Bahnhof Eschwege
Eschwege | |
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![]() Stadtbahnhof Eschwege
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Daten | |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | FEG |
Eröffnung | 31. Oktober 1875 12. Dezember 2009 (Stadtbahnhof) |
Lage | |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 11′ 30″ N, 10° 2′ 27″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Hessen |
Der Bahnhof Eschwege, heute auch bekannt unter der Bezeichnung Stadtbahnhof, wurde westlich des Zentrums der gleichnamigen Stadt 1875 erstmals eröffnet und – nachdem dessen Betrieb zwischenzeitlich eingestellt worden war – erneut 2009.
Geschichte
Ausbau
Der Bahnhof Eschwege und die ihn anbindende Strecke wurde am 31. Oktober 1875 zusammen mit dem Abschnitt Bebra – Eschwege West (damals: Niederhone) der Bahnstrecke Göttingen–Bebra als Stichbahn eröffnet. Damals war der Bau der Bahnstrecke Leinefelde–Treysa, ein Teilstück der Kanonenbahn, bereits geplant. Deren Abschnitt zwischen dem Bahnhof Eschwege und Leinefelde wurde am 15. Mai 1880 eröffnet.[1] Der Bahnhof Eschwege wurde damit vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof.
In der Folge erlangte der Bahnhof Eschwege weitere Bedeutung durch den Anschluss zweier Nebenbahnen an die Kanonenbahn: Am 1. Mai 1902 wurde die Bahnstrecke Schwebda–Wartha eröffnet. Sie zweigte zwar erst in Schwebda, einem Bahnhof ca. 5 km östlich von Eschwege, von der Kanonenbahn ab, die Züge fuhren aber stets von und nach Eschwege durch. Gleiches galt für die 1914 eröffnete Bahnstrecke Heiligenstadt–Schwebda.
Der Personenverkehr war überwiegend in Richtung Kassel orientiert, wohin seit 1875 eine in Waldkappel von der Kanonenbahn abzweigende Strecke führte. Vor allem aber diente der Bahnhof Eschwege als Ausgangspunkt für Pendelzüge zum Bahnhof Eschwege West, wo Anschluss zum Fernverkehr auf der Nord-Süd-Strecke bestand.
Rückbau
Die Deutsche Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg unterbrach die Kanonenbahn und die Strecke nach Heiligenstadt hinter Schwebda. Östlich von Schwebda blieb einzig die Bahnstrecke Schwebda–Wartha – und diese auch nur bis zur Innerdeutschen Grenze bei Heldra – in Betrieb und diente hauptsächlich dem lokalen Güterverkehr. Der Personenverkehr blieb minimal. 1970/71 verkehrte nur ein einziges Zugpaar montags bis freitags nach Wanfried und ein weiteres nach Schwebda. Am 30. Mai 1981 wurde der Personenverkehr östlich des Bahnhofs Eschwege,[2] zum 1. Juni 1985 auch der Personenverkehr zwischen Eschwege West und dem Bahnhof Eschwege, eingestellt.[2] 1995 wurde die Strecke östlich von Eschwege dann stillgelegt,[3] wodurch der Bahnhof Eschwege wieder zum Kopfbahnhof wurde. Das vorläufige „Aus“ für den Bahnhof Eschwege kam, als zum 15. Dezember 2002 auch der Güterverkehr dorthin eingestellt wurde.
Wiederaufbau
Einige Jahre später kaufte die Hessische Landesbahn die Eisenbahninfrastruktur von Eschwege West bis einschließlich dem Bahnhof Eschwege von der Deutschen Bahn AG, baute die Strecke wieder auf und elektrifizierte sie. Der Bahnhof Eschwege wurde auf dem nördlichen Teil des ehemaligen Bahnhofsgeländes als Kopfbahnhof neu gebaut. Neu errichtet wurde auch eine Verbindungskurve in Richtung Norden, die Fahrten nach Göttingen ohne Fahrtrichtungswechsel erlaubt. Ein neuer Haltepunkt, Eschwege-Niederhone, entstand.[4] Der Betrieb wurde am 12. Dezember 2009 aufgenommen.
