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Markus Wild

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Markus Wild (* 6. April 1971) ist ein Schweizer Philosoph mit den Schwerpunkten Geschichte der Philosophie, Philosophie des Geistes, philosophische Anthropologie und insbesondere „Tierphilosophie“. Gegenwärtig lehrt er an der Universität Fribourg. Ausgebildet wurde er ab 1993 zunächst in Philosophie und Germanistik an der Universität Basel, wo er ab 2000 auch Assistent war und 2004 über die anthropologische Differenz in der Geistesphilosophie der frühen Neuzeit promovierte. Ab 2003 lehrte er bis 2012 an der Humboldt-Universität zu Berlin zur Theoretischen Philosophie, wo er 2011 auch seine Antrittsvorlesung über John McDowell hielt. Seit 2012 lehrt und forscht er als SNF-Professor in Fribourg. Zu dieser SNF-Forschungsgruppe gehören Dr. Rebekka Hufendiek und Pietro Snider (M.A.).

Seine aktuellen Arbeiten betreffen die Biosemantik von Ruth Millikan, pragmatistische Begriffstheorien (Sellars, Brandom) und die Philosophie der Verkörperung (embodied cognition). Er arbeitet an methodologischen Fragen (z.B. über die Rolle der Intuition in der Philosophie). Für die Lehre bereitet er z.Z. eine Einführung zu Martin Heidegger vor.

Markus Wild ist seit 2012 Mitglied der EKAH (Eidgenössische Kommission für die Gentechnik im ausserhumanen Bereich). Er hat zuhanden der Kommission ein Gutachten über Kognition und das Bewusstsein bei Fischen verfasst.

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt die Frage nach dem Geist bei nichtmenschlichen Tieren. Er prägte im deutschsprachigen Raum den Begriff der Tierphilosophie, zu der er drei Grundfragen vorschlägt:[1]

  1. Denken nichtmenschliche Tiere?
  2. Gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren?
  3. Wie ist das moralische Verhältnis von Menschen zu anderen Tieren zu gestalten?[2]

Zu diesen Grundfragen formuliert er schließlich ein „Programm der Tierphilosophie“:[3]

  1. Die Tierphilosophie betrachtet den Menschen, so weit es geht, als Tier.
  2. Die Tierphilosophie behauptet, dass Tiere einen Geist haben.
  3. Die Tierphilosophie behauptet: schon als Tier hat der Mensch Geist.
  4. Die Tierphilosophie verfährt naturalistisch.
  5. Die Tierphilosophie verfährt assimilationistisch (d.h. sie betont Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und anderen Tieren).
  6. Die Tierphilosophie verzichtet nicht auf die anthropologische Differenz.

Schriften

  • Dominik Perler, Markus Wild (Hrsg.): Der Geist der Tiere: Philosophische Texte zu einer aktuellen Diskussion. 4. Auflage. Suhrkamp Verlag, 2005, ISBN 3-518-29341-9.
  • Markus Wild: Die anthropologische Differenz: der Geist der Tiere in der frühen Neuzeit bei Montaigne, Descartes und Hume. Walter de Gruyter, 2006, ISBN 978-3-11-018945-2 (academia.edu).
  • Markus Wild: Biosemantik. Repräsentation, Intentionalität, Norm 2010 (Habilitationsschrift). (academia.edu [abgerufen am 17. Februar 2013]).
  • Markus Wild: Tierphilosophie zur Einführung. 2., ergänzte Auflage. Junius Verlag, 2010, ISBN 3-88506-651-3 (academia.edu).
  • Jörg Fingerhut, Rebekka Hufendiek, Markus Wild (Hrsg.): Philosophie der Verkörperung. Grundlagentexte zu einer aktuellen Debatte. Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-29660-8.

Einzelnachweise

  1. (Wild 2010) S.10
  2. Wilds Verhältnis zur Tierethik ist sicher ambivalent. Einerseits versteht sich Wild als analytischer Philosoph und ist „kein Ethiker“. Andererseits muss ihmnach „Der Gedanke, dass Philosophie die Idee beinhaltet, sein Leben, Tun und Lassen durch theoretisch gewonnene Einsichten bestimmen zu lassen“ dazu führen, dass „[e]benso wie der praktische Philosoph, […] der theoretische Philosoph als Philosoph moralisch sein [muss]“ und dass „[s]eine karnivore Lebensführung nicht richtig sein konnte.“ Siehe Ich bin kein Ethiker! Philosophie als Lebensführung 2011. Abgerufen am 17. Februar 2013.
  3. (Wild 2010) S. 19 ff.