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Wetterderivat

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"Aprilwetter" - Wetterderivate sind ein Instrument, um das Wetterrisiko, dem sich ein Unternehmen ausgesetzt sieht, an jemand anderen zu transferieren

Als Wetterderivat bezeichnet man dabei ein derivatives Finanzinstrument, bei dem meteorologische Daten wie z.B. die Temperatur oder Niederschlagsmengen als Basisprodukt verwendet werden. Wetterderivate werden in der Regel zwischen einer Bank und einem Unternehmen abgeschlossen, wobei das Unternehmen sein Wetterrisiko auf den anderen transferiert. Wetterderivate sind daher ein Instrument im Risikomanagement eines Unternehmens.

Beispiel für einen Risikotransfer durch ein Wetterderivat

Mit folgendem - konstruierten - Beispiel kann die Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Wetterderivaten einfach erläutert werden:

Ein Landwirt, der in Mitteleuropa Pfirsiche anbaut, ist darauf angewiesen, dass während der Blütezeit der frostempfindlichen Bäume die Temperatur niemals unter eine bestimmte Temperatur fällt. Je länger die Temperatur unterhalb von fünf Grad Celsius liegt, desto geringer ist seine Erntemenge. Sein betriebswirtschaftliches Risiko kann dieser Landwirt an eine Bank transferieren, indem er ein entsprechendes Wetterderivat mit seiner Hausbank abschließt. Der Vertrag könnte so ausgestaltet sein, dass der Landwirt für jeden Tag der Monate April und Mai - also den Monaten, in denen die frostempfindlichen Pfirsichbäume blühen - , an dem die von der nächstgelegenen Wetterstation gemessene Temperatur unter 5° Celsius sinkt, einen Ausgleichsbetrag von 1.000 Euro erhält. Ob er für diesen Vertrag eine Optionsprämie zahlt, oder ob er eine Zahlungsverpflichtung gegenüber der Bank hat, wenn die Temperatur über fünf Grad Celsius liegt, ist abhängig davon, welches spezifisches Sicherungsinstrument gewählt wird.

Die Absicherungsinstrumente

Die Besonderheit von Wetterderivaten im Vergleich zu anderen derivativen Finanzprodukten

Die Instrumente, die bei Wetterderivaten zum Einsatz kommen, entsprechen in ihrer Konstruktion im wesentlichen den üblichen derivativen Sicherungsgeschäften, die im Finanzmanagement verwendet werden. Wetterderivate weisen jedoch eine Besonderheit auf: Ihr Basisobjekt - in der Fachsprache als Underlying bezeichnet -, nämlich Tagestemperaturen, Schneehöhe, Niederschlagsmengen oder ähnliches, sind nicht handelbar. Das hat in der Unternehmenspraxis und im finanzmathematischen Umgang mit diesem Instrument einige Konsequenzen. Die Volatilität der Wetterderivate leitet sich allein aus den historischen Wetterderivaten ab. Es gibt keine Marktpreisvolatilität im klassischen Sinne, wie es etwa für Absicherungsinstrumente für Aktien oder Währungen der Fall ist. Anders als bei Aktien oder bei Rohwaren wie etwa Silber ist das Basisobjekt auch nicht durch einzelne Marktteilnehmer beeinflussbar, in dem beispielsweise zu bestimmten Zeitpunkten große Mengen von diesen verkauft werden oder Marktteilnehmer auf Preisanstiege spekulieren. Das Basisobjekt von Wetterderivaten kann als frei von Marktmanipulationen betrachtet werden.

Anders als bei anderen derivativen Sicherungsinstrumenten ist allerdings beim Wetterderivat eine physische Lieferung bei Fälligkeit ausgeschlossen. Würde der Landwirt, der Pfirsiche anbaut, seine voraussichtliche herbstliche Erntemenge bereits im Frühjahr auf Termin verkaufen, könnte er seinem Kontrahenten die vereinbarte Menge am Fälligkeitstermin seines Festpreisgeschäft tatsächlich auch liefern.