Empfangsgebäude

Der Bahnhof Eschwege erhielt 1875 ein symmetrisches, klassizistisches, zweistöckiges, sehr repräsentatives Empfangsgebäude mit neoromanischem Dekor. Das Gebäude besteht aus einem hohen, siebenachsigen Mittelteil mit Fensterarkaden und Rundbogenfenstern, das von zwei Risaliten mit Dreieckgiebeln gerahmt wird, an die sich außen jeweils dreiachsige, etwas niedrigere Seitenflügel anschließen. Die Portale sind aufwändig in Sandstein gerahmt. Die oberen Stockwerke der Seitenflügel wurden später ergänzt, was an der abweichenden Fensterform zu erkennen ist. Das Empfangsgebäude ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.[5]
Mit Aufgabe des Bahnhofs verlor auch das schon in den letzten Jahren des Betriebes völlig überdimensionierte Empfangsgebäude seine Funktion. Es folgte eine Zeit des Leerstandes. Schließlich kaufte der Verein für Waldorfpädagogik[6] das Gebäude und ließ es ab 2009 denkmalgerecht renovieren und zu einem Schulgebäude umbauen.[7] Dabei wurden störende Anbauten aus den 1970er Jahren entfernt und das Gebäude so ergänzt, dass die ursprüngliche Symmetrie wieder zur Wirkung kommt. Heute beherbergt das Gebäude die Schule und den Kindergarten des Waldorfvereins. Die Stahlnietenkonstruktion des anschließenden Bahnsteigdaches konnte erhalten werden. Ein „Bahnhofsschild“ mit der Aufschrift Waldorf Eschwege wurde montiert.
Stadtbahnhof Eschwege
Der neue Bahnhof Eschwege, mitunter auch Eschwege Stadtbahnhof genannt, wurde am 12. Dezember 2009 eröffnet. Die Station erhielt ein neues Empfangsgebäude, ein zweigeschossiges Parkhaus sowie einen großen, neuen zentralen Omnibusbahnhof. Im Empfangsgebäude befinden sich ein Bäckerladen mit Fahrkartenverkauf, eine Touristeninformation, ein Zeitungsladen und Toiletten. Der Bahnhof besitzt zwei Gleise an Außenbahnsteigen. Er liegt im Gebiet des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV). Im Personenverkehr wird er von allen Nahverkehrszügen der Cantus Verkehrsgesellschaft zwischen Göttingen und Bebra bedient, die teilweise nach Fulda durchgebunden werden.
Literatur
- Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Theiss Verlag. Stuttgart, 2005. Bd. 2.1. ISBN 3-8062-1917-6
- Markus Pfetzing, Jan Asshauer: Renaissance einer Strecke. Wieder per Bahn nach Eschwege. In: eisenbahn magazin. Nr. 4/2010. Alba Publikation, April 2010, ISSN 0342-1902, S. 29–30.
- Karin Berkemann: Ein Bahnhof macht Schule. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 1/2012, S. 10f.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Daten nach Schomann, S. 533.
- ↑ a b Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene. Stillgelegte Bahnstrecken im Personenverkehr in Deutschland 1980–1990. Stuttgart 1997. ISBN 3-613-71073-0, S. 144.
- ↑ Eisenbahn-Bundesamt Liste der seit 1994 stillgelegten bundeseigenen Strecken im Land Hessen
- ↑ mme: Wieder nach Eschwege. In: Eisenbahn-Revue International 5/2010, S. 213.
- ↑ Schomann, S. 535.
- ↑ Verein für Waldorfpädagogik Eschwege e. V
- ↑ Zur Renovierung vgl.: Berkemann.