüber Älteren, Menschen mit deutlich höherem sozialen Rang oder bei formellen Anlässen, besonders wenn mehrere Personen angesprochen werden. Auch Nachrichtensprecher im Fernsehen benutzen diese Sprechstufe.

Honorativinfix -si-

Die meisten Verben können zusätzlich zur benutzten Honorativform noch mit dem Honorativinfix 시 -si- versehen werden. Zum Einsatz kann dieses Infix zum Beispiel kommen, wenn sich die Gesprächspartner auf einer niedrigeren Sprechstufe unterhalten, aber über eine nicht anwesende Person höherer sozialer Rangordnung reden. Ebenso kann so in Zusammenhang mit Honorativ I oder II eine besonders höfliche direkte Anrede gebildet werden.

Anrede in der Konverbalform

Auch die Anrede in der Konverbalform ist grundsätzlich möglich, die von der Höflichkeit etwa einer Stufe unterhalb dem „Du“ im Deutschen entspricht. Gegenüber kleinen Kindern oder sehr engen Freunden und einigen Familienangehörigen ist sie die Norm, gegenüber den meisten Erwachsenen wird sie so gut wie nie eingesetzt, es sei denn, der Sprecher möchte gerne einen Streit anfangen.

Grußformel

Als Beispiel soll die in Korea übliche Begrüßung in verschiedenen Honorativformen vorgestellt werden:

안녕 annyeong Nur akzeptabel gegenüber kleinen Kindern und sehr engen Freunden
안녕 하세요 annyeong haseyo Honorativ I + Honorativinfix: übliche Begrüßung normaler Höflichkeit. „Mögen Sie Frieden haben!“
안녕 하십니까? annyeong hasimnikka? Honorativ II + Honorativinfix: höflichere Begrüßung. „Haben Sie Frieden(, verehrter Herr/verehrte Dame)?“

Nomen

Nomen besitzen im Koreanischen grundsätzlich weder Genus noch Numerus oder Kasus. Allerdings kann bei Bedarf eine entsprechende Markierung als Postposition angehängt werden. Eine Liste der möglichen Postpositionen zeigt die folgende Tabelle. (Erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

nach Konsonant nach Vokal Verwendung
-i -ga Nominativ
-eun -neun Nominativ (Satzthema)
께서 -kkeseo 께서 -kkeseo Nominativ (Honorativ)
-ui -ui Genitiv
에게 -ege 에게 -ege Dativ (nur bei Personen)
한테 -hante 한테 -hante Dativ (auch für Tiere)
-kke -kke Dativ (Honorativ)
-eul -reul Akkusativ
-e -e Richtungsangabe (in Verbindung mit Verben der Bewegung)
-e -e Ortsangabe (bei Stillstand)
-e -e Zeitpunkt
에서 -eseo 에서 -eseo Ortsangabe (bei Aktivität und bei Eigenschaftsverben)
에서 -eseo 에서 -eseo von (Herkunftsangabe in Verbindung mit Verben der Bewegung)
부터 -buteo 부터 -buteo von (bei Zeitangaben)
까지 -kkaji 까지 -kkaji bis (bei Orts- und Zeitangaben)
-gwa -wa Aufzählung
-gwa -wa mit jemandem zusammen (oft zusammen mit 함께)
으로 -euro -ro Richtung
으로 -euro -ro Mittel
-deul -deul Plural
-do -do auch

Der Genus wird bei Bedarf durch eine Vorsilbe bezeichnet:

남- nam- maskulin
여- yeo- feminin
수- su- maskulin (bei Tieren)
암- am- feminin (bei Tieren)

Nomen können auch weggelassen werden, solange Thema und Rhema der Aussage aus dem Kontext erschlossen werden können. Ein typischer koreanischer Satz kann so vollkommen ohne Nomen auskommen.

Charakteristika

In typischen koreanischen Sätzen wird das Subjekt weggelassen, wenn es aus dem Kontext hervorgeht. Auch die Quantität und das Geschlecht des Objekts wird oft nicht genauer definiert, auch wenn dies bei Bedarf natürlich problemlos definierbar ist. Auf die Frage Was hast du gestern gemacht? könnte man beispielsweise mit 친구랑 놀러갔어요 antworten, was folgende Bedeutungen haben kann:

  • (Ich) bin mit einem Freund ausgegangen.
  • (Ich) bin mit einer Freundin ausgegangen.
  • (Ich) bin mit Freunden ausgegangen.
  • (Ich) bin mit Freundinnen ausgangen.
  • (Ich) bin mit Freunden und Freundinnen ausgegangen.

Das Subjekt Ich kommt in dem koreanischen Satz nicht vor, mit dem gleichen Satz könnte man auf die Frage Was hat dein Bruder gemacht? antworten.

Es wird oft vermieden, die eigene Person zum Subjekt eines Satzes zu machen. Anstatt zu sagen Ich habe Kopfschmerzen. sagt man eher Der Kopf tut weh., statt Ich habe Durst. sagt man Die Kehle ist trocken. oder statt Ich habe keine Zeit. sagt man Zeit ist nicht vorhanden.. Auch vermeidet man es, in der zweiten Person zu formulieren. Stattdessen wird der Name des Gegenübers, oder besser noch der Titel oder die Verwandschaftsbezeichnung verwendet und in der dritten Person formuliert. Es existieren mehr Verwandschaftsbezeichnungen und Titel als im Deutschen, so gibt es allein drei Wörter für Bruder, abhängig davon, ob es ein älterer Brüder einer männlichen oder weiblichen Bezugsperson ist oder ein jüngerer Bruder.

Wortschatz

Beispiele für Homophone in der koreanischen Sprache. Das erste ist in Hangeul, die übrigen in Hanja geschrieben.

Neben „rein koreanischen“ Wörtern besteht ein großer Teil des koreanischen Wortschatzes (40 % bis 60 %) aus Lehnwörtern, die im Laufe der Geschichte aus dem Chinesischen übernommen wurden. Gründe für den außerordentlich hohen Anteil dieser sino-koreanischen Wörter sind der enge Kontakt, den Korea im Laufe seiner gesamten Geschichte zum „großen Bruder“ China pflegte, sowie die in Korea zur Staatsreligion erhobene Philosophie beziehungsweise Religion des Konfuzianismus.

In jüngerer Zeit wurden besonders in Südkorea Lehnwörter aus dem Englischen übernommen und der koreanischen Phonologie angepasst (beispielsweise 컴퓨터 Kompyuteo für Computer).

Fast völlig verschwunden sind dagegen Lehnwörter aus dem Japanischen. Statt wie noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts (zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft) 벤토 bento, heißt das in Frischhaltedosen mitgebrachte Essen in Korea heutzutage rein koreanisch 도시락 dosirak. Der Grund für die Ausmerzung japanischer Lehnwörter liegt in den schmerzhaften Erinnerungen an die Zeit der japanischen Besatzung, die sie hervorrufen.

Selten, aber vorhanden, sind auch Lehnwörter aus dem Deutschen. Mit 호프 hopeu (Anpassung des Wortes „Hof“ an die koreanische Phonologie) wird in Korea eine Kneipe bezeichnet, in der Getränke im westlichen Stil, insbesondere Bier, ausgeschenkt werden, 아르바이트 areubaiteu (von „Arbeit“) bedeutet (wie auch japanisch arubaito) Aushilfs- oder Studentenjob, und mit 닥스훈트 dakseuhunteu (von „Dachshund“) ist der Dackel gemeint.

Literatur

